Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2227]

Ambrosius Blarer an
Bullinger
[Konstanz],
27. August 1545

Autograph: Zürich StA, E II 357, 142-144v. (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 381f, Nr. 1207

Da die protestantischen Reichsstände erfahren wollen, was sie von den dem [Schmalkaldischen Bund]nicht angehörigen Protestanten im Falle eines Angriffs aufgrund ihrer Ablehnung des Konzils [von Trient] erwarten könnten, ist der [Konstanzer] Rat beauftragt worden, u.a. die Eidgenossen zu befragen. Daher wird ein Gesandter [Matthäus Molckenpur] in dieser Sache abgeordnet. Blarer erachtet dies als erfreulich, weil dadurch der Sakramentsstreit gemildert werden könnte. Bullinger soll [bei den Eidgenossen]für die Sache werben. Bullinger soll das vorliegende Schreiben nicht gegenüber Molckenpur oder-den Zürchern erwähnen. Den Bürgermeistern [Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater] darf er Mitteilung davon machen, aber nur unter der Bedingung, dass diese gegenüber Molckenpur weder Blarer noch die von diesem vermittelte Information oder die Verhandlungen über [Konrad Zwicks]Kriegskunst erwähnen. Blarer und Bullinger mögen weiterhin treu und vertraulich korrespondieren. [Zwick] wundert sich über das Stocken seiner Verhandlungen [zur Kriegskunst] mit Haab. Dieser habe Zwick kürzlich geantwortet, er warte auf Lavaters Rückkehr, um die Sache mit Letzterem zu besprechen; seitdem hat Zwick nichts mehr gehört. Bullinger soll in der Sache vorsichtig nachfragen. Man sagt, dass der [Zürcher] Rat dem neu gewählten Landvogt im Thurgau [Leonhard Holzhalb] erlaubt habe, Geschenke anzunehmen, außer von Streitparteien. Blarer möchte von Bullinger erfahren, ob dies wirklich stimmt, denn die Sache verursacht viel Gerede unter den Eidgenossen und [den Konstanzern]. Auf den 1. September [1545] wurde ein Bundestag zu Donauwörth angesetzt. Man möchte wieder einen Schwäbischen Bund gründen, mit Einbeziehung der Protestanten. Zu Blarers Trost wird aus Ulm und von [Hans] Welser aus Augsburg berichtet, dass man sich nicht dazu bewegen lassen wird. Im November [1545] soll das von [Karl V]bewilligte [Zweite Regensburger Religions]gespräch beginnen. Dabei geht es ja nur darum, dass der Kaiser [gegenüber Papst Paul III., der das Konzil zu

c Darauf folgen ein oder zwei verblasste, unlesbare Wörter. rich
Buchter ernannt; s. HBD 35, 17f; Pfarrerbuch 137.
13 Der Reichstag zu Worms, der mit dem Reichsabschied vom 4. August 1545 endete.


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Trient einberufen hat,] nicht sein Gesicht verliert; eine sinnlose Zeitverschwendung. Welser berichtet, dass [Karl V.] und [Franz I.]paktieren. Falls [die Protestanten] das Konzil [zu Trient] nicht anerkennen, will [Heinrich VIII.] ihnen 200'000 Gulden in Braunschweig hinterlegen, die sie im Falle eines Angriffs verwenden könnten. Im Gegenzug sollen sie Söldner für Heinrich VIII. bereitstellen, falls dieser angegriffen wird. Bullinger soll bei den [Zürcher] Buchdruckern erwirken, dass sie der Druckertätigkeit des [Balthasar Romätsch] nicht schaden, indem sie die Bücher, die er gerade druckt oder zu drucken gedenkt, u.a. die Schriften des Johannes [Zwick], ebenfalls drucken. [Christoph] Froschauer wird dies wohl kaum tun, weil er Besseres zu drucken hat, aber andere Drucker könnten dies sehr wohl. Bullinger möge sich dafür einsetzen und sich erkundigen, was als Gegenleistung von [Romätsch] erwartet wird. Blarer schrieb in Eile, da er den Zürcher Boten [...]nicht erwartet hat. Größe an Theodor [Bibliander], der die versprochenen Mühlenskizzen [von Gerhard Westerburg] senden soll. [P.S.:] Ein gelehrter Mann [...] hat berichtet, dass Vadian an [Martin Frecht] geschrieben habe, dass ihn die unwürdige Behandlung des verdienten Luther durch die Zürcher schmerzt. Blarer kann das kaum glauben, weiß aber, dass der Informant zuverlässig ist. Blarer wird [Rudolf] Gwalthers Auftrag erledigen.

Gnad und frid, etc. Sonders vertrauwter, fürgeliepter herr und bruder, auß unserm brüderlichen glouben, so wir under ainander habend, und höchstem vertrauwen gib ich euch zu vernemen, das die protestierenden reychstend für gilt angesechen, sich by allen andern dem evangelio Christi anhengigen (ob die wol nitt in irer ainigung 1 seind) zu erkundigen, wes sy sich, im fal so sy von wegen der ungehorsami gegen dem päpstischen concilio 2 angriffen wurden, versechen 3 sollen. Und ist demnach meinen herren bevolchen, sölichs an den evangelischen aidgnossen und ettlich anderen zu erfaren. Derhalb auch diß nechst kunfftig tag meiner herren bottschafft bey den eweren erscheinen und diß sach werben wird; welchs ich dann für ain sonder gnedig gottes schickung, ausß deren vyl gilts erwachsen mag, by mir selbs halten muß. 4 Dann wa die eweren diß orts 5 den unsern mitt amer christlichen

1 Der Schmalkaldische Bund.
2 Das Konzil von Trient. 3 wes sy sich versehen: worauf sie zählen.
4 Anfang September 1545 wurde Matthäus Molckenpur (s. unten Anm. 10) im Namen Konstanz' und des Schmalkaldischen Bundes diesbezüglich vor den Räten Zürichs. Basels, Bern, Schaffhausens, St. Gallens und Mulhouse vorstellig und erbat, dass sich die Evangelischen im Falle eines kaiserlichen oder päpstlichen Angriffs gegenseitig unterstützten bzw. nicht der katholischen Gegenseite, etwa durch das Bereitstellen von Söldnern, helfen würden; s. EA IV/Id 528-530; PC III 652. Im Anschluss an den Tag zu Baden vom 19. Oktober berieten die evangelischen Städte darüber und verfassten am 24. Oktober ein Schreiben an Konstanz, in dem
sie versicherten, ihre Knechte niemandem zuziehen zu lassen. Am 29. Oktober (Zürich StA, A 205/1, Nr. 202—Entwurf) fügten sie dem noch hinzu, auch keine Durchzüge von Fremden zu erlauben; s. EA IV/Id 551-553 zu gg. Zur späteren Entwicklung s. Burkhardt/Dobras/Zimmermann 136-139. — Dieser Schritt des Schmalkaldischen Bundes wurde unternommen, nachdem Luther um den 12. März 1545 in einem Gutachten (das auch von Johannes Bugenhagen, Caspar Cruciger, Georg Maior und Melanchthon unterschrieben wurde) dem Bund geraten hatte, die "Schweitz nicht in die Verständniß und Bund" aufzunehmen (s. CR V 724; MBW-Reg IV, Nr. 3843).
5 diß orts: in dieser Sache.


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antwurt, als ich mich dann gern versechen will 6 , begegnend, were ich getroster hoffnung, es wurde dardurch vyl fruntschafft und a guts willens erweckt und vyl übels auff kunfftigs verhielt. Sonderlich möchte das insuave dissidium sacramentarium dardurch etwas gestillt und gemiltert werden, wie jr demnach b als der verstendig selbs besser dann ich die rechnung machen mogt. Darum wellt by den eweren daran sein, damitt sy diß werbung nitt verachtind noch inn wynd schlachind, sonder sich christelicher gepür nach hierinn beweysind. Ist von unnöten, euch hierinn weyter anlaitung ze geben, wie man ain feine und zu vyl gutem erspriessliche 7 antwurt geben mochte.

Dabey obtestier ich euch per nostram fidem, so theur 8 ich kan, ir weht diß mein schreiben mitt kainem wort vermären 9 , so meiner herren gesandter, der Mattheus Molckenpur 10 , zü euch kommen wurt; dessgleichen auch nitt gegen ewern herren, es seye dann gegen den zwayen burgermaistern 11 mitt geding 12 , das sy sich meiner person gegen nieman vernemenn lassind. Nitt weniger obtestier ich euch, das ir by gemeldten herren zum fleyssigsten anhalten wellind, damitt sich iren kainer gegen gemeldtem meiner herren gesandten 13 mitt ainichem wort des handels meines vetters 14 der kriegsrüstung 15 halber vernemenn lasse, dann der gesandt kam wort, sollt ir mir warlich glouben, davon waist. Und wurde meinem lieben vetter zum hochsten beschwarlich sein ausß vyl ursachen. Wiewol angeregter Mattheus ain frommer, theurer mann und unß haiden lieb, ist doch kainswegs ze thain 16 . das ir une von disem meinem schreiben oder von gemeldter sach etwas anzögind. Will michs ouch gentzlich versechen 17 , ir werdt wie bißanher trüw und glouben halten, damitt wir ainander weyter auch vertrauwlich all ding

a und am Rande nachgetragen.
b In der Vorlage demnach selbs.
6 als ich mich versechen will: wie ich es erwarte.
7 nützliche.
8 eindringlich.
9 erwähnen, verraten.
10 Matthäus Molckenpur (Molckenbauer) stammte aus "Andtorff", wobei offen bleibt, ob an Antwerpen oder an das fränkische Andorf (Kr. Ansbach) bzw. an Andorf in Oberösterreich zu denken ist. 1522 als bischöflicher Schreiber in Konstanz nachgewiesen. Anscheinend schloss er sich früh der Reformation an. Spätestens ab Ende 1525 als Unterschreiber an der städtischen Kanzlei, seit 1528 auch Steuerschreiber. 1530 schenkte ihm der Konstanzer Rat das Bürgerrecht und die Mitgliedschaft in der Thurgau-Zunft. Er war eng befreundet mit dem Stadtschreiber
Jörg Vögeli und hatte gute Kontakte zu den Konstanzer Reformatoren, obwohl Blarer ihn nicht in alles einweihte, wie aus dem vorliegenden Brief ersichtlich wird. Ab Mitte der 1530er Jahre fungierte er immer öfter als Gesandter, sowohl im Reich als auch in der Eidgenossenschaft. Ab 1542 bis zu seinem Tod Ratsherr. Er starb hochverschuldet am 20. Januar 1547 und hatte anscheinend auch Geld aus dem Stadtsäckel veruntreut. — Lit.: Rublack, Konstanz 322, Anm. 6; Vögeli, Schriften 11/2 1244, Anm. 895; Dobras, Ratsregiment 88-93.
11 Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater.
12 der Bedingung.
13 Molckenpur.
14 Konrad Zwick.
15 Zu Zwicks Kriegskunst s. unten Anm. 20.
16 tun.
17 gentzlich versechen: fest darauf zählen.


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nach der zeyt gelegenhait eroffnen mögind; dann es werden sich noch seltzam krumm hendel 18 inn kurtzem zutragen.

|| 143 Mein lieber vetter tragt grosß verwunderen, wie alles, so er mitt ewerem burgermaister Haben gehandelt, dermassen ersessen 19 seye. 20 Er bericht mich, das im der herr Hab letschlich 21 geantwurt, der herr Lavater seye nitt anhaim; 22 sobald er komme, welle er alles mitt une handlen. Sydher aber ist imm weyter nichts geschriben worden. 23 Das macht dem mann, wie er dann warlich klug und verstendig ist, allerlay gedancken. Wellt, wann es sich schickte, ir fragten etwa von weyt ussen umher, wie diß sach stönde, so irs anders mitt fugen köndten 24 ; wa nitt, so lassts beruen. Ich weht aber danest 25 gern uss nitt geringen ursachen wissen, was man gesinnet were gegen meinem vettern, ders doch warlich und gewiss gut, ja zum besten maint.

So kan ich euch nitt verhalten, das von ettlichen mitt grosser nachred der eweren gesagt wurt, wie dem newerwelten landtvogt 26 im Thurgöw von ainem rath bey euch ausstruckenlich bewilliget und erlobt seye, schanckung und gaaben ze nemen, aussgenommen von den parteyen, die in rechtfertigung gegen ainander standind, etc. Da wurt so vyl von gereddt, das irs nitt globen köndt, von ettlich andern aidgnossen und auch den unsern. Und bitt euch deshalb freuntlich, mich solichs mitt grund zu berichten, damitt ich und ander euch wissend (so es nitt war) zü versprechen 27 , oder wa es (des wir unß nitt versechend)28 die warhait were, mittlyden mitt euch ze haben; dann ir und ander des on zwyfel grosß missfallen tragen werden.

Newer zeytung nichts sonders, dann das uff yetz prima septembris ain bundtstag zu Werdt 29 wurt. Weilte man gern widerum ain schwebischen

18 Geschäfte.
19 gestockt.
20 Zwick hatte Ende Mai persönlich mit Haab verhandelt und ihm im Juli die Hauptpunkte dieser Verhandlung zur Kriegskunst zugeschickt; s. oben Nr. 2182, 3-5; 2190, 22-31; 2211, 13-16.
21 neulich.
22 Hans Rudolf Lavater befand sich um Mitte August auf einer Mission in Stammheim und Diessenhofen; s. unten Nr. 2235, Anm. 14.
23 Haab sollte tatsächlich bald an Zwick schreiben; s. unten Nr. 2235, 11-14; 2237, 2f.
24 so irs anders mitt fügen köndten: falls ihr es allenfalls bei Gelegenheit könntet.
25 dennoch.
26 Leonhard Holzhalb von Zürich, seit 1542 im Kleinen Rat und angeblich von 1546 bis 1548 Landvogt im Thurgau; s. HBBW
111104, Anm. 2. Laut Helene Hasenfratz, Die Landgrafschaft Thurgau vor der Revolution von 1798, Frauenfeld 1908, S. 8, wurde aber der Thurgauer Landvogt von den Acht Orten auf zwei Jahre gewählt, wobei der Dienstbeginn der Johannestag (24. Juni) war. Somit ist aufgrund des vorliegenden Briefes der Amtsantritt von Holzhalb auf den 24. Juni 1545 vorzudatieren. Das eigentliche Einkommen des Thurgauer Landvogts war recht gering, wurde aber durch viele Abgaben und Geschenke ergänzt und fiel daher willkürlich aus (aao, S. 10-14). —Vgl. Holzhalbs Verteidigung durch Bullinger unten Nr. 2235, 16-30.
27 verteidigen, rechtfertigen.
28 des wir unß nitt versechend: was wir nicht erwarten.
29 Mit Mandat vom 20. Juni 1545 setzte Karl V. einen Schwäbischen Bundestag zu


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bundt machen und die protestierenden auch hinein bringen. 30 Aber man tröst mich wol, sonderlich Ulm und der burgermaister Welser 31 von Augspurg, das sy hoffen, die unseren werden sich dahin nitt bewegen lassen.

Im november soll das bewilliget von kai. mt. 32 gespräch angehn. 33 Ist nichts dann ain butz 34 und schein, damitt kai. mt. nitt gar um ir authoritet und ansechen kommen. 35 . Wirt doch die widerwertigen gar nichts bynden, wann die colloquenten (das doch nitt müglich) aller ding verglichen wurden 36 . Allso müsß kost und zeyt verloren werden. Gott erbarme sich der jemerlichen handlungen und das nieman ouch mit grossem seinem schaden will wytzig werden, 37 etc.

Der kaiser und Frantzoß 38 (schreibt mir der Welser) sollend zusammen kommen und grosß sachen practicieren; 39 aber der herr wirdt sampt den seinen wol vor inen allen beleyben, etc.

||144r. So wisst in vertrauwen, das sich der konig ausß Engeland 40 °gegen den unseren vernemen lassen 41 , sover sy entlich entschlossen und des willens seyen, in das pepstisch concilium nitt zu gehellen 42 , welle er zweymal hunderttusend guldin gen 43 Brunschweyg erlegen 44 . Die mögen sy angreyffen und brauchen, wa sy des conciliums halber solten in fahr 45 kommen. Dargegen, wa er desshalb angriffen wurde, sollend die unseren une ettlich tausend knecht (ist mir abgefallen, wie vyl) zuschicken an end und ort, dahin er sy beschaiden 46 werd. 47 Well er sy darnach selb besolden. 48

Donauwörth für den 31. August 1545 an, bei dem vor allem die Angelegenheit Albrechts von Rosenberg behandelt wurde; s. RTA JR XVI/2 1592-1594, Nr. 322; HBBW XIV 300, Anm. 9; 512f, 53-65.
30 Zu einer beabsichtigten Wiederaufrichtung des Schwäbischen Bundes s. oben Nr. 2173, Anm. 231. —Dazu kam es schließlich nicht.
31 Hans Welser. — In Blarer BW findet sich weder die entsprechende Korrespondenz mit Ulm noch die mit Welser.
32 Karl V.
33 Zum Zweiten Regensburger Religionsgespräch s. oben Nr. 2221, Anm. 5.
34 Vermummung; verwickelte Angelegenheit.
35 Gemeint ist: gegenüber dem Papst Paul III., der das Konzil zu Trient einberufen hatte.
36 aller ding verglichen wurden: einig wären.
37 ouch mit grossem seinem schaden will wytzig werden: nicht einmal nach großem Schaden klug werden will.
38 Franz I.
39 Kaiser, England und Frankreich verhandelten weiterhin mit- und gegeneinander; vgl. Druffel 1115-18.
40 Heinrich VIII.
41 gegen den unseren vernemen lassen: den Protestanten zu verstehen geben.
42 id gehellen: einzuwilligen.
43 in.
44 hinterlegen.
46 fahr: Gefahr.
46 bestellen.
47 Siehe Lenz BW II 362 und bes. LP XX/2, Nr.46 (mit Konditionen der Verhandlungen vom 5. August), wo aber Hamburg als Hinterlegungsort angegeben wird; s. auch PC III 600, Anm. 7; 607, Anm. 1; 618, Anm. 5.
48 Bereits seitdem Frühjahr 1545 standen die Schmalkaldener in Verhandlungen mit Frankreich und England, welche im September 1545 mit Gesandtschaften in beide Länder ihren Höhepunkt erlebten. Eigentliches Ziel dieses diplomatischen Aktes war die Friedensvermittlung im Krieg zwischen diesen beiden Ländern. Angesichts


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Yetzund ist abermal mm gantz freuntlich brüderlich bitt an euch, by den buchtruckern by euch zu erkundigen, ja sy dahin zu vermögen 49 , das sy dem guten, armen, frommen gesehen 50 bey unß die büchlin, so er zum tail schon truckt, aber noch nitt ausgehn hat lassen, zum tail noch trucken wurde, deren ettliche unser frommer doctor Hans 51 selig gemacht, ettliche ouch andere bey unß mochten gemacht haben und noch machen, nitt nachtrucken wellen, und mich desshalb verstendigen, wes sich der unser zu inen ze versechen hab. Es lygt im sein narung daran, und were meines erachtens unfreuntlich, so amer den andern dermassen in schaden füren weilte. Des Froschowers 52 hab ich nitt sorg; er hat vyl bessers zu trucken. Es möchtends aber ander by euch thain. 53 Derhalb, wellt meinem vertrauwen nach handlen und mich, was sich der unser zu versechen hab, furderlich berichten, heger ich, um euch brüderlich und christlich zu beschulden 54 . Sagt den ewern allen vyl dienst, gutz und grütz von mir, und hapt unß gegen dem herren allzeyt in getruwem fürpitt christelich für bevolchen. Ich hab mich diß Zuricher bottens 55 nitt versechen 56 und allso alles in grosser yl geschriben. Haltend mirs zu gilt.

Datum, den 27. augstens 1545.

Theodorum nostrum 57 , ubi nostris verbis reverenter salutaveris, admone, ut molendinarum 58 rationem, cuius apud nos 59 mentionem inter pocula sed seria c tamen iniecit, quamprimum ad nos mittat 60 , supra modum nobis hoc nomine gratificaturus, etc.

Tuus A. Bl.

Legi in literis boni cuiusdam et eruditi viri 61 , quod Vadianus noster ad quendam 62 scripserit sibi vehementer dolere, quod Tigurini sui Lutherum, virum

c In der Vorlage seriam.
des drohenden Angriffs des Kaisers hofften die Protestanten gleichzeitig auf deren Unterstützung. — Lit.: Lenz BW il 358-362; Alexandra Kess, Diplomacy Evangelism and Dynastic War: The Brothers Du Bellay at the Service of Francis J, in: Moderate Voices in the European Reformation, hg. y. Alec Ryrie und Luc Racaut, Aldershot 2005, S. 26-29; Potter 316-336. 391-426.
49 sy dahin zu vermögen: sie dahingehend zu beeinflussen.
50 Balthasar Romätsch.
51 Johannes Zwick. —Zum Druck von dessen "Christenlicher gantz trostlicher underricht ..." und zu Blarers Einsatz im Interesse von Romätsch s. oben Nr. 2124, 4-9; 2173, 2-16.
52 Christoph Froschauer.
53 Damals waren auch Augustin Fries und Urban Wyss als Drucker in Zürich tätig.
54 vergelten.
55 Unbekannt.
56 Ich hab mich diß Zuricher bottens nitt versechen: ich habe den Zürcher Boten nicht erwartet.
57 Theodor Bibliander.
58 Die spätlateinische Form molendina (= molendinum) ist belegt.
59 Bibliander war Anfang August in Konstanz gewesen; s. oben Nr. 2210, 1-4.
60 Bibliander sandte am 1. September wahrscheinlich einen Einblattdruck mit der Abbildung von Gerhard Westerburgs Mühlen s. Blarer BW II 384, Nr. 1211; unten Nr. 2240, Anm. 30.
61 Unbekannt.
62 Martin Frecht; s. unten Nr. 2244.


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de ecclesia Christi tantopere meritum, tam indigne tractaverint; 63 id quod, ut egre adducor, ut credam, ita scio virum illum minime vanum haudquaquam ex suopte capite confinxisse.

||144v Abiturientem nuncium remorari non ausim. Gvalthero nostro dic me diligenter curaturum, quod demandavit. 64

[Adresse darunter:] Clarissimo viro Heinricho Bullingero, f[ratri] venerando atque [charissimo]d .