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Abschrift von unbekannter Hand aus dem 17. Jh. a : Zürich ZB, Ms F 46, 590f Ungedruckt
Nach der Lektüre von Hallers letztem Brief [Nr. 2473] wurde Bullinger klar, dass er einige
Briefe Hallers noch nicht erhalten hatte, was er schon in seinem letzten Brief an Haller [nicht
erhalten] mitteilte. Nun sind in den letzten Tagen zwei Briefe eingetroffen. Zum ersten Brief
vom 17. Juni [Nr. 2462] ist nur zu sagen, dass es stimmt, dass in Italien ein Heer gegen die
[Protestanten]ausgehoben wird, denn der Gesandte Marx Schultheß in Mailand bestätigt das.
Für Kaiser [Karl V.] werden 12'000 Italiener versammelt, für Papst [Paul III.] 1'000. In
Genua haben 8'000 Spanier angelegt. Das ganze Heer dürfte 20'000 Männer umfassen. Aber
auch wenn es 100'000 wären, der Engel des Herrn hat ja sogar 185'000 Assyrer vor Jerusalem
niedergestreckt. Nicht die Truppenstärke, sondern Gottes Güte ist für den Sieg entscheidend!
—Gestern kam der Brief vom 1. Juni [HBBW XVI, Nr. 2451, richtig: vom 31. Mai].
Das von [Sebastian] Coccius verfasste Buch [,,Verlegung der Zwoelff Ursachen "]hat Bullinger
gut erhalten. Die unsinnige Polemik in [Johannes] Hoffmeisters [,,Verbum dei carnem
factum ... assertio"] hat er bereits zur Kenntnis genommen. Er wird aber diesem Dummkopf
nicht antworten. [Die Katholiken] rühmen sich bei ihren Bischöfen, wenn ein [Protestant]
etwas gegen sie schreibt, denn dadurch können sie sich als Stützpfeiler des Glaubens in Szene
setzen. Bullinger nutzt seine Arbeitskraft lieber für das Schreiben von Kommentaren zur Heiligen
Schrift. Zurzeit arbeitet er am 15. Kapitel des Lukasevangeliums, und das 9. Kapitel wird
gerade gedruckt. Außerdem hat er in dieser unruhigen Zeit mit Briefeschreiben und den vielen
Besuchern alle Hände voll zu tun, ganz zu schweigen vom Predigen. —Bullinger hat auf der
Adresse eines Briefes [nicht erhalten] an [Hans Wilpert] Zoller den ihm verhassten Titel
"Junker"angebracht. Damit wollte er Zoller mehr Achtung bei den Leuten verschaffen, denen
dieser den Brief zeigen würde, zumal er tatsächlich aus einer angesehenen Familie stammt und
solch eine Würdigung verdient. —Auf dem Tag zu Baden sind die 13 und die Zugewandten Orte
versammelt. Am zweiten Tag des Treffens wurde über die eidgenössischen Söldner beraten, die
sich zum Heer der [Protestanten] und zu dem des Kaisers [Karl V.]begeben haben. Die Neun
Orte Appenzell, Freiburg, Glarus, Luzern, Schwyz, Solothurn, Unterwalden, Uri und Zug
wollen an Konstanz und Feldkirch schreiben, dass man diese Kriegsknechte zurückschicke.
Die [vier protestantischen] Orte waren aber dagegen. Daraufhin haben die Neun Orte an die
[Zürcher]Obrigkeit geschrieben und gebeten, die abgegangenen Söldner zurückzurufen. Eine
Versammlung des Rates und der Bürger von Zürich beschloss aber, die Söldner nicht abzuberufen
und auch nicht zu strafen. Das missfällt den Neun und besonders den Fünf Orten.
Doch Stadt und Landschaft Zürich sind einig und standhaft wie schon lange nicht mehr. Da
aber ein zu großer Teil der Bevölkerung willig ist, dem [Schmalkaldischen Bund]seine Dienste
anzubieten, Zürich dadurch geschwächt würde und man ferner der Ansicht ist, dass die [Protestanten]
bereits genügend Söldner anwerben konnten, hat man heute auf einer Rats- und
Bürgerversammlung beschlossen, von jetzt an niemanden mehr aus Stadt und Landschaft
Zürich wegziehen zu lassen. Jeder soll auf die [heimischen Musterungen] warten, sollten
solche notwendig sein. Dieser Beschluss wird morgen verkündet. Haller soll dies den [AugsburgerBriefe_Vol_17-171 arpa
Bürgermeistern] [Hans] Welser, [Jakob] Herbrot sowie dem Stadtschreiber [Georg
Frölich]mitteilen, denen Bullinger nicht selbst schreiben kann. —In Zürich erfuhr man heute
aus Baden von der Ankunft der Gesandten des Schmalkaldischen Bundes von Württemberg
[Hans Herter von Hertneck/, Straßburg [Heinrich von Müllenheim] und Konstanz [Ulrich
Hochrütiner]. Diese tragen heute ihre Anliegen vor. Auch [Girolamo Franco und Albert Rosin],
die Gesandten von Papst [Paul III.], und [Jean Mouchet de Poligny], der Abgeordnete
[Karls V.], sind dort und geben Unsummen an Geld aus. — Obwohl einige Orte die Knechte
nach Hause rufen wollen, hofft Bullinger, dass diese nicht zurückkehren werden. Die Pensionenempfänger
versuchen aber, diese Rückkehr durch Intrigen zu erwirken. Die einfachen
Leute jedenfalls sind nicht gegen den [Schmalkaldischen Bund]. Haller soll die nach Augsburg
gekommenen Zürcher, unter ihnen Heinrich Hermann, Jakob Götthart und [...]Rüttimann, mit
Wort und Tat bestärken. — Der Zürcher Rat schreibt soeben an den Rat von Basel, die 800
Italiener, die von König [Heinrich VIII.] von England durch Basel und die Eidgenossenschaft
nach Italien ziehen wollen, nicht durchzulassen. —Gruße, u.a. an Frölich. Haller soll über die
aktuelle Lage berichten. [Hans Rych], dem Überbringer des vorliegenden Briefes, soll Haller
zu einem Botenlohn verhelfen.
Gratiam, robur, fortitudinem et victoriam concedat nobis, qui 2 vicit mundum.
Intellexi ex postremis tuis 3 literas 4 te ad me dedisse, 5 quas hucusque
non recepi, id quod et postremis meis 6 significavi. Iam vero scias me superioribus
diebus accepisse binas. Priores dedisti 17. iunii, sed in iis nihil
est, ad quod respondere oporteat, nisi quod non fallens, cum scribis contra
nos in Italia conscribi exercitum. Nam Marcus Scultetus 7 , ad Leopontios 8
legatus, idem scribit ex Mediolano 9 . Colliguntur caesari 12'000 Italorum,
papae 1'000. Ianuae 10 appulerunt Hispani 8'000 11 Ego totum exercitum arbitror
vix habiturum 20'000. Verum est, sint centum millia, angelus domini
cecidit Assyriorum ante urbem Hierosolymorum centum octoginta quinqueBriefe_Vol_17-172 arpa
millia. 12 Non in multitudine neque in robore exercitus, 13 non in equis et
tormentis, sed in misericordia dei est victoria. 14 Potest deus in paucis aeque
ut in multis salvare. 15
lam ad alteras respondeo datas 1. iunii 16 , quas accipio heri demum, 9. iulii. Datus est mihi Coccii liber 17 per te missus. Ago gratias pro munere. Interea non licuit illum inspicere, ita disturbor negotiis. Vidi et Hoffmeisteri ineptias contra me editas olim 18 Verum nihil stulto respondere statui. Venditant se magni apud episcopos, si quis nostrum scribat in ipsos. Sic enim volunt videri religionis columna, et accipiunt praemia. Ergo statui meos sudores melius collocare scribendis scilicet commentariis et illustrandis sanctis litteris. Quid mihi b cum locutuleis infelicibusque avibus 19 et cum ineptissimis stupidissimisque asinis? Magister 20 ipso se opere prodit. 21 Scribo (quod nosti) in Lucam c , 22 et iam auspicor enarrare cap. 15. Incipiunt inprimere cap. 9. Scribo autem in hisce turbis, in quibus toties discurrendum, tot scribendae epistolae, tot audiendi accurrentes, ut de concionibus habendis nihil dicam.
Zollero scripsi 23 titulum 24 illi tribuens in fronte epistolae, quem odi alias. Nolui illi adulari, sed existimationem parare apud eos, quibus literas ostendit. Scio, quantum hic titulus apud vos valeat. Ac revera multo iustius ornatur hoc titulo quam ulli alii, utpote cuius parentes a patre et matre fuerunt vere nobiles patricii et primores, huius urbis amplius quam 100 annos magistratus optime menti.
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Es ist ein tag zu Baden. 26 Auf dem sind die 13 ort 27 und alle zugwandten 28 . Und deß anderen tags ihr zammenkummens haben sie anzogen, wie man sich in dem schweren krieg halten wölle. Da ist anzogen, wie 29 man nit möge wüssen, wie die sachen ||591 außschlahen wöllind, und lauffe aber ein groß volckh auß dem land. Und sind die 9 ort Lucern, Ury, Schweitz, Underwalden, Zug, Glariß, Freyburg, Solothurn und Appenzell eins worden, gen Constantz und Feldkirch zu schreiben, das weder das reich 30 noch der keyser 31 ihnen solle ihre knecht annemmen. Die anderen ort 32 und Eidgnossen haben nit wöllen darin bewilligen. 33 Darüber 34 haben die 9 ort an min herren geschriben, 35 daß sie ihnen heiffind, die hinweg geloffen sind, widerumb heim mahnen vom reich und dem keyser. Darumb haben meine herren räth und burger gehabt 36 und einhellig beschlossen, sie wöllindts vom reich nit widerumb abmahnen: Wüssend wol, daß niemand der ihren zum keyser zogen seyen; bedörffe keines abmahnens. Deß sind die 9 ort, insonders die 5 37, nit wol zufriden. Meine herren sind aber vest. Ich hab in Zürich in statt und land nie so grosse einigkeit und ernst gesehen als jetzund. Man wil den reichstetten Zürich in statt und land 38 wol 39 mit leib und gut. Das magstu frölich 40 sagen. Mann wirt auch die knecht, die geloffen sind, nit übel straffen, etc. Man schleüßt ihren keinem das hauß zu; nimt ihnen nüt, etc. Ist wol anzogen 41 , aber räth und burger wöllend nit. Und wüß, daß weiter ein sömlicher grosser lauff 42 worden ist under dem gmeinen mann, daß, wo man nit darzu thon 43 , acht ich, werd ein so groß volckh hingelauffen, daß wir entblößt werend. Darumb hat man hütt dato aber 44 räth und burger gehapt und auf ein news bestät, die knecht nit abzemahnen, ihnen die heüser nit nach laut der satzung ze schliessen, etc., sonder dem reich trostlich 45 sein mit allem vermögen. Demnach, dieweil ein grosse anzahl geloffen, daß man gäntzlich achtet, es seyend lüten gnug bey dem reich, hat man hütt angesehen 46 , in statt und land zuverkünden, daß fürohin iederman bey
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ehr und eid bey und in dem land bleibe, warte auf fenli und paner 47 , wo 48 es meinen herren noth thüge 49 , und daß jedermann gerüst seye, etc. Und das wirt man morn verkünden. 50 Und also stat es warlich. Sollend ihr anzeigen meinen herren Welsern, Herbroten 51 und stattschreibern 52 , denen mein willig dienst und gruß ansagen. Hab ihnen nit schreiben können.
Hüt dato wirt von Baden von meinen herren geschriben, 53 daß deß bundts botten, Wirtenberg, Straßburg und Costantz, 54 eingeritten sind, und auf hütt verhört man sie. Gott schickh es recht. Deß pabsts und keysers botten 55 sind auch gar gewaltig 56 da. Geben mit beiden henden uuß. 57 Ich truw 58 eß solle nüt beschiessen d59 .
So dann gleichwol etliche ort wurdind die knecht wöllen abmahnen, so acht 60 man sie nit, und zeücht niemand heim, seye man trew und redlich e . 61 Dann warlich, so treiben daß widerspil 62 allein ettliche pensioner 63 . Der gmeine mann in länderen ist nit unwillig gegem reich. Du weist aber, wie die olygarchae gsellen sind 64 . Sind dann etlich eidgnossen bey eüch, so sterckh sie und thund inen guts. Dann warlich sind die guten, redlichen gsellen zu eüch, die gern by üch sind. Ist Heini Herman, Jacob Götthart oder der Rütimann 65 oder andere Züricher zu eüch kommen, 66 also 67 thund inen guts. Es sind gar vil hinweg, etc.
Dieser stund schreiben meine herren denen von Basel, 68 daß sie den zug, der heruff 69 komt vom künig auß Engelland 70 , da sy den vorigen krieg gelegen (sind iren in die 800; zühend auf Basel; wolten gern wider durch die Eidgnoschafft heim - dann sy Italier sind - in Italiam) f , daß man sie nit durch ziehen laß. 71
Sind in gott wol tröst, trostlich und mannlich. Ich truw gott, er laß uns nit. Saluta millies Laetum meum. Scribe, oro, frequentissime, quomodo res babeant
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omnes. Vale cum omnibus bonis, quos omnes meo nomine salutabis. Helfend diesem botten 72 umb ein bottenbrot 73 dieser newer zeitung 74 .