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Autograph: Zürich StA, E II 335, 2023 (Siegelspur) Gedruckt: Heinzpeter Stucki, Bürgermeister Hans Rudolf Lavater, 1492-1557. Ein Politiker der Reformationszeit, Zürich 1973. -ZBRG III, S. 162f (Übersetzung), 296f.
Nach einer Unterredung mit Stadtschreiber [Ryhiner] über Hans Rudolf Lavater [und dessen
Mission] rät Meyer, die Sache bei König [Ferdinand] nicht nur mündlich vorzutragen, sondern
auch schriftlich einzureichen; [Ryhiner] wird Lavater auf der nächsten Tagsatzung inBriefe_Vol_08-104 arpa
Baden gerne weitere Erläuterungen geben. Es erweist sich wieder einmal, daß die Städte
bisher zu wenig für die höhere Bildung der Jugend getan haben, so daß derartige Aufgaben
kaum bewältigt werden können; möchte damit die unbestrittenen Fähigkeiten Lavaters nicht
herabsetzen. Grüße.
Merung des gloubens, göttlicher gnaden, und min früntlich, willig dienst zuvor, wolgelerter, ersamer, geliepter herr und freund.
Eüwer schriben a 1 an mich von wegen mins lieben herren und bruders, herr Hans Rudolffen Lavater, hab ich empfangen und uff dasselbig mit minem gevatter stattschriber 2 geredt, welcher nit minder dann ich, im ze dienen, von hertzen geneigt. Es wil aber etwas mer darzu gehören, das er nit allein, mit dem könig 3 ze reden, underichtet 4 werde, sonder das er ouch alle handlung in supplicacionswyse in schrifft, durch eüweren stattschriber 5 verfaßt, nach gethonem seinem fürtrag, dasselbig dem könig ze handen stelle, welches nochmols 6 den hoffräten ze beratschlagen überantwurt wirdeth. Dises sol ein gemeiner bruch sein am hoff. Doch so würdeth gemelter 7 unser stattschriber uff nechstem tag Baden genanten herren Lavater, wo er dar käme, in der sach wyther berichten, wie er dann selbs von im muntlich vernemmen wirt 8 .
Hie sähen, geliepter herr, wie noturfftig wir stett gemeinlich weren, das wir mit besserem fleiß, dann wir bißhär gethon, die jugent zu den künsten zügen 9 , domit man soliche und derglichen händel wol ußrichten könde, die man sonst, wo man ze hoff kompt, frömbden b vertrüwen muß. Nit das ich min frommen, lieben herren, den Laveter, veracht, als ob ers nit könne 10 ; wenn aber diser theür mann in der jugendt darzu gezogen zu der geschicklikeit 11 , die im von art und natur anerboren ist, wurde ers frylich einem hochgelerten doctor weit vor thun. Man kere flyß mit der jugend an 12 ; der nutz wirt doruß volgen. Was ich zu solichen nutzlichem werck by eüch und unß tun und furderen kondte, wolte ich mich nit sparen; deßglichen minem yetzgemelten c herrn Lavater und eüch ze dienen, söllen ir mich allzit willig finden.
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Eüch hiemit der gnad gottes trüwlich bevelhende, grüessen mir Meister Leowen 13 , den Pellican und die brüder gemeinlich.
Datum Basel, den 8. mertzens anno etc. 38.
Sagen herren Laventher minen gruß.
U[wer] Jacob Meyger.
[Adresse auf der Rückseite:] Dem wolgelerten herren Meister Heinrichen Bullinger, diener des herren wort der christenlichen kilchen zu Zürich, minem geliepten herrn und freünd.