[1560]

Johannes Zwick an
[Bullinger]
Konstanz,
29. August 1541

Autograph: Zürich StA, E II 364, 71f (ohne Siegel) Ungedruckt

Kann jetzt -nach der Rückkehr seines Bruders [Konrad] genauer als [nach Mitte Juli, Nr. 1546][über den Reichstag zu Regensburg]berichten; bittet um Rücksendung der Zusammenfassung [des Abschieds], die jedoch abgeschrieben und den Mitbrüdern gezeigt werden darf; auf die [Frankfurter Herbst-]Messe hin werden sicher zuverlässige Berichte erscheinen. Der Grund für seine Erkundigung nach der Anzahl der Pfarrer in Zürich waren Bestrebungen, die Konstanzer Pfarrstellen unter Hinweis auf das Beispiel Zürichs zu reduzieren; gewisse Leute möchten selber von den Kirchengütern profitieren. Der Tod von [Simon] Grynäus hat Konsternation ausgelöst; mit [Juan]Luis Vives und Grynäus sind kurz nacheinander zwei Männer gestorben, die sogar Kaiser an Bedeutung überragen. Grüße; auch Pellikan und Leo [Jud] sollen den Bericht lesen. Ambrosius [Blarer] war krank, ist aber wieder genesen und lässt grüßen. Empfehlung für Wilhelm [...], der durch die erlittene Not zur Einsicht gekommen zu sein scheint.

S. Non potui nuper clariora ad te dare, fratrum charissime; nunc post fratris reditum 3 summam, sed meo iuditio satis claram et veram, mitto. 4 Per charitatem vero te rogo, ut exemplar remittas a ; quicquid autem placuerit, potes

a Endung nicht sicher lesbar.
8 Heuchler (hypocrita).
a Vor -mittas ein gestrichener Buchstabe.
1 Die Bezugnahme auf vorausgegangene Briefe (s. unten Z. 1 mit Anm. 2) schließt Zweifel am Adressaten aus.
2 Vgl. Zwicks knappen, nach Mitte Juli geschriebenen
Bericht über die Verhandlungen in Regensburg sowie seinen Brief von ca. Mitte August (oben Nr. 1546 und 1556).
3 Zur Rückkehr Konrad Zwicks aus Regensburg vgl. oben Nr. 1556, 1 mit Anm. 2.
4 Ein "Summari des abscheidts des rychtags zu Rägenspurg 1541" (mit Notizen von Bullingers Hand) findet sich in Zürich ZB, Ms A 127, 201-217, Nr. 7c.


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Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung
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describere et reliquis fratribus legenda exhibere, quanquam persuasissimum mihi sit nundinas proximas 5 daturas aliquid, ex quibus certissima et clarissima simus habituri. 6

Cur ministros verbi consignari mihi a te nuper b voluerim, 7 in causa fuit, quod apud nos quidam palam testati sint non nisi duos aut ad summum tres symmystas esse in c urbe vestra, 8 atque hinc conati sunt nugatores isti evincere, ut vel minueretur apud nos ministrorum numerus vel saltem uno atque altero defuncto nullus in locum substitueretur. 9 Itaque fecisti mihi rem gratissimam, quod diligenter admodum singulos d descripseris; 10 sunt enim undique multi, qui corrasis undique ecclesiae bonis mallent seipsos pascere quam posteritati consulere.

De Grynaei obitu 11 supra modum sumus consternati. Abstulit eclypsis duos viros, quibus nulli imperatores possunt aequiperari, hoc est Lud[ovicum] Vivem 12 et iam Grynaeum nostrum. Deus misereatur nostri.

Vale cum omnibus fratribus et tota domo. Pellicano et Leoni 13 omnino e legendum da scriptum de comitiis. Totam domum tuam salvam volo.

Ex Constantia, 29. f augusti 1541.

Tuus Io. Zvick.

Ambrosium 14 corripuerat febris, sed restituit eum dominus, teque salutat offitiosissime.

|| 72 Fratrem illum Wilhelmum 15 commendo tibi omnino. Videtur mihi alius, quam olim fuit; vexatio dedit illi intellectum.

[Ohne Adresse.]

b nuper über der Zeile nachgetragen.
c vor in gestrichenes apu.
d Vor singulos verwischtes mi.
e In der Vorlage omnio.
f Korrigiert aus 28.
5 Zum Termin der Frankfurter Herbstmesse s. HBBW VI, S. 406, Anm. 5.
6 Sowohl Bucer als auch Melanchthon publizierten noch im gleichen Jahr Akten des Religionsgesprächs (s. BucerBibl 112f bzw. VD 16 M 2385-2387). Für weitere den Reichstag betreffende Drucke des gleichen Jahres s. bes. VD 16 R 785-787; Karl Schottenloher, Bibliographie zur deutschen Geschichte im Zeitalter der Glaubensspaltung 1517-1585, Bd. 3, 2. Aufl., Stuttgart 1957, Nr. 28073-28075.
7 Siehe oben Nr. 1546, 14f.
8 Am Großmünster wirkten ein Pfarrer, zwei Prädikanten oder Archidiakone und zwei Diakone, am Fraumünster und zu St. Peter je ein Pfarrer und ein Diakon, an der
Predigerkirche ein Prädikant, der im Filialverhältnis zum Großmünster stand. Vgl. Pfarrerbuch 134-138. 147f. 150f.
9 Zu den Verhältnissen in Konstanz vgl. etwa die Angaben zur Besoldung von neun Predigern im Jahr 1547 in: Pressel 465; zu deren unterschiedlicher Stellung vgl. Hans-Christoph Rublack, Die Einführung der Reformation in Konstanz von den Anfängen bis zum Abschluß 1531, Gütersloh-Karlsruhe 1971. —QFRG XL, S. 85f.
10 Bullingers Brief ist nicht erhalten.
11 Am 1. August 1541, s. oben Nr. 1552, Anm. b.
12 Am 6. Mai 1540, s. Thomas B. Deutscher, in: Contemporaries III 409.
13 Leo Jud.
14 Ambrosius Blarer.
15 Wilhelm von Zell kann nicht gemeint sein (vgl. Zwicks Bemerkung in seinem Brief vom 15. September, unten Nr. 1567, 12f); zu denken ist eventuell an Wilhelm Reublin. Vgl. auch unten Nr. 1575, 86-88.