[1845]
Autograph: Zürich StA, E II 357, 69 (Siegel); [Beilage:] E II 357a, 639f 1 (Siegel) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 235-237, Nr. 1064; Teildruck: Lenz II 232
Bucer hat die Kölner "Reformation"[,,Einfaltigs bedencken"]geschickt, die Blarer bald an
Bullinger weitersenden wird; hat einige Kapitel überflogen und ist der Ansicht, dass diese
Ordnung zu loben ist, wenn man bedenkt, dass sie vom Kölner Erzbischof [Hermann von
Wied]eingeführt wird, obwohl sie im Vergleich zu den [reformierten] Kirchen natürlich noch
mangelhaft ist. Gleichwohl wünscht er für die Christenheit, dass Kaiser [Karl V.], der Franzose
[König Franz I.] und die übrigen Fürsten diese Reformation annähmen. Für Bucer, der
von Mainz, auf den sich auch der folgende
Satz bezieht. Albrecht starb am 24. September
1545 im Alter von 55 Jahren.Briefe_Vol_14_090 arpa
sich für seine Aufgaben aufopfert, müssen wir beten und angesichts des Versagens der Fürsten
alles tun, damit andere gerettet werden. Grüße. [Beilage:][Ferrante I. Gonzaga] wurde von
Kaiser [Karl V.] zu König [Heinrich VIII.] entsandt und traf auch mit Königin Maria [von
Ungarn, Statthalterin der Niederlande] zusammen; Heinrich VIII. will angeblich Karl V. militärisch
gegen den Franzosen [Franz I.] unterstützen. [Franz I.] entsendet eine Botschaft
zusammen mit der des Papstes [Paul III.]auf den Reichstag [zu Speyer]; es ist aber unsicher,
ob sie sicheres Geleit haben und der Kaiser sie anhören wird; Kaiser, Landgraf [Philipp von
Hessen]und Kurfürst [Johann Friedrich von]Sachsen sind bereits eingetroffen. [Franz I.]hat
grosse Teile des Piemonts eingenommen und belagert Ivrea [Prov. Turin]. [Karl V.] bemüht
sich durch Herzog Moritz von Sachsen um die Restitution Herzog Heinrichs von Braunschweig[-Wolfenbüttel],
die Protestanten werden dem aber nicht zustimmen, da der Herzog
seinem Volk sicherlich nicht die Religionsfreiheit lässt. Bullinger betont immer die gegenseitige
Treue und Redlichkeit, doch Zürichs Unterstützung des ehemaligen Zunftmeisters Thomas
Hütlin befremdet die Konstanzer. Unlängst traf in Konstanz ein herablassendes Schreiben der
Eidgenossen unter der Federführung Zürichs ein, das den Gerichtsanspruch der Stadt Konstanz
über seine Bürger ignoriert und eine Anhörung Hütlins vor dem Thurgauer Landvogt
[Melchior Heinrich]ohne weitere Appellationsmöglichkeit fordert. Die Konstanzer bekümmert
die Rolle Zürichs sehr, Bullinger soll sie zur Umkehr bewegen, was auch Blarer umgekehrt tun
würde. Der gerissene [Hütlin] hat sicherlich viele Menschen geblendet; Zürich soll sich nicht
mit ihm beschmutzen.
S. Misit nobis diebus hisce Coloniensem Reformationem 2 Bucerus noster, quam vel mox lectam ad vos dabimus aut, si non vacaverit legere, mittemus vobis legendam, sed ita, ut deinde rursum ad nos mittatis; 3 cupimus enim magna diligentia omnia perspicere multas ob caussas. Tumultuanter capita quaedam evolvi et talem prorsus invenio, ut, si a Coloniensi archiepiscopo 4 praescriptam cogites, non possis non omnibus visceribus dominum laudare, qui crassissimas istas tenebras verbi sui luce hunc in modum illuminavi[t]a 5 ; si autem ex nostrarum ecclesiarum institutione aestimare velis, multa sis omnino desideraturus. Ego vero ut nostras ecclesias huc revocari, quod ad multa sane adtinet, nolim, ita vehementer cupio, ut Romanus imperator 6 , Gallus 7 caeterique potentissimi mundi monarchae reformationem istam recipiant atque, o felicem orbem christianum, si ad hanc regulam se suaque omnia aequari substineat!
Buceri ministerium nunquam cessemus domino commendare, qui totus in hoc est et omnibus fit omnia 8 , ut regnum Christi quam latissime proferat idque per infamiam et bonam famam, per innumera convicia, opprobria et non ferendas calumnias et iniurias, quibus omnibus quantumvis deprimitur, identidem tamen superior emergit, ut plane in illo divinam virtutem, quae in infirmitate perficitur 9 , agnoscere, velint nolint 10 , adversarii cogantur. Ah mi
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frater, quam dolet omnibus bonis, quod per bellicos istos tumultus et cruentos conatus nihil reliquum[!] faciunt nostri principes, quod vel temporis vel sumptuum in recte instituendam religionem et pietatis studia impendant, ut nihil aliud quam horrendam quandam vastitatem omnium honestarum rerum impendere videamus nec spes ulla sit fore, ut reges et principes nostri sapiant, ut erudiri se ferant, ut dei filium Iesum Christum osculentur, ne pereant. Liberemus igitur 11 nos, pusillus grex, animas nostras et, quoscumque possumus, a malis istis, quibus magis atque magis mundus involvitur, vindicemus nostram fidem domino probaturi, si aliis etiam salutis autores esse pergamus. Ora pro nobis assidue, mi suavissime Bullingere, ut sint omnia mundi mala nobis ad emendationem disciplina, ne cum hoc mundo damnemur. 12
Saluta totam tuam domum ex mea, praeterea suavissimum amicum et optimum patrem Rodolphum Gvaltherum cum Theodoro 13 , Pellicano, Megandro, Erasmo 14 etc. Bene vale.
Constantiae, 8. februarii anno 1544.
Tuus Ambr. Bl.
[Ohne Adresse.]
[1. Teil der Beilage: gedruckt in Blarer BW II 236f, Nr. 1064.] 640
|| [2. Teil der Beilage:] Sonders vertrauwter, lieber bruder, ir hapt mir ettlich mal geschriben 15 mitt vermanung, wir sollend getrüw unnd redlich an euch sein; das wellind ir ouch thain 16 . Nun halt ichs warlich darfür, das an den unsern nitt mangel weren; ich kan euch aber danecht nitt verhalten 17 , das ich yetzund allerley klag und jomer hör, ouch von denen, die euch allweg gantz genaigt gewesen sind und gutz gundt 18 haben. Dann es befrömbdet meine herren sehr, das ir euch ires ellenden 19 etwan gewesten 20 zunfftmaisters Thomans Hütlins 21 , der vor ainem jar uss der statt gewichen von seiner bösen handlungen wegen, sovyl annemmen.
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Es ist kurtzverruckter tag 22 meinen herren von gmainen aidgnossen ain schreiben 23 zukomen, so scharpff, spytzig, trutzig und gantz imperiose 24 , von diß ellenden mans wegen, alls ob mine herren ire aignen knecht wären. In welchem schreiben mine herren von Zürich oben an stond 25 , welchs uns nitt wenig, wie billich, beschwärdt. Es ist ye ain ungehörts, ainen handthaben 26 by dem, das wider sein ehr und aid ist, wie dann yedem burger bey unß diß in seinen aid geben würdt, und diß schwert 27 er jerlich, das er recht geben und nemmen welle vor ainer oberkait diser statt um all sach[en]b , die sich zutragen haben der zeyt seiner burgerschafft zu Coste[ntz]c . Aber darzu wellen gmain aidgnossen den Hütlin nitt hallt[en]d sonder schreiben meinen , herren, diß seye ir mainung, das meine herren zwen zusetz 28 und Hütlin ouch zwen gebind und der landtvogt im Turgöw 29 obman seye, und was da gsprochen werde, dabey sölle es on weyter appellieren blyben etc. 30 Das ist meinen herren ain unleidlich sach und bekumberet sy nitt wenig, das die von Zürich sich ouch in sölich schreiben setzen lassen, wie es dann warlich erbermlich und wol zeklagen ist. Ich schreib euch sölichs in grossem brüderlichem vertrauwen, ob ir etwan ursach möchten haben, die ewern von sölichem zezie[chen]e 31 ; dann ichs gewisslich ouch thain wellte, wann die unseren der massen wider die ewern sollten helffen schreiben oder hand[len]f . Lassend euch aber nitt irren, das vyllicht ettlich der eweren
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möchten blendt worden sein von disem ellenden mennlin; dann es kan blauwe wunder 32 ; wers nitt kandte, müste gedencken, es were nichts dann erbarkait by im; er ist aber warlich ain rechter Catilina 33 gewesen in unserm rat, sovyl an im g , und menschlich davon zereden, were er blyben, so were grosser jomer enstanden. Gott hab lob in ewigkait, der inn wunderbarlich hinusgfürt hat. Wie wol er unß yetz vor der statt mehr zeplagen gedenckt, würt im doch gott, hoff ich, selbs bald weren, wann ir nun 34 euch nitt ouch mitt disem ellenden mennlin besudleten; das wunsch ich euch von gott, damit wir allweg gut nachbaren [blyben mögend]h .