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Entwurf von Bullingers Hand: Zürich StA, E II 337a, 367v.—368v. Ungedruckt
Bullinger muss den Bernern wohl nicht berichten, wie Luther in seinem [,,Kurtz bekentnis"]
Oekolampad, Zwingli und die Zürcher als Ketzer beschuldigt hat. — Da die Zürcher Kirchen
wie auch schon die [reformierten]Prediger und [Gelehrten] an der Berner Disputation [von
1528] der Auffassung sind bzw. waren, dass der wahre Leib Christi im Abendmahl nichtBriefe_Vol_15_167 arpa
leiblich zugegen ist und empfangen wird, fühlten die Zürcher sich verpflichtet, Luthers Angriff
zurückzuweisen und festzulegen, dass die Behauptung, das Brot des Abendmahls sei der natürliche
Leib Christi, der mit dem Mund sowohl von den Gläubigen als auch von den Ungläubigen
empfangen würde, nicht schriftgemäß ist. — Das daraus entstandene [,,Warhaffte
Bekanntnuß"]legen sie vorliegendem Brief bei und bitten um Kenntnisnahme des Büchleins.
— Die Berner sollen an der Wahrheit ihrer Disputation festhalten und sich nicht von Luthers
Schrift beeindrucken lassen. Wie damals Cochläus' Veröffentlichung [,,An die Herrenn Schultheis
unnd Radt zu Bern widder yhre vermainte Reformation"] bei den Kundigen nichts bewirken
konnte, so wird es auch Luthers Angriff ergehen, zumal weder der vierte Artikel noch
die neun anderen [der Berner Disputation] anhand der Schrift widerlegt werden können und
die Verständigen sich allein an die Wahrheit halten. — Die Berner sollen sich bemühen, Wahrheit,
Einigkeit und Frieden zu fördern. Da sie hoffentlich in diesem Sinne von ihren Predigern
ermahnt werden, braucht vorliegender Brief nicht ausführlicher zu sein. —Möge dieser wohlwollend
aufgenommen werden.
Edlen, vesten, frommen, fürsichtigen, ersammen und wysen, gnedigen, lieben herren, unser willig dienst, früntlicher grus und alles guts sye u[wer] w[ysheit] bevoran bereit 2
Wir zwyfflend nitt, u. w. habe merteyls d. Martin Luthers büchlin 3 das er wider unsern allgemeinen glouben geschriben und in den truck gaben hat, gesähen und gelasen, deßhalben uns hie nitt nodtwendig ist, der lange nach sin ynhalt zu erzellen, dann u. w. in frischer gedächtnus behalten a hat, das gedachter d. Luther doctor" Johann Oecolampadium und c m. Ulrychen Zwyngli, etc., 4 und uns hie 5 Zürych ja alle die, wer oder wo sy joch 6 syend, die nitt glouben wollend, dass des herren brot imm nachtmal Christi der war, recht d, natürlich lib Christi e ist, den der böß als wol als der gilt muntlich isset offentlich und uußtrucklich alls unbüßfertige kätzer schilt und verdampt, mitt w[el]chen keine glöubigen kein gmeinschafft haben weder könind noch mögind.
Diewyl aber vor 17 jaren in u. w. statt eine offne disputation loblich gehalten, 7 uff welcher das widerspyl 8 von u. w. predgeren, ouch vonh Oecolampadio und Zwynglio seligen, erhalten 9 worden ist, namlich das der war, natü[r]lich lib Christi imm nachtmal nitt liblich zegägen oder empfangen
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werde -darzu wir meerteyls und gme[i]nlich uns gedachter u. w. disputation underschriben und ouch embotten 10 habend, so vil wir vermöchtend und gnad von gott empfangen, sy ze schirmen und ze i verantworten -, danäben wir ouch bißhar in denen kylchen, denen wir dienend, kein andere ler k von dem heiligen nachtmal, dann l die in obgedachter disputation m erhalten, gefurt ha-|| 368r. bend, sind wir uß sömlichen 11 ursachen und gründen bewegt worden, uff d. Luthers büchlin zu antworten, u. w., der unseren, unser, ja aller deren, so vilgedachter leer anhangend, eer und unschuld ze retten, daby christenliche ler und rächten glouben zu bekennen, dargägen Luthers schmähen wider uns uußgossen abzerichten 12 und mitt der warheit zu bewysen, das d. Luthers ler, namlich das des herren brot der natürlich lib Christin liblich sye und muntlich ouch von den unglöubigen empfangen werde, keinen grund in gottes wort habe, sich selbs umbkere 13 , und ein nüwe, nitt die allte der heiligen christenlichen kylchen ter sye, darwider°aber, dass unsere ler in gottes wort gegründet und der heiligen allten kylchen ler sye, etc. Welchs alles u. w. uß unser antwort und bekantnus des waren gloubens 14 wyter und volkomner ersahen und verstan mag. Hoffend p hiemitt, u. w. und allen anderen glöubigen ein dienst und gefallen und nitt ein undienst und mißfallen gethan haben.
Soliche unsere q antwort und gloubensbekantnus, ze r schirm gemeiner unser kylchen gestellt und getruckt, überschickend wir hiemitt s u. w. undertänig mitt demütiger pitt, u. w. wolle die gnedig von uns, u. w. gantz willigen, gutgünstigen dienern, annemmen und empfahen 15 , ouch, wo es unmassen halben 16 müglich were, willig und flyssig läsen.
Hieby vermanend wir u. w. gantz trüwlich und früntlich, sy wölle alle zyt unbewegt by der warheit, durch die vilgemeldet disputation erhalten, beharren und blyben, und sich soliche d. Luthers noch anderer glerten schriben nitt t bewegen lassen. Vor jaren hat d. Johan Cochleus wider u. w. reformation geschriben 17 . sin schryben aber hat nut by den verständigen gebracht,
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dann es kein satten 18 grund in der gschrifft hat. Ob dann glich wol Luther jetzund ouch mit grossem schelten geschriben hat, das richtig 19 wider erhaltne warheit strytet, wirt es aber by verständigen lüten, und die nitt nach anfächtung 20 sunder nach der warheit richtend, nut galten. So trüwend wir gott und der warheit, es werde ouch fürohin nieman funden werden, der mitt biblischer gschrifft ützid 21 uffbringen 22 werde, das nitt nun 23 der 4. schluss-red sonder ouch den anderen nünen abbräche 24 25 das 26 u. w. am sicheristen stat, wenn sy styff uff erhaltner warheit verharret.
||368v. Solichs pflantzt, ouch wärende einikeit und rächten friden. 27 Hept uff allen span und kampfs, wo einicher were. Da so, hoffend wir ouch, das u. w. prediger, unsere liebe brüder die one zwyfel d. Luthers schribens wol bericht wüssend 28 wie es mitt u. w. gehaltner disputation strytet, und deßhalb ouch kein gefallen mitt uns an u Luthers schryben habend u. w. gantz geflissen vermanind 29 by erhaltner in der disputation warheit ze verharren, dass wir es dißmals by diser unser kurtzen", früntlichen vermanung blyben lassend.
Und bittend u. w. zum allerdemütigisten, sy wolle von uns früntlich diß unsere vermanung verstan und das büchlin empfahen, uns" iren gnedig befolhen haben, dann wir diß alles uß liebe und güter früntschafft gegän u. w. thünd, alls die u. w. ze dienen und alles, das iren zu friden, gutem und heyl dienen mochte, ze fürderen gantz gutwillig sind x. Gott der allmächtig wölle u. w. sampt allen iren züghörigen durch Iesum Christum in der warheit, imm friden und in allem güten erhallten.
Datum Zürych, 12. martii anno 1545.
U. w. alle zyt
willige diener,
pfarrer, predger, der
heiligen gschrifft läser
und gmeine diener
der kylchen Zürych.
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[Adresse als Überschrift auf f. 367v.:] Den edlen, vesten, frommen, fürsichtigen, ersammen y und wysen h. schuldtheissen und rädt und z burgern zu Bernn, unsern gnedigen herren.