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Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek Vadiana, Ms 35, 240 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 615f, Nr. 1430
[J]Bullinger hat sich sehr nach einem Brief Blarers gesehnt und siehe da, er wurde mit zwei
Briefen [nicht erhalten]erfreut! Gott sei Lob, dass er den Seinen doch noch beisteht, auch
wenn er ihnen Angst macht. -[2]Bei der Angelegenheit um Marcell Dietrich von Schankwitz
fürchtet Bullinger, die Familie Richmut geärgert zu haben. Denn diese hegt nun vermutlich
den Verdacht, Bullinger sei dafür verantwortlich, dass ihr [Schloss]Dübelstein nicht gekauft
wurde. Die Familie hörte nämlich von anderen, dass er vom Handel wusste. Sie wollten sogar
von ihm erfahren, warum es denn nicht zum Kauf komme. Er antwortete, dass er darüber
nichts weiß, dass Blarer wohl etwas [wegen des Schlosses]nachgefragt hatte: dass er darauf
antwortete, sich aber des Handels nicht annimmt, da er Schankwitz nicht kennt und dieser ihm
nicht geschrieben hat. - [3] Hans Schöner war einige Tage abwesend. Er soll sich nach
Straßburg begeben haben, als er vom Tod seiner [dort wohnhaften] Frau [Dietburg, geb.
Schellenberger]gehört hat. So wurde Blarers Brief an Schöner dessem Hausverwalter [...]
anvertraut. Bullinger ist gerne bereit, Schöner zu helfen und sich gemäß Blarers Vorgaben für
ihn in Augsburg zu verwenden. -[4] Es freut ihn auch zu hören, dass es Georg Frölich gut
geht. -[5] Unter welchen Bedingungen Straßburg sich mit dem Kaiser ausgesöhnt hat, weiß
Bullinger nicht. Er weiß aber, dass es zu einer Verständigung kam, die vermutlich genauso
trügerisch ist wie im Falle der anderen Städte. - [6] Gott gehe, dass der Kaiser von den
Sachsen und den Böhmen in die Zange genommen und richtig zusammengeschlagen werde!
-[7]Blarer soll weiter Nachrichten übermitteln. Erkennt Sultan Suleiman die Lage, wird er
noch in diesem Jahr seine Sache gut vorantreiben können. Gott stärke den Landgrafen Philipp
von Hessen, und möge Blarer bald Erfreuliches mitteilen! -[8]Die Konstanzer sollen standhaft
bleiben. Auch wenn es [unter den Feinden] zu vermehrten Schwäbischen Bünden käme,
wurden diese ihnen nichts nützen, weil Gott davon ferngehalten wird. -[9]Der Tag zu Baden
[vom 28. März] war gar nicht so schlecht, wie behauptet wird. Zürich und die Eidgenossen
halten gut zusammen. Die Sieben Orte haben sich um eine Schlichtung in dem durch [Rudolf
Gwalthers] Büchlein ["Endtchrist"]ausgelösten Streit bemüht. Auch der Botschafter Frankreichs
[Guillaume Du Plessis, sieur de Lyancourt]hat sich nicht unmöglich aufgeführt, zumal
er davon ausgehen kann, dass er die Anzahl der beanspruchten Söldner erhalten wird. Am 17.
April kommt es zu einem Tag in Solothurn, an dein Frankreich zudem das [1516 vereinbarte]
Friedensgeld [den Dreizehn Orten] ausbezahlen wird. Details zur vergangenen Tagsatzung
werden die Konstanzer umgehend von St. Gallen aus Bullingers für Joachim Vadian erstellten
Aufzeichnungen zur Tagsatzung entnehmen können. -[10]Am 31. März ist der alte König
Franz I. gestorben. Es wird also kaum zum [geplanten] Feldzug [Frankreichs gegen den
Kaiser]kommen, da der Kaiser sich wahrscheinlich mit dem jungen Thronfolger [Heinrich II.]
verständigen wird. Jedenfalls ist mit Franz I. ein böser Mensch gestorben! Wenn nur dieBriefe_Vol_20-133 arpa
Eidgenossen von den Fürsten und dein Kleinadel abließen! Gott befreie sie von der Geldgier
und dem damit verbundenen blutigen Geschäft! -[11] Am Vorabend traf in Zürich ein Brief
aus Luzern von Renward Göldli ein, laut dem es doch noch zu einem großen Feldzug [Frankreichs]
kommen soll, da Heinrich II. angeblich viel Geld für die Anwerbung von Söldnern
Lyancourt durch Antoine Morelet du Museau bringt. - [12] Es gibt keinen Grund, Herzog
Ulrich von Württemberg zu bedauern! Er hätte sich anders verhalten sollen. -[13] Gruß an
die Familie, die Ratsherren und die Freunde.
Gnad und frid. Mich hatt übel belanget 1 nach üwerm schryben; und bin abermals 2 erfröwt! Gott hab lob, das er den sinen denocht ettwas hilff (doch mitt forcht 3 ) a gibt. Den lassend uns ernstlich bitten, das er unser gott sye. Marcellen 4 halb ist mir die sach deßhalb seer widerig gesin, das 5 ich besorgen meiß, ich hab ein grossen unwillen von der früntschafft 6 uff mich geladen, deren Dübelstein 7 . Dann 8 sy vilicht argwhonend, ich trage sy 9 schuld, das es 10 nitt koufft wirt. Dann one min sagen wüssend sy, das ettwas an mich gelangt. Habend ouch zu mir gesandt und gevragt, wie die sach stande, woran es haffte 11 . Antwort ich, ich wüste nienervon nüt 12 ; m. Ambrosy hätte mich ettwarumb 13 gevragt; dorumb 14 hätte ich bescheid gäben; wyter belud ich mich der sach nitt; kandte Marcellen nitt; er habe mir ouch nüt zugeschriben. etc.
Schöner 15 ist ettlich tag nitt hie xin 16 . Verstan, er sye uff Straßburg, dann er siner frowen 17 todt erfaren. Hab üwern brieff sinem wirt 18 gaben, wenn er kumm, das er imm werde. Wil ouch gern trösten und hälffen (wie ir vermeinend, das es anzegriffen, und wie ir mir angäbend), gen Augspurg ze handlen. 19
Wenn es Laeto 20 wol gadt, ist min gar grosse fröwd. Gott erhallte inn!
Wie Straßburg uußgesöndt, weiß ich nitt. Das es uußgesöndt, weiß ich wol! 21 Acht, wol wie ander stett. Ist luter valsch und betrug, etc.
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Gott wölle (sie 22 es nitt wider sinen willen gebätten!), das der keyser 23 zwüschen die Saxen und Behem 24 kumm und trüwlich wol erpluwen 25 werde!
Thünd so wol und schribend alle zyt, wie die sachen gestalltet syend. Der Türgg 26 (ist er verständig) wirt hür 27 sin sach wol schaffen. Gott verlyhe dem lantgrâven 28 gnad, und das ir mir in kurtzem fröliche bottschafft von des herren wunderbarlicher schickung zuschribind!
Sind ouch ir zu Constantz alle zyt constantes! Gott sye üwer veste und gnad! 29 Wenn sy schon vil schwebischer pündten machend, 31 ist der nexus nitt mitt gott. Ists nun 33 inen schädlich!
Uff dem tag zd Baden 34 ist es nitt so letz 35 gangen, alls das geschrey 36 . Zürych und all Eydgnossen sind wol eins. Die 7 ort habend sich yngelegt 37 und ein vertrag 38 des büchlins halb gemacht. So hatt des Frantzosen bott 39 nitt so tratzlich gehandlet. Wirt sy nitt dörffen 41 , dann imm werdint knächt, und wie vil er wil. Uff 17. aprilis wirt ein tag zu Solenthürn. Da wil er das fridgällt gaben, etc. Das alles werdent ir volkommer nunmee 43 von S. Gallen haben, dann ich die summam actorum Badensium comitiorum Vadiano mitt denen gedingen 44 zugeschickt, das er sy üch ylends ouch mitteyle.
Ultima martii ist der könig in Franckrych, Franciscus der alit, gestorben. Dorumb achtend wir, da werde iet-|| v zund kein uffbruch 45 ; der keyser werde
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sich zu dem jungen könig 46 thun. Doch mag ich nitt wüssen, wie es gan wirt. Da ist nüt guts gestorben! 47 Der allmächtig gott wölte, wir Eydgnossen giengend fürsten und herren müssig 48 , wie min herren Aber es ist vilicht nitt an unserm glück 50 . Gott kumme uns ze hilf und erlöse uns von der goldsucht 51 und blutigen volgenden hendlen!
Nächt 52 schript har von Lucern h. Rennwart Göldlin 53 : Es werde ein grosser uffbruch beschähen von Eydgnossen; dann der jung könig schicke herus den Monet 54 zum herren Leoncurt 55 mitt grossem gältt, die Eidgnossen ze bestellen, etc. Wöllend wir zulosen wie es gange.
Wirtenberg 57 beschicht rächt 58 , wie imm beschicht! Er hätts wol anders geschickt 59 . Lassend uns umb gnad bitten.
Datum in yl Zurych, 15. aprilis. Grussend mir üwer huß und alle gute herren und fründ. 1547.
[Ohne Unterschrift.] |
[Adresse darunter:] Praestantissimo viro d. Ambrosio Blaurero, praesuli Constantiensis ecclesiae, domino et fratri observandissimo b . Constantz.