Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[911]

Burgermeister und Rat von Konstanz an
die in Basel versammelten eidgenössischen Gesandten
Konstanz,
9. November 1536

Original: Basel StA, Kirchenakten A 9, 247 (Siegelspur) Regest: EA IV/1c 786 (zu c)

Sind von ihren Gesandten über die Basler Tagung [vom 24./25. September] unterrichtet worden. Können der Wittenberger Konkordie nicht zustimmen. Hätten es vorgezogen, wenn sich die oberdeutschen Städte mit einer gemeinsamen Gesandtschaft an Luther gewandt hätten, doch hat die Mehrheit von diesen bereits Stellungnahmen abgeschickt, weshalb sie nun ihre Abendmahlslehre in einem eigenen Brief an Luther darlegen wollen.

Unser früntliche dienst voran, fursichtigen, ersamen, wysen, bsunder lieben und guten frund.

Es habent unsere gsanten, die uff nächstgehaltnem tag by uch zu Basel gwesen sind 2 , uns b furgebracht, was desselbigen tags gehandelt c . Nun ist uns vorhar (ais ir wissen mögent) glicher gstalt wie uch zugemutet worden, die artickel zu Wittenberg gestelt zeunderschriben 3 , uff das die fürgenommen

a Entwurf in: Konstanz Stadtarchiv, Ref A. Fasc. 10, 271r.-v., Nr. 60 (zitiert: E); Abschriften: ebd., Fasc. 11, 44r., Nr. 8; Zürich SA, E I 1. 2b.
b E: uns über der Zeile nachgetragen.
c desselbigen tags gehandelt in E korrigiert aus: desselbigen mais gehalt[en] I gehandelt worden.
1 An der auf den 12. November nach Basel einberufenen und am 14. November beendeten Tagung der evangelischen Orte der Eidgenossenschaft wurde im Anschluß an die Verhandlungen vom 24./25. September erneut über eine Stellungnahme zur Wittenberger Konkordie beraten. Ergebnis war der Entwurf eines Schreibens an Luther, das allerdings erst am 12.
Januar 1537 abgeschickt wurde (WA Briefwechsel XII 241-275, Nr. 4268; vgl. Stumpf, Abendmahlsstreit 93-105; EA IV/1c 784-786; Köhler, ZL II 498f). Zürich hatte neben Bullinger Leo Jud und Kaspar Nasal abgeordnet; die Namen der übrigen Gesandten s. Stumpf, Abendmahlsstreit 104f.
2 An der Basler Tagung vom 24./25. September wurde Konstanz durch Johannes und Konrad Zwick vertreten. Stumpf nennt außerdem Johannes Jung, der aber bereits seit einiger Zeit in Basel lebte (s. Stumpf, Abendmahlsstreit 92; vgl. Moeller, Zwick 187f).
3 Straßburg hatte Konstanz bereits mehrfach zur Einwilligung in die Wittenberger Konkordie gedrängt; vgl. PC II 691.


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concordi d im fürgang 4 haben möcht. Das ist aber uns uß vilerlay ursachen beswarliche, und vorab, diewil g die h gestelten artickel gar disputierlich 5 und unluter, ouch unsers erachtens i nit k dermaßen satt l 6 sind, das ain bestendige concordi m darüber uffgricht werden möge. Undo wiewol wir zu fürdrung amer bestendigen und richtigen verglichung gantz fruchtbar sin geachtet 7 , das o die erbern 8 stett samptlich ain bottschafft zu doctor Luthern gschickt p , die mundtlichen mit im gehandelt, ouch q unsers gloubens, lere r und haltung by disem artickel deß sacraments deß libs und pluts Christi ine s underrichtet und gebetten hettint, das er daran und an dem bericht, den t er vorhin durch die prediger diser stett zu Wittenberg empfangen u , benügen 9 haben welte etc., so habent doch v der mererthail diser oberlendischer stett ir antworten schon w gefürdert 10 , derhalben x dise unser mainung kainen fürgang haben mag 11 sunder y wir ouch , verursacht und willens sind aa doctor Luthern unser ab antwort zuzeschicken. , Diewil uns aber entlegen ist 12 uff die gestelten ac artickel mit lutern worten noch ad mit ettwas erclärung derselbigen ae antwort zegeben, so werdent wir
d E: nach concordi gestrichenes zu fur[?].
e E: nach beswarlich gestrichenes gsin.
f E: nach und gestrichenes ouch.
g E: nach dwil gestrichenes w[ir?] I unser[?] begird dahin stat, das ain bestendige concordi ge.
h E: dise; das anschließende gestelten über der Zeile nachgetragen.
i E: unsers erachtens am Rande nachgetragen.
k nit über der Zeile nachgetragen.
I E: satt am Rande nachgetragen.
m E: nach concordi gestrichenes deren wir I die bestendig sin und pliben mag.
n-o am Rande anstelle der folgenden, mehrfach und zum Teil undeutlich korrigierten Fassungen nachgetragen: In welhes ansehung wir allwegen für gut geachtet hetten, das I Damit aber ain satte I Damit nun ain richtige, satte, bestendige verglichung bschehen mochte, so[?] haben I Wiewol nun wir.
p E: vor gschickt über der Zeile nachgetragenes, gestrichenes solten; nach gschickt gestrichenes solten haben.
q E: ouch am Rande nachgetragen.
r E: vor lere gestrichenes und; nach lere gestrichenes gotlicher[?].
s E: me über der Zeile nachgetragen; anem gestrichenes, unleserliches Wort.
t-u E: korrigiert aus: den im vorhin die prediger diser stett zu Wittenberg geben betten. In der Ausfertigung empfangen am Rande nachgetragen.
v E: so habent doch am Rande nachgetragen; ersetzt die folgenden, mehrfach korrigierten Fassungen: diewil sich aber zugetragen hat, das I es hatt sich aber zugetragen, das I so hatt doch sich zugetragen, das.
w E: schon über der Zeile nachgetragen; ebenso ein nachträglich gestrichenes jetzt.
x E: vor derhalben gestrichenes habent und.
y-z E: am Rande nachgetragen anstelle der folgenden, mehrfach korrigierten Fassungen: so werdent nach I so sind wir nachmals/ so sind wir ouch I in welhes ansehung.
aa E: sind über der Zeile nachgetragen.
ab E: unser über der Zeile anstelle von gestrichenem ouch gen[?]nachgetragen.
ac E: gestelten über der Zeile nachgetragen.
ad-ae E: am Rande nachgetragen anstelle von gestrichenem, nur teilweise lesbarem ouch z[...] daby ansehende, das die mit ettwas declaration.
4 Fortgang (SI II 346).
5 strittig, anfechtbar (SI XIII 1975).
6 klar, vollkommen (SI VII 1425f).
7 es für fruchtbar hielten.
8 ehrbaren.
9 Genüge.
10 befördert, abgeschickt (s. oben Nr. 908, Anm. 5).
11 nicht weiter verfolgt werden kann.
12 fern liegt.


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im af ain hällen ag bericht, was und wie biß dahar dises artickels halb by uns gelert und gehalten worden ist ah , zuschriben, damit er deß ain satte und grundtliche underrichtung habe, der zuversicht er werde , guts gfallen darab nemmen. Das wolten wir üch uff nächsten abschid 13 guter und früntlicher mainung unverhalten 14 haben, mit erbietung, uch, wo wir könnent, alles al lieb, frundschafft und nachpürliche dienst zebewysen.

Datum 9. novembris anno etc. 36.

Burgermaister 15 und rat

der statt Costanntz am .

[Adresse auf der Rückseite an :] Den fürsichtigen, ersamen und wysen N., der aidgnossischen stetten bottschafften, jetzo zu Basel versamelt, unsern bsunder lieben und guten fründen. ao .

af im über der Zeile nachgetragen. In E ist dieses Wort gestrichen und stattdessen am Rande nachgetragen: dasselbig stillswigend umbgan und im sunst.
ag E: hällen anstelle von gestrichenem luteren über der Zeile nachgetragen.
ah E: ist anstelle von gestrichenem syg über der Zeile nachgetragen.
ai E: zuschicken (über der Zeile nachgetragen).
ak E: vor zuversicht gestrichenes guten.
aI E: vor alles gestrichenes allw[?].
am E: B. u. r.
an In E am Anfang des Briefes.
ao Dorsualvermerk: Praesentate 14. novembris anno 1536.
13 Vgl. den Basler Abschied vom 14. November, EA IV/1c 784f, besonders 785 c.
14 nicht vorenthalten.
15 Jakob Zeller (s. Hermann Buck und Ekkehart Fabian, Konstanzer Reformationsgeschichte in ihren Grundzügen. I. Teil: 1519-1531, Tübingen 1965. — SKRG 25/26, S. 436).