[2643]
Autograph: Zürich StA, E II 370, 42 (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Haller hat zwar erst gestern [mit Nr. 2640] durch [Sebastian] Lepusculus und [Hieronymus] Gunz geschrieben, nutzt aber auch die jetzige Gelegenheit für einen Brief da dieser Junge [...] nach Zürich reist. — [2] Hallers häufige Schreiben sind ein Beweis für seine Zuneigung zu Bullinger. Von diesem hat er leider seit Wochen nichts mehr erhalten. Deshalb kann er auch nicht die vielen falschen Gerüchte, die über die Eidgenossen grassieren (u.a., dass diese sich erneut bekriegen) mit verbürgten Angaben [aus Bullingers Briefen] widerlegen. Bullinger möchte bald berichten. — [3]Auf [schmalkaldischer] Seite ist die Lage wie kürzlich beschrieben. Inzwischen erhielten die Ratsherren eine noch ganz ungewisse Meldung aus dem Feldlager. Angeblich haben die [Schmalkaldener] in einem Gefecht am 21. Oktober unter Gewinn zahlreicher Geschütze kaiserliche Reitergeschwader in die Flucht geschlagen. [Eriprando] von Madruzzo (der Bruder des Kardinals von Trient [Cristoforo Madruzzo]), und [Gian Giacomo de' Medici, Kastellan von] Musso (der alte Feind der Eidgenossen) sollen daraufhin einen heftigen Angriff lanciert haben, dabei aber mit zwei weiteren Grafen [... von Bremen sowie Vladislaus von Bernstein] und 300 Pferden ums Leben gekommen sein. Es gilt als verbürgt, dass die Schlacht zahlreiche Todesopfer forderte und die Beute der [Schmalkaldener] groß war. Einzelheiten sind jedoch noch unbekannt, auch wenn davon sowohl im Feldlager als auch in Augsburg gesprochen wird. —[4] Die [Kaiserlichen] hatten vor, einen gefangenen Kavallerie-Obristen des Kaisers [Karl V.] namens Hannibal [Guerini]für 15'000 Gulden freizukaufen, doch die [Schmalkaldener] wollen ihn noch festhalten. — [5] Verbürgt sind die vielen Pestopfer und Desertionen unter dem kaiserlichen [Kriegs]volk. Umherirrende [Italiener] werden von den Bauern umgebracht oder gefangen nach Augsburg geführt. — [6] Der junge Überbringer [... Schweiglin] aus einer ehrbaren Augsburger Familie sei Bullinger und [Rudolf] Gwalther empfohlen. Sein Vater [Hans] ist oberster Zunftmeister, gleich nach den Bürgermeistern [Georg Herwart und Simprecht Hoser]. Seine fromme Mutter [Barbara, geb. Seitz] ist [Ambrosius] Blarer ganz ergeben. — [7] [Hans] Vogler d.J. ist wie immer: Sobald man ihm seine Freiheiten lässt, wird er [übermütig]. —[8]Gruße an [Konrad] Pellikan, Theodor [Bibliander], [Rudolf] Gwalther und an die anderen, an Anna [geb. Adlischwyler] und an die Familie. Grüße von Hallers Freunden [Michael] Keller, Bernardino [Ochino] und Sixt [Birck].
S. a deo patre per dominum nostrum lesum Christum. Quamvis pridie per Lepusculum et Guntium ad te dederim literas 1 , tamen non possum etiam nunc hanc dimittere occasionem (cum adolescens hic 2 ad vos sit profecturus) a , quin vel aliquid saltem scribam.
Licet vero non habeam novitates satis compertas, erit tamen haec literarum mearum frequentia 3 indubitatum mei erga te studii argumentum. Miror
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autem, qui fiat, quod aliquot iam septimanis nullas abs te habuerim literas, quas anxius expecto. Tam enim innumera de Helvetiis sparguntur mendacia (quod scilicet sint contra se mutuo iterum 4 in armis), ut, cum ego neutiquam credam haec omnia, non possim tamen certo, qui nihil a vobis habeam, haec refellere. Obsecro ergo, ut me reddas de singulis his certiorem.
Res nostrae habent, ut nuper scripsi 5 . Interim hoc tantum ad nos pervenit et dominis nostris ab exercitu scriptum est, licet ita, ut etiam in exercitu adhuc dubitetur, verumne sit necne. 6 Sed constans in exercitu rumor est in conflictu aliquot turmarum equitum 21. octobris nostros in fugam pepulisse caesareanos eosque privasse multis tormentis maximis optimisque. Quod, ubi cognoverint, der herr von Madrutsch 7 (ist deß cardinals 8 brüder von Trient, ein listiger kriegsman) b und der Müßer 9 (vetus ille Helvetiorum hostis), habind si so hefftig mitt den iren dringsetzt, das si heid erschlagen syend undt zwen fürnem grafen 10 mitt inen und bis in 300 pferd inen erlegt. Das ist gewüß, das der scharmütz gschehen, und so vil sind umbkommen,
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und die unseren vil roß und büchsen und mulesel gwünnen 11 , aber der personen halb weiß [man]c die eigenschafft 12 noch nitt; man sagt es aber eigenlich 13 imm läger und auch hie.
Man hatt auch dem keiser 14 ein obersten über die reisigen 15 gfangen (heißt Hannibal)16 , für den 17 man 15'000 fl hatt wellen geben. Aber si wellind inn behalten uff witeren bscheid.
Das ist gwüß, das dem keiser sin volk hefftig stirpt und zerlaufft. 18 Die Walchen 19 werind gern heim. Verirrend 20 wie die kryen 21 imm landt. Die puren metzgend 22 ir vil, wo si hinkommend, und bringend ir teglich vil inn d'statt gfangen. Haec nunc, quae vos scire volui, habui.
Commendo tibi et Gvalthero hunc iuvenem 23 propter honestissimos eius parentes. Vix credo in Augusta tota magis piam inveniri familiam. Pater 24 eius est tribunus maximus 25 post consules 26 . Mater 27 piissima et tota Blaureriana 28 .
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Voglerus 29 antiquum obtinet. Sobald imm der lufft wirt, 30 springt er wie ein gemms.
Vale. Saluta d. Pellicanum, Theodorum 31 , Gvaltherum aliosque dominos et fratres charissimos, uxorem 32 item et familiam tuam honestissimam. Salutat te Cellarius 33 , Bernhardinus 34 et Xystus 35 , amicissimi mei. 25. octobris 1546.
loan. Hallerus, tuus totus.
[Adresse auf der Rückseite:] Fidelissimo Tigurinae ecclesiae pastori d. Heinrycho Bullingero, domino patrique suo venerando. Zürich an m. Heinrych Bullinger.