Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Prediger aus Bern, Solothurn und Biel an
die Prediger von Zürich
Zofingen,
9. Juli 1532

Original: Zürich StA, E II 337,49. Siegel 1 . —Ungedruckt

Die zum Täufergespräch in Zofingen versammelten Pfarrer aus Bern, Solothurn und Biel wollen Bullingers Ratschläge befolgen; sie versprechen, sich ungeachtet der Annäherung zwischen Luther und den Straßburgern allein an das Gotteswort im Sinne der Berner Disputation zu halten, und wünschen dieselbe Standhaftigkeit auch von den Zürchern.

Gnad unnd frid von gott unnserm hern zuvor, günstigen liebenn brüder.

Üwer anzöig 2 habennt wir verstannden 3 unnd nach allem etc. unns gemeinlich unnd einhellengklich beraten unnd by uns beschlossenn, unangesechenn 4 die vereinbarung unnd verkherunng 5 dero von Straßburg und Luters 6 in demselben, by luterm heiligem wort gottes, uff unnser disputatz 7 erhaltten 8 unnd bißhar durch uns geprediget, war unnd stät 9 zu belyben, an 10 alle enndrung etc. Deßhalb üch ouch zum trüwlichesten ermannt unnd gepettenn habenn, by demselben nach üwerm erpietenn 11 , als wir hoffennt, getrüwlich unnd statthafft 12 zu belybenn 13 ; wellenn wir wartenn, was joch 14 gott witer durch und mit uns wurcken, derselb uns ouch all in sinem namenn unnd sägen mit zugethaner 15 krafft sins geists 16 erhaltten, das wir üch insonderheit wünschent.

Datum 9. iulii anno etc. 32.

Ü[wer] gutwilligen gemein brüder, im wort diener, uß der statt unnd lanndtschafft von Bern, sampt etlichen von Solothurn unnd Bieln, uf dem gespräch Zoffingen.

[Adresse auf der Rückseite:]An die ersamen diener unnd vorständer 17 im wort des hern, Zürich, unnser insonnders getruwe liebenn brüder.

1 Das Siegel ist identisch mit jenem auf Sebastian Hofmeisters Schreiben an Huldrych Zwingli wohl aus dem September 1528 (Z IX 566f). Hofmeister, Pfarrer von Zofingen, gehörte zu den Hauptorganisatoren des Täufergesprächs. Der Brief ist freilich nicht von seiner Hand.
2 Mitteilung, Bericht. Es handelt sich wohl um Nr. 102.
3 zur Kenntnis genommen (SI XI 656).
4 ohne Rücksicht auf (SI VII 561).
5 Mißdeutung, falsche Auslegung, möglich wäre auch: Kehrtwendung (gegenüber der früheren Haltung; vgl. SI III 439).
6 Zur Annäherung der Straßburger Reformatoren an Luther am Schweinfurter Konvent im April/Mai 1532 und an der Tagung in Nürnberg am 3. Juli 1532, die als Wegbereitung zur Wittenberger Konkordie von 1536 dienten, s. oben S. 123,19-25. 151,39-50.
7 Zur Berner Disputation von 1528 s. Alfred de Quervain, Geschichte der bernischen Kirchenreformation, in: Gedenkschrift zur Vierjahrhundertfeier der Bernischen Kirchenreformation,
Bd. I, Bern 1928, S. 127—159; K. Lindt, Der theologische Gehalt der Berner-Disputation, aaO, S. 301-344; von Muralt, Renaissance und Reformation 482—484; Gottfried W. Locher, Die Berner Disputation 1528, in: 450 Jahre Berner Reformation. Beiträge zur Geschichte der Berner Reformation und zu Niklaus Manuel, Bern 1980. —AHVB 64/65, S. 138-155.
8 durch Gründe erwiesen (SI II 1232).
9 beständig (SI XI 1818).
10 ohne.
11 Anerbieten (vgl. SI IV 1869f). — Gemeint ist das Zürcher Messemandat vom 29. Mai 1532, s. oben S. 129, Anm. 12.
12 standhaft, aufrecht (vgl. Grimm X/II I 1022).
13 Zur Befürchtung der Berner Pfarrer, Zürich könne von der Reformation abfallen, vgl. oben S. 80,38-48 und 99,3-6.
14 auch immer (SI III 6).
15 hinzugefügter (vgl. SI XIII 451).
16 Vgl. Joh 14,26. 16,13.
17 Vorsteher (SI XI 1002).