Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3025]

Jean de Hotot
an Bullinger
Bern,
1. Oktober 1547

Autograph: Zürich StA, E II 368, 516 (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Hotot besuchte gestern Jodocus Kilchmeyer, der ihm einen Brief von Bullinger [nicht erhalten] zeigte. Leider lag diesem kein Brief für Hotot bei. Vielleicht aber hat Bullinger

b In der Vorlage nachmal. fugklich gsin ze verantwortten: dass es ihm aber dazumal [als er in Zürich war] vermutlich nicht angebracht erschien, [seine Haltung] zu rechtfertigen.
23 genau; vgl. SI 1147f.
24 die Erläuterung. -Schürmeisters Ausführungen sind heute unbekannt, ihre Bewertung aber durch Bullinger entspricht Nr. 3039 vom 13. Oktober.
25 Mit den beiden Prädikanten.
26 han ghan: gehabt habe.
27 wo äß nitt wider üch wärre: sofern es euch nicht beschwerlich wäre.
28 wolltet.
29 durch.
30 Wenn.
31 köndi pschulden und verdienen: vergelten könnte.
32 wollte.
33 im allerbesten: in der besten Absicht.
34 September.
1 Die Herkunft und das Schicksal des Franzosen, der vorliegendem Briefe zufolge offensichtlich eine Zeitlang in Zürich studiert hatte und dort beim Zürcher Georg Rubli Logis genommen hatte, sind derzeit unbekannt. Von ihm sind in Zürich


Briefe_Vol_20-508arpa

bereits geschrieben und der Brief ging verloren. Hotot wartet nun in Bern schon seit drei Wochen auf dieses Schreiben und auf sein Gepäck, das ihm von seinem Zürcher Gastgeber [Georg Rubli]nachgeschickt werden sollte! Falls Bullinger schon an Hotot geschrieben hat, möge er dies noch einmal tun, damit Hotot nicht länger im Ungewissen bleiben muss und sich an einem Brief Bullingers erfreuen darf -[2] Wenn es nur stimmte, was Bullinger an Kilchmeyer über Kaiser Karl V. schrieb! Doch hörte Hotot von einem vertrauenswürdigen Mann [...] das Gegenteil: Dein Kaiser gehe es gut, und der Augsburger Reichstag verlaufe dessen Wünschen gemäß! Hotot berichtet mehr darüber in einem Brief an Theodor Bibliander. - [3] Er hat sich schon persönlich für die großen Wohltaten bedankt, die Bullinger ihm unverdientermaßen zuteilwerden ließ. Als er sich in diesem Brief nochmals dafür erkenntlich zeigen wollte, wurde ihm bewusst, dass er für derartige Wohltaten keine Gegenleistungen (geschweige denn auf brieflichem oder mündlichem Wege) erbringen kann. Er hat also vor, dies anlässlich einer passenden Gelegenheit zu tun, auch wenn Bullinger (der wohl kaum auf seine Hilfe angewiesen sein wird) nicht selbst davon profitieren sollte, sondern andere, die er ihm gegebenenfalls empfehlen wird. -[4]Gruß.

Visi heri dominum Jodocum 2 , qui mihi literas tuas ad se scriptas 3 ostendit, et quia iis nullae ad me adiunctae erant, metui, ne quid antea scripseris, quod mihi redditum non sit. Hic nempe tertiam hebdomadam haereo 4 in expectatione tum maxime literarum tuarum, tum etiam sarcinarum mearum, quas me Tiguro discedente hospiti meo 5 huc transmitendas commiseram. Quocirca si ad me prius scripsisti, peto a te, ne hunc laborem rursus suscipere dedigneris, et ut illa dubitatione exolvar, simul et literarum tuarum optatissima fruitione delecter.

Utinam vera essent, quae de caesare 6 ad Iodocum scribis! Sed longe contraria audio, siquidem a et valere et omnia pro arbitrio gerere in comitiis inceptis 7 ad me certus homo 8 detulit, que, quia domino Bibliandro scribo 9 , ut ingrata tibi repetere nolui. Quicquid est (quod certum est), ab eo accipies.

Egi tibi gratias coram pro tuis beneficiis mihi ultro et immerito collatis. Rursus cogitaram hanc epistolam totam iisdem implere. Sed cum reputarem magnitudinem tuorum in me meritorum, extemplo restiti. Ea enim sunt, quae nullis beneficiis recte reponi possunt, nedum aut literis aut oratione conan debeo. Sed dispitiam aliquando, re ipsa qui referre possim; quodsi minus

a In der Vorlage siquidam.
zwei Briefe an Bullinger (vorliegender und Nr. 3049 vom 21. Oktober) und ein weiterer an Rudolf Gwalther (Zürich ZB, Ms F 39, 269, ebenfalls vom 21. Oktober - s. dazu Rüetschi, Gwalthers BW I/I 81, B287; 112 84) erhalten geblieben, die allerdings nichts über ihn und sein weiteres Vorhaben preisgeben.
2 Jodocus Kilchmeyer.
3 Nicht erhalten.
4 In Bern hatte er sich laut dem oben in Anm. 1 erwähnten Brief an Gwalther im Gasthaus "Zum Falken"einquartiert.
5 Georg Rubli; s. Nr. 3056,64-69. - Das Gepäck von Hotot wurde nach Solothurn versandt, wo es mehr als 14 Tage stecken blieb; s. Nr. 3056,85-89.
6 Karl V. - Aus dem hier Folgenden wird deutlich, dass Bullinger in seinem Brief an Kilchmeyer u.a. über die angeschlagene Gesundheit des Kaisers (s. dazu Nr. 2983, Anm. 3) berichtet haben wird.
7 Der am 1. September begonnene Augsburger Reichstag; s. Nr. 2952, Anm. 6.
8 Unbekannt.
9 Nicht erhalten.


Briefe_Vol_20-509arpa

erga te (cui opera mea nequaquam prodesse posse arbitror) hanc gratiam experientur hi, quos, si ita usu veniet, mihi tu commendatos voles.

Bene vale. Apud Bernam, kalendis octobris 1547.

Tui studiosissimus Ioa. de Hotot.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro doctrina et virtute praestanti, domino Henrico Bulingero, Tigurinae ecclesia ministro. Tiguri b .