Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2042]

Bullinger an
Philipp Melanchthon
Zürich,
3. Dezember 1544

Zeitgenössische Kopie von unbekannter Hand a : Zürich StA, E II 346, 143

Hat Luthers Schrift [,,Kurtz bekentnis"]noch nicht gesehen und versteht nicht, warum Luther das Werk den Betroffenen nicht schickt, wo er diese, wie Bullinger aus anderen Briefen erfahren hat, doch so schmäht. Der wiederentflammte Abendmahlsstreit schmerzt [die Zürcher] sehr; Melanchthon soll Verständnis dafür haben, dass die Zürcher, die die große Gefahr für Wahrheit und Kirche erkennen, nun reagieren müssen, zumal Luther seit vielen Jahren Zwingli und [die Zürcher] weiter angreift und diese ihn schon mehrmals freundlich ermahnt haben. Wie oft hörte man Bucer die [angebliche] Eintracht zwischen Luther und den eidgenössischen Kirchen ausführlich erörtern und sich vieles davon versprechen; doch auch wenn die Eidgenossen [am 4. Mai 1538; WA Briefwechsel VIII, Nr. 3224]auf freundliche Weise Luthers Brief [vom 1. Dezember 1537; WA Briefwechsel VIII, Nr. 3191] beantwortet haben, behandelte dieser sie weiterhin unfreundlich und stiftete lieber Krieg als Frieden. [Die Zürcher] werden es jedoch in ihrer Antwort Luthers wütenden Schmähungen nicht gleichtun; da sie ferner mit den Täufern [Johannes] Campanus und [Kaspar von] Schwenckfeld nichts zu tun haben, werden sie nur ihre Angelegenheit behandeln; wenn Bullinger dies nun Melanchthon mitteilt, geschieht dies deshalb, weil er sich mit ihm in gegenseitiger Wertschätzung verbunden weiß. Bullinger bedauert Melanchthons gefährliche Lage; dieser soll aber wissen, dass er Aufnahme und jede erdenkliche Hilfe [in Zürich]finden wird. Grüße von Pellikan, Megander, Bibliander, Gwalther und [Erasmus Schmid]. Empfehlung des jungen Überbringers [Blasius Oechsli oder Jakob Rüeger] aus Schaffhausen.

[Gedruckt: Bindseil 207f, Nr. 273; Regest: MBW, Regesten IV, Nr. 3748.]