[1455]
Abschrift von Petrus Dominicus Rosius a Porta a : Chur StA, A Sp III/11a, VI. B. 7. 4, S. 333-335
Beantwortet Travers' Fragen zum Wormser Religionsgespräch und zum Eucharistieverständnis der Straßburger und Basler; muss sich aus Zeitgründen kurz halten. In Worms versucht man, den religiösen Dissens zu beseitigen; beide Parteien haben je elf stimmberechtigte Vertreter, dazu kommen vier Präsidenten; die Ergebnisse sollen am nächsten Reichstag in Regensburg vorgelegt werden. Liste der Teilnehmer. Das Gespräch hätte Anfang November beginnen sollen, der kaiserliche Gesandte [Nicolas Perrenot, Herr von] Granvelle traf aber erst am 20. November in Worms ein; in seiner Eröffnungsrede [am 25. November] ermahnte er alle Beteiligten zur Einheit; Stimmen zur Haltung beider Parteien. Die Protestanten machten deutlich, dass sie nicht von der Confessio Augustana abweichen würden; die Vertreter der Gegenseite brachten ihre Einwände hinsichtlich der einzelnen Artikel an, wobei sich herausstellte, dass drei ihrer elf Vertreter - die Gesandten der Pfalz, Brandenburgs und Jülich-Kleves - einer Ablehnung der Confessio Augustana nicht zustimmen mochten; die Gegenseite versuchte in der Folge das Stimmverhältnis zu ihren Gunsten zu beeinflussen, was viel Zeit kostete. Granvelle schlug vor, die Stellungnahmen beider Seiten von einem kleinen Ausschuss formulieren zu lassen. Mehr kann Bullinger über das Wormser Religionsgespräch nicht berichten - die letzten Nachrichten, die er erhielt, datieren vom 23. Dezember [vgl. HBBW X, Nr. 1441]. Er erwartet wenig von diesem Gespräch. Der Kaiser hat in Flandern ein Verbot reformatorischer Schriften erlassen und verfolgt die Protestanten, ebenso der französische König in Frankreich; die Politik des englischen Königs Heinrich variiert stark, er soll nun ein Bündnis mit dem Kaiser anstreben; es ist besser, sein Vertrauen auf Gott zu setzen statt auf Fürsten. Sendet ihm ein Exemplar der Confessio Augustana, dazu einen Bericht über die letztjährigen Beratungen in Schmalkalden; Travers soll diesen Bericht, ebenso wie die Akten zu den Verhandlungen mit den Straßburgern in Zürich 1538, welche die Einigkeit Zürichs mit Basel und Straßburg [in der Abendmahlsfrage] belegen, mit dem nächsten Boten zurückschicken. Verzichtet auf die Übersendung des [Ersten Helvetischen]Bekenntnisses, dessen Erläuterung im Brief an Luther [vgl. WA Briefwechsel XII 241-275] sowie Luthers Antwort [WA Briefwechsel VIII 149-153]; die genannten Stücke kann Travers bei [Johannes] Comander oder Baling [Nikolaus Pfister]einsehen. Will Bucer, der keine Ruhe gibt, nicht in Schutz nehmen, ihn aber auch nicht anklagen. Grüße an Anton Travers und an andere. Musste eilig schreiben, Bitte um Nachsicht für die unleserliche Schrift.
[Gedruckt: Graubünden, Korr. I 23-27, Nr. 19; Teildruck: Petrus Dominicus Rosius a Porta, Historia Reformationis Ecclesiarum Raeticarum, Tomus I/2, Chur 1771, S. 181f.]