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Autograph a : Zürich StA, E II 345, 349f (Siegelspur) Ungedruckt
Weil [Johannes]Haller persönlich über die Augsburger Angelegenheiten berichten wird, muss
Frölich nicht alles an Bullinger schreiben. Hoffentlich fühlt Haller sich von der Frechheit
einiger Weniger nicht verletzt! Doch ist er stark. Manche von den [Augsburger] Kirchendienern
meinten, man hätte keinen Zürcher nach [Augsburg]berufen dürfen. Doch konnte manBriefe_Vol_16-082 arpa
sie mit geringem Aufwand [zum Schweigen bringen]. Haller hat sich in [Augsburg] ausschließlich
nach dem Zürcher Glauben ausgerichtet. Als er von den Pfarrern über seine
Haltung zu der [Augsburger Gottesdienstordnung]befragt wurde, antwortete er, er wolle sie
unterschreiben, insofern sie richtig ausgelegt werde: eine Antwort, die Frölich mit Haller
zuvor abgesprochen hatte. Damit zeigten sich alle Kirchendiener zufrieden und nahmen Haller
auf. — Der [Augsburger] Rat und Haller haben sich auf ein Gehalt von 200 Gulden geeinigt
und auf ein Honorar, welches Frölich auf 50 Gulden festsetzte. Für die Reise [nach Zürich]
hat Haller 42 rheinische Gulden erhalten. Wenn das Wetter milder geworden ist, was hoffentlich
Anfang März der Fall sein wird, soll er mit seiner Ehefrau [Elsbeth, geb. Kambli] und mit
seinem Hausrat nach [Augsburg] zurückkehren. Bullinger soll dafür sorgen, dass Haller sich
nicht verspätet; die gesamte [Augsburger] Kirche wartet auf ihn. —Bullinger soll die beiliegenden
Artikel Luthers ["Contra 32 articulos Lovaniensium theologistarum"] lesen. Trotz
ihrer geradezu zyklopenhaften Machart sind sie ganz nichtig. — Da Sebastian Schertlin bisher
nicht zurückgekehrt ist, kann Frölich wegen Hans Wilpert Zoller noch keine Auskunft geben.
— Voraussichtlich müssen die [Protestanten] in diesem Jahr zur Gegenwehr greifen, denn
Kaiser [Karl V.] und Papst [Paul III.] rüsten, und in Italien werden Kriegsknechte gesammelt,
um angeblich gegen den französischen König [Franz I.] zu ziehen und das Piemont zu besetzen
(neulich versuchte nämlich der Mailänder Marchese [Alfonso d'Avalos], Turin unter Verrat
einzunehmen); anderen Gerüchten zufolge sind diese Kriegsknechte für den Papst bestimmt
und sollen bis in das Frühjahr hinein unterhalten werden. — Sollte der Krieg beginnen, dann
steht nicht nur die Religion, sondern die Freiheit der Deutschen auf dem Spiel. Und wenn die
Reichsstände unterworfen werden, wird sich [der Kaiser]auch gegen die Eidgenossen richten.
Deshalb muss man achtsam sein! — Der Schmalkaldische [Bund] wird eine Botschaft zu den
Eidgenossen nach Zürich schicken. Doch soll Bullinger dies niemandem außer dem Bürgermeister
[Hans Rudolf Lavater] mitteilen. — Die [protestantischen] Stände werden [auf dem
Bundestag] zu Frankfurt ihren Bund nicht nur verlängern, sondern auch erweitern, weil neue
Städte und Kurfürsten [Mitglieder] werden wollen. — [Karl V.] leidet an der Gicht und anderen
Übeln. Trotzdem wütet er gegen das Evangelium. Er verbietet den Laien den Besitz und
die Lektüre der Bibel, ob lateinisch oder deutsch, und wäscht seine Hände im Blut der [Protestanten].
— Paul (III.] will erst dann sterben, wenn er die Autorität des Papsttums sichergestellt
hat; doch auch dieses wird zugrunde gehen. —Herzog Heinrich von Braunschweig und
sein Sohn [Karl Viktor] werden gut bewacht; man versucht aber, sie zu befreien. [Karl V.]
schrieb diesbezüglich an [Philipp von Hessen]. — Frölich sandte Bullinger vor kurzem seine
["Warhafftige erzölung der Geschicht, was sich Hertzog Heynrich von Braunschweigs ... dises
gegenwertigen Jars zugetragen ..."]; hoffentlich hat Bullinger diese Schrift erhalten. Empfehlungen
an die Bürgermeister [Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater], an den Stadtschreiber
[Hans Escher vom Luchs], an die Zürcher Gelehrten und an Hans Wilpert Zoller. — Vor
wenigen Tagen war Frölich dem Tode nahe; vielleicht wird Haller mehr darüber erzählen.
—Neujahrswunsch.
S. Cum vivam nactus sim epistolam, dominum nempe Hallerum 1 , non est,
cur anxie cogitem, quomodo tibi, unice prae cunctis observande frater, multa
significem. Vidit enim coram et audivit Hallerus, quae in nostra urbe gerantur.
Utinam quorundam importunitate non offensus sit, quanquam sperem
ipsius virtutes longe robustiores esse, quam ut paucorum insania infringantur.
Fuit nonnihil simultatis inter ministros ecclesiae, quorum pars putarat
Tigurinum nullum ad nos debuisse vocari; sed Camerina 2 ista levi opellaBriefe_Vol_16-083 arpa
sublata est. Hallerus hic aliud nihil praeter Tigurinam confessionem concionatus
est, quam etiam se tuiturum et amplexurum coram omnibus ministris
asseruit. Atque, ubi ad concordiae 3 capitula, quid de illis sentiret, perventum
erat, dixit Hallerus eatenus se illis subscripturum, quatenus pie acciperentur,
nimirum secundum pium intellectum; id quod antea inter me et ipsum ita
erat constitutum. Qua responsione omnibus symmistis satisfactum et Hallerus
in album ipsorum relatus est. Caetera ex ipso audies.
Inter magistratum nostrum et Hallerum hoc pacto convenit: Ut illi in singulos annos dentur 200 aurei et honorarium, quod ego constitui in 50 aureos. Nunc a nobis dimissus est viatico 42 aureorum Renensium 4 , ea tamen conditione, ut illi, quicquid ulterius exposuerit usque in hanc nostram civitatem, reddatur. Curabit ergo Hallerus suas reticulas 5 , et postquam aura clementior fuerit, 6 quod circa kalendas martias futurum speramus, una cum uxore 7 et rebus suis ad nos redeat. Tu diligenter cura, ne quid apud vos intercidat, quominus vel tardius veniat, tota siquidem ecclesia Christi ingenti applausu ipsum audivit nec minori desiderio reditum ipsius expectat.
Si nous moveri ad ineptias et insaniam frenetici hominis, lege articulos hos Lutheri. 8 Dicunt quidam Ciclopem istum iam multa cudere fulmina et tormenta, 9 quibus veritatem deturbet; sed fumus 10 et bullae 11 sunt.
Ich kan euch von wegen Hanns Hilpert Zollers noch kainen gruntlichen beschaid schreiben; 12 dann herr Sebastian Schertlin ist noch nit anhaims kumen, 13 bin aber guter hoffnung, der sachen rat ze fynnden, unnd was ich außricht, soll euch oder ime unverhalten pleiben 14 .
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Wie sich alle leuffe unnd sachen erzaigen, so werden wir dieses jars mussen die gegenwörhe 15 prauchen unnd kriegen; dann ||349v. der kaiser 16 unnd babst 17 seien in russtung unnd machen viel geldt. So lauffen die kriegsknecht schon inn Italiam (ist die sag) b dem Franzosen 18 zu, das Puimont 19 zu besetzen (dann der markes zue Mailand 20 hat neulicher zeit Thurin mit verreterei einzenemen understannden 21 ); 22 aber ettlich wöllen, die knecht werden für den babst beschaiden unnd bis uff den früiling underhalten.
Gat der krieg an, so würdt es nit umb die religion allain, sonnder umb der Teutschen freihait (darinn si ainig vor allen 23 völkhern noch überig unnd die anndern alle unnter der tyrannei 24 stecken) zu thun sein. Unnd da die reichstend inn dienstbarkeit 25 gepracht (das got verhüeten wölle) würd es den Aidtgenossen auch geldten. Darumb ist allenthalb uffsehens 26 von nöten.
Die Schmalkhaldischen werden uß Franckfurt 27 ain botschafft zu den Aidtgenossen, furnemlich gen Zürch, ordnen. 28 Das haltend ausser eur herrn bürgermaister 29 noch inn stille.
Die christlichen stennde werden yetzt zue Franckfurt ir ainigung 30 nit allain erstrecken, sonnder auch mit anndern mehr stennden (als churfürsten und stetten, die darein begern)31 erweittern.
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Der kaiser ist ganntz krannck am podagra unnd annder plag; daneben aber so grimmig wider das evangeli, das er allen leyen 32 die biblia, sie seien was drucks sie wollen, teutsch oder latin, bei verlust leibs und lebens inn iren heusern ze haben oder ze lesen verpotten hat. 33 Unnd wüttet für und für 34 wider die Christen, in deren plut er seine hennde wäscht. Verhoffe, gott soll diese gaisel 35 hinnemen 36 .
Babst Paulus ist nach seiner art dahin bedacht, das er nit vermaint ze sterben, er wölle vorhin seinen stul inns sicher setzen c 37 unnd sich sampt allen nachkumenden bestien 38 befrieden. Und wiewol 39 die babilonisch hure emplöst 40 ist, so muß sie doch auch am zeitlichen 41 zu grundt ghon; 42 darzu es sich nit ubel schickt.
Hertzog Henrich von Brunschwig 43 unnd sein sone 44 werden wol verwaret; 45 aber es werden gar seltzame mittel zue seiner entledigung 46 gesucht. Die kay. mt. bemueht sich auch von seinen wegen 47 . Hat dem landgrafen 48 geschrieben, 49 etc., unnd sich genugsam ercleret, ob den vergangen hertzog Henrichs unlust 50 hab gern gesehen oder nit. 51
||350 Ich hab euch jüngst geschrieben unnd amen druckh des vergangen kriegs zugesandt. 52 Verhoffe, der sei euch worden. Sagt meinen gebiettennden c
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herrn burgermaistern 53 , statschreiber 54 unnd allen eurn der federn 55 verwandten, gelerten, lieben herrn, freunden und bruedern, auch dem Johann Hilpert Zoller, mein willig dienst.
Ego ante paucos dies sustinui casum inopinatum, ita ut commutacio vitae cum morte fuerit mihi d proxima; sed dominus miraculose me liberavit. Hallerus forsan expositurus est tibi rem; nam ille me referente intellexit successus istos.
Vale. 5. ianuarii anno 1546.
Hic tibi tam foelix sit, faustus, prosper et annus,
ut sit fortunis par tibi nemo bonis.
Tuus per omnia Georgius Laetus, etc.
[Adresse auf der Rückseite:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, fratri iunctissimo, etc. 56