Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2560]

Johannes Haller
an Bullinger
Augsburg,
1. September 1546

Autograph: Zürich StA, E II 370, 21f (Siegelabdruck)

Ungedruckt

Gerade, als Haller mit der Niederschrift dieses Briefes begann, brachte [Hans] Vogler [d.Ä.] Bullingers Brief [Nr. 2543] und die [,,Relatio fidelis"] von Theodor [Bibliander]. Bullinger hat in einer Randbemerkung [nicht erhalten] seines Briefes Haller gerügt, [Georg] Frölich nicht als Taufpaten für sein Söhnchen [Johannes] genommen zu haben. Doch hob Frölich

j ta über der Zeile nachgetragen.
69 Thomas Blarer, Konrad Zwick und Jakob Funcklin, s. Nr. 2556,24f.


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zusammen mit einer ehrbaren Frau [...] das Kind aus der Taufe. Er ist somit Pate! Das bezeugen die Verse, denen er einen rheinischen Gulden beigab. Hans Vogler [hingegen], der erst nach der Taufe in Augsburg eintraf und ebenfalls Pate werden wollte, ist daher nur ein "adoptierter" Taufpate. Haller weiß noch nicht, was Bullinger über die [katholischen] Orte der Eidgenossenschaft an Frölich geschrieben hat. Gewiss verneigen sich unter ihnen nicht alle vor Baal, aber der Zustand ihrer Gemeinwesen ist schlimm! In Augsburg dienen etliche Söldner aus den Fünf Orten in der Stadtbesatzung. Heute war Haller zur Hochzeit eines Urners [...]eingeladen, zusammen mit zwei Schwyzern, einem Glarner, einem Berner, einem Sankt Galler und zwei Zürchern, einem Zuger und einigen Toggenburgern. Haller ermahnte sie zur wahren Frömmigkeit und zur Einsicht ihrer Blindheit. Allerdings zeigen sie bereits Bußfertigkeit, indem sie den [Schmalkaldenern] ihre Hilfe gegen ihre Glaubensgenossen anbieten. Sie erklären die Hartnäckigkeit der Ihren allein mit den [Zweiten Kappeler]Krieg. Was jedoch sie betrifft, so wären sie bereit, den [protestantischen] Glauben zu fördern. Möge Haller ein im Glauben einträchtiges Helvetien noch erleben! Haller dankt für Biblianders [,,Relatio fidelis"], an der viele Augsburger Interesse haben. Das Geld dafür soll Bullinger von den zwei Kronen nehmen, die Haller [Hans Hug und Meinrat Oggenfuß]geborgt hat. Sollten diese das Geld Bullinger nicht übergeben haben, wird Haller den Betrag selbst begleichen. Die Widmung zum Lukaskommentar wird Haller wunschgemäß auf Deutsch übersetzen. Über [Hans Wilpert] Zoller hat Haller schon in seinem vorigen Brief [Nr. 2548]geschrieben. Zoller hat seit [seiner Genesung] an etlichen Gefechten teilgenommen. Eine Hure gab zwar Anlass für den Streit, doch soll die Angelegenheit sich anders abgespielt haben, als man es erzählt, um Zoller zu diskreditieren. [Sebastian Schertlin], der Zoller weiterhin sehr schätzt, machte sich um diesen große Sorgen. Vor acht Tagen schrieb Haller diesbezüglich dem Landvogt von Kyburg [Bernhard von Cham]. Bullinger wird den Brief übermittelt haben. Wenn Haller im letzten Monat weniger schrieb, dann deshalb, weil Vogler alles genau verzeichnete. Frölich wird vielleicht über das aktuelle Geschehen mehr schreiben. Hier nur dies: Auch wenn Kaiser [Karl V.] dem [Schmalkaldischen] Heer durch eine List entkommen ist, konnte sich dieses dank eines großen Aufwands wieder in eine vorteilhafte Position bringen, wie Haller es bereits in seinen Briefen vom 24. [Nr. 2548]und vom 26. August [Nr. 2551]schilderte. Jetzt bedrängt das Heer den Kaiser hart. Es wurde in vier Einheiten aufgeteilt: unter Kurfürst [Johann Friedrich von Sachsen], Landgraf [Philipp von Hessen], Schertlin und [Johann] von Heideck. Am Abend des 26. August griffen etwa 300 Reiter aus dem Lager des Landgrafen einige hundert Spanier und Italiener an. Es wurden 60 Sättel erbeutet, 15 Gefangene gemacht und die Übrigen in die Flucht geschlagen. Unter den Gefangenen befindet sich ein bedeutender Heerführer, der über seine Rüstung einen Überwurf aus feinem Leinen gezogen hatte, auf dessen goldenem Ärme! ein silberner Schlüssel [als Wappen]abgebildet war. Einige behaupten, dass es sich um [Ottavio Farnese], den Herzog von Camerino und Neffen des Papstes [Pauls III.], handele, andere, um einen römischen Patrizier. Die Gefangenen gestanden, dass der Kaiser abwartet, bis sich sein Heer aus den Niederlanden eingefunden hat, und dass er deshalb ein befestigtes Lager errichten ließ. Dieses wird nun von den [Schmalkaldenern] bedrängt. Auf hessischer Seite fiel lediglich ein Adliger [Christof von Bodenhausen]. Täglich gibt es Gefechte. Am 28. August griffen Italiener oder Spanier [schmalkaldische] Wachen an und töteten etwa 20 Mann, darunter den Bannerträger [...]des Heerführers [Johann] von Heideck. Daraufhin zogen sie sich in das Dorf [Gerolfing] zurück. Am [29. August] steckte Schertlin das Dorf in Brand und trieb so die [Kaiserlichen] hinaus. Dabei wurden einige [Schmalkaldener] und mehr als 200 [Kaiserliche]getötet. Schertlins Pferd wurde erschossen. Er selbst kam mit dem Leben davon. Zur Förderung des Evangeliums und zum Beweis, dass es in diesem Krieg nicht nur um die Eroberung fremder Territorien geht, wird die Reformation in den Kirchen des Bistums Augsburg eingeführt. In Augsburg aber gibt es nur acht Pfarrer, von denen bereits einige mit der Reformierung dieser Kirchen beauftragt wurden. Wegen des Pfarrermangels schicken nun die Ratsherren mit diesem Boten [...] ein Schreiben, mit dem sie um Zürcher Pfarrer bitten. Bullinger soll diesen Antrag [beim Zürcher Rat]unterstützen, denn so hätte man in Augsburg mehr [zwinglisch orientierte]Pfarrer und könnte endlich die berüchtigte [Kirchen]ordnung ändern! Sobald der Nachwuchs an Pfarrern gesichert wäre, würden


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die aus Zürich entsandten Kräfte wieder zurückkehren dürfen; was Haller auch für sich selbst erhofft. Ganz wichtig ist, dass die armen, wenn auch glücklichen (weil vom Antichristen befreiten) Kirchen in der jetzigen [Kriegsnot] nicht im Stich gelassen werden! [Utz] Eckstein und H[(ans]Kopf von Dietikon (ein Verwandter des Bürgermeisters [Johannes]Haab) wären geeignet für Kaufbeuren (den [Johannes Ramp, Pfarrer] in Wildberg, der ein gebürtiger Kaufbeurer ist, will man nicht). Zudem käme der arme Jakob Schnyder aus Wangen in Frage, der zwar hinkt, in der Lehre aber standhaft ist. Außerdem wäre zu denken an Gallus [Glatthaar], Pfarrer in Bubikon, der früher im Kloster Ochsenhausen war; unter den jüngeren an Bernhard Lindauer und [...]Ininger. Bullinger soll (wenn er nichts dagegen hat) Letzteren promovieren. Haller hat nämlich Mitleid mit ihm, obwohl er ihn nicht gut kennt. Man denke auch an [Rudolf Schwyzer d.J.], dessen Vater [Rudolf d.Ä. ] Hallers Vorgänger in Illnau war und der jetzt in Richterswil ist. [Konrad] Hofherr wird auch von [Jakob] Herbrot, seinem Förderer, berufen. Neben einigen anderen käme auch Johannes Hirz in Frage. Die Kandidaten müssen nicht besonders gelehrt sein, solange sie fromm, solide in der Lehre und von gutem Lebenswandel sind. Man wird ihnen das Reformieren [im Bistum] nicht anvertrauen. Haller wird sich aber ihrer [in der Stadt]annehmen, damit sie nicht etwas Ungeschicktes tun. Er will sich seinerseits für eine [richtige] Ausbildung [in Augsburg] einsetzen, damit die Kirchen geeigneten Nachwuchs erhalten. [Michael] Keller ist ein guter Mann, der sich allerdings dem Studium nicht genügend hingibt. [Wolfgang] Musculus plagt sich mit den [lutherischen Amtskollegen]. Bullinger soll seinen Einfluss geltend machen! Haller eilt [nun] zu Frölich, um auch den an ihn gerichteten Brief Bullingers [nicht erhalten] zu lesen. Vadian und [Ambrosius] Blarer haben einige Male an Haller geschrieben. Grüße an [Konrad] Pellikan, Theodor [Bibliander], [Rudolf] Gwalther (von dem Haller das Bildnis Zwinglis erwartet) und an die ganze Familie. Grüße von Sixt [Birck], dem Autor des Pasquills [,,Ain neüwer Römischer Pasquillus von dem Bapst"], das Frölich schicken wird.

S. et pax a deo patre et domino nostro lesu Christo. Cum iamiam has literas scribere incepturus essem, advenit Voglerus 1 tuas mihi una cum libro d. Theodori 2 afferens literas 3 . Ad ilias ergo primo respondebo. Deinde, quae alias scripturus eram, subiiciam.

Mones a margine 4 tuarum literarum, quod imprudenter egerim, qui non rogarim d. Laetum 5 , ut ex fonte sacro susciperet filium meum 6 ; sed hunc mihi compararim compatrem! Atqui sic feci: Dominus Laetus suscepit una cum alia quadam honesta matrona 7 , quae mihi plurimum benefacit. Quia vero eodem die supervenit post baptizatum infantem Voglerus, voluit et ipse hoc habere nomen, licet baptismo non interfuerit. Non itaque verus, sed adoptatus est compater. Rem se sic habere testatur carmen, quod mihi d. Laetus cum aureo misit Rhenensi 8 :

Quod tibi promisi penes baptismatis undas,

Huius sit testis aureus ille rei.

Ne igitur hic quicquam putes inconveniens admissum!

1 Hans Vogler d. Ä.
2 Theodor Biblianders "Relatio fidelis", um die Haller gebeten hatte; s. dazu Nr. 2524,91-94.
3 Brief Nr. 2543 vom 24. August. Dieser Brief ist in einer Abschrift aus dem 17. Jh. erhalten, das zugehörige Postskriptum ist jedoch verloren
4 D.h. in dem nicht erhaltenen Postskript des Briefes Nr. 2543.
5 Georg Frölich.
6 Johannes d.J.; s. Nr. 2462, Anm. 21.
7 Unbekannt.
8 cum aureo ... Rhenensi: mit einem rheinischen Gulden.


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Quid de Helveticis rebus scripseris Laeto, 9 adhuc nescio. Non dubito, quin dominus etiam inter illos 10 sibi reservavit aliquos, qui genua non incurvarint ante Baal 11 . Interim tamen video corruptissimum statum eorum reipublicae. Plurimi ex 5 Pagicis sunt in urbe nostra. Heri quidam Urensis 12 nuptias hic celebravit, ad quas etiam me vocavit, 2 Svitenses, Glaronenses, Bernenses, Sangallenses et duo etiam Tigurini, a amgianus unus, Toggienses quidam a , qui serviunt praesidio urbis, non inhonesti iuvenes. Ego ipsos fortiter ad pietatem veram hortor et, ut agnoscant, in quanta detineantur coecitate. Resipiscant tandem, qui jam nobis non verentur contra suam ipsorum religionem opem ferre. Illi benevoli (nisi simulent) erga religionem nostram sperant mox adducendos etiam reliquos et nullam aliam praetendunt causam quam bellum illud intestinum 13 patrum nostrorum sanguine confectum. Hoc solum ipsos tam pertinaces fecisse fatentur. Interim tamen se paratos esse summis viribus nostram promovere religionem. Dominus det, ut possim adhuc videre Helvetiam circa veram religionem esse concordem!

Quod librum d. Theodori 14 miseris, ago gratias. Sunt enim multi cives, qui legere cupiunt. Quicquid constiterit, ex 2 coronatis accipe, si illi 15 reddiderint. Si nil dabunt, ego solvam.

Praefationem in Lucam, sicut petis, reddam Germanicam. 16

De Zolleri 17 negotio scripsi in superioribus literis. 18 Vivit et valet. Ist sidhar 19 bin etlichen scharmützlen gsin. 20 Non ita se habet res, ut multi in invidiam eius praedicarant. Fuit scortum quoddam dissidii causa, sed quomodo aut qua ratione, non potui hactenus resciscere, nisi quod audio eum domino suo 21 valde gratum esse valdeque eum propter illius doluisse casum. Scripsi ante octiduum praetori Kyburgensi 22 de hoc negotio. Puto literas a te perlatas esse, ne et hic meam desyderes diligentiam.

a- a Am Rande nachgetragen.
9 Im nicht erhaltenen und ebenfalls von Vogler übermittelten Brief Bullingers an Frölich; s. Nr. 2561,46f.
10 Gemeint sind die katholischen Orte der Schweiz.
11 I Kön 19, 18; Röm 11, 2-5.
12 Unbekannter Urner.
13 Der Zweite Kappeler Krieg von Oktober 1531.
14 Siehe oben Anm. 2.
14 Die Zürcher Hans Hug und Meinrat Oggenfuß, denen Haller zwei Kronen geborgt hatte; s. Nr. 2526,8-13:
16 Die deutsche Übersetzung der an Hans Welser gerichteten lateinischen Widmung in Bullingers Lukaskommentar (Nr. 2545) war zweifellos für Welser bestimmt, da dieser das Latein nicht beherrschte; vgl. HBBW XIV 59,16-18; 164,31-36 und Nr. 2572,23.
17 Hans Wilpert Zoller.
18 Siehe Nr. 2548,53-55.
19 Nämlich seit seiner Genesung.
20 Belegt ist z.B. seine Teilnahme am Gefecht vom 2. September; s. Christoph von Rommel, Philipp der Großmüthige, Bd. 3: Urkunden, Gießen 1830, Nr. 38, S. 144.
21 Sebastian Schertlin, der Zoller angestellt hatte; s. dazu HBBW XVI 153,156-170, u.ö.
22 Bernhard von Cham, Landvogt von Kyburg in den Jahren von 1542 bis 1548; s. Dütsch, Landvögte 78. — Vorliegende Stelle erlaubt die Vermutung, dass jene Agnes Zoller, mit der Bernhard von Cham seit November 1528 verheiratet war (s. EDB 183), Hans Wilperts Schwester war.


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||21v. Quod minus frequenter superiori mense scripsi, unica Voglerus causa fuit, qui omnia tam diligenter annotabat, 23 ut supervacaneum videretur his quicquam addere.

Caeterum quid nunc agatur, plenius forte scribet Laetus 24 . Ne tamen ego negligentior esse videar, quae habeo, haec sunt: Postquam exercitus noster mirabili caesaris 25 dolo circumventus, mirabiliore autem virtute dei, licet magnis laboribus cum maxima media exhaustus b26 ipsi 27 iterum superior redditus sit (sicut in proximis depinxi literis, quarum alteras 24., ni fallor, augusti, 28 alteras 26.29 scripsi, quas etiam tibi redditas spero). Nunc caesari imminet totus. 4 fecerunt globos: Elector 30 habet unum, langrafius 31 secundum, Schertlin tertium, ille ab Heidegk 32 quartum. 26. augusti 33 hora coenae aliquot centum equitum Hispanorum et Italorum progressi visique sunt. In quos circiter 300 equites ex castris Hessi egressi impetum fecerunt et 60 ephippiis 34 (ut dicitur) nudatis, 15 captis reliquos in fugam verterunt. Inter captivos magnus quidam capitaneus bysso super arma indutus in aurea manica argenteum ferens clavem servatur. 35 Varia est de ipso fama. Quidam dicunt pontificis 36 nepotem, ducem de Camerina 37 ; alii ex patritiis eum dicunt esse Romanis 38 . Confessi sunt caesarem nolle praelium inire, donec exercitus ex Inferiori Germania sibi iunctus fuerit. 39 Itaque castris vallo et

b In der Vorlage exhaustis.
23 Gemeint ist u.a. Voglers Bericht in Nr. 2531.
24 Mit Brief Nr. 2561.
25 Karl V., der überraschend aus Regensburg gewichen war.
26 Vgl. Nr. 2555. 10f und Anm. 12.
27 Gemeint ist der Kaiser. — Im klassischen Latein wäre "ipso" zu erwarten.
28 Siehe Nr. 2548,8-44.
29 Siehe Nr. 2551,22-31.
30 Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. 31 Landgraf Philipp von Hessen.
32 Johann Freiherr von Heideck, seit 2. Juli 1546 Oberbefehlshaber der württembergischen Truppen unter Herzog Ulrich; s. Mameranus, Rebel. 7r.; ADB XI 294.
33 Zu den Ereignissen dieses Tages vgl. Zürich StA, A 177, Nr. 30 (Berner Rat an die Zürcher, 2. September 1546); Mentz III 549, Nr. 69; PC IV/1 349, Nr. 330; Schüz, Donaufeldzug 34f.
34 ephippium: Sattel, Satteldecke; s. Kirsch 1042.
35 Vgl. Nr. 2563,26-28. — Es könnte sich um Bartolomeo dal Monte und noch wahrscheinlicher (s. unten Z. 58f) um Aurelio Ruffino handeln, deren Gefangennahme allerdings erst am 29. August
erfolgt zu sein scheint (vgl. Nr. 2563, Anm. 27) und deren Namen in einer von Schertlin aufgestellten Liste "Gefangener von Italiäner unnd Hispaniern" zu finden sind; s. Herberger, Schertlin 192. Ein anderes Gerücht identifiziert die Gefangenen mit Ottavio Farnese und Aranito Comneno; s. unten Z. 57f; Nr. 2580,24— 26 und Anm. 25. Doch kommen diese Namen in der oben erwähnten Gefangenenliste nicht vor.
36 Paul III.
37 Ottavio Farnese, Herzog von Camerino. — Er wurde damals nicht gefangen. Sein Leutnant aber, Alessandro Vitelli, wurde am 29. August verletzt; s. Nr. 2561 und Anm. 23.
38 Was auf Aurelio Ruffino zutrifft, da dieser in der zuvor erwähnten Gefangenenliste als "Romanus" bezeichnet wird.
39 Vgl. zur abwartenden Haltung des Kaisers schon Nr. 2561,6-9; Paulus, Schertlin 65f. — Das niederländische Heer unter Graf von Büren traf erst am 15. und 16. September bei Ingolstadt ein und wurde am 17. vom Kaiser gemustert; s. Viglius van Zwichem 93f.


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fossis firmatis ad pugnam progredi differt. Nostri instant castris eius. c Ex Hessis unus tantum nobilis 40 desideratus est; 9 equi vulnerati. c

Quottidie decertatur. 28. augusti Itali sive Hispani (nostri enim ignorant distinctionem) nostras invaserunt vigilias et circiter 20 trucidarunt ex nostris, 41 signiferum 42 etiam capitanei ab Heidegg. Turba facta in exercitu repressi sunt et in vicum quendam 43 se receperunt. Crastina 44 ergo Schertlius cum suis vicum illum cinxit provocans eos ad certamen. Illis vero progredi nolentibus vicum 4 plagis incendit et tanquam vulpeculas fumo progredi coegit. Erumpentes ergo non sine nostrorum aliquot interitu 45 , ipsorum tamen 200 et plures interfecti sunt. In hoc certamine Schertlii equus globo bombardae traiectus est, ipse tamen praecipitatus licet d , salvus evasit. Expectamus in dies, quid amplius agatur.

Caeterum ne nostri videantur in hoc bello ditiones tantum querere alienas, non Christum et propagationem evangelii, iccirco ecclesias in episcopatu Augustensi reformare incipiunt. Quia autem magna ministrorum penuria (nostrum quippe non plures sunt amplius 8 46 , quorum etiam quidam dimittentur ad reformandas ecclesias), iccirco domini nostri suppliciter ||22r. ad vos mittunt per hunc nuncium 47 literas 48 , ut hac in parte nobis auxilia feratis. Commendo ergo tibi atque committo hoc negotium, ne negetis aliquot eis mittere. Vellem unum atque alterum doctum 49 habere mecum et facile efficiam, si miseritis aliquem doctum, ut mecum maneat in urbe; sic enim tandem superior erit numerus noster 50 , ut forma illa 51 reformari tandem possit. Da itaque operam: Insta, urge! Hoc est officium nostrum providere diligenter ecclesiis; hoc denique est episcopum esse. Sic puritas doctrinae conservari poterit. Curabimus nos, ut honeste et liberaliter eis provideatur.

c-c Am Rande nachgetragen.
d licet über der Zeile nachgetragen.
40 Christof von Bodenhausen, hessischer Adliger; s. Nr. 2561 und Anm. 27.
41 Vgl. dazu den von der landgräflichen Kanzlei ausgehenden Bericht in Nr. 2581,21-33.
42 Unbekannt.
H Gerolfing; s. Nr. 2561, Anm. 21.
44 Zum Gefecht vom 29. August vgl. Frölichs Bericht in Nr. 2561,22-28; und den von der landgräflichen Kanzlei ausgehenden Bericht in Nr. 2581,35-41.
45 In Nr. 2561,26-28, ist die Zahl auf zwei angesetzt, in Nr. 2581,39f, werden zwei Namen aus dem Adel angeführt.
46 Zu dieser Zeit wirkten folgende Pfarrer in Augsburg: Bernardino Ochino an St. Anna; Leonhard Bächlin zu den Barfüßern; Wolfgang Musculus am Dom; Johann Meckart an St. Georg; Johann Traber an Heilig Geist (Spitalkirche); Johann Flinner
an Heilig Kreuz; Michael Keller an St. Moritz; Johann Heinrich Held von Tiefenau an St. Ulrich; und Johannes Haller selbst, dem keine feste Kirche zugeordnet war und der sich hier nicht mitgezählt hat; s. Pf-Schwaben 291-300.
47 Unbekannt; s. unten Anm. 83.
48 Damit ist der am 1. September auf Pergament verfasste Brief des Augsburger Rates an den Rat von Zürich gemeint (Zürich StA, A 202/1, Nr. 15) mit der Anfrage nach "ettlichen erbern, gelerten Predicanten".
49 Vgl. jedoch Hallers weniger anspruchsvolle Erwartung unten Z. 101f.
50 Die Anzahl der zwinglisch gesinnten Pfarrer in Augsburg.
51 Die Augsburger Kirchenordnung; s. Nr. 2548, Anm. 68.


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Poterunt aliquando subnascentibus aliis et ipsi in patriam redire, sicut et ego spero 52 . Tantum, ne nunc 53 miserae (imo foelices, quae liberentur ab antichristo 54 ) destituantur ecclesiae! Puto ego his vos posse carere: Eggstein 55 , H[ans] von Dietiken 56 , affinis consulis Habii 57 . Horum alterum suaderem promovendum Kauffbüram. Wilbergensis 58 natus Kauffbüranus, sed non convenit. Adhaec lacobus Sarctor 59 Wangensis claudicans pedibus, sed revera doctrina minime, et qui, cum e magnam patitur paupertatem, posset huc promoveri. Praeterea Gallus 60 , parochus apud Bubicken, qui fuit in monasterio Ochsenhausen 61 ; ex iuvenibus Ber[nardum] Lindoverum 62 , Iningerum 63 . Hunc rogo promoveas, nisi de eo dubites. Miseret me eius, licet non magna mihi cum eo sit familiaritas. Habet et praecessor meus Illnoensis 64 qui nunc est apud Richtischwyl 65 , filium 66 Die möcht man all bruchen. 67 Ego vellem eis adesse, ne quid perperam ab initio fieret, dann man wirt inen das reformieren nitt vertruwen. Curio 68 etiam vocabitur a domino Herbroto 69 , suo mecoenati. Cervinus 70 posset etiam praestare gregarium. Sunt et alii. Ex quibus rogo deligatis aliquos. Non opus, ut sint admodum eruditi, si modo sint pii, et solide doceant vitaeque inculpatae. Ich hoff, d'sach well gan! Ego totus laboro, ut scholae et studia informentur, ut et ipsi 71 habeant iuvenes, quos ad ecclesiastica instruant et ordinent officia.
e cum fehlt in der Vorlage.
52 Haller kehrte im Oktober 1547 nach Zürich zurück; s. Oswald Myconius' Brief an Bullinger vom 20. Oktober 1547 (Zürich StA, E II 336a, 278).
53 D.h. in der jetzigen Kriegsnot.
54 Gemeint ist der Papst.
55 Utz Eckstein; s. Nr. 2551, Anm. 24.
56 Hans Kopf, Pfarrer in Dietikon; s. Pf-Zürich 20.
57 Johannes Haab war Kopfs Schwager; s. HBBW VII 71, Anm. 3.
58 Johannes Ramp, Pfarrer in Wildberg; s. Pf-Zürich 107. 476.
59 Jakob Schnyder, Pfarrer in Wangen; s. Pf-Zürich 100. 512.
60 Gallus Glatthaar, Pfarrer in Bubikon; s. Pf-Zürich 13. 298.
61 Die Benediktiner-Reichsabtei Ochsenhausen (Lkr. Biberach, Oberschwaben).
62 Bernhard Lindauer, ein Studiengenosse von Wolfgang Haller, Johannes Hallers Bruder; s. HBBW XIV, Nr. 1980. Lindauer war damals Schulmeister in Stein am Rhein; s. HBBW XVI, Nr. 2339.
63 Unbekannt. 64 Rudolf Schwyzer d.Ä., der von 1537 bis Frühjahr 1543 Pfarrer in Illnau war und der noch 1543 (nachdem er sich vergeblich
um eine Anstellung in Basel-Land bemüht hatte) Pfarrer in Richterswil wurde; s. HBBW XIII 291f, Anm. 8 (mit Richtigstellung der fehlerhaften Angaben in Pf-Zürich 528).
65 Richterswil (Kt. Zürich).
66 Rudolf Schwyzer d.J.. der Sohn des eben Genannten. Er war vom 22. Juli 1542 bis zum Jahr 1546 Schüler am Fraumünster (s. Zürich StA, E 14/1, Nr. 2) und wurde erst 1547 Pfarrer in Stäfa. Demnach beziehen sich die Angaben in Pf-Zürich 46. 528 über seine angebliche Tätigkeit in Illnau auf seinen Vater.
67 Von den hier Genannten wurde allein Rudolf Schwyzer d.J. (neben zwei anderen) entsandt; s. Zürich StA, B IV 16, f. 67v. (29. Oktober 1546); s. Nr. 2573, Anm. 21.
68 Konrad Hofherr, der unterdessen wieder in Konstanz war.
69 Jakob Herbrot, der das Stipendium Hofherrs finanziert hatte; s. den Verweis in Nr. 2468, Anm. 39.
70 Johannes Cervinus (Hirz), damals Pfarrer in Weiningen (Kt. Zürich).
71 die Augsburger.


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Cellarius 72 vir bonus, sed studiorum parum studiosus. Musculus 73 hatt all plagen mitt den meßpfaffen 74 , eb ers ins greiß bring 75 . Thunds best. Es wirt zu vil dingen gut sin.

Haec raptim omnia; ignosce, quaeso. Festino enim ad Laetum, ut legam, quid ei scripseris. 76

Scripsit iam aliquoties ad me Vadianus amicissime. 77 Item Blaurerus 78 et alii.

Vale. Saluta d. Pellicanum, Theodorum 79 , Gvaltherum (a quo expecto imaginem Zvinglii 80 ) f et familiam tuam omnem. Augustae Vindelicorum. Salutat vos Xystus 81 author huius pasquilli, quem mittit Laetus. 82 Calendis septembris 1546.

Tuus, quantus quantus est, Ioannes Hallerus.

f Klammern ergänzt.
72 Michael Keller.
73 Wolfgang Musculus.
74 Gemeint sind die lutherisch gesinnten Kollegen.
75 eb ers ins greiß bring: bis (s. SI I 53) er es in die rechte Ordnung zu bringen vermag; s. SI VI 1299 s.v. Gereis.
76 Mit einem nicht mehr erhaltenen, aber belegten Brief Bullingers; s. Nr. 2543,1; Nr. 2561,46f.
77 Ein Schreiben Vadians bezeugt Haller in seiner Antwort an diesen vom 10. August 1546 (Vadian BW VI 556f, Nr. 1487).
78 Ambrosius Blarer.
79 Theodor Bibliander.
80 Vielleicht ein Abzug des vom Holzschneider Veit Rudolf Specklin geschnittenen Porträts von Zwingli (Zürcher Kunst 149, Nr. 156), das nach einem Ölporträt von Hans Asper (ebd., S. 46, Nr. 3) erstellt wurde und Zwingli in seinem 48. Lebensjahr darstellen soll. Der Holzschnitt wurde zum ersten Mal in Zürich in der posthum erschienenen Ausgabe von Zwingli, In evangelicam historiam de domino nostro lesu Christo ... Annotationes, Zürich, Christoph Froschauer, August 1539, f. AA3v. (BZD C286; VD16 Z862; HBBW II 32, Anm. 25; IX 230, Anm. 13), veröffentlicht, und im Februar 1545 erneut in der Gesamtausgabe von Zwinglis Schriften (s. dazu HBBW XV 92, Anm. 30), nämlich in deren Bd. 1 (BZD C340; VD16 Z761), f. alv.; s. Paul Leemann-van Elck, Die zürcherische
Buchillustration von den Anfängen bis um 1850, Zürich 1952, S. 40 und Abb. 44. Vielleicht ist damit aber auch der um diese Zeit in Zürich neu angefertigte Holzschnitt gemeint, den Augustin Mellis (gen. Fries) in Zürich als Einblattdruck mit einem lateinischen Pentameter (s. dazu Paul Boesch, Zwingli-Gedichte (1539) des Andreas Zebedeus und des Rudolph Gwalther, in Zwa IX, 1949/53, S. 214-217) abdruckte (ZED A47; Abb. in Zürcher Kunst 179, Nr. 203). Dieser Holzschnitt könnte mit einem von Gwalther im April 1546 verfassten Sechszeiler, auf den Rüetschi, Bildgedichte 199 aufmerksam gemacht hat, gedruckt worden sein. Ebenfalls möglich wäre, dass es sich um ein für einen Augsburger von Hans Asper erstelltes Ölporträt handelt, auf dem Gwalthers Sechszeiler angebracht werden sollte.
81 Sixt Birck.
82 Wenn man mit Hilfe von VD16 alle Drucke aus dem Jahr 1546 ermittelt, die im Titel das Wort "Pasquillus" oder "Pasquil(l)" anführen und in Augsburg oder an einem heutzutage noch nicht ermittelten Ort gedruckt wurden, und wenn man (unter Berücksichtigung von Nr. 2561, 40) diese Liste mit den in Zürich ZB erhaltenen Drucken (ohne Datumseinschränkung), die im Titel die gleichen Wörter enthalten, vergleicht, wenn man ferner alle Veröffentlichungen ausschließt, die man mit Sicherheit einem Autor zuschreiben


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[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, fidelissimo ecclesiae Tigurinae pastori, domino ac patri suo venerando. Zürich. 83