Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1796]

Peter Fuchs an
Bullinger
[Biel],
5. Oktober 1543

Autograph: Zürich StA, E II 355, 100r.-v. (Siegelspur) Ungedruckt

Niklaus [Wyttenbach] hat seine Meinung über den Vertrag betreffend die Ehe [von Samuel Wyttenbach und Küngold von Schönau]schriftlich dargelegt und einige Änderungsvorschläge [zur Erbregelung]angebracht, sodass ihm auch weiterhin die Möglichkeit offensteht, Freunde oder eine Institution zu unterstützen; Wyttenbach ist bereit, 500 [Berner] Gulden - was etwas mehr als 400 der in Zürich umlaufenden Gulden entspricht - an Ehesteuer zu leisten; Fuchs

e Vor ettlichen gestrichenes ettlichen.
7 immer.
8 einen ihnen angenehmen Tag nach dem 28. Oktober bestimmen.
9 Heimführung der Braut.
10 Peter Fuchs, vgl. unten Nr. 1796.
11 Ein früheres Schreiben Bullingers an Wyttenbach ist nicht bekannt.
12 denn ich bin erst kürzlich zurückgekehrt.
13 Ernte, bes. Weinernte.
1 Peter Fuchs (Vulpius), geb. 1488/89 (vgl. Blarer III 216), gest. nicht vor 1561 (vgl. Blarer III 592), war Kaplan des Marienaltars der Bieler Stadtkirche, gab sein Amt im Gefolge der Reformation auf und heiratete 1524 (in zweiter Ehe 1553). 1542


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bittet Bullinger, darauf einzuwirken, dass sich die Familie der Braut dem nicht entgegenstellt; Wyttenbach hatte auf seine Verwandten Rücksicht zu nehmen, die [Samuel] lieber nach Bern als nach Zürich verheiratet hätten. Wyttenbach hat Fuchs auch gebeten, sich bei Bullinger über den Hausrat zu erkundigen - in Biel ist es Brauch, dass die Braut ihn mitbringt - und nachzufragen, ob sie für den Transport sorgen müssten, wofür sie einen Fuhrmann mitnehmen würden. Beim Kirchgang bleibt es beim bereits Verabredeten, doch sollen die Leute, die sie auf der Heimreise begleiten, Vorkehrungen treffen zum Abritt am nächsten Tag; Wyttenbach wünscht insbesondere, dass Bullinger sie begleite. Falls die Verwandten der Braut mit der Hochzeit einverstanden sind, sollen sie einen Termin nicht vor dem 28. Oktober festsetzen, wobei auch der 29. Oktober wegen des Bieler Marktes ungünstig ist; gut wäre ein Termin vor dem großen Markt in Bern am 11. November. Bitte um Wohlwollen und Grüße.

Die gnad unsers herren Jesu Cristi sig zu allen zitten by unß allen. Amen.

Demnoch, fürgeliepter her und bruder, erstlichen so danck ich aller eren und gutz, so ir mir bewysen hand; got sig uwer lon, dann ich es nit beschulden 2 kan. Demnoch betreffend unser eehandel 3 , alß ir wüssend, die artikel mit ein andren gestelt, doch alwegen 4 uff mines herren gfatters 5 Niclausen 6 gefallen, also hat er sich mit sinen fründen 7 dero beraten und uff die selbigen also geschrifftlich geantwurten. 8 Bytten üch, die selbigen alwegen im besten zu verston; achten woll, sy werden üch nit gar mißfallen, dann fürwor iro hertz und gmiet 9 uffrecht gegen inen stat. Und namlich für den ersten, so er gestelt hat siner vorbehaltung, redt er also: Es möchte sich begeben, das der sünen nit mer dann einer überplipe, müste er im das alles lassen und were also verpeniget 10 , das er nit gwalt hette, etwan einem gutten fründt und gönner etwas zu vergaben oder an ein schull oder spital, wie die benamset mochte werden. a Deß halb begerte an inen, in nit do zu versperen; es ist sunst gutz gnug do, ob got wil, wils wol.

Zum andren betreffend die eestür 11 were wol sin beger, iro zu geben 500 guldin unsers geltz, ist nit vil mer dann 400 uwers geltz. Ist min pit, ir wellend das mit inen reden, sich des nit zu widrigen, dann es nit von gitz oder nutz wegen für wor beschicht, allein von siner und uwerer wegen, ouch von names wegen siner fründen; dann ich sunst woll weiß, das es inen nitt allen gefalt, sy hetten in lieber gon Bern dann gon Zurich. Dorum verstonds im besten. Achten woll 12 , die endrung der andren artikel werden nit vil spans 13 gegen inen haben.

a Hierzu am Rande: Ich weiß, das ers sunst niematz gönt dann sinen kinden.
wurde er in den Großen und 1546 in den Kleinen Rat gewählt; er bekleidete die Ämter des Seckel- und des Bürgermeisters (1550-1552 bzw. 1554-1555). Von ihm sind zwei weitere Briefe an Bullinger erhalten (s. unten Nr. 1801 und l807). — Lit.: Blarer BW III, Reg; Bourquin, Biel 149.
2 vergelten.
3 Die Ehe Samuel Wyttenbachs und Küngold von Schönaus, s. oben Nr. 1795.
4 ganz, durchaus.
5 Fuchs war wohl Pate von Samuel Wyttenbach.
6 Niklaus Wyttenbach.
7 Hier: Verwandten.
8 Vgl. auch oben Nr. 1795, 18-22.
9 Gesinnung.
10 juristisch verpflichtet.
11 Ausstattung der Braut durch die Familie des Bräutigams.
12 Ich nehme an.
13 Unstimmigkeiten.


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Wytter hat er mir befolchen, üch zu schriben antreffen den trossel 14 , wie es umb den stand, ob man iro nit werde einen erlichen 15 trossel geben, dann es by unß bruch und recht ist, rich und arm, das zuthun, und ob sy iro einen werden gen, ob wir den müsten haruff fieren 16 oder wie es dorum werde ston; dann so er in müste haruff fieren lassen, wurde er ein karer 17 hin ab mit unß bringen, sollichs zu thun.

Deß kilchgangs halb, alß wir mit ein andren abgeredt hand, laßt er plipen, doch so ver, das danathin 18 yederman gerust sige, am andren 19 tag dornach mit unß haruff zu ritten, und hat mir insunderheit befolchen, das ir üch wellend rüsten, dann wir üch han wend für ein man; ouch ob man sy vorhin müste verkunden uff der kantzel, das es vorhin bescheche, dormit wir nit verhindret werden; es wurde sich gar lang verzuchen, wenn es by üch bruchlich were wie by unß.

||100v. Demnoch, ob sy den handel also annemend, alß ich, ob got wil, vermein, ist sin beger, das man ein bestimpten tag ansetze, doch nitt vor Simonis und Jude 20 , dann es dorvor nit muglich ist; am tag dornach ist unser merit 21 , hand wir vil zu schaffen. Aber demnoch, wann es inen gefallen wil, vor Martini 22 , dann Martini ouch ein grossen merit falt zu Bern, do wir ouch hin komen und danathin 23 andre sine fründt, denen es nit gelegen were, wann sy doran verhindret wurden.

Dorum, lieber her und bruder, ich bitten uch, ir wellend den handel gut verston und baß 24 , dann ich uch schriben kan, und das best dorzu reden und thun, alß wir üch woll vertrüwen. Gott welle sin gnad dorzu senden. Amen.

Grussend mir uwere hußfrow 25 , her Gwaltherum, meyster Jacob Sprungly 26 , sin hußfrow 27 und alle andre gutte fründt zu tusent molen. Gott verliche unß allen, nach sinem willen zu leben.

Datum 5. die octobris anno 43.

Was nüw b ist, lond mich wussen.

Uwer altzit williger

diener Peter Fuchs.

b nüw korrigiert aus nüws o. ä.
14 Hausrat, als Heiratsgut der Frau.
15 ziemenden, ordentlichen.
16 führen, bringen.
17 Fuhrmann.
18 von da an.
19 nächsten.
20 28. Oktober.
21 Markt.
22 11. November.
23 außerdem.
24 besser.
25 Anna, geb. Adlischwyler.
26 Jakob Sprüngli, ein Bäcker, wurde 1528 in die Zunft zum Weggen aufgenommen. 1546 wurde er als Zwölfer Mitglied des Großen Rates, ab 1551 bis zu seinem Tod 1571 gehörte er als Zunftmeister jeweils dem Natalrat (d. h. dem Kleinen Rat in der ersten Jahreshälfte) an. 1549-1550 war er Eherichter, 1554-1571 einer der drei Oberstzunftmeister. — Lit.: Neues historisches Wappenbuch der Stadt Zürich, hg. von [Jean Egli], 2. Aufl. Zürich 1869, S. 193; HBLS VI 483; Schnyder, Ratslisten 313-334; Fabian, Geheime Räte 530.
27 Unbekannt.


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[Adresse vor f. 95:] Dem erenwürdigen und wollgelerten herren Meyster c Heinrich Bullinger, diener des wort gottes zu Zurich, minem günstigen herren und bruder zu handen. Zurich.