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Autograph: Zürich StA, E II 345, 347 (ohne Siegel) Ungedruckt
Frölich entschuldigt sich für seine späte Antwort auf Bullingers Brief [nicht erhalten]. Um sich
zu schonen, soll Bullinger nicht mehr so viele und so lange Briefe an Frölich und seinesgleichen
schreiben. —Die unerschütterliche Freundschaft zwischen Bullinger und Frölich wird ja
über den Tod hinaus Bestand haben. Denn Bullingers Schrift Resurrectio" hat Frölichs
Furcht vor dem Tod verringert und ihn mit der Zuversicht erfüllt, dass er einst alle Erlösten
wieder antreffen wird. — Durch die hervorragende Tätigkeit Johannes Hallers in Augsburg
wächst die Sympathie des augsburgischen Rates für Bullinger täglich. — Frölich hat für Thomas
Naogeorg, den gelehrten Autor des "Pammachius", eine Stelle in Augsburg erlangen
können. Dieser verträgt sich nämlich nicht mit den Lutheranern in Kahla. —[Wolfgang]Musculus
kommt langsam zur Vernunft, da er feststellen musste, dass [Johannes] Cochläus und
auch andere Leser die Stelle über das Abendmahl in seinem Matthäuskommentar irrtümlich
als der päpstlichen Lehre entsprechend verstanden haben. — Die von Kaiser [Karl V.] und
König [Ferdinand 1.] verordnete Aufhebung des Prozesses gegen den Brudermörder Alfonso
Diaz und dessen Komplizen [Juan Prieto] ist deutlicher Ausdruck der bösen Absichten der
Gegner. Diese sammeln bereits Truppen in [Spanien] und Niederdeutschland. Der Krieg wird
wohl schon in diesem Jahr ausbrechen. Sollte es dazu kommen, werden die [Augsburger] die
Eidgenossen um Hilfe bitten. — Noch immer bestehen einige Fürsten und "Theologaster", die
wie [Judas] Iskariot bereit sind, die Wahrheit zu verraten, auf einem [Religions]gespräch!
— Frölichs Familie und seine Gattin [Anna, geb. Lochner] möchten ihre Sympathie für Bullingers
Frau [Anna, geb. Adlischwyler] und Kinder bekunden und demnächst noch deutlicher
zum Ausdruck bringen. — Frölich geht es etwas besser. Amtsgeschäfte und die Sommerhitze
hindern ihn an der geplanten Reise in die Bäder [von Baden]. Er wäre aber bereit, einen
Besuch Bullingers und Rudolf Gwalthers bei ihm in die Wege zu leiten. — Gern würde er eine
Abschrift von Bullingers Brief an Melanchthon [HBBW XVI, Nr. 2404] sehen. Neulich hat
auch er mit einem Brief an diesen für die Beilegung der [innerprotestantischen]Streitigkeiten
plädiert. Eine etwaige Antwort würde er mitteilen. — Gut, dass (Theodor Bibliander] von
seinem gefährlichen Reiseplan Abstand genommen hat. Er soll ihn gänzlich begraben! —Hätten
die Fürsten ihr Fernbleiben vom Reichstag zu Regensburg durchgesetzt, hätten sie mehr
zum Frieden des Vaterlandes beigetragen. Leider lassen sie sich durch Intrigen anwerben. So
wird der bereits in Regensburg eingetroffene Moritz von Sachsen, Schwiegersohn des Landgrafen
[Philipp von Hessen], dazu gebracht, sich eifrig für die Freilassung des HerzogsBriefe_Vol_17-066 arpa
[Heinrich] von Braunschweig einzusetzen, was zu Spannungen zwischen Moritz und dem
Landgrafen führen wird. —Nach Regensburg angereist sind auch Herzog Wilhelm von Bayern,
Herzog Erich [II.] von Braunschweig, die Bischöfe von Würzburg [Melchior Zobel], Bamberg
[Weigand von Redwitz], Eichstätt [Moritz von Hutten]und Augsburg [Kardinal Otto Truchsess
von Waldburg]sowie König Ferdinand und viele [Pfaffen]. Allerdings hat der Reichstag noch
nicht begonnen. Hoffentlich werden der Landgraf und der Kurfürst [Johann Friedrich] von
Sachsen nicht daran teilnehmen. —Am letzten [schmalkaldischen Bundestag] in Worms konnte
der Bund mangels ausreichender Beteiligung nicht verlängert werden. Weil aber alle sich
schriftlich dazu bereit erklärt haben, ist es, als hätte man diesen verlängert. Zudem ist gemäß
den alten Beschlüssen jeder Verbündete dazu verpflichtet, sich bis zum Schluss an der Beilegung
der noch andauernden Konflikte zu beteiligen. Da aber die Angelegenheiten des Braunschweiger
Handels, des Reichskammergerichts und eines allgemeinen Konzils noch offen sind,
kann der Bund nicht aufgelöst werden. Die Verlängerung des Bundes wird aber aus triftigen
Gründen nicht während des bevorstehenden [Regensburger] Reichstags behandelt werden,
sondern zu einem späteren Zeitpunkt. — [Oberst] Sebastian Schertlin hat nun einen Pfarrer
[Hans Hilbert), mit dem er die [Einführung der Reformation in Burtenbach]mutig umsetzt.
Einige Adlige aus der Markgrafschaft Burgau tun es ihm gleich, auch wenn deshalb Repressalien
von Kaiser und König zu erwarten sind. —Hans Wilpert Zollers gutes Verhalten gefällt
allen, auch Schertlin. — Grüße an die Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater und Johannes
Haab], an den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs] und an alle Gelehrten. —Frölich hat
den schön gebundenen Sammelband [mit Schriften Bullingers], den er von diesem erhalten
hat, Hans Jakob Fugger gegeben, wo das Buch von Nutzen sein wird. Bullinger soll daher die
drei in [Augsburg] nicht erhältlichen Texte gegen Bezahlung nochmals senden.
S. Tarditatem atque socordiam in respondendo ad tuas amicissimas literas 1 , Bullingere, magna vitae meae pars, fateor atque culpam meam deprecor. Facile credo circa enarrandam dominicam passionem ante festa Pasche et in celebranda domini cena te a fuisse occupatissimum, nec mirum, si etiam corpusculurn tuum exhaurias atque debilites laboribus. 2 Consulo igitur atque hortor, ne perscribendis tot et tam copiosis ad me et mei similes literis te molestes et emaceres nimium. Verum, si omnino placuerit Laetum salutare, ut id quam brevissimis adeoque per laconismum 3 facias.
Stabit, ut scribis, immobilis et perpetua semel inita nostra amicitia. Stabit utique, nec mors ipsa dissociabit nos. Imo mors haec naturalis supernaturale nobis amititie vinculum exhibitura est in celesti patria! Quam magnificam spem et consolationem antea parum mihi cognitam iam demum ex tuo de resurrectione Christi ac vita eterna precioso libello 4 hausi atque plene percepi! Hinc adeo animus mihi erectus est, ut mortem minus extimescam non
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solum, sed etiam cum Christo atque electis suis esse, quandocunque vocor, jucundissimum erit, ubi alter alterum de facie visurus est.
Amplissimi senatus nostri propensus in te animus nunquam decrescet, sed in dies magis atque magis augetur. Habemus enim exemplar atque imaginem tuam, Ioannem Hallerum, quottidie ob oculos; egregium nempe virum. Is atque divina tua in nos collata offitia nunquam sinent nos oblivisci Bullingeri lingen nostri.
Scripsit ad me his diebus Thomas Naogeorgus 5 , author Pamachii, vir Grece et Latine doctus, theologus perspicax et facundus, sibi curn Lutheranis, inter 6 quos Cale nunc episcopum agit, nihil convenire; propterea migrationem hinc 7 ad nos omnino instituisse. Quo audito mox ei locum a magistratu nostro impetravi; quem si nacti fuerimus, papatui et Lutheranismo facilius resistemus.
Musculus 8 incipit paulum redire in viam. Fatetur enim Cochleum atque reliquos sua de eucharistia in Matheum scripta 9 perperam approbasse et papistice intellexisse; id quod hominem male habet, nec credo multum abesse, quin ipsum scripti istius peniteat.
Alphonsus Diasius 10 cum famulo suo 11 , fratricide, Oeniponti 12 adhuc captivi tenentur, sed ex mandatis caesaris 13 et regis 14 omne ius et iustitia contra istos sublatum est. Deliramus nimirum, imo talpa cetiores 15 sumus, si adversariorum maliciam in nos tam apertis argumentis non videmus. Atqui non videamus? lam iam colliguntur exercitus apud Celtas 16 et in Inferiori Germania, nec aliud quam rem armis expediendam hoc etiam adhuc anno censemus. Dominus fortunet! Quodsi eo afflictionum pervenerimus, Helvetiorum auxilia et implorabimus et expectabimus, nam alioqui haud satis instructi in atiem progrediemur.
Sunt adhuc principes et theologi, qui colloquium 17 (vaniloquium 18 dixerim potius) b urgent. O miseros theologastros 19 ! Metuo certe plurimum, ne isti
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libenter proderent veritatem, tantummodo non desit emptor. O Iscariotas 20 pessimos! Dominus visitet illos, ut digni sunt.
||347v Uxor 21 et domus mea honestissimam tuam costam 22 atque liberos 23 ex animo diligit; id quod olim clarius testabitur uxor mea.
Adversa mea valetudo paululum desiit, 24 et incepi melius habere per medicum illum celestem 25 atque unicum. Erat mihi mens termas 26 adeundi, sed reipubhice negotia atque calor estivus iam ingruens me domi nunc detinent. Percuperem te atque Rodolphum Gvaltherum meum c hic videre. Posset sane fieri, ut per me domum deduceremini. Ineatis ergo rationem super hoc.
Quae Phillippo scripsisti olim 27 , per exemplar spero me visurum. Ego paucos ante dies etiam illi scripsi nonnihil, ipsum de componendis dissidiis admonens. Si rescripserit 28 , tibi eius mentem communicabo.
Virum quendam optimum 29 consilium de peregrinatione periculosa mutasse libentissime intellexi. Fac, ut et ilias cogitationes sepeliat. Cur enim velimus tantum ingenii thesaurum in agro inaccessibili abscondere?
Vom reichstag zw Regennspurg 30 kan ich nichts guts schreiben. Der fursten ratschlag, da 31 sie willens gewesen, diesen reichstag gar nit zu besuchen, 32 het ich mir gefallen lassen unnd zweiffl nit, wa 33 sie steiff darauff verharret, wir wollten mehr friede unnd wolfart dem vatterlannd geschafft haben. Aber die practic 34 und finantz 35 auch die unbestendikait ist so groß, das sich ettlich fursten uffbringen 36 lassen. Hertzog Moritz von Saxen, des landgrafen 37 dochtermann 38 ist schon zw Regenspurg 39 unnd lasst sich dahin
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fueren, das er zu erledigung 40 des gefangen tyrannen von Brunschwig 41 allen fleiß anköret welchs im grund durch die widerwertigen 43 allein dahin practiciert ist, den landgrafen unnd hertzog Moritzen unainigig ze machen unnd inn ainander zu hetzen.
Hertzog Wilhelm von Bairn, hertzog Erich von Brunschwig» die bischofe von Wirtzburg 45 , Bamberg , Fistel 47 , Augspurg 48 und des geschwurmbs viel ist auch da ankumen, 50 des gleichen der kunig Ferdinandus. Aber der reichtag unnd hanndlung ist noch nit angefangen. Ich kan nit annders erachten, dann das aller unfride daraus werde. Meins verhoffens wurdt sich der landgraf unnd churfürst von Saxen 51 uff bemelten tag nit bewegen lassen. 52 Geschiet es aber, so ists nit gut.
Zw Wormbs 53 jungst synnd der stennde so wenig erschynnen, das man die erstreckung des bunds nit thun konnen. 54 Yederman hat aber zugeschriben 55 , unnd ist 56 bei mir nit weniger, dann wen alle ding volzogen. Unnd ob glich kain weittere ainigung sollt geschehen, so vermögen doch die alten brieff unnd sigl, das ain yeder stannd bei seinen eren unnd aiden soll schuldig sein, die angefanngen sachen helffen zum ennde ze pringen, nit minder noch annders, dann als ob der pundt noch weret 57 . So haben wir den brunschwigischen krieg, 58 die recusation des chamergerichts, 59 der concilien und die gantz religion, 60 deren kains erortert ist. Ergo so konnen wir ainander nit lasßen. 348r. || Wir werden uff disem reichstag von erstreckung der bundtnus uß beweglichen 61 ursachen nit hanndlen, sonnder bald hernach ain besondern tag darumb halten. 62
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Herr Sebastian Schertlin 63 hat ainen pfarrer uberkumen 64 unnd greifft die sach 65 dapffer an. Es volgen ime auch ettlich vom adl inn der marggrafschaftd Burgaw nach. Ist furwar inn gegenwart kaiser und kunigs sorglich 66 , aber man muß gott mehr als den mennschen gehorsamen. 67
Hanns Hilpert Zoller heldt sich beschaiden, erlich, zuchtig unnd wol. Hat des 68 bei herrn Schertlin unnd menglich 69 ere unnd lob. 70 Sag furwar, das ich ain besonnder hertz mit allen freuden zw ime hab, unnd wann ich ime zu eren unnd gefallen dienen konnt, sollt mich daran nichts irren 71 . Wollennd mir die herrn Burgermaister 72 , herrn statschriber unnd alle gelerten, dern ir den allerzirlichsten waldt 74 hapt, zum freundtlichsten gruessen.
Eur buchlin 75 , das ir mir zu sonndern erpieten, schon 76 eingepunden, vereert, hat herr Hanns Jacob Fugger von mir empfangen. Darffs nit wider von ime fordern, dann es wurdt nutz bringen. Bitt euch aber, ir wollend mir die drei materien 77 wider lassen zusamen kouffen unnd herschicken. Ich kans hie nit allso bekomen. Will ichs treulich zalen.
Datum 3. iunii anno 1546.
Ewr trewer williger bruder Georg Froelich,
Laetus genant, statschreiber zw Augspurg e.
[Adresse auf der Rückseite:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, ecclesiae Tigurinae anthistiti vigilantissimo, domino et fratri longe colendissimo.