Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[779]

Oswald Myconius an
Bullinger
Basel,
[28.] März 1536

Autograph: Zürich StA, E II 336, 150 (neu:169)(Siegelspur) Ungedruckt

Nicht nur die Gelehrten von Zürich, auch jene von Basel wurden nicht zur Tagung [vom 27. März]beigezogen. Myconius hat Bullingers Schreiben [Nr. 768]mit [Simon]Grynäus, [Jakob Meyer] und [Werner Beyel] besprochen. Capito kam wegen [...] von Wattenwyl vergeblich nach Basel, im weiteren aber auch, um vor Mißbrauch der Kirchengüter zu warnen. Myconius stellt einen ausführlichen Bericht in Aussicht und will auch an Utinger schreiben. Bucer ist nach Augsburg gerufen worden.

a tantum über der Zeile nachgetragen.
b ut über der Zeile nachgetragen.
c puduerit korrigiert aus puderit.
d Anfang des Wortes undeutlich korrigiert.
e nach die etwas Platz ausgespart.
f darunter von späterer Hand: N o . 8.
5 hat die drei (alten) Sprachen erst oberflächlich kennengelernt (zur Redensart vgl. Otto 181f, Nr. 892).
6 Vgl. Mt 19, 14 par.
7 Anna Bullinger, geb. Adlischwyler.
8 Leo Jud.
1 Der von Myconius irrtümlich auf den 18. März datierte Brief muß unmittelbar nach der Tagung vom 27. März (s. Anm. 2), also wohl am 28. März geschrieben worden sein.


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S. Ut vestrum nemo vocatus est ad hunc conventum 2 , ita nec ex nobis aliquis interfuit. Priusquam igitur nosse potuerim, quidnam actum, parant se omnes ad abeundum. Fieri potest, ut ante quam nos hic intelligas omnia. Equidem super quibus monuisti 3 cum d. Grynaeo primum, deinde cum consule nostro 4 , tandem egi cum scriba vestro 5 . Post Longiorem consultationem, quicquid scripsisti, remisi ad legatos tuos 6 .

Adfuit Capito, sed maxime propter Wattenwilerum 7 , qui tamen non advenit ob dolorem oculorum, tum propter bona ecclesiastica, ut privatim etiam moneat, recte dispensentur 8 . Esse multa, quae nobis, ait, obprobrentur ab adversariis, quae possint tamen excusari probe et recte; de bonis autem illis non est, quod respondeatur.

Pluribus non possum agere nunc ob temporis brevitatem. Propediem ero longior, et necessario quidem.

Vale cum tuis et Utingero nostro, cui et ipsi scribam brevi 9 .

Basileae, 18. a martii anno 36.

Tuus Myconius.

Bucerus vocatus abiit Augustam 10 .

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Heinricho Bullingero suo, fratri charissimo.

a irrtümlich statt 28.; vgl. Anm. 1.
2 Zur Tagsatzung vom 27. März in Basel waren die Ratsboten (nicht aber die Gelehrten) eingeladen, die Anfang Februar über das Erste Helvetische Bekenntnis beraten hatten. Sie übermittelten die Zustimmung ihrer Obrigkeiten und beschlossen, das Bekenntnis weder drucken zu lassen noch abzuändern. Vgl. Stumpf, Abendmahlsstreit 75f; EA IV/1c 669- 671; Köhler, ZL II 421-424.
3 Gemeint ist wohl in erster Linie der Brief Leo Juds und Bullingers vom 22. März (oben Nr. 768), der Verbesserungsvorschläge zu mehreren Artikeln des Bekenntnisses enthielt; zu diesem und weiteren Anliegen Bullingers vgl. auch Nr. 769-771.
4 Wahrscheinlich Jakob Meyer zum Hirzen,
der für Basel an der Tagung teilnahm (vgl. Stumpf, Abendmahlsstreit 75) und in enger Beziehung zu Myconius stand. Amtierender Bürgermeister war zu diesem Zeitpunkt allerdings Adelberg Meyer zum Pfeil (vgl. Fabian, Geheime Räte 419).
5 Werner Beyel.
6 Werner Beyel und Kaspar Nasal; vgl. oben Nr. 770, Anm. 4.
7 Gemeint ist entweder Niklaus oder Hans Jakob von Wattenwyl. Hauptgrund der Anwesenheit Capitos waren allerdings die Bekenntnisverhandlungen; vgl. PC II 678.
8 Die Warnung Capitos vor Mißbrauch der Kirchengüter fand auch im Abschied vom 27. März ihren Niederschlag; vgl. EA IV/1c 671 b.
9 Nicht erhalten.
10 Siehe oben Nr. 776, 71f mit Anm. 22.