Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[138]

Johannes Zwick an
Bullinger
[Konstanz,
Ende September 1532]1

Autograph: Zürich StA, E II 364,24. Siegelspur. —Ungedruckt

Der von Bullinger empfohlene, unglückliche [Ulrich Eckstein?]ist in Konstanz aufgenommen worden. Zwick dankt für die erwiesenen Wohltaten bei seinem kürzlich abgestatteten Besuch in Zürich. Will Nachrichten über den Türkenkrieg sofort weiterleiten, wenn solche eintreffen, hat aber im Augenblick nichts anderes, als was ihm Wilhelm von Zell geschickt hat. Grüße.

Salus et pax per Christum.

Miserum ilium 2 , quem commendasti, in curam nostram accepimus. Speramus eum brevi melius habiturum. Quantas vero gratias dicam pro tua erga me benevolentia eorumque omnium, qui me, cum nuper apud vos essem 3 , tam liberaliter tractaverunt. Optarem et mihi a occasionem dari referendi beneficii. Interim, cum non possum adsequi, quod volo, praedico bonis omnibus humanitatem vestram laude maiorem.

Abiturus pollicitus sum scripturum me vobis, si quid e bello turcico ad nos ferretur, neque ea in re quicquam b negligam. Sed nihil audivimus hactenus exceptis, quae ad nos Wilhelmus a Zellis 4 misit, ut hic vides 5 . Alioqui nihil omnino audimus.

a et mihi am Rande nachgetragen.
b quicquam übergeschrieben.
1 Die Erwähnung von Zwicks Besuch in Zürich (Z. 4; vgl. dazu S. 252,35), der am 8. September von Haller als bevorstehendes Ereignis angeführt wird (s. oben S. 235,45) und den Zwick um die Mitte des Monats abgestattet haben dürfte (s. auch Moeller, Zwick 168), sowie der Hinweis auf die erwarteten Nachrichten über den Türkenkrieg (Z. 8-10) machen eine Datierung des Briefes in die zweite Hälfte des Monats September 1532 wahrscheinlich.
2 Es handelt sich wohl um einen der vielen Prädikanten, die im Anschluß an die Rekatholisierungswelle nach dem Zweiten Kappelerkrieg ihre Pfarrstelle verloren. Möglicherweise könnte hier Ulrich Eckstein gemeint sein (s. unten Nr. 166). Der Umstand, daß der Betreffende offenbar krank ist, unterstützt diese Vermutung (s. auch Zwick an Bullinger, 10. März 1533, Zürich StA, E II 346,90f). Über die Bedeutung von Konstanz bei der Stellenvermittlung für solche Vertriebene s. Moeller, Zwick 166.
3 Siehe oben Anm. 1. Aus welchem Anlaß Zwick nach Zürich kam, ist nicht bekannt.
4 Junker Wilhelm von Zell, gest. 1541, aus Mindelheim bei Memmingen, war einer der Vorkämpfer der zwinglianischen Reformation in Oberdeutschland. Zwingli, Vadian, die Gebrüder Blarer, mit denen allen er
korrespondierte, zählten zu seinen Freunden. Er hielt sich 1525 (s. Z VIII passim) und 1531 (s. Vadian BW V 27f) vorübergehend in Zürich auf. Zell war Pate von Zwinglis Sohn Wilhelm. 1527 widmete ihm Zwingli sein Werk «Früntlich verglimpfung und ableynung über die predig des treffenlichen Martini Luthers wider die schweriner» (Z V 771). Seit 1533 galt er als Anhänger Schwenckfelds und hatte auch einen wesentlichen Anteil an dessen Einfluß auf Leo Jud in jenem Jahr (Weisz, Jud 101—107). 1539 übersiedelte er von Memmingen nach Konstanz, wo er seinen Lebensabend im Hause Zwicks verbrachte. Mit Bullinger kam er wahrscheinlich schon früh in Zürich zusammen. 1525 widmete ihm Bullinger die Schrift «Vom einigen, waren, läbenden, ewigen Gott und von vil falchen, gmachten Götteren ...» (Staedtke 276). Ursprünglich war auch «De origine erroris» (HBBibl I 10) mit einer Widmung an Wilhelm von Zell versehen (s. Joachim Staedtke, Blarer und Bullinger, in: Blarer-Gedenkschrift 194. 203, Anm. 3). — Lit.: Blarer BW, Reg.; Vadian BW V, Reg.; Z IX 327, Anm. 1 und Reg.; Moeller, Zwick 213f.
5 Es handelt sich wahrscheinlich um die Ende August 1532 in Memmingen gesammelten, von Gregor Mangolt in Konstanz kopierten und offenbar durch Zwick an Bullinger weitergeleiteten Nachrichten zum Türkenkrieg, Zürich StA, E II 350,311f.


Briefe_Vol_02_0245arpa

Fratres omnes salutabis meo nomine centies, inprimis fratrem meum et patrem Pellicanum, deinde Theodorum 6 , Leonem 7 , Carolstadium et convivas omnes.

Io. Zwick.

[Adresse auf der Rückseite:] Ornatissimo viro Heinricho c Bullingero, amico veluti fratri incomparabili.