[1507]
Original: Zürich StA, E II 359, 2798 (Siegelspur) Ungedruckt
Peter Schnyder, der Überbringer des Briefes, wird sich mit dem Prior von Kappel [Peter Simler betreffend die zwei Knaben [Abraham und Beat Steinegger]beraten und anschließend in der gleichen Angelegenheit in Zürich vorsprechen. Bitten um Rat, wie man mit den Knaben weiter verfahren soll. Dank.
Unsernn frünttlichen gruß, samptt erpiettung aller erenn, liebs und gutts zu vor, wolgelertt, fromm, fürnämenn, ersamm, wyß, insunders lieben herrenn und gutten fründt.
Die wil üwer gutter will und erwirdy frünttschafftt gegenn uns unverborgenn und meren malen selichs 2 von üch gespürtt, so württ unser sonders lieber fründt und predicantt herr Petter Schnider 3 , zeyger diß brieffs 4 (nach dem und är mitt dem herrenn prior zu Cappellen 5 unseren zweyen knabenn 6 halb gehandlett) zu üch khomenn sachenn halb, die wir ime in ernstlichenn befälch (anträffentt die sälbigenn knabenn) gäben, als ir dann von ime vernämenn wärdentt. Bitten wir üch frünttlich, ime und unß alß die wolgelerttenn und verständigen beratten ze sin, wie mann sich witter mitt denenn knabenn haltten selle. 7 Nütt gefelligers mag uns üwer lieb bewysen, ummb
Briefe_Vol_11_169 | arpa |
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die wir selichs früntlich gern verdienen und günstlich beschuldenn wellenn mitt hilff deß allmächtigenn, den wir bitten, üwer erwirdy wyßheitt säligcklich ze bewarenn etc.
Datum, 29. aprilis anno etc. 41.
Meyer und rhatt
zu Biell.
[Adresse auf der Rückseite:] Den wolgelerttenn, frommenn, fürnämenn und wysen herrenn Meyster Heinrich Bullingern samptt andrenn predicantten der statt Zürich, unserenn liebenn und gutten fründenn. angesprochen, und am 23. Januar 1543 (Biel Stadtarchiv, 119, CXXIX, Nr. 12) berichtete Bullinger sodann über das Resultat einer von ihm vorgenommenen Prüfung der beiden bei Johannes Fries einquartierten Stipendiaten. Die Prüfung fiel nicht zur vollen Zufriedenheit Bullingers aus. Er befand Abraham und Beat Steinegger als zu faul und nachlässig, beurteilte ihr Wissen aber -wenn auch nicht für eine Gelehrtenkarriere, so doch zumindest für eine Pfarrtätigkeit auf dem Land -als genügend. Eine weitere Prüfung erfolgte an Ostern 1543. Abrahams Leistungen wurden skeptisch beurteilt, wogegen man für Beat noch die Hoffnung hegte, ihn dereinst im Kirchendienst einsetzen zu können (vgl. Bullingers Brief an den Bieler Rat vom 13. Juni 1543, Biel Stadtarchiv, 119, CXXIX, Nr. 13; J[acob] Wyss, Das Bieler Schulwesen. Von seinen Anfängen bis zur Vereinigung der Stadt mit dem Kanton Bern 1269-1815, Biel 1919, S. 64f). Abraham Steinegger fand weitere Ausbildung bei Erasmus Ritter in Bern (vgl. Biel Stadtarchiv, 120, CXXX, Nr. 81 und 82 [Missiven aus dem Jahr 1544]) und kam als Pfarrer nach Gebenstorf (Kt. Aargau), wo er am 17. Januar 1549 wegen eines "bösen Handels"abgesetzt wurde (s. Willy Pfister, Die reformierten Pfarrer im Aargau seit der Reformation 1528-1985, in: Argovia 97, 1985, S. 112, Nr. 684, mit Anm. 114). Im selben Jahr wurde er Schulmeister an der Bieler Lateinschule (s. Wyss, aaO, S. 20). Ab 1553 wirkte er als Pfarrer in Nieder-Lyss (Kt. Bern), resignierte 1591, wobei ihm ein Leibgeding verwehrt wurde, da er der Kirche großes Ärgernis bereitet habe (Lohner 573, vgl. auch Eduard Bähler, Dekan Johann Haller und die Berner Kirche von 1548 bis 1575, II. Teil, in: Neues Berner Taschenbuch auf das Jahr 1924, Bern 1923, S. 28, Anm. 69). Beat Steinegger studierte weiter in Zürich, wo er weiter wegen Müßiggang auffiel (vgl. Zürich StA, E II 359, 2807 [Brief von Meier und Rat von Biel an Bullinger, die Zürcher Pfarrerschaft und die Schulherren vom 27. Mai 1545]). Im Frühling 1545 bat der Bieler Rat die Zürcher schließlich, sich nach einer Verwendung Beats umzusehen, andernfalls sollten sie ihn nach Hause schicken (vgl. ebd. und Wyss, aaO, S. 65). Beat wirkte sodann als Pfarrer in Messen (Kt. Solothurn), wo er 1551 entlassen wurde (Lohner 577), danach als Helfer an der Klasshelferei Zofingen (s. Pfister, aaO, S. 174, Nr. 2072) und schließlich ab 1552 wiederum als Pfarrer in Bleienbach (Kt. Bern), gest. 1594 (Lohner 615).