[1227]
Autograph a : Zürich ZB, Ms F 37, 315 (Siegelabdruck) Gedruckt: Emil Egli, Die zürcherische Politik nach der Schlacht von Kappel, in: Zwa I/4 1898, 65f; Fabian, Geheime Räte 177f
Seine Erkundigungen haben ergeben, daß die Einsetzung eines Geheimen Rates ausgeschlossen ist. Auch wird sich Zürich nicht mit Mächten außerhalb der Eidgenossenschaft einlassen; man ist jedoch bereit, sich nötigenfalls zu verteidigen. Die Beistandspflicht aufgrund bestehender Bündnisse wird man erfüllen. Wenn etwas geheim bleiben muß, ist es Brauch, daß sich der Bürgermeister und die Oberstzunftmeister damit befassen. Man steht fest zum Evangelium, wird aber nichts unternehmen, solange die Eidgenossenschaft nicht konkret bedroht wird. Myconius soll dieses vertrauliche Schreiben wieder zurücksenden.
Gnad und frid von gott durch unsernn herren Iesum.
Früntlicher, fürgeliepter und insonders vertruw ter herr und bruder, uwer gantz ernstlich schryben 1 hab ich verstanden und mich daruff mitt ettlichen guthertzigen underredt, by denen ich nüt anders finden können, dann das es nitt müglich sye ze erheben 2 , das ein heynilicher radt gesetzt werde, nitt nun 3 der letsten zwüschen statt und landt verckumnus halben 4 , sunder das mencklich 5 das exempel schücht des letsten heymlichen radts, der vor unserm krieg geordnet was 6 ; dann aller last, aller unwill, aller unfaal ein mol uff sy kummen ist. So man dann ouch die krieg mitt der gemeind fertigen 7 muß 8 , will die schlecht 9 ouch wüssen, wo mitt man umb gang 10 , und hat allwäg ein schühen 11 ab den heymlichen, biß es zu der thaat kumpt, da man wol weist 12 und ein allter bruch ist, kriegs rädt ze ordnen.
Wyter kan ich nitt verston 13 , das man sich werde mitt yemands usset der eydgnoschafft ynlassen, weder in verstand 14 noch krieg. So vermeint man,
Briefe_Vol_09-061 | arpa |
---|
o wenn sich ützid 15 imm rych erheben sölle oder wurde, sye noch früy gnug ze radtschlagen, diewyl man doch sust in all wäg gerüst sye, was ye uffston möchte, sich ze widersetzen. Und in summa befind ich, das man styff des fürnemmens 16 ist also ze warten, wie es gott fügen wölle, und mitthinzu by dem wort gottes ze beharren, mencklichem guten bescheyd beflyssen, wenn dann sömlichs nüt me beschiessen 17 wölt, sich ind widerweer ze schicken, diewyl doch unser voick hiemitt amin aller gehertzigist 18 und willigist mag behallten werden.
Was dann püntnussen und andere verstend betrifft, hör und vertruw ich, wirt man trüwlich halten, üch und anderen, wo es die nodt erhöüschen 19 wurde, getrüwlich zuosetzen 20 .
Doch wirt ich ouch des bericht es habind min herren ein bruch, das, was statt und land antrifft und heymlich sin soll, das dann die burgermeister und obriste meister 22 darinn handlen mögend in stille, das sy ye bedunckt nütz und gut sinn 23 .
Und in summa, ich befind alle trüw und redliche und hoff, man werde, wo es die nodt erhöüst[!], trüwlich und dappffer zum evangelio setzen. Das man sich aber, vor und ee ützid anfächtung an ein eydg[noschafft] beschäch, yemeryn begäben 24 oder vorhin lang radtschlagen, tagen 25 und der glychen werd, acht ich, beschach nitt.
Hab ich üch insonders vertruwten in vertruwen wöllen anzeygen. Bitt, ir wöllind mir den brieff wol bewart wider schicken, alls ich üch vertruw.
Gott sye mitt üch und allen, die gott hebend. Lassend uns üch allwäg in trüwen befolhen sin und gönnend uns guts wie wir üch.
Zurych, 18. februarii 1539.
H. Bullinger der uwer.
[Adresse auf der Rückseite:] An den frommen, wolgelerten unnd getruwen d. Oßwalden Myconien, predgern der kylchen zu Basel, sinem insondes vertruwten herren und bruder.