Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2326]

[Bullinger] an
Joachim Vadian
Zürich,
5. Januar 1546

Autograph: Zürich StA, E II 342, 139 (Siegelspur) Druck: Vadian BW VI 486f, Nr. 1441

Bullinger erhielt soeben mit Dank das wertvolle Geschenk Vadians, nämlich die Schrift ["De providentia sermones X"]1 seines geliebten Theodoret von Kyrrhos, von dem er früher die Abhandlung "De curandis Graecorum affectionibus"2 mit großem Genuss gelesen hatte. Er wird dafür sorgen, dass auch Leser, die nur Latein können, bald Zugang zu [der von Vadian geschenkten] Schrift erhalten. Er bedankt sich auch für Vadians regelmäßiges [Briefe]schreiben. Er erhielt drei oder vier [Briefe]3 , die aber keiner Antwort bedurften. [Hier] möchte er nur das harte Schicksal des armen [Antwerpener] Druckers [Jacob van Liesvelt]4 zutiefst bedauern. Doch freut er sich, dass Gott seine Kirche durch solche Märtyrer stärkt. Die Bürgermeister [Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater] sowie Bullinger und seine

11 Johannes Haller nahm diesen Brief bei seiner Rückreise nach Zürich mit.
1 Vgl. HBBW XV 708f und Anm. 2. — Die Schrift des Theodoret von Kyrrhos wurde 1545 in Rom von Antonio Blado nur auf Griechisch (mit einer auf den 15. Juni 1545 datierten lateinischen Widmungsepistel von Niccolò Majorano) gedruckt; s. EDIT16 CNCE48533 (das Bullinger
geschenkte Exemplar befindet sich nicht in Zürich ZB). Theodorets griechische Schrift wurde in Zürich unter der Aufsicht von Rudolf Gwalther 1546 durch Christoph Froschauer neu gedruckt (BZD C371). Gleichzeitig erschien bei Froschauer eine von Gwalther verfasste, lateinische Übersetzung der Schrift (BZD C372) mit der auf dem Titelblatt angebrachten Angabe "nunquam antehac visi


Briefe_Vol_16-081arpa

Frau [Anna, geb. Adlischwyler] wünschen Vadian Gesundheit und ein gutes neues Jahr. Die Bürgermeister haben erfahren, dass in Spanien ein hoher Geldbetrag, der ursprünglich [zur Verwaltung] der Kirchengüter hätte dienen sollen, zur Verteidigung der römischen Kirche vergeben wurde: In Italien wurden zu diesem Zweck 10000 Mann und 700 Reiter bestimmt. Die Eröffnung des Konzils [zu Trient]soll erneut auf Dezember [1545]angesetzt worden sein. Man wird auch die Lutheraner dorthin laden. Bullinger hat Briefe aus Hessen, und zwar aus Marburg [HBBW XV, Nr. 2305, vom 6. Dezember 1545] und aus Wetter [zum Teil erhalten: HBBW XV 682f und Anm. 17]empfangen. Diese wurden am 10. Dezember [1545]verfasst. 5 Die Lage [in Hessen] soll sich [nach dem Braunschweiger Handel] beruhigt haben. Man wartete [zur Zeit der Abfassung der Briefe]auf den [Schmalkaldischen Bundes]tag zu Frankfurt. Im Lager des Herzogs Heinrich von Braunschweig soll man zweierlei Schilder gefunden haben: Die einen mit dem Wappen Braunschweigs, die anderen mit Abbildungen von Fackeln und Besen. Man hatte vor, mit dem ersten Schild die Ortschaften, die hätten begnadigt werden sollen, zu kennzeichnen; mit dem zweiten die Orte, die zur Zerstörung bestimmt gewesen wären. Aus den Briefen erfährt man ferner, dass der junge, in Kassel 6 [gefangen gehaltene] Herzog [Karl Viktor von Braunschweig] sich oft dem Ballspiel widmet. Vadians [letzter] Brief [HBBW XV, Nr. 2317] wurde nicht durch [den St. Galler Boten Alexius] Knoblauch, sondern durch [Konrad] Gessner übermittelt. [P.S.:]Bullinger wird den Brief für [Johannes] Oporin [von Lorenzo Torrentino]7 weiterleiten.