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Autograph: Zürich StA, E II 343, 86 (Siegelspur) Ungedruckt
Bittet um Entschuldigung für das Ausbleiben einer Antwort der Solothurner "Banditen"auf den durch Bullinger vermittelten Vorschlag Zürichs; wie es scheint, haben sie sich außer Landes begeben.
Gratia per Christum.
In sunders geliepter herr und bruder, ich hab lenger dann billich verzogen, üch ze schriben umb der panditen willen 1 . Das weiß ich: Als mir üwer gschrifft 2 zu kam, hab ich sy her Crispin Vischer anzeigt -dann er einen vetter under den panditen hett 3 —, welches inn von herczen erfröwt, vermeint och, sy wurdints mitt grossem danck uffnämen und ein versuch thun. Also hab ich üwer meinung inen so gwisß ze wissen thon, als gwisß ir disen brieff läsend, aber sidhar 4 von keinem menschen nimmer meer gehört noch vernommen, wo sy doch syind. sich enthaltind 5 oder wesß fürnämens sy syind 6 . Ich hör ouch nitt, daß sich ire herren meer ab inen klagnind, ist iren aller dingen gschwigen by unß. Nun weiß ich wol, das sy üwer guten herren trüw und früntlich erbieten nitt verachtend, wellind ouch sy dessi entschuldiget han gegen inen, welche dann die syind, so sich guts erbotten, zu iren sachen zereden, sunder es muß inen enanderer rattschlag fürgfallen sin, ein zitt lang sich uss dem land zethun, ob villicht ir gegen part erkaltete und man naher, so man gsähen, daß sy nitt uff sy fürer trungind 7 , dist ee 8 zu einem guten bericht möchte kummen. Ich besorgen, si syind vil meer vor den 10 orten 9 verzeiget, dann si villicht gschuldiget, doch weiß ichs nitt. Hab ouch kein zwifel, werdend si sich neiswa 10 wider in das land lassen, si werdint üwern fürschlag nitt verachten. Ich hetti langest gern geschriben ein satte antwurt, ist aber mir nitt zu kummen, wellend hie mitt sy und mich entschuldiget han.
Hie mitt sind gott befolhen.
Datum uff 29. tag novembris imm 35. jar.
Üwer allczit Bercht. Haller.
[Adresse auf der Rückseite:] An den wolgelerten Meister Heinrich Bullinger, predicanten ze Zürich, sinem lieben herren.