Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[568]

Hans Wähinger an
Bullinger
Bußnang,
1. April 1535

Autograph: Zürich StA, E II 355, 36 (Siegelabdruck) Ungedruckt

Hat sich auf Anraten Bullingers mit dem Landvogt [Christoph von Sonnenberg]besprochen, worauf ihn der Komtur von Tobel [Dietbald Gyß von Gyßenberg] bei seiner Pfrund beließ und ihm gestattete, wieder in Märwil zu predigen. Will seinen Teil zum Frieden beitragen und dankt Bullinger für die Unterstützung. Grüße.

Gnad und frid von gott, dem vatter, durch Jhesum Christum.

Allerliebster her, üwerm schriben bin ich nachgangen 1 , hab den lantvogt 2 angerüfft umb hillff und schirm und imm mine artickel 3 all anzaigt. Hat er mir ain gut, früntlich antwurt geben etc. Und in mitler zitt hatt der her von Tobel 4 mir uff den ostertag 5 geschriben 6 , ich söll zu imm kummen uff montag 7 , in hoffnung, mit mir zu handlen. Uff söttlichs 8 bin ich dar gangen. Hat mich widerumb haissen das gotzwort zu Merwil 9 verkündden. Also belib ich by miner pfrund und werden 10 zu Busnang 11 . Acht ich wol rüewig sin der meß halb. Hat mich och wol gehallten und mitt früntlichen wortten enpfangen, gott sy lob.

Darumb so danck ich üwer wirdi der großen lieby und früntschafft halb, mir so dugentlich bewissen, und wo ich gegen gott und susst sötlichs kan verdienen 12 , sol ich willig erfunden werden. Ich acht, die sach werd sich in mittler zit zu demm allerbesten schiben 13 und der unwil abnemmen. Uff sötlichs wil ich mich drucken 14 und lyden, damit frid und lieby dester bas erhalten mög werden. Und uff üwer besserung 15 , so miner heren botschafft gen Frowenfeld

1 habe ich befolgt (vgl. SI II 31). — Ein Schreiben Bullingers an Wähinger ist nicht erhalten. Wähinger war am 28. Februar 1535 oder kurz darnach in Zürich, um Rat und Hilfe zu bekommen, da ihm der Komtur von Tobel den Entzug der Bußnanger Pfrund angedroht hatte (vgl. oben Nr. 540).
2 Eidgenössischer Landvogt im Thurgau war von 1534 bis 1536 Christoph von Sonnenberg aus Luzern.
3 Wahrscheinlich die Urkunden, die Wähingers Belehnung mit der Kaplanei durch den Komtur und die Anerkennung durch das Kapitel belegten; diese Papiere hatte er schon in Zürich vorgelegt (vgl. oben Nr. 540, 2-6).
4 Dietbald Gyß von Gyßenberg, Komtur seit 1532.
5 28. März 1535.
6 Nicht erhalten.
7 29. März 1535.
8 solches.
9 Märwil (Kt. Thurgau). Der Kirchensatz lag bei der Johanniterkommende Tobel (vgl. oben Nr. 540, Anm. 2, und HBLS IV 789).
10 Würde, im Sinne von: Amt.
11 Der Komtur war Kollator der Kaplaneipfrund in Bußnang (vgl. Bühler, Tobel 43).
12 vergelten (SI XIII 169f).
13 drehen, wenden (SI VIII 58).
14 mich ruhig verhalten (Grimm II 1446).
15 Förderung, finanzielle Aufbesserung[?].


Briefe_Vol_05_192arpa

kumpt, so ich dasselbig vernim, so will ich inen och dancksagung bewisen. Wo sich aber etwas witters inrisß 16 der widerwertiken 17 halb, bitt ich üch umb gotz willen, ir wellend mich allweg 18 in üwerm schirm hallten.

Nach dem so lat üch junckher Hainrich von Ulm vil gutz sagen und früntlichen grützen. Und grützen mir maister Peter Mayer 19 mitt aller dancksagung siner hilft und lieby halb.

Datum zu Busnang am ersten apprilis im 35.

Hans Wächinger zu Busnang.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wirdigen und hochgelerten herr Hainrichen Bullinger, predicant zu Zürich, minem insundern [gü]nstigen a und lieben herren etc.