[2466]
Autograph: Zürich StA, E II 345, 345 (Siegelspur) Ungedruckt
Die von Frölich in [Nr. 2460] erwähnten Kriegsrüstungen der [kaiserlichen] Gegner im [Augsburgischen] sind in vollem Gange. Mit der willkürlichen Behauptung, dass nicht die Religion, sondern der Ungehorsam [einiger Reichsstände] der Grund dafür sei, gelingt es ihnen, die einfältigen Soldaten anzuwerben. Die Städte [des Schmalkaldischen Bundes], besonders Ulm, bereiten sich auf einen Angriff vor. —Zweifellos werden die schwäbischen Städte eine Gesandtschaft zu den Eidgenossen schicken. Da die Aufstellung einer solchen Gesandtschaft längere Zeit beanspruchen könnte, wäre es besser, wenn die Eidgenossen sofort Gesandte nach Regensburg zu Kaiser [Karl V. /und König [Ferdinand]abfertigten, um den Krieg abzuwehren, und zugleich gutes Kriegsvolk auf Kosten der protestantischen Stände schickten. Da die Gegenseite bereits vor dem Bekanntwerden [ihrer Kriegspläne] viele Truppen an sich gezogen hat, fehlt es den [Protestanten] an Soldaten. Tatsächlich wird es nicht um die Religion, sondern um die Herrschaft über Deutschland gehen. — Grüße an die Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab] und an alle Gelehrten.
Aller vertrautister, liebster herre unnd bruder. Was ich euch jungst der
kriegsemporungen halb inn diesen lannden geschriben, 1 das erzaigt sich gar
im werckh. Die widersacher stercken sich zu roß unnd ze fueß nahend 2 umb
unnser stat, machen ain geschrai, das es nit von des glaubens wegen angesehenBriefe_Vol_17-100 arpa
sei 3 , sonnder allain ettlich ungehorsam ze straffen;4 dardurch sie den
gemain kriegßman inn ir bestallung 5 bewegen. Darnach steet der will unnd
die außlegung bei inen Die stett, unnd sonnderlich Ulme, 6 machen sich
neben Augspurg auch zur gegenwörhe gefasst unnd hallten sich noch tröstlich
7 . So wöllen wir mit gottis hilff dem gewaldt 8 bis uff rettung, welche
aber starckh muß sein, vorsteen 9 .
Es wurdt on zweiffl ain botschafft von den schwebischen stetten inn die Aidgnosschafft gesandt werden, 10 besorg aber, der verzug werde mangel bringen. Darumb, ob 11 yemand guthertziger möcht anrichten, das sich die Aidgnossen der sachen bald annemen, zum furderlichsten ain botschafft an die kayserlich und kuniglich majestät 12 gen Regenspurg 13 schickten, umb abstellung der russtung handleten, unnd darneben uff ain hilff herauß uff gemainer protestirenden stennde cossten mit gutem volkh schickten, so wurd die sach dest ehe zu gutem gebracht. Der gegentail hat, eh unnd diese ding laut worden, das kriegßvolkh allenthalb uffclaubt 14 , darumb unns grosser abgang an volkh zustat. Es wurdt ain schwere hanndlung 15 , unnd furwar nit umb den glauben, sonnder umb die herschung uber Teutschland zu thun; das annder ist gut zu mercken. Mehr kan ich dits mals nit. Bittend unnd ruffend mit unnd fur unns zu dem herrn, starcken gott, das er unns vor des sathans gewaldt hie in zeit auch bewahre.
Grusst die herrn burgermaister 16 unnd alle herrn gelerten, etc.
20. iunii 1546.
Georgius Laetus, etc.
[Adresse auf der Rückseite:] Herrn Hennrichen Bullinger, etc. Zurch. Zu aigen hannden.
V. am 17. Juni 1546 seine Rüstungen gegenüber den Räten von Augsburg, Ulm, Straßburg und Nürnberg; s. RTA-JR XVII 453-457, Nr. 80; Karl V. BW II 496-500;
PC IV/1 132, Nr. 98; vgl. auch PA I 541.
EA IV/1d 628, Nr. 298 (Brief des Konstanzer Rats an Zürich vom - und nicht vor dem - 28. Juni 1546; Original in Zürich StA, A 205/1, Nr. 213); ebd., S. 6331 i (5. Juli); 6581 h-i (9. August); 686 u (20. September).