Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[499]

Johannes Stumpf an
Bullinger
Bubikon,
28. Dezember 1534

Autograph: Zürich StA, E II 340, 65 (Siegelspur) Ungedruckt

Wünscht ein fruchtbares neues Jahr. Frau und Kind von Konrad Lüthard sind mit Thomas Bucher bevogtet worden. Bittet Bullinger zu bewirken, daß der Familie rasch ein Verhandlungstermin gewährt wird. Hat Gebhart K[rüttli]aufgefordert, die Partei der Familie zu vertreten. Befürwortet eine baldige Zusammenkunft, um die Angelegenheit [das Kloster Rüti betreffend?] zu besprechen. Bittet um Neuigkeiten.

Das nüw geboren kindli Christus Jesus verlych uns ein fridsam, fruchtbar und seligs jar, in welchem wir from, gerecht und gleubig erfunden werdind etc.

Lieber her und bruder. Uff jüngste abred 1 by m[ynen}h[eren]gehept, her Conrad Lutharten 2 betreffende, ist syn wyb und kind bevogtet 3 mit zeugern 4 diß brieffs, den ir wol heimlich umm alle gelegenheit 5 des klosters Rütti und ouch her Conrads halb befragen mögend. Er ist ein gut from man, Thomas Bucher 6 genampt, und myner g[nedigen] h[eren] v[on] Z[ürich] weybel in den kleynen gerichten dem huß Rum zugehörig etc.

Demnach so das folckli 7 uß armut und mangel nit wol lang uffzehalten noch in grosßen kosten zu tryben, ist an uch myn gantz früntlich bitt, (uwers vermögens und sover uch zimbt) inen ze radten 8 , das inen fürderlich tag werde 9 . Gebharten K. 10 hab ich bestelt 11 , dem fölckli zu reden 12 , ouch hiemit ein instruction myns vermögens, doch uff syn verbesßerung 13 , zugeschickt, darin ir ouch radten und helffen mögend.

Der tagsatzung 14 halb, darvon ir inn mym abscheid veranlasßet, mir zu schryben 15 , were myn radt umb meres ansehens willen, das ir nit nur mich,

I Übereinkunft (SI VI 531).
2 Siehe oben S. 451,3f mit Anm. 3.
3 bevormundet.
4 dem Überbringer.
5 Angelegenheiten.
6 Nicht näher bekannt.
7 Gemeint ist die Familie (SI I 802) von Konrad Lüthard.
8 helfen, beistehen (SI 1595).
9 ein Rechtsverfahren zuteil wird (SI XII 797f). - Der Grund für die Bevogtung und das Rechtsverfahren ist nicht bekannt, dürfte aber wohl im Zusammenhang mit der Entlassung Lüthards als Pfarrer in Rüti stehen
10 Gebhart Krüttli, von Zürich, ist seit 1529 häufig als Rechtsvertreter (er wird auch «der Redner» genannt) und als Schirmvogt nachzuweisen (Zürich StA, Schirmvogtbücher, B VI 333, Reg.). Seit Ende 1537 ist er Mitglied des Großen Rates.
11 aufgetragen (SI XI 186).
12 (vor dem Gericht) für die Familie zu sprechen (SI VI 544f).
13 die er nach Bedarf verbessern mag.
14 Vielleicht ist eine Beratschlagung über die Verhältnisse im Kloster Rüti gemeint.
15 Nicht erhalten


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sonder alle die, so zu meyen des verschinen 1534. jars by uch gewesen sind 16 , hiemit wider zu beschryben 17 zinstags post festum innocentum 18; werdend wir unß gemeinlich 19 in colloquio aller dingen 20 halb bereden, woby wir blyben 21 , ouch wie hoch wir unß gegen unsern g[nedigen] herrn embieten wöllind 22 des innemmens der kuntschafft halb 23 etc.

Lasßend uns ettwas nüws wüsßen, und sind gott befolhen, der uch syner kilchen und unß allen zu trost gnediglich nach synem willen langwirig 24 enthalten 25 wolle.

Datum Bubicken, in yl, mendags, den 28. decembris anno etc. 1534.

Uwer bruder

H. Stumpff.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Heinrico Bullingero, Tigurine urbis episcopo, patri suo in Christo dilectissimo.