Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2526]

Johannes Haller
an Bullinger
[Augsburg],
5. August [1546]

Autograph: Zürich StA, E II 370a, 565 (Siegel) Ungedruckt

Die beiden Zürcher [Überbringer des vorliegenden Briefes], Hans Hug und Meinrat Oggenfuß, kamen aus Mähren zu Haller. Wegen ihrer langen Reise hatten sie kein Geld mehr. Haller wollte ihnen helfen, hat aber gerade selbst nichts, zumal er erst vor kurzem [Hans Wilpert] Zoller 30 Florin geliehen hat. Auch hat er schon etliche schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb lieh er jedem nur [eine] Krone, mit der Erklärung, der Stadtschreiber [Georg Frölich] habe ihnen den Betrag vorgestreckt und erwarte, dass sie diesen innerhalb von 14 Tagen an Bullinger zurückzahlen. Dafür stellten beide Zürcher eine schriftliche Quittung an Haller aus. Bullinger soll das Geld nach Erhalt sogleich an Haller schicken, der dann die Quittung vernichten wird. [P.S.:]Den Betrag, den Haller für die von ihm bereits bestellten Exemplare der Schrift [,,Hoffnung der Glöubigen"]Bullinger schuldet, soll Letzterer von den zwei Kronen abziehen und nur den Rest davon an Haller zurücksenden. Die Bürgermeister [Hans Welser und Jakob Herbrot] sind gestern mit ungefähr 100 Reitern zum Empfang der Fürsten

i-i Mit anderer Tinte angebracht. 90 Appolonia, geb. Baumgartner.
91 unbesorgt sei.
92 Als Scherz zu verstehen.
93 Freude.
93 Gemeint ist, dass es ihm angenehm wäre, in Augsburg zu leben.
95 Der Zürcher Konstaffelherr Jakob Rordorf.
95 Nachrichten.
97 Vogler legte offensichtlich seinem Brief eine wohl in Augsburg erschienene Flugschrift
zu den damaligen Kriegsläuften bei, vielleicht einen der Drucke des vom Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen und vom Landgrafen Philipp von Hessen verfassten und an den Kaiser gerichteten Briefs vom 4. Juli 1546; s. Nr. 2527, Anm. 41.
98 eigenen.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Inhalt.


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nach Donauwörth aufgebrochen. Ammann [Hans]Vogler [d.Ä.], der sie begleitet, wollte [Hug und Oggenfuß] das Geld leihen, ist aber zum großen Arger Letzterer schon vorher abgereist.

S. Venerunt ad me a hii duo cives Tigurini, Hanns Hug undt Meinrat Oggenfuß, 2 ascendentes 3 ex Moravia, enudati prorsus propter longinquam profectionem pecuniis, rogantes, ut vel aliquot saltem eis mutuo darem florenos. Ego ipse, pecuniis tam nudus ut nihil supra (quippe qui ante paucos dies Zollero 4 30 mutuo dedi florenos) b , nec eorum potui satisfacere petitioni, nec tamen volebam conterraneos (quamvis uterque eorum mihi hactenus nisi ex facie fuerit ignotus) inanes dimittere. Quia autem non unicuivis fidendum (hactenus enim toties ictus sum, ut, sicubi possim, caveam) c , dedi eis d [unum c]orona[tum 5 ad singu]lares ed , eo tamen praetextu, quasi d. archigrammataeus 6 hos 7 eis mutuo dederit, ut intra 14 dies tibi eos reddant. 8 Huius contractus reliquerunt apud me chirographum suum. Si ergo tibi reddiderint, fac, obsecro, quam fidissime ad me mittas. Chirographum me iusserunt lacerare post acceptas pecunias.

Vale. 5. augusti. Libros, 9 quos in aliis petii mihi mitti literis 10 , ex his 11 solve; reliqua transmittito.

Consules 12 heri cum 100 ferme equitibus Werdam 13 profecti principes 14 excepturi. Item ammanus Voglerus 15 eos 16 secutus. Is dixerat se his 17 mutuo

a me fehlt in der Vorlage.
b Klammern ergänzt.
c Klammern ergänzt.
d-d Am Rande nachgetragen an Stelle von gestrichenem I fl. —
e Textverlust durch Ausschnitt des Siegels. Dass es sich um zwei Kronen handelte, geht aus Nr. 2560, 32f hervor.
2 Meinrat Oggenfuß (laut Heinold Fast ein Korbflechter; laut Nr. 2550,22f, ein Metzger und Fassbinder) und der Glasbläser Hans Hug (keine Täufer). Sie waren um den 18. Juli 1546 in Begleitung von Wilhelm Reublin zu einer Reise von Zürich via Ulm nach Mähren aufgebrochen. Der Grund der Reise ist nicht bekannt. Vielleicht wollten sie Familienangehörige, die wegen ihres Täufertums aus Zürich auswandern mussten, besuchen oder diese zur Rückkehr in die Heimat bewegen; s. Nr. 2527,1f. 44-53; Heinold Fast, Neues zum Leben Wilhelm Reublins, in: Theologische Zeitschrift 11/6, 421 und Anm. 7; Martin Rothkegel, Täufer und ehemalige Täufer in Znaim. Leohard Freisleben, Wilhelm Reublin und die 'Schweizer' Gemeinde des Tischlers Balthasar, in: Mennonitische Geschichtsblätter 58, 2001, 69, Anm. 77.
3 Nämlich die Donau (vermutlich ab Krems an der Donau) und dann den Lech hinauf.
4 Hans Wilpert Zoller.
5 = coronam; s. Kirsch 727.
6 Georg Frölich.
7 coronatos.
8 Siehe aber den unten Z. 15f angebrachten Zusatz mit der neuen Vorkehrung.
9 Die von Johannes Fries übersetzte Schrift Bullingers "Hoffnung der Glöubigen"; s. Nr. 2453, Anm. 4 sowie Nr. 2524, Anm. 61.
10 Brief Nr. 2524 vom 3. August.
11 aus den oben erwähnten "coronati".
12 Hans Welser und Jakob Herbrot; s. zuletzt Nr. 2525, Anm. 13.
13 Donauwörth.
14 U.a. des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und des Landgrafen Philipp von Hessen. — Zur Beschreibung der Einzuge der entsprechenden Truppen in Donauwörth s. Nr. 2531.
15 Hans Vogler d. A.
16 Welser und Herbrot.
17 Hug und Oggenfuß.


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daturum, sed relinquens eos profectus est Werdam; quod illos male habet supra modum.

Tuus ex animo Hallerus.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Bullingero, Tigurinae ecclesiae vigilantissimo pastori, suo colendo patri.