Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1442]

Johannes [Bullinger] an
Bullinger
[Ottenbach,
1532 und 1532 und 1537 ]

Autograph: Zürich StA, E II 441, 84 (ohne Siegel) Ungedruckt

Schickt ihm ein Schwein und lädt ihn zu einem Besuch ein, am liebsten nächsten Sonntag; er wird schlachten und erwartet nur wenige Gäste. Der Wein wird abgeholt; betreffend Rümbeli läßt er ihm freie Hand. Drängt ihn, zu kommen und auch die Mutter und Beat [Gering] mitzubringen. Bittet um den Kauf von Gewürzen.

Salus a Christo.

Lieber bruder, ich schick dyr hie die suw 2 — wett gott, das sy groß wer, doch ist sy die best -, und hit dich vast 3 fruntlich (si rogandi munus penes te reliquum a habeo), das uff jetzt sontag ußhan 4 kömest, dan ich ouch an samstag wil metzgen; die suw sindt mir zu groß am kostan b. Oder, so es nit muglich ist, so kum an mentag zu abandt geen Hedingen; am furgan 5 wurdest in c des Otthmars 6 huß finden, dar nach am zinstag by mir. Aber am sontag wett ich dich lieber han. So wirt vogt, die frow Winckelman 7 , Heini Joß 8 by mir sin und sust 9 niemans dan du und din volck 10; das sag ynan.

a vor reliquum gestrichenes h.
b in der Vorlage amkostan.
c vor in zwei gestrichene, unlesbare Wörter.
1 Der Brief wurde offenbar im Spätherbst geschrieben, zur Zeit der Schlachtungen und nach der Weinlese (vgl. unten Z. 2-5 bzw. 100. Der unten Z. 7 im Zusammenhang mit Hedingen erwähnte Othmar [Ith] wirkte in dieser Gemeinde bis 1536 oder 1537 als Pfarrer; Johannes Bullinger versah seit 1532 das Pfarramt im benachbarten Ottenbach. Das Jahr 1534 kommt nicht in Betracht, da Johannes Bullinger seinem Bruder in diesem Jahr kein Schwein liefern konnte (s. HBBW IV, S. 400f, Z. 24f).
2 Sau.
3 sehr.
4 hinaus (nach Ottenbach).
5 im Vorbeigehen.
6 Othmar Ith (Ytt, Ita), von Stammheim (Kt. Zürich), gest. 1536 (Pfarrerbuch 365) oder 1537 (Zürich StA, G 1179, 45v.), hatte ursprünglich eine Pfründe im
klettgauischen "Rynen" (Rheinheim, Kr. Waldshut-Tiengen), doch verließ er diese im Bauernkrieg und wandte sich vorübergehend dem Küferhandwerk zu. 1528/29 wirkte er in Hitzkirch (Kt. Luzern) als evangelisch gesinnter Pfarrhelfer; als er auch diesen Ort verlassen mußte, predigte er zunächst in Bremgarten und war darauf 1529-1531 Pfarrer im nahegelegenen Zufikon (Kt. Aargau). Nach der Rekatholisierung der Freien Amter wurde er Pfarrer von Hedingen. 1533 und 1536 gab er u. a. wegen häufiger Wirtshausbesuche zu Klagen Anlaß. —Lit.: Zürich StA, G 1179, 45v.; ASchweizerRef III 34; AZürcherRef 1823. 1941, S. 854; Adolf Bucher, Die Reformation in den Freien Ämtern und in der Stadt Bremgarten (bis 1531). Diss. phil. Freiburg/Schweiz, Samen 1950. — Beilage zum Jahresbericht der Kantonalen Lehranstalt Samen 1949/50, S. 87. 92; Pfarrerbuch 365; Gordon, Discipline 182f. 243.
7 Gemeint sind wohl der in Mettmenstetten wohnhafte Untervogt Heinrich Winkelmann und seine Frau. Ein Heinrich Winkelmann


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Wittar wirdt Michel Widmer 11 den win diß wuchan oder an mentag riechen 12 , wie dan dich gutt dunckt. Mit dem Rumbeli 13 heb gwalt 14 Vale, amantem ama.

Ich bit dich fruntlich, kömendt an eitwederem tag 15 uberhan 16 und sag es der mutter 17 Batten 18 ouch; ich wil dar nach in einem grösseren dyr zu willa werden 19 .

Io. tuus.

Heiß mir die mßttar 1 lott zymet 20 und neegeli d21 ' kßffan.

[Adresse auf der Rückseite:] Heinricho Bullingero, fratri charissimo.

d vielleicht als naeegeli zu lesen.
aus dem gleichen Dorf nahm 1513 am Dijonerzug teil, ein Vogt Winkelmann aus dem Freiamt ist als Rottmeister in Marignano (1515) erwähnt (s. Zürich StA, A 30. 2, Nr. 37, 19v., bzw. A 30. 3, Nr. 81). 1540 ist Winkelmann als Untervogt des Freiamts in Affoltern nachweisbar (s. Paul Kläui, Die Urkunden des Klosterarchivs Hermetschwil, Aarau 1946. —Aargauer Urkunden XI, S. 73f, Nr. 106; vgl. auch ASchweizerRef I, Nachträge, 345b; AZürcherRef 639). An der Frühjahrssynode 1540 wurde Joachim Gachnang beschuldigt, ihn im Pfarrhaus in Hedingen beleidigt zu haben (s. Zürich StA, E Il 1, 240). —Lit.: HBLS VII 550.
8 Vgl. HBBW IV, S. 462, Anm. 21.
9 sonst.
10 deine Leute.
11 Ein Michel Widmer von Hedingen nahm 1513 am Feldzug nach Dijon teil (s. Zürich StA, A 30. 2, Nr. 37, 20v.). Näheres ist über ihn nicht bekannt (vgl. auch HBBW V, S. 155, 11).
12 holen.
13 Gemeint ist wohl Hans Rümbeli (Rümeli), ein Schneider von Klingnau, der 1520 Bürger von Zürich wurde und 1573 starb. Er gehörte 1544-1573 dem Kleinen Rat an und war im gleichen Zeitraum Obervogt zu Wettswil, Bonstetten, Sellenbüren und Stallikon. Als Ratsverordneter nahm er erstmals 1543 und ab 1549 regelmäßig an der Synode teil (s. Zürich StA, E II 1, 291-638). Ende 1569 wurde er Pfleger des Großmünsterstifts (s. Zürich ZB, Ms F 37, 275). —Lit.: Schnyder, Ratslisten 600; Fabian, Geheime Räte 527; HBLS V 741.
14 im Sinne von: lasse ich dir freie Hand. an einem dieser Tage.
16 herüber (über den Albis).
17 Anna, geb. Wiederkehr.
18 Gemeint ist gewiß Beat Gering, der Johannes Bullinger in einem Brief vom 8. September 1538 "charissimum meum socium ac compatrem" nennt (s. HBBW VIII, S. 212, 39).
19 zu Willen sein.
20 Zimt.
21 Gewürznelken.