Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3080]

Johannes Blasius
an Bullinger
Chur,
21. November 1547

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 350 (Siegelspur) Druck: Graubünden, Korr. I 118f, Nr. 91

[J] Johannes Blasius, Johannes Travers, Luzi Heim, Johannes Comander und andere Liebhaber der Wahrheit danken für Bullingers fürsorglichen Brief [nicht erhalten]und senden die Proposition Kaiser Karis V. hiermit zurück. 1 Die Abgeordneten der Bündner und Eidgenossen sind aus Italien zurückgekehrt. Auf dem Markt, den sie besucht haben, 2 berichtete man zunächst, dass [zwischen Papst Paul III. und dem Kaiser in der Affäre um Piacenza] ein Waffenstillstand 3 geschlossen wurde, doch bald darauf wurde gesagt, dass dieser wieder gebrochen worden sei. -[2] Von überall her treffen Warnungen [über einen etwaigen militärischen Angriff der Kaiserlichen auf die Eidgenossenschaft]ein, so auch in dem an die Ratsherren von Chur adressierten Brief der Drei Orte Uri, Schwyz und Unterwalden. 4 Davon würde Blasius mehr berichten, wenn er nicht der Meinung wäre, dass die Zürcher Ratsherren bereits davon erfahren hätten. -[3] Sein Sohn Paul 5 der während anderthalb Jahren auf Bullingers Empfehlung hin von Otto Werdmüller beherbergt worden ist, hat seinen Vater gebeten, ihm für den kommenden Winter eine andere Unterkunft zu beschaffen. Grund dafür ist nicht, dass er mit Werdmüller unzufrieden wäre. Im Gegenteil. Auch wurde diesem die vereinbarte Miete stets pünktlich bezahlt. Doch friert sein Sohn in dem von ihm bezogenen Zimmer, und in der Wohnstube kann er wegen der lebhaften Kinder auch nicht arbeiten. Deshalb hat Blasius Gotthard [Richmut?]6 uni eine Unterkunft für seinen Sohn gebeten, der ihm diese in Aussicht gestellt

c Textverlust bei der Entfernung des Siegels.
1 Die in Nr. 3005,8-46, zusammengefassten , ,Propositiones" des Kaisers für den Reichstag von Augsburg. -Bullinger hatte am 22. Oktober Johannes Travers eine Abschrift der "Propositiones" gesandt mit der Bitte, für deren Rücksendung via Blasius zu sorgen; s. Nr. 3050 und Anm. 4. Er scheint vergessen zu haben, dass er schon am 20. September das Dokument Blasius zur Verfügung gestellt hatte; s. Nr. 3016 und Anm. 2.
2 Welcher Markt hier gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden. -Bei den Reisenden könnte es sich um jene Gesellschaft handeln, die sich Ende Oktober auf den Weg nach Padua gemacht (s. Nr. 3063,[1]) und sich vielleicht von dort nach Venedig begeben hatte.
3 Siehe dazu Nr. 3016, Anm. 7.
4 Diese befürchteten einen Angriff von Italien aus auf ihre Herrschaft Bellinzona; s. Nr. 3065, Anm. 63.
5 Er studierte seit Ende April 1546 in Zürich; s. HBBW XVI 373, Anm. 18.
6 Aus der vorliegenden Stelle wird deutlich, dass der Austausch zwischen Blasius und dem hier nicht näher bestimmten Gotthard unmittelbar davor, und zwar mündlich und in Abwesenheit von dessen Frau, stattgefunden hatte. Dies lässt den Schluss zu, dass die Unterredung in Chur stattfand und der hier erwähnte Gotthard vermutlich ein Geschäftsmann war, vielleicht sogar einer jener Eidgenossen, der sich mit der oben erwähnten Gesellschaft nach Italien begeben hatte. - Vielleicht ist hier von Gotthard Richmut die Rede, der nicht allzu weit von Chur geschäftlich


Briefe_Vol_20-671arpa

hat, wenn dessen Frau [...] ihre Zustimmung dazu gibt. Bullinger möge ein gutes Wort dafür einlegen. -[4]Blasius' Frau [...] schickt Anna Adlischwyler und ihren Kindern zwei Holzgefäße mit Regelbirnen 8 als Geschenk. -[5]Bürgermeister Heim lässt Bullinger und Bürgermeister Johannes Haab grüßen, mit der Bitte, weiterhin wichtige Angelegenheiten mitzuteilen.