Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1567]

Johannes Zwick an
Bullinger
Konstanz,
15. September 1541

Autograph: Zürich StA, E II 364, 73f (Siegelspur) Ungedruckt

Sendet [eine Probe aus Bullingers Matthäuskommentar?]zurück und rühmt seine exegetischen Studien. Schickt auch das Protokoll des Gesprächs mit dem Dekan [Ruprecht von Mosham] zurück; auch in Konstanz blieb das Gespräch mit ihm fruchtlos. Der Tod von Bullingers Mutter [Anna, geb. Wiederkehr] ist angesichts der erlangten Seligkeit kein Grund zur Trauer. Glückwunsch zur Hochzeit von Rudolf Gwalther [und Regula Zwingli]. Wilhelm von Zell ist gestorben. In Überlingen und an andern Orten jenseits des [Boden-]Sees wütet die Pest. Der türkische [Sultan Suleiman 1.]hat die Truppen König Ferdinands vernichtend geschlagen und all ihr Kriegsgerät erobert; man sagt, er liege bereits vor Wien; was dies - zusammen mit der Pest -bedeutet, ist leicht abzusehen. Gruß.

S. Exemplar opens evangelici 1 hic remitto, Bullingere charissime, et laudamus operam istam tuam, qua communia sacrarum literarum studia tam indefesse iuvas. luvet te Christus suo spiritu. Amen.

Remitto et exemplar collationis a vestrae cum decano illo habitae, 2 et videmini quidem prudenter egisse cum eo. Nos hic quoque pro ratione ecclesiae nostrae humaniter illum tractavimus, sed coacti sumus eum suo ipsius iuditio relinquere.

Freistaaten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, hg. v. Joseph Anton Balthasar, Bd. I, Zürich 1823, S. 96), bleibt unsicher.
a Vor collationis gestrichenes a m [?].
1 Gemeint ist möglicherweise eine Probe aus Bullingers noch unfertigem Matthäuskommentar (HBBibl I 144), wie sie auch an Vadian geschickt wurde (vgl. unten Nr. 1570).
2 Ein Protokoll des Gesprächs der Zürcher Theologen mit Ruprecht von Mosham, der am 1. September in Zürich angekommen war (s. Pelikan, Chronikon 151), liegt nicht vor. Vgl. oben Nr. 1561, 2-16, sowie den Brief Gwalthers an Myconius vom 17. September 1541 (St. Gallen Kantonsbibliothek [Vadiana], Ms 34 [VBS V], Nr. 64).


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De obitu matris 3 non doleo, ut libere dicam, sed gratulor potius honestissimam matronam adeptam tandem felicitatem, quam speravit.

Rodolpho Gvalthero tuo, adolescenti b eruditissimo, coniugium precor et diuturnum et felix. 4

Unser lieber, frummer bartman 5 jungher 6 Wilhelm von Zell ist zu unserm hergott; wais nit, ob ir in kennend oder nit. Also verkriechend wir uns all gmach 7 .

Pestis saevit omnino Uberlingae et imperat isthic nec minus in aliis ultra lacum quibusdam locis.

Turcus 8 exercitum regis Ferdinandi fere totum occidit tormentaque 0mnia, imo omnem thesaurum instrumentorum bellicorum obtinuit, 9 et putant quidam Wiennam certo certius obsessam. 10 Regnantibus autem Pharaone et pestilentia quid futurum sit, facile coniiciendum est. Deus misereatur nostri.

||74 Vale cum omnibus fratribus totaque domo. Salutant te Ambrosius 11 et omnes fratres. Servet te Christus.

Ex Constantia, 15. septembris 1541.

Tuus Io. Zvic.

[Adresse darunter:] Domino Hainricho Bullingero, confratri unice charo.

b Vor adolescenti gestrichenes co.
3 Bullingers Mutter Anna, geb. Wiederkehr, war am 16. August gestorben; vgl. oben Nr. 1561, 41.
4 Gwalther heiratete kurz nach seiner Rückkehr aus Regensburg Regula Zwingli, die er während seines Aufenthalts in Bullingers Haus näher kennen gelernt hatte; s. E[mil] Egli, Regula Zwingli, die Tochter des Reformators, Gemahlin Rudolf Gwalthers, in: Zwa I/13, 1903, S. 324f. Zum Hochzeitsdatum s. Gwalthers Notiz im hinteren Spiegel des Einbandes von Zürich ZB, Ms D 2: "Regulam Zvinglii f[iliam]
uxorem duxi anno Christi nati 1541 iulii 29.; nuptiae celebratae sunt 3. augusti in aedibus d. Hein. Bullingeri etc."(vgl. auch oben Nr. 1553).
5 bärtige Mann.
6 Junker.
7 nach und nach.
8 Sultan Suleiman I.
9 Die Rede ist von der schweren Niederlage der habsburgischen Truppen vor Ofen (Buda) am 21. August 1541; s. Bucholtz V 157-159.
10 Zu den Gerüchten um die der Stadt Wien drohende Gefahr vgl. Vadian BW VI 75f.
11 Ambrosius Blarer.