Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2315]

Bullinger an
Joachim Vadian
Zürich,
27. Dezember "1546"[1545]

Autograph: Zürich StA, E II 342, 142 (Siegelabdruck)

Was Vadian [in einem nicht erhaltenen Brief]schrieb, stimmt, nämlich dass der Zürcher Rat einen Brief [vom 12. Dezember ]545]2 aus Nürnberg erhalten hat. Bullinger erfuhr, dass es dabei um eine private Angelegenheit geht. Ein [richtig: zwei]Nürnberger, [der Landpfleger 3 Wolfgang Harsdörfer und sein Bruder Christoph] hat [haben] dem Zürcher Bürger [Konrad] Aebli [auch: Äppli]600 Gulden geliehen. Da nun der Schuldner Zürich verlassen hat, will sich der Rat von Nürnberg beim Zürcher Rat vergewissern, dass seinem Bürger kein Verlust daraus entsteht. [Alt]Ammann [Hans] Vogler [d.A.] wird mündlich über Zürich berichten. Myconius schrieb am 22. Dezember aus Basel 4 . dass die Belgier den Kaiser [Karl V.] immer weniger ertragen. Aus Frankreich kommende Söldner haben erzählt, dass ein neuer Streit zwischen [König Franz I.] von Frankreich und [Karl V]ausgebrochen sei, und dies während eines Treffens [der Gesandten] von [Karl V.], [Franz L] und [König Heinrich VIII.] von England. Man vermutet, dass die Verstimmung auf den Versuch des Kaisers, Turin mit List einzunehmen, zurückzuführen sei. Deshalb soll auch Hauptmann [Wilhelm] Frölich von [Franz I.]einberufen worden sein. Jemand (...) aus Straßburg berkhtete [in Basel], dass man in Frankfurt unter anderem beschlossen habe, den Schmalkaldischen Bund aufrechtzuerhalten, ungeachtet der Beschlüsse des Kaisers, des Papstes [Paul III.], des Konzils oder der Reichstage; ferner, dass keiner einem Verbündeten helfen solle, es sei denn, dass dieser [wegen seiner Treue] zum Wort Gottes angegriffen werde. Dieser Beschluss scheint Bullinger aber nicht glaubwürdig. Myconius berichtete ferner, dass man von den Höfen des Herzogs Georg von Württemberg und des jungen Herzogs [Christoph von Württemberg]-Mömpelgard höre, die Protestanten hätten [Herzog Heinrich von]Braunschweig verziehen und ihn rehabilitiert, weil dieser sich ihnen angeschlossen haben soll, was Bullinger wiederum nicht glauben kann. Sollte es dennoch stimmen, haben sich die Protestanten damit selbst geschadet! Denn was soll Saul unter den Propheten [1Sam 10, 11], der Wolf unter den Schafen? Gruße.

[Gedruckt: Vadian BW VI 482f, Nr. 1438.]

1 Datierung gemäß Weihnachtsstil.
2 Dieser auf Pergament geschriebene Brief befindet sich in Zürich StA, A 202/5, Nr. 15. Daraus gehen auch die Namen der Gläubiger hervor.
3 Siehe Osiander GA VIII 57, Anm. 5; 424, Anm. 3; IX 65, Anm. 37.
4 Bullinger zitiert teilweise wörtlich, teilweise mit Erläuterungen oder Änderungen aus Myconius' Brief oben Nr. 2308.