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Kanzleiabschrift a : Zürich StA, E II 1, 153-155 Ungedruckt
Steiner versichert, treu zum Evangelium zu stehen. Er hat sich vor der Synodalkommission vergeblich
gegen zwei Vorwürfe wegen Pfrundlaufens zu rechtfertigen versucht. Felix Brennwald [der Amtmann
des Abtes von Einsiedeln im Kloster Fahr] ist bereit, als Zeuge für ihn auszusagen. Er, Steiner, habe
nur versucht, mit Hilfe des Abtes, der ihm von früher her verpflichtet war, Brennwalds und der Räte in
Zürich das Pfarramt Weiningen zu erhalten, da er - trotz seiner Verdienste für Zürich und die Kirche -
Not gelitten und von niemandem habe Hilfe erwarten können. In der Sache sei dann aber nichts unternommenBriefe_Vol_04_0360 arpa
worden. Die zweite Anklage habe ihm vorgeworfen, er hätte versucht, illegal die Pfarrei Wädenswil
von Konrad Müppein zu erwerben; dazu verweist er auf Müppeins Brief [Nr. 461]. Daß er
vom Rat, auf Antrag der Synode, ausgeschlossen und vom Predigtamt in Schwamendingen abgesetzt
wurde, empfindet er als harte und ungerechte Strafe. Dieses Urteil würde, wenn es in Kraft bliebe, ihn
an den Bettelstab bringen. Er hat den Rat um Gnade gebeten, sei von diesem aber an die Synode gewiesen
worden mit der Zusicherung, daß deren Urteil respektiert würde. Steiner bittet nun die Synode, ihm
zu verzeihen und ihn wieder aufzunehmen.
Eerenvesten, frommen, wysen, gnedig herren, hochgelerte, göttliche vätter unnd brüder.
Nachdem mich gott berüfft hat von der finsternus zu sinem liecht der warheyt 5 , so bin ich ylentz uffgestannden unnd dem nachzogen unnd die hand an pflug geleyt unnd niemermer hindersich gesechen 6 , innmitten der trübsal hindenab von gott nie gefallen, sonnder als eyn gethrüwer knecht bestanden 7 by sinem herren unnd fürohin bis an min end allso mich gott lassen finden unnd wirt mich nieman von siner hand ryssen 8 . So hat gott unns gemanet: «Welcher staadt, luge 9 , das er nit falle» [1 Kor 10, 12]. So mag 10 one gottes krafft nieman ston, alsdann manchen ußerwelten gott hat lasßen fallen unnd wider uffgericht.
Allso wie dann eyn statutum synodale zugipt 11 , das nieman sich selbs zu eynem bischoflichen ammpt erwellen oder inflechten 12 sölle 13 - dann eyn bischoff erwelt soll werden uß göttlichem willen mit hilff unnd gunst des gemeynen volcks, der kilchen unnd verwilgung der necheren 14 byschoffen 15 , damit der zorn gottes nit über unns komme; als dann durch den propheten geredt wirt: «Sy hand inen selbs eyn künig gesetzt, unnd nit uß minem befelch» [Hos 8, 4] - so bin ich anclagt von üweren verordneten 16 , wie ich wider söllich b göttlich ordnung gehandlet habe, unnd mir zwen artigkel
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17 fürgehalten, daruff ich die waarheyt verjechen 18 han unnd geanndtwurt.
Aber miner red ist keynen glouben geben 19 . So kan ichs nit hoch achten 20 , dann in eygner sach kan eyner im selbs nit züggnus geben, dann eyn yetlicher gunt im selbs 21 unnd redt nüt schedlichs wider sich, als das der herr selbs redt: «Gib ich mir selber zückniß, so ist es nüt, aber anndere gebent mir zügknus» [Joh 5, 31f] etc. Nun uff söllichs so han ich minen lieben gefatter C 22 unnd guten fründ 23 , nammlich Felix Brenwalden 24 , gebetten, üwer würdi zuberichten, was ich an in bracht unnd begert han, mit sinem mund unnd hand 25 . Das hatt er nit wellen thun von wegen siner kranckheyt, ouch von üch nie erfordret. Unnd so 26 ir mir nit gloubend, so 27 gebent ir sinem schryben ouch keyn glouben. So aber ir die warheyt an im suchen 28 , so will er sy nit verhalten unnd redt eben die meynung. Unnd ist allso, wie ich gesechen han, das ich bißhar von aller mentschlicher hillf, radt
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unnd trost verlassen bin, unnd das zechen jar 29 lang, unnd umb des vatterlands unnd voran gottes eer willen umb all min hab unnd gut kommen bin 30 , das nit kleyn ist, unnd die vergangnen drü jar loblich unnd eerlich eyner gstifft 31 gedienet hab umb 12 guldin uff hoffnung der gnaden, unnd aber keyn gnad nienen gespürt han, sonnder verschupft 32 unnd verworfen bin, unnd aber so vyl jar unnd tag uff mir han 33 , das ich zu keyner arbeyt mee gschickt 34 unnd vermüglich 35 bin, dann ich gar nach 36 der eltest predicant bin unnd dryßig unnd acht jar eerlich der kilchen gedienet han unnd mir keyn negligentz noch versumnus nie fürgehalten, so han ich nun rechtbrief unnd sigel an eynen herren von Eynsidlen 37 durch sin amptman 38 wellen lassen erfordren. Darumb 39 ich unnd mine forderen 40 getrüwlich gedienet haben inn minen jungen tagen, darumb 41 mir eyn zusag 42 beschechen ist, so ich mangel haben wurde unnd mit eyner pfrund nit versächen were, das dan ich vom gotshus solte versechen 43 werden oder des herren tisch han 44 . Unnd so mir Wynigen 45 gelichen wurde, so welte ich miner ansprach vernügt sin. Ich verhofte ouch, mine gnedigen herren 46 wurdent mir darzu helffen unnd radten, unnd hinder 47 der rechten kilchen, one gunst unnd willen 48 üi 49 wellen handlen. Das dann ich dem Brenwalden befolchen, dem apt fürzeträgen. Das hatt er nit gethan unnd ist der sach 154 || nie gedacht 50 . Ich welte vyl lieber, ich wurde sunst versächen 51 wie annder unnd min fylfaltig lyden unnd alter inn gutem bedacht unnd mine redliche trüw, die ich der kilchen bewyßt han, mit flyß ermessen etc.
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Zu dem annderen, wie ich sölle gelouffen sin zu Meyster Curadt Müdbeyn 52 gan Wädischweyl 53 unnd im sin pfrund wellen abkouffen unnd ettliche specher 54 nahin geloufen unnd söllichs von mir ußgeben. Wolan, mir were wol nodt, ettwas darzu zereden. Das will ich umb liebe unnd fridens willen verschwygen, daruff ich keyn anndtwort gib. Hörent sin anndtwurt hie geschriben 55 . Mir mag doch min pfrund nit belyben, die ich iusto titulo han überkommen 56 unnd brief und sigel darumb han, darumb 57 ich keyn koufman bin. Wirdigen unnd gnedigen herren, uff sölliche thatt unnd übertrettung hand mine gnedigen herren mit recht unnd urtheyl, uff anrüffen der predicanten, mich beroubet unnd entsetzt mins prophetißen ammpts unnd diensts der pfrund Schwamendigen 58 , das doch mir das gröst leyd ist unnd straaff, das mir mag begegnen 59 . Deß diensts halb hette es nit nodt 60 , dann niemand uß sinem gut reysen soll, aber deß ammpts halb, das ich mit söllicher grosser müg, arbeyt, armut unnd ellend unnd mit dem schweyß mines vatters überkommen han, von der wyegen uff darzu erzogen bin unnd also verwürckt soll han unnd gott, der cristenlichen kilchen, ouch mir selbs on nutz sin unnd all min zytliche eer, glück unnd naarung darinn staat. Darzu, so man die straaf ansicht, so muß ich von allen frommen verdacht 61 sin als eyn lasterhaftiger übelthäter. Das erwege eyn yetlicher inn sinem hertzen. An sit dolor similis etc. 62
Unnd so söllicher sententz 63 nit solte revociert werden (als ich doch nit trüw 64 ), so welte ich vyl lieber noch eyn krieg erlyden, da ich zu dem dritten maal beroubet 65 bin d . Ja lieber den tod erlyden unnd mit Paulo zu gott rüffen: «Wer thut mir uff den lyb, das ich mit gott läbe» [Phil 1, 23], ouch mit dem Jerimia reeden: «Verflucht syg der man, der minem vatter das bottenbrot 66 bracht het, das im eyn sun geboren syge» [Jer 20, 15]. Mir wäre lieber, ich were an der geburt umbkommen oder in muterlyb verdorben, weder 67 inn sölliche schmach ergeben (si res sic se habet). So mag nüt annders darnach folgen, dann das ich min vatterland muß myden, das ich zu dem sibenden maal mit minem blut han helffen schirmen 68 , unnd eyn eerliche,
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fromme frowen mit den kinden 69 verlassen unnd den bättelsack an hals nemmen unnd in das ewig ellend gan. Das statt mir daruff 70 . Man hat sunst arbeytseliger 71 lüten gnug etc.
Darumb so han ich in min alten tagen, damit unnd ich nit erst allso geschmecht unnd geschent wurde, mine gnedigen herren umb barmhertzigkeyth gebetten 72 , da nun nit mangel ist. Die will söllich ordnung unnd satzung zu unnsern zyten 73 nit im bruch sind gesin unnd nüwlich von gott angefangen, so will gott durch mich sinen punt unnd leges uffrichten unnd die kilch reformieren, unnd mich zu dem hund verordnet, der dem löwen vor soll geschlagen werden 74 unnd das , heyligthumb bin, an dem er anfachen will straafen 75 , so das, will ichs umb siner eeren willen dulden. Uff das min gnedig herren mich also inn der straaff byßhar hand lassen stan unnd für üch ze keeren befolchen; was gnaden unnd gutes ich by üch find, das wend min gnedigen herren mir nit abschlachen 76 . Ich hoff, ouch ir habind inen daran wol gedienet etc. ||155 Herumb 77 so erman ich üch göttlicher barmhertzigkeyth, diewyl unnd ir genent werdend sün des oberisten gotts unnd vatters 78 . Das ir das an mir bezügint, das ist gnad unnd barmhertzigkeyth; darby erkent man sine kinder, namlich die sin werch thünd etc. 79 .
Zum dritten, so erman ich üch cristenlicher liebe, die da ist eyn band aller folckommenheyt 80 , die staadt 81 so , eyner treyt die schwachhevt sines nechsten, verzicht dem schuldigen unnd nit raach sucht umb siner übelthatt willen etc. 82 Unnd ansechen 83 die grossen schäden, so ich erlitten han an eer, lyb unnd gutt, ouch die trüw, so ich bewisen hab inn gottes wort unnd allen sinen dieneren, unnd die usserlich süsse des evangelions keyn tropfen nie versucht han, aber yense 84 überflüssig 85 , besonnder allweg uß dem kelch unnd bächer des herren Jeramie unnd Esaie 86 , da mir folkommene maaß ingeschenckt ist, getruncken han etc. So ist gott nit ewig erzürnt, sonnder nachlessig 87 allen denen, die in bittend. Also bit ich üch gemeynlich jetlichen
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innsunders, mir umb gottes willen verzychen unnd vergeben, wie ir wend, das gott üch vergebe, unnd mir wider zustellen min ammpt, damit ich gott unnd der cristenlichen kilchen dienen möge nach dem befelch gottes. Dann so will ich mich baß umsechen fürhin 88 unnd wachbarer sin über gottes wort unnd ordnung. So nutzt mich eyn ammpt nüt, wenn ichs nit zebruchen han, darumb ir gemeynlich bitten, mine gnedigen herren, mich inn gnaden zu bedencken unnd myne alten tag versechen unnd an minen trübsälen vernügt sin. Das will ich umb gott unnd yetlichen 89 beschulden . Hiemit befilch ich üch gott unnd sinen gnaden etc.
[Ohne Unterschrift] e