Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1064]

Johannes Zwick an
Bullinger
[Konstanz],
6. November 1537

Autograph: Zürich StA, E II 346, 98r.-v. (Siegelspur) Ungedruckt

Berichtet (in Antwort auf einen Brief Bullingers) über die von Herzog [Ulrich] von Württemberg verfügte Beseitigung der Bilder, hofft nach Kenntnisnahme des von Bern [für Bucer und Capitol ausgestellten Zeugnisses auf eine Beruhigung der Lage und rät den Zürchern unter Hinweis auf Vadians Briefwechsel mit Osiander, den Lutheranern gelegentlich zu schreiben, um die Versöhnung voranzubringen. Thomas Blarer ist genesen und grüßt; [Konrad]Zwick, der nicht zu seinem Versprechen stehen will, grüßt ebenfalls. Um für dessen Knaben einen Lehrer zu finden, wurde [Konrad] Klauser nach eventuellen Basler Kandidaten gefragt; nun zeigt Klauser selbst Interesse an dieser Aufgabe, die man ihm gerne übertragen möchte, ohne ihn aber den Zürchern abwerben zu wollen. Empfiehlt die erkrankte Margaretha Blarer seiner Fürbitte.

S. Princeps Wirtenbergensis 2 pronuntiavit contra idola 3 , Bullingere charissime, quamobrem quidam satis turbati sunt; sed vicit veritas. Testimonium Bernensium 4 legi; quale sit, non iudico. Satis est nobis, bene convenire illis cum Argentinensibus; futurum spero, ut tandem finis imponatur istis vexationibus. Amen. Ad eximendas vero e a quorundam Lutheranorum animis suspitiones b non inconsultum videretur, si c tu cum reliquis bonis, qualis est Theodorus 5 et Leo 6 , nonnunquam ad Lutheranos scriberetis, citra tamen contentionem illam sacramentariam, tantum reconciliationis studio, quemadmodum et Vadiani colloquium cum Osiandro pro abstergendis suspitionibus utile mihi videtur 7 . Haec ad tuas literas paucis.

De Thoma Blarero age gratias domino; nam convaluit 8 . Salutat te diligenter. Min bruder 9 ist verhertet; es gilt ym glich, wie nach ir ym zu redend 10 aber er wils nit , gston 11 , das er vil zugsagt hab 12 . Er lat uch ernstlich grutzen. Och wissend, das er gern etwan ain gschickten gsellen hett fur sine knaben 13 . Und hat sich kurtzlich begeben, das ain junger hie gwesen, mit

a e über der Zeile nachgetragen.
b vor suspitiones gestrichenes suspitiend.
c si am Rande nachgetragen.
1 Die im Brief erwähnten Vorgänge erlauben eine zweifelsfreie Datierung.
2 Herzog Ulrich von Württemberg.
3 Vgl. oben Nr. 1046, 13-15 mit Anm. 10.
4 Zum Zeugnis, das der Berner Rat Capito und Bucer ausgestellt hatte, s. oben Nr. 1045, 209-216 mit Anm. 46.
5 Theodor Bibliander.
6 Leo Jud.
7 Zwick muß erfahren haben, daß Vadian und Osiander kurz zuvor Briefe gewechselt hatten (s. Vadian BW VII 70f).
8 Vgl. oben Nr. 1043, 43.
9 Konrad Zwick.
10 Ein entsprechender Brief Bullingers an Konrad Zwick ist nicht nachweisbar.
11 eingestehen.
12 Gemeint ist vielleicht das Versprechen, Bullinger in Zürich zu besuchen; vgl. oben Nr. 1022 und Nr. 1043, 34f.
13 Konrad Zwick hatte mindestens drei Söhne, von denen Jakob und Ulrich namentlich


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namen Clauserus 14 , der mir ain grutz bracht vom Myconio. Den fragt ich, ob nit etwan ainer zu Basel waere, der ain solche condition by min bruder anneme; bat in d och, er welte nache fragen und mich dann wissen lassen. Es ist uns aber in unser hertz nie komen, das er unser oder wir sin begertind, die wil wir gwisst 15 , das er ain bsoldung hat von Zurch 16 . Nun werdend wir aber bericht 17 , das er nit unwillig were, uns der gstalt 18 zu dienen, und sorgend 19 , ir mochtend uns etwan verdencken 20 , als ob wir uch oder ander luten die iren weltend absetzen 21 . Das ist unser mainung nit; ||98v. wellend uns och entschuldiget haben gegen uch und durch uch, wo es not tut. Doch so ists nit minder 22 die wil wir des , jungen gunn 23 vernemend und uns hoch anglegen, das mins bruders kind byzyt 24 und wol underwisen wurdi[nd]e , so were es uns nit ain klainer dienst, so uns der jung werden möcht 25 doch on , uwern verdacht und unwillen, dann wie ich uch schrib, also ists gangen.

De novitatibus nihil habeo, quam quod precibus tuis commendo Margaritam nostram Blaureriam, qua[e]f graviter decumbit 26 . Ora dominum, ut eam precibus piorum donet 27 , praecipue ecclesiae nostrae.

Vale, amantissime omnium.

6. novembris 15[37]g .

Tuus Io. Zvick.

[Adresse darunter:] Domino Hainricho Bullingero, antistiti Tigurino, suo charissimo fratri. Zurch.

d vor in gestrichenes ch.
e Rand im Einband verdeckt.
f Rand im Einband verdeckt.
g Rand im Einband verdeckt.
bekannt sind; s. Blarer BW II 62. 123.
14 Konrad Klauser.
15 da wir wußten.
16 Klauser bezog bis Ende 1538 ein Stipendium; s. Zürich StA, G II 39. 1, Nr. 7.
17 Nun wird uns aber berichtet.
18 auf diese Weise.
19 befürchten.
20 verdächtigen, beschuldigen.
21 abspenstig machen.
22 nichtsdestoweniger.
23 Gunst, Geneigtheit.
24 beizeiten.
25 wenn wir den jungen Mann bekommen könnten.
26 Vgl. Blarer BW I 861.
27 Vgl. Phlm 22; Augustin, De civitate dei 21, 18, 8; 21, 24, 4 (CChr XLVIII 784, 8f bzw. 789, 4f).