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Autograph: Zürich StA, E II 343, 22. Siegelspur. -Ungedruckt
Berichtet über die noch nicht beigelegten Unruhen in Solothurn. Bern hat Zürich im Hinblick auf einen drohenden Durchzug von katholischen Hilfstruppen durch bernisches Gebiet um treues Aufsehen gemahnt, aber eine abschlägige Antwort erhalten. Haller bittet Bullinger nachzuforschen, was Bern von Zürich erwarten kann.
S. Günstiger geliepter bruder.
Wisß, daß die zwytracht ze Soloturn 1 noch nitt zertragen 2 , aller eidgnossen botten sich träffelich darinn bemüyent, unser herren 6 der räten, 4 der burgeren da habend. Und ist das der anfang der sach, als ich hab hören sagen: By dryen jaren, als ich ze Soloturn prediget 3 , ward ouch ein uffrur liederligh 4 . Ist durch Friburg, Basel, Biel und Bern vertädinget 5 , und brieff und sigel uffgericht 6 , wie sich beed partyen gegenenandren halten söllend, da sich unser teil hoch beclagt, inen nie kein stund gehalten sin, sunder darvon je lenger je meer getrengt, ja ouch in der statt inen kein platz gotts wort vergünnen ze hören, demnach understanden uff der lantschafft, da ob 30 pfarren unser religion angenummen 7 , sy mitt meeren 8 und practicieren 9 abfellig ze machen. Je in kurtz verrückten 10 tagen ist ein falscher evangelischer pfaff 11 widerum zur mess gfallen, darab unser part ein grosß missfallen. Indem hett sich zutragen,
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daß 2 evangelisch puren eim messpfaffen zins bracht, der die puren nitt kent, sunder vor inen usßgelassen, ee dry tag ein end habind, werde man wunder sähen in Soloturn, und werde der lutersch glob ein end han 12 . Dess söllind unser part von den 2 puren gewarnet sin und sich übel besorget vor gwalt und desshalb 30. octobris umm das ein imm tag zemmen glüffen, das büchsenhuß ingenommen 13 , pontificii aber och zum teil gegen inen gstanden, zum teil mitt büchsen in die hüser sich gelegret und alsbald, daß ich nitt reed 14 zu inen zilen, habend ouch wellen das thur [!]15 gegen ir lantschafft im Göw 16 und den kilchhoff S. Ursen wellen innämen, bsorgen, syind irs anschlags verraten worden. Indem hett sich der schultheiß 17 in der statt, Brosi von S. Gallen 18 und ander darzwischet gelegt und ir beger, das nütt anders was, dann daß man brieff und sigel an inen hielti, verhört 19 und uff morgen for grossem und kleinem ratt bescheid entpfahen geheissen. Also sind sy mitt enandren, iren bi hundert wol gerüst, über die brugg in die forstatt zogen, die brugg abgworffen. Als bald unser buren 20 , ire nachburen, das vernommen, sind sy inen zu glüffen mit grossen huffen. Also sind unser herren 21 dess verstendiget, ir bottschafft gschickt, die sy nitt habend wellen lassen darzwischen reden, si mantind dann die iren ab. Das ist nun bschähen 22 . Indem habend pontificii unser herren gmant binn pündten und burkrechten, daß sy inen wellind helfen, die meineidigen verräter straffen. Was inen ze antwurt worden sy, weiß ich nitt. Indem hand wir vil warnungen enpfangen, wer inen 23 ze hilff kummen und durch unser biett zihen welle; sind wir verursachet, üch und ander ze ermanen, ein trüw uffsähen uff uns ze haben 24 . Da ist uns ein so gar spöttlich und schimpflich antwurt gschriben 25 von üch, daß unß übel beduret. Mögend nitt wissen noch erdenken, uss was grund das bschähe, ob wir uns aller dingen nütt zu üch dörffind versähen 26 , wäder hilff, rätt noch trost, oder wie es stande. Ist min ernschnlich bitt, wellist dich doch an vertrüwten erkunden, wie es doch stande, dann wir unß noch aller dingen nütt partyet hend, helfend
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zu friden 27 , wie wir mögend 28 , doch daß der gottes wort nitt nachteilig sy, dann, als ich hör, unser botten nitt wyteren empfäl 29 hend. Wo aber über ein das nitt sin möcht und Antronii 30 understündind, adversis durch unser biett zuzezihen, wurd uns gantz und gar ungelägen sin, ouch semlichs nitt vertragen 31 , sunder weren, wie man möchte. Hie wil uns dran gelägen sin, dann vil geredt, vil warnungen kummen, wo ir weltind still sitzen, schid lüt darzwischend schicken, oder als bald wir enanders besorgen 32 . Wellist doch mich umm der eer unsers gottes willen uß dinen vertrüwten berichten, wess sich doch ze verhoffen sy zu üch. Ich weiß nitt, acht aber, doch von niemant bricht 33 , nostros 34 werdi man nitt lichtlich lassen zgrund gon, jedoch kein krieg anfahen. Wo aber er mitt uns angfangen wurde, werdent wir thun, wie unß dann gott das git. Man faht erst an articulieren 35 . Pontificii Salodorensium habend alle die iren, die sy uff dem land mögend ankommen 36 , dahin bracht, das sy zu der paner gschworen 37 , was je das meer ist, dem gehorsamen, alle alte mandat und bott hin und ab sin 38 . Si hend ouch von den evangelischen part (deren by 800 ze Wangen 39 und Wiettlispach 40 ligend, dann sy inn der vorstatt nitt sicher 41 )8 man 42 haruss gefordret, die wellend sy amm läben straffen 43 . Die übrigen söllend sich uff gnad und ungnad uffgen. Under den acht mannen sind das die fürnempsten: Hans Hugi fenner, Urs Starch alt seckelmeister, Hans Heinrich 44 Meister Lewen 45 fründ, zwen brüder, heissen Roggenbach 46 . Ich acht, wenn sy hantfest 47 blibend, werde alle sach
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ze gutem kummen, wo nitt, wirt großen jomer, eilend, ergernusß anstösß, und sind wir ummgäben. Nun lasß nitt und schrib eigentlich 48 . Quod facio non ex me ut antea.
Hiemitt vale.
7. novembris anno 33.
Schrib mir aller dingen antwurt by disem botten 49 . Er ist vertrüwt 50 .
Tuus B. H.
[Adresse auf der Rückseite:] An Heinrich Bulli, minen lieben gfatter.