Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Lorenz Meyer an
Bullinger
Stammheim,
9. November 1534

Autograph: Zürich StA, E II 335, 2007 (Siegelspur) Ungedruckt

Bittet Bullinger, Michael [Farner], der zurzeit wegen kirchlicher Probleme zutiefst betrübt und verwirrt ist, anzuhören und zu beraten. Weiß nicht, wie es mit der Kirche in Trüllikon weitergeht, könnte aber seine eigene Gemeinde auf keinen Fall verlassen, um dort Dienst zu tun. Grüße.

Gratiam, pa[cem et] a constantiam per Christum.

Obsecro te, mi Bullingere charissime, per Christum dominum, velis placido vultu suscipere et animo pio audire illum optimum et mihi amantissimum

11 Bullingers Römerbriefkommentar, Zürich (Froschauer) 1533 (HBBibl I 42).
12 Bullingers Kommentar zur Apostelgeschichte, Zürich (Froschauer) 1533 (HBBibl I 43).
13 Bullingers Kommentar zum 1. Korintherbrief, Zürich (Froschauer) 1534 (HBBibl I 53).
14 Bullingers Kommentar zu den beiden Petrusbriefen, Zürich (Froschauer) 1534 (HBBibl I 52).
15 Von Bullingers bisher veröffentlichten Kommentaren fehlen Bertlin demnach nur jene zum Hebräerbrief (s. Z. 18) und zum Johannesbrief, 1532 (HBBibl I 37). Soeben erst, im Herbst 1534, waren erschienen «De testamento seu foedere Dei unico et aeterno» (HBBibl I 54) und «Assertio
utriusque in Christo naturae» (HBBibl I 62). Zu den älteren Publikationen Bullingers s. HBBibl I 1. 2. 3. 27f. 33-35. 39.
16 Pellikans Kommentar, s. Z. 3-7 mit Anm. 4.
17 Vgl. Phil 1, 21.
18 Wollte Bertlin, der zu dieser Zeit Pfarrer in Waltenhofen bei Kempten (Kr. Oberallgäu, Bayer. Schwaben) war, mit dem «Ex Alpibus Graiis» als Absendeort etwa auf seine Abgeschiedenheit hinweisen? Die Alpes Graiae waren - nach Georges I 336 - nicht nur die «Grajischen», sondern auch die «grauen» Alpen.
a Textverlust durch Beschädigung.


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virum Michaelem 1 , satis nunc superque satis ecclesiae in rebus adflictum, perturbatum et distractum. Mira audies 2 . Iuva et consule b . Et haec hactenus.

Quo vero nunc in portu navigent 3 res ecclesiae in Trullikon, ignoro 4 . Cupio certior fieri. Id quidem non abs re, quum quidem neminem habeo, qui meam curet illuc me vocato. Ecclesiam hanc deserere non possum neque debeo 5 . Interim urget me offitii mei onus. Quod velim, intelligis. Interim bene vale in domino Iesu Christo, cui te commendo una tam ecclesia tua quam domo honestissima et fratribus charissimis.

Raptim, Stammae, 9. novembris anno 34.

Laurentius Agricola.

b luva et consule am Rande nachgetragen.
1 Beim genannten Michael handelt es sich ohne Zweifel um Michael Farner, den reformierten Pfarrer des unweit Stammheims gelegenen Basadingen (Kt. Thurgau). - Michael Farner, gest. 1562, war ein Sohn des Stammheimer Untervogtes Walter Farner. Im Glückshafenrodel (298, 30-43) ist seine, seiner Eltern und Geschwister Anwesenheit in Zürich für das Jahr 1504 nachgewiesen. Im Jahre 1516 verzichtete er auf die Leutpriesterstelle Eschenz zugunsten von Jakob Nusplinger, seinem Mitbewerber. Er erscheint fünf Jahre später als Priester in Stammheim (s. AZürcherRef 163). Von 1521 an war er Kaplan und Inhaber der Vögelinspfrund in Dießenhofen. Um die Mitte der zwanziger Jahre trat er zur Reformation über und verehelichte sich mit Anna Ziegler. 1529 übernahm Farner in Basadingen die Stelle des von der reformierten Gemeinde verdrängten Priesters Johannes Sigg. Bald nach dem Zweiten Kappelerkrieg verlangte das Kloster St. Katharinental die Rückerstattung des Kollaturrechtes für Basadingen. Durch Beschluß der Acht Orte vom 28. Oktober 1534 wurde dem Kloster die Kollatur und dem Priester Sigg die Pfarrpfrund wieder zuerkannt. Wie lange Farner noch die reformierte Kirchgemeinde Basadingen, von Dießenhofen aus, versah, ist nicht bekannt; wahrscheinlich wurde er zum Nachfolger des im Frühjahr 1536 in Rüti verstorbenen Pfarrers Niklaus Steiner (s. oben S. 359, Anm. 1) bestellt. Im Jahre 1542 (gemäß Pfarrerbuch 24 und 268 schon 1534, was sicher unrichtig ist) übernahm Farner die Pfarrei Dürnten, von der er 1559 zurücktrat. Mit Bullinger stand er offenbar nicht im Briefwechsel. - Lit.: H[uldreich] G[ustav] Sulzberger, Geschichte der Kirchgemeinden im Bezirke Dießenhofen, Dießenhofen 1884,
S. 84-91; Alfred Farner, Geschichte der Kirchgemeinde Stammheim, Zürich 1911, S. 116; Knittel, Kirche 109-111; Pfarrerbuch 268; Sulzberger 118.
2 Farner stand ganz unter dem Eindruck des wenige Tage zuvor gefaßten Beschlusses der Acht Orte (s. oben, Anm. 1), welcher von einem Dießenhofener Schiedsgericht am 6. November noch folgendermaßen verdeutlicht worden war: Der Priester Johannes Sigg durfte das Pfarrhaus beziehen und einen Altar errichten, konnte aber niemanden zur Teilnahme an der Messe zwingen. Dem Prädikanten Farner wurde erlaubt, noch ein Jahr lang die Gemeinde zu betreuen; dafür sollte ihm aus dem Pfrundeinkommen eine Besoldung zukommen. (Siehe Sulzberger, Dießenhofen, aaO, S. 88f; Knittel, Kirche 110). Es ist anzunehmen, daß Michael Farner in dieser Sache nach Zürich reiste, um bei Bullinger vorzusprechen.
3 Vgl. Adagia, 1, 1, 46 (LB II 47); Otto 285, Nr. 1455.
4 Um die in der Reformation entstandene Pfarrei Trüllikon (Kt. Zürich) waren Schwierigkeiten entstanden, da sich die Klöster Rheinau, Kreuzlingen und St. Katharinental dagegen wehrten, ihren Teil zur Pfarrpfrund beizutragen. Der Bestand der Pfarrei war daher zeitweise gefährdet. (Siehe EA IV/IC 8 z. 130 Z. 471 f. 489f p-q und ad q. 509 kk und ll. 540 v. H. Keller, Aus der Geschichte der Pfarrei Trüllikon, Andelfingen 1928, S. 9-13).
5 Wolfgang Jäger, genannt Liftenegger, seit 1528 Pfarrer in Trüllikon, war also nicht mehr im Amt (Pfarrerbuch 90 und 366 gibt 1536 als Jahr seines Rücktritts an). Anscheinend war erwogen worden, Lorenz Meyer aus dem nahen Stammheim als Aushilfe beizuziehen. Bereits zu Beginn des Jahres 1535 ist aber mit Jakob Stöckli die Pfarrei wieder besetzt (s. EA IV/IC 471 f; Keller, aaO, S. 9-11; Pfarrerbuch 90. 548, dort fälschlich 1536).


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[Adresse auf der Rückseite:] Christiano viro et evangelico doctori H. Bullingero, fratri in domino observando.