[1800]
Autograph: Zürich StA, E II 355, 103 (Siegelspur) Ungedruckt
Es stört ihn - im Gegensatz zu seinen Verwandten - nicht, dass im Ehevertrag [zur Heirat
seines Sohnes Samuel mit Küngold von Schönau] das Erbvorrecht der Söhne nicht festgeschrieben
wurde; vertraut darauf dass dahinter keine Arglist steckt, und hofft, dass man sich,
wo man schon so weit gekommen ist, einigen wird. [Küngold] kann sich der finanziellen
Unterstützung Wyttenbachs sicher sein; der Hochzeitstermin passt ihnen gut; sie werden am
Sonntag [4. November] ankommen und sich am Dienstag wieder auf den Heimweg machen;
will für die Mitgift keinen Wagen mitführen, denn Bettgestelle und Tröge pflegen bei solchenBriefe_Vol_13-288 arpa
Transporten beschädigt zu werden. Lässt Bürgermeister [Diethelm]Röist und die Brautfamilie
grüßen und bedauert, dass er dem vielbeschäftigten Bullinger so viel Arbeit bereitet.
Gnad und frid von gott durch Christum unseren herrn. Amen. Mit enbiettung myns früntlichen grus und aller gutt myns vermügens zu vor.
Hochgelertter, insunders fürgelieptter, erender herr und bruder, ich han abermals üwere trüw und ernstlich handlung in üwerem schryben 1 vernomen. Sag üch uff das höchst danck, weiß söllichs in kheinen weg umb üch zu beschulden 2 . Aber myn lyb und gutt soll üch und den üweren in allweg underworffen syn.
Und als ir schrybent des ar[tikels] halb, 3 dass der knaben vorteill 4 nit benamset 5 wirt, sölle mich nit beschweren, ich achtten woll (uss dem hochen vertruwen, so ich zu üch und der eeren früntschafft 6 hab), dass kein falsch 7 oder betrug do syge. Es will aber myne verwandtten vill beschweren 8 und beduren 9 , und hetten woll vermeint 10 , er were joch 11 ettlicher maß und on alle geferd benamset worden, dan söllichs by unß ungehört ist. Die wyll aber die sach also veer 12 komen ist, han ich so vill hoffnung zu der eeren früntschafft, so wir zu samen komen werden, dass sy unß nach aller billickeit entgegen gon werden in dem und andrem; dan es je spottlich were umb sollichs a ze zerschlachen. Nun ist mir fürwar nit so vill am gutt gelegen als an künfftiger einickheit und friden. Hierumb bitt ich üch, ir wellent noch mais steg und weg 13 suchen b , dass söllicher span 14 und fürsorg 15 abgewendt werde.
Der 10 gulden halb gespür ich woll, dass die eeren früntschafft der gutten tochtter an dem ortt woll hußhalltten wellen, aber dass soll mich nit beduren. So sy in guttem fürfartt (alß ich hoffen), wirt sy die und andre gutthät von mir erwartten syn 16 . Der tag satzung halb, wie ir die ernamsett, 17 wellen wir,
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ob gott will, erschynen; aber ich achtt 18 , wir werden am suntag zu imbiß 19 dar komen und am mentag den kilchgang erstatten 20 und am zinstag verrytten, als wytt wir mögen. Deß trossels 21 halb bin ich nit gesinett, keinen wagen hinab ze bringen, dan betstat und trög in sollichem füren zerbrochen wirt. Wir händt sollichs by unß wollfeill; doch waß sy gut bedunckt, will ich erstatten.
Der allmechtig gott, der welle hierin syn göttlich gnad senden, dass sollichs zu syner eeren und unser seelen sälickheit c dienen mög. Wellentt mich mynem eerenden herren burgermeister Röisch 22 samptt der eeren früntschafft befelchen, inen ouch alle guttwillickheit und gruß sagen. Mich bedurett nit wenig, dass ich üch so vill müw und arbeit anstatten 23 , dan ich woll weiß, das ir mit vill andren nottwendigern gschäfftten beladen synd. Aber der her, unser gott, der welle üwer belonung syn. Hiemit sindt gott samptt üweren eeren hußgenossen trüwlich befolen.
Geben zu Zaffiß 24 , uff suntag vor Galli 1543.
Der üwer gantz
williger
Niklaus Wyttenbach.
[Adresse auf der Rückseite:] Dem eerwirdigen, wollgelertten Meister Heinrichen Bullinger, diener des wortt gottes zu Zürich, synem eerenden herren und bruder.