Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2084]

Ambrosius Blarer an
Bullinger
Konstanz,
17. Februar 1545

Autograph: Zürich StA, E II 357, 120 (Siegel) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 347, Nr. 1166/1

Blarer hat schon länger nichts Mitteilenswertes zu berichten; doch Bullinger weiß, dass er es nicht versäumen würde, ihm etwaige Nachrichten von Belang mitzuteilen. Er weiß nichts über den aktuellen Stand [der Verhandlungen zu einem möglichen Bündnis zwischen Zürich und Konstanz], spürt aber, dass etwas geschieht. In Bezug auf Luthers [,,Kurtz bekentnis"]hat er nichts von den Augsburgern vernommen; doch weiß er, dass es allen Klugen missfällt. Mögen die Zürcher [Geistlichen] ihr Vorhaben, dem Kurfürsten [Johann Friedrich I. von Sachsen] und dem [Landgrafen Philipp von]Hessen eine Gesandtschaft zu schicken, verwirklichen können! Man wartet schon gespannt auf das [,,Warhaffte Bekanntnuß"]. Blarer hat sonst nichts Neues zu melden, denn die Nachrichten über das Konzil und [Sultan Suleiman I.] 147-149. 169; Jochen A. Fühner, Die Kirchen-und die antireformatorische Religionspolitik Kaiser Karis V. in den siebzehn Provinzen der Niederlande 1515-1555, Leiden/Boston 2004 — Brill's Series in Church History 23, S. 295-303.

12 Wer damit gemeint ist, bleibt offen. Ruard Tapper und Michel Drieux waren bereits seit Anfang der 1540er Jahre als Diözesaninquisitoren des Bistums Lüttich tätig, wurden aber erst am 6. Juli 1547 als Generalinquisitoren
eingesetzt. Auch ernannte Karl V. erst am 27. Mai 1545 acht Unterinquisitoren; s. Fühner, aao, S. 336f und Anm. 623.
13 Siehe oben Nr. 2068, 11 fund Anm. 12.
14 Luthers "Kurtz bekentnis"; s. oben Nr. 2061, Anm. 7.
15 Zur Straßburger Abschrift des "Kurtz bekentnis", die Simon Steiner veranlasst hatte, s. oben Nr. 2064, 21-23 und Anm. 17.


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kennt Bullinger längst. Blarer hat Osianders [,,Apologia"] weder gesehen noch erhalten. Er empfiehlt sich Bullinger und den Seinen. [PS..] Er möchte wissen, warum das elfjährige Anneli [...]den [Zürcher] Glaser Heinrich Haldenstein, bei dem sie diente, verlassen hat, und nach [Konstanz][zurück]gekommen ist.

S. Mihi vero toto istoc tempore nullum prorsus te a dignum argumentum ad te scribendi fuit, mi venerande et charissime Bullingere; alioqui satis scis, quam nihil soleam earum rerum negligere, que ad te tuosque pertinere existimo. Quid inter vestros et nostros agatur, f sic me Christus servet, plane ignoro, nisi quod agi nonnihil utcunque olfacio. Dominus et servator noster Christus omnia bene vertat.

De Augustanis nihil ego accepi, quod ad L[utheri] libellum 3 attinet, quum non raro tamen illinc idque ab eximiis viris literas accipiam. Scio tamen displicere hunc omnibus cordatioribus.

Spe vestra de nuncio 4 ad electorem 5 et Hessum 6 abmandando, dominum precor, ne frustremini; opere precium enim hoc fuerit minime penitendum. Valde impatientique desyderio vestra expectatur responsio quam ego talem fore non dubito, qualem vos dare, non qualem L[utherum] legere decet. Novi prorsus nihil habeo extra vulgaria ista de concilio 9 et Turco 10, que tu iam pridem, scio, nosti.

Osiandri purgationem 11 nondum vidi. Putant singuli amici ab alus me id genus scripta accipere, atque hinc plerumque fit, ut postremus in ea incidam, quamquam parum plausibilia sunt nec digna, in"quibus bonas horas male collocemus 12.

a te könnte in der Vorlage gestrichen worden sein.
b in über der Zeile nachgetragen.
1 Überein mögliches Bündnis zwischen Zürich und Konstanz; s. zuletzt oben Nr. 2065, Anm. 5f.
2 Vgl. Röm 8, 28.
3 Luthers "Kurtz bekentnis" (s. oben Nr. 2061, Anm. 7), das anscheinend in Augsburg verboten worden war (s. oben Nr. 2080, 23f und Anm. 11).
4 Die Zürcher Pfarrer waren für solch eine Gesandtschaft auf das Wohlwollen des Zürcher Rates angewiesen.
5 Johann Friedrich I. der Großmütige, Kurfürst von Sachsen, über den Johannes Gast oben Nr. 2080, 21-23 und Anm. 10, berichtete, dass er 1'000 Exemplare von Luthers
"Kurtz bekentnis" hatte beschlagnahmen lassen.
6 Landgraf Philipp von Hessen.
7 Schließlich wurde solch eine Gesandtschaft nur an den Landgrafen geschickt; s. unten Nr. 2103. Die Zürcher baten darin u. a. den Landgrafen, Johann Friedrich I. von Sachsen sowie Herzog Moritz von Sachsen, ihre Schriften nicht zu verbieten.
8 Das "Warhaffte Bekanntnuß"; s. oben Nr. 2061, Anm. 9.
9 Das zu Trient einberufene Konzil; s. oben Nr. 2064, Anm. 28.
10 Sultan Suleiman I.
11 Osiander, Apologia; s. oben Nr. 2065, Anm. 24.
12 bonas horas male collocare; vgl. Martial, Epigramme, 1, 113.3.


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Tu bene vale, mi charissime et optime Bullingere. Es stat und blypt ewig in alten rechten. 13 Commenda nos domino diligenter cum tuis omnibus, quibus meis verbis plurimam dices salutem. Iterum vale.

Properiter, Constantie, 17. februarii 1545.

Tuus Amb. Bl.

||120v. Es ist ain glaser by euch, haist Hainrich Haldenstain; 14 by dem hat ain metlin von 11 jaren dienet. Haist Annelin. 15 Ist von une, und her kommen. Wellt ich gern wüssen, warum es von im komen were und wie es sich gehalten. 16

[Adresse darunter:] Bullingero suo.