[2154]
[Bullinger] an
Joachim Vadian
[Zürich,
um den 10. Mai 1545]
Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 40 (VBS XI), 165 (Siegelspur)
Vadian soll umgehend mit einem Boten [die für die Eidgenössische Chronik von Johannes Stumpf bestimmte Beschreibung] des "2 schicken, denn alles andere ist [für den Druck]bereit. 3
[Gedruckt: Vadian BW VII 116, Nr. 86.]
1 Am 14. Mai 1545 beantwortet Vadian (unten
Nr. 2159) einen nicht erhaltenen Brief
Bullingers, in dem es um die damals in
Bearbeitung befindliche "Eidgenössische
Chronik" von Stumpf ging: Vadian habe
Bullingers Anliegen verstanden; dieser
soll nicht zweifeln, dass "die sach ... mitt
güter form gehandlet und vollzogen" werde
und "das es üch gefellig syn sölle". Mit
der Beschreibung des "Thurgeuws" sei er
noch nicht fertig, weil er sich vieler anderer
Geschäfte annehmen müsse; er habe
"aber die arbeit etwas wytleuffiger fürgenommen,
dann der Hans Stumpff gedenken
möge", und er hoffe, damit im August
fertig zu werden. Die Zürcher würden auf
Pfingsten [24. Mai] die vom Maler [Melchior
Gügi] angefertigte Ansicht von St.
Gallen erhalten. Stumpf solle sich demzufolge
nicht allzusehr beeilen (Vadian
BW VI 414-416). Aufgrund dieser Angaben
(s. ferner unten Nr. 2161) scheint
also Vadian zu diesem Zeitpunkt schon
Froschauers Brief vom 10. Mai (Vadian
BW VI 4131) mit der im Namen Stumpfs
verfassten Bitte, den "Turgöuw"wie auch
"üwerer statt conterfecktur""uffs fürderlichest
zuschicken", erhalten zu haben.
Am 28. Mai (unten Nr. 2167) bedankt sich
Vadian für einen weiteren nicht erhaltenen
Brief Bullingers, der kurz nach [dem oben
erwähnten verlorenen Brief]verfasst wurde;
Vadian habe Bullingers, Stumpfs und
Froschauers Anliegen verstanden. Er will
jedoch den mit Nebel bedeckten "Thurgau"
[durch seine Arbeit] beleuchten;
Stumpf wird wohl Froschauer überzeugen
können, noch bis [August abzuwarten]
(Vadian BW VI 418). Die hier nicht unterschriebene,
aber mit einer Adresse versehene
Kurznachricht ist wohl die Nachschrift
zum ersten der zwei oben erwähnten
verlorenen Briefe Bullingers, die auf
einem als Umschlag benutzten Blatt angebracht
wurde, und wird demzufolge um
den 10. Mai zur Zeit von dem oben erwähnten
Schreiben Froschauers verfasst
worden sein.2 Die Beschreibung des "Thurgaus" ist Gegenstand
des ganzen 5. Buches von
Stumpfs "Eidgenössischer Chronik" und
behandelt nicht nur den heutigen Thurgau,
sondern auch die Gebiete südlich des Bodensees,
d.h. die Kantone Appenzell, St.
Gallen und Thurgau, den nördlichen Teil
des Kantons Zürich (bis nach Winterthur
und Kyburg) und den Kanton Schaffhausen.
Konstanz wird dabei ebenfalls ein
wichtiger Platz eingeräumt. —Stumpfs Beschreibung
des "Thurgaus" (wohl hauptsächlich
dessen östlicher Teile) wurde Vadian
und Johannes Kessler schon Ende August
1544 zur Begutachtung geschickt (s.
HBBW XIV 342. 375.421); am 15. Januar
1545 versprach Vadian, sie in acht Tagen
zurückzuschicken (s. oben Nr. 2066); im
Mai (s. oben Anm. 1) wurde sie für August
versprochen. Schließlich sollten Vadian
und Kessler sie den Zürchern erst mit einem
auf [Januar] 1546 zu datierenden Brief
zukommen lassen (vgl. unten Nr. 2317 mit
Vadian BW VI 487-493, Nr. 1442).
3 Mit dem Druck der "Eidgenössischen
Chronik"konnte wohl erst im Herbst 1546