Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[658]

Die Pfarrer der Herrschaft Reichenweier an
die Pfarrer und Lehrer von Zürich
Reichenweier,
4. Oktober 1535

Ausfertigung von Johannes Frosch: Zürich StA, E II 337, 112 (Siegelspur) Ungedruckt

Da ihnen Leo Jud für den Kirchendienst [in Reichenweier]verweigert wurde, ersucht nun ihr Fürst, Graf Georg von Württemberg, den Zürcher Rat um Freigabe von Erasmus Schmid für vier oder fünf Jahre; sie schicken Nikolaus König -mit Briefen des Grafen an den Rat, an Leo Jud und an Erasmus Schmid versehen - zum drittenmal nach Zürich und bitten die Pfarrer, sie in ihrem Anliegen zu unterstützen.

Gnad und frid von gott, dem vatter, durch sinen Christum Jesum, unsern herren, zuvoran.

Ersamen, wolgelertten, sonders lieben herren und brüder, ewer schriben belangend unßern geliepten bruder Leo Jude haben wir inhalts vernommen 1 , und wiewoll dasselbig mit im 2 gebracht, das gemeldter 3 Leo uns ze senden ist

26 Gebiet.
27 Unterschlupf, Unterstützung.
28 vorgibt.
29 einsamen (SI I 279).
30 drohen.
31 Wortspiel auf Haller.
1 Das Schreiben - die zweite Absage an Reichenweier wegen Leo Jud - ist nicht erhalten. Zur Sache vgl. oben Nr. 650, besonders Anm. 1.
2 sich.
3 erwähnter (SI IV 211).


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aberkhent, so haben wir uns doch nicht irren lassen, weder miede 4 noch arbeit noch kosten verschonet 5 und den hochgebornen fürsten, unsern g[nedige]n herren, grave Georgen von Württenberg etc., abermals underthänigklichen erbetten, das sine f[ürstliche]g[nade]n hiemit einem ersamen rath zu Zürch ze schriben, mit begere, das uns Meister Erasmus Fabritius 6 doch vier oder funff jar lang ze predigen erkhennt werde 7 . Demnach schicken wir nun zum dritten mall zu uch unsern geliepten bruder Nicolaum Kunig 8 , mit hochgedachts unsers g[nedige]n herren etc. briefen an einen ersamen rath, Leonem und Erasmum 9 zu lüfferen 10 und euch wie vormals zu ermanen, diewil uns Leo aberkennt, das ir zu lob und pryß des götlichen namens by einem ersamen rath, ouch by uch und ewern brüdern die sachen der gestalt vördern thügend, uff das uns jetzo unser geliepter bruder Erasmus Fabritius doch vier oder fünff jar lange ze predigen erkhant werde; daran ir ungezwyfflet die eer gottes fürdern und sin lob und pryß meeren werden, welches wir alle zyt brüderlich und getrüwlich a umb uch erbüttig 11 sind zu verdienen.

Datum Richenwiler, mentag, den vierden tag octobris anno etc. 35.

Pfarrherren und predicanten

zu Richenwiler und andern

flecken der herschafft Würtemberg 12 .

[Adresse auf der Rückseite:] Den ersamen, wolgelertten und getrüwen predicanten und leßern, dienern der kirchen zu Zürich, unsern lieben herren und brüdern.

a vor getrüwlich gestrichenes pryß.
4 Mühe.
5 gescheut (SI VIII 863).
6 Erasmus Schmid.
7 Georg, Graf von Württemberg-Mömpelgard, an Bürgermeister und Rat von Zürich, 30. Sept. 1535 (Zürich StA, A 195.1, Nr. 223). Auf der Außenseite notierte der Schreiber den Ratsbeschluß vom 9. Okt. 1535, wonach Erasmus
Schmid auf ein halbes Jahr, bis zum 24. Juni 1536, an Reichenweier ausgeliehen werden sollte (vgl. dazu auch Zürich StA, B IV 6, 183r.-v.).
8 Nikolaus König.
9 Die Briefe an Leo Jud und Erasmus Schmid sind nicht erhalten.
10 zu bringen.
11 erbötig.
12 Zum Absenderkreis vgl. oben Nr. 650, Anm. 17.