Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Joachim Vadian an
Bullinger
[St. Gallen],
14. März 1546

Teilabschrift 1 von unbekannter Hand (17. Jh.): Zürich ZB, Ms F 64, 650v. Druck: Vadian BW VII 118, Nr. 88 Übersetzung: Joachim Vadian. Ausgewählte Briefe, hg. v. Ernst Gerhard Rüsch, St. Gallen 1983, S. 92—94, Nr. 24

Luther ist gestorben. Eine an einem unbekannten Ort gedruckte Schrift mit Versen über Luthers [Krankheit] und Tod wurde nach [St. Gallen]gebracht. 2 Vadian wünschte, dass dieser begabte Ausleger der [Heiligen]Schrift den Kirchen länger erhalten geblieben wäre, bedauert aber, dass er so stur an seiner groben Abendmahlsauffassung festgehalten hat. Letzteres hat dazu geführt, dass viele über Luthers Tod erleichtert sind und meinen, er könne nun mit Gespenstern weiter streiten. Vadian aber weiß mit dem weisen [Marcus Porcius Cato], dass niemand fehlerfrei lebt. 3

die sich der Reformation zugewandt hatten, an jenem Ort einst die lateinische Schule besucht hatte; s. HBBW I 226, Anm. 15.
31 Cellam Laci Inferioris: Das am Untersee (Teil des Bodensees) gelegene Radolfzell.
1 Weitere Angaben zum Inhalt dieses Briefes lassen sich aus Nr. 2425,3—10, rekonstruieren. Dem Brief war u.a. ein auf Deutsch verfasstes Gedicht Vadians gegen die Bulle "Laetare Hierusalem" beigelegt; s. aaO, Anm. 5.
2 Aufgrund des Gebrauches von "epicoedia" (Trauerlieder) ist hier (im Gegensatz zu Rüschs Vermutung) kaum die in Prosaform verfasste Schrift von Justus Jonas und Michael Caelius gemeint, die zunächst anonym und oft ohne Druckangaben unter dem Titel "Doctor Martin Luthers christlicher Abschied und Sterben" erschien (s. dazu Nr. 2385, Anm. 9). Kaum in Frage kommt auch die Schrift Leonhart Kettners "Ein schon new Liede
von Herrn D. Martini Luthers sterben", auch wenn einige Ausgaben keine Druckangaben enthalten (s. z.B. VD16 K846, K848, ZV8922, ZV22180) und es sich um einen in Versen verfassten Text handelt (Musiknoten in der Wittenberger Ausgabe VD16 ZV 21593): Diese Veröffentlichung enthält nämlich keine Angaben zu Luthers Krankheit und kaum etwas zu den Umständen seines Sterbens. Aus ähnlichen Gründen kommen auch die Verse von Johannes Stigel ("De viro sancto Martino Luthero purae doctrinae Evangelii instauratore ... Auff das Christliche absterben des heiligen Theologen Doctoris Martini Lutheri" - VD16 S9121f. ZV 14703). von Johannes Walther ("Epitaphium des Ehrwirdigen Herrn unnd Vater Martini Luthers" — VD16 W992—996. ZV14703) und von Hans Sache ("Ein Epitaphium oder klagred ob der leich D. Martini Luthers" — VD16 S250. ZV13497) nicht in Frage. Vadians Ausführungen könnten aber auf die in Versen verfasste "Historia vom christlichen