Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3049]

Jean de Hotot
an Bullinger
Bern,
21. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 359, 2820 (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Hotot hat den Eindruck, dass die Zürcher ihn völlig vergessen haben. Dies ist bereits sein dritter Brief an Bullinger. Auch Konrad Pellikan und Theodor Bibliander hat er schon zwei Mal geschrieben. Seinem Zürcher Gastgeber [Georg Rubli], der sich bereit erklärt hatte, sein Gepäck nach Bern nachzuschicken, schrieb er ebenfalls drei Mal. Keiner hat je geantwortet! Wie kann das sein? An Reisenden zwischen Zürich und Bern fehlt es ja nicht, und in Bern ist er auch nicht gerade erst angekommen! Es wird wohl unglücklichen Umständen oder der Nachlässigkeit einiger Personen, die sich als seine Freunde ausgegeben haben, zuzuschreiben sein! Und sollte Letzteres zutreffen, hat er guten Grund, sich darüber zu ärgern. Es ist ihm aber lieber, dass es ihm passiert, ais dass er sich dessen schuldig machen würde, zumal er stets befürchtet, sich anderen und besonders Freunden gegenüber als nachlässig zu erweisen. So etwas ist nämlich unentschuldbar! Nun übersendet er mit diesem jungen Mann [...] ein letztes Schreiben an die Zürcher, die ihm so wenig entgegenkommend zu sein scheinen. - [2] Grüße, auch von Jodocus Kilchmeyer. Wenn Bullinger es will, soll er auch Pellikan und Bibliander seine Größe ausrichten.

Credo vos omnes mei prorsus oblivionem cepisse. Tertia est haec, quam ad te scribo, epistola. 1 Domino Pellicano et Bibliandro secundo scripsi. 2 Hospiti meo 3 , qui sarcinas meas huc transmittendas in se receperat, totidem, quot ad te, dedi. Ab ullo nihil accipio, nec possum satis mirari, qui flat. Non enim neque hominum huc 4 commeantium inopiam neque temporis paucitatem 5

Schrift, wie aus einem an ihn gerichteten Brief von Graf Georg vom 3. November 1547 hervorgeht (Stuttgart HStA, G 44. Bü 8, 44). Diese wurde ihm vom Kanzler Sigismund Stier (unter der Bedingung einer Rücksendung) zugeschickt (s. Nr. 3098,4f). Am 12. Dezember hatte der Graf sie noch nicht zurückerhalten; s. dessen Brief an Erb von diesem Datum (Stuttgart HStA, G 44, Bü 8, 41).
1 Neben dem vorliegenden Brief ist nur noch Brief Nr. 3025 vom 1. Oktober 1547 erhalten.
2 Keiner dieser Briefe ist erhalten.
3 Georg Rubli; s. Nr. 3056,64-69.


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neque quicquam accusare possum, nisi id in fortunam meam vel in negligentiam eorum, qui se mihi coram amicos esse dictitarunt, reiiciam. Id si (ut debeo) aegre fero, malo tamen in rne esse commissum quam in alios a me, cum enim semper veritus sum, ne cuivis inoffitiosus esse videara, tum maxime erga amicos, aut saltem mea amicitia dignos. Talia officia negligere iniustum esse duxi. Hic iuvenis 6 commodum se mihi obtulit, per quem ultimo id ad vos scriberem, dum video vos offitium meum ita aspernari.

Dominus Iodocus 7 dat tibi salutem. Dominis Pellicano et Bibliandro eandem meis verbis (si lubet) dices. Bene vale. Bernae, 21 octobris 1547.

Tui studiosissimus loa. de Hotot.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro doctrina et virtute praestanti, domino Heynrico Bulingero, ecclesiae Tigurinae pastori. A. 8 Tiguri. 9