Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2612]

Johannes Haller
an Bullinger
Augsburg,
[6. Oktober] 1546

Autograph: Zürich StA, E II 370a, 533f [Anfang] und E II 370, 34 [Schluß] (ohne Siegel) a Ungedruckt

[1] Haller empfing von Bullinger drei Briefe [nicht erhalten], seitdem die [drei] Zürcher Pfarrer [Lorenz Meyer, Thoman Ruman und Rudolf Schwyzer d.A.] in Augsburg sind. Den ersten Brief brachten die drei Genannten mit. Hallers Antwort darauf [HBBW XVII, Nr. 2596] hat Bullinger erhalten, wie es der letzte, heute von ihm empfangene Brief vermuten lässt. Bullinger spielt nämlich darin auf die Geschehnisse in Neuburg a.d. Donau und auf Thomas Naogeorg an. Haller hat sich über diesen mit [Michael] Keller und [Georg] Frölich beraten. Naogeorg, dem die Augsburger Geld gaben, hält sich bei einem guten Mann [...] in Lauingen versteckt. Da aber die Lage dort nicht sicher ist, wird er heimlich nach Augsburg zurückkommen. Bullinger habe Dank für die Naogeorg erwiesene Freigiebigkeit. Um eine Stelle für diesen braucht Bullinger sich nicht zu sorgen. Es ist geplant, dass Naogeorg in Kaufbeuren [als Pfarrer] wirken soll, wenn man andere in Augsburg anstellen kann! [2] Wie Bullinger wundert sich auch Haller über [Jakob] Reinharts Beförderung zum Hauptmann. Zu dieser Würde verhalf ihm Pankraz Mötteli, der ehemalige Komplize von Wilhelm Arsent (bei der Ermordung des in Basel studierenden Franzosen [Antoine de Rochefort]) und Teilnehmer am [Zweiten] Kappeler Krieg. Frölich berichtet, dass Reinhart sich schlecht benehme und versuche, den Augsburger Ratsherren mehr Geld als üblich abzutrotzen. Wäre er doch nur zu Hause geblieben! Michael Hedinger befindet sich bei Reinhart, doch kann Haller zurzeit nichts Genaueres über ihn berichten. [3] Haller freut sich, dass die drei nach Zürich zurückkehrenden [Pfarrer] bezeugen können, dass sein von Bullinger immer wieder bedauertes Schweigen nicht etwa auf Nachlässigkeit oder Trägheit zurückzuführen ist. [4] So erstaunlich dies auch erscheinen mag, erfährt man nämlich in Augsburg (auch wenn man sich hier in der Nähe der Ereignisse befindet) nur wenig und kaum Zuverlässiges über die Kriegshandlungen,

a Mit Schnittspuren.
20 befehlend.
1 Das Datum geht aus unten Z. 211-213 hervor.


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die in ganz Europa Verwirrung stiften! [5] Dazu kommt, dass Haller in dieser großen Stadt nicht erfährt, wer sich nach Zürich begibt. So hat weder er noch Frölich etwas von den Söhnen des [Claudius Pius] Peutinger gehört. Beide erfuhren darüber erst durch Bullingers Briefe. [6]Haller will keine zweifelhaften oder erdichteten Nachrichten schicken, zumal er weiß, dass Bullinger seine Briefe auch den Zürcher Ratsherren mitteilt. Nur bei Frölich kann er Sicheres erfahren, traut sich aber nicht, diesen schon so sehr beschäftigten Menschen allzu oft zu stören. Er verzeichnet aber alle verbürgten Nachrichten, um sie den Zürchern (denen er nichts vorenthalten will) zu berichten. [7] Hier nun einige Nachrichten auf Deutsch, damit sie auch anderen mitgeteilt werden können: Dieser Tage haben bei Neuburg [a.d. Donau] (welches der Kaiser [Karl V.] zwar ohne Blutvergießen, aber unter zahlreichen Vergewaltigungen der Frauen eingenommen hat) etliche Scharmützel stattgefunden. Dabei erlitten beide Seiten Verluste, aber die [Schmalkaldener] behielten die Oberhand. Sie nahmen am 25. September einen bedeutenden Mann [...] aus dem kaiserlichen Lager gefangen und erfuhren dabei von den Plänen Karls V. Letzterer tat dann so, als ob er durch Bayern nach Augsburg oder Landsberg [am Lech]ziehen wollte. Um ihn angreifen zu können, zogen die [Schmalkaldener]ebenfalls über die Donau. Doch plötzlich wandte er sich gegen Norden und überquerte nochmals den Fluß. Daraufhin überquerten die [Schmalkaldener] diesen erneut bei Donauwörth und versuchten, nach Marxheim zu gelangen, wo der Kaiser sich verschanzte. [8]Man versuchte auch vergebens, den Kaiser zum Kampf zu zwingen. Man verbot deshalb den Augsburgern und den Württembergern, Wein nach Bayern zu liefern. So stiegen die Weinpreise im kaiserlichen Lager, und es brach darin eine Epidemie aus. Wegen dieser fliehen die Italiener in Scharen. Der Kaiser ordnete an, alle Deserteure in Schwaz und im Tirol abzufangen und hängen zu lassen. [9]Im Lager der [Schmalkaldener] steht es gut. Die dort befindlichen 203 Fähnlein Fußknechte sind in sechs Regimenter unter folgender Führung aufgeteilt: 1. Kurfürst [Johann Friedrich von Sachsen]; 2. Landgraf [Philipp von Hessen]; 3. [Sebastian]Schertlin; 4. Freiherr [Johann] von Heideck; 5. Graf [Christoph] von Oldenburg; 6. Graf Wilhelm von Fürstenberg. Man hält strenge Disziplin, hängt und köpft; doch hat man mit vielem Unkraut" zu tun. [10]Am 27. September sollen Gesandte der Könige [Franz I.] von Frankreich und [Heinrich VIII.] von England im Lager des Kaisers eingetroffen sein und diesem den Gehorsam aufgekündigt haben. Näheres konnte Haller nicht in Erfahrung bringen. Sicher ist, dass der Franzose [Piero] Strozzi (dessen Schwester [richtig: Cousine, Katharina von Medici] mit dem Dauphin [Heinrich] verheiratet sein soll) den [Schmalkaldenern] Truppen und Geld anbot, aber zu ungünstigen Zinsen und Konditionen. Die [Schmalkaldener] schlugen das Angebot nicht gänzlich aus, sondern sagten, sie würden im Bedarfsfalle darauf zurückkommen. [11] Das Städtchen Rain [am Lech] hat man unter Vorbehalt wieder dem Fürsten [Herzog Wilhelm] von Bayern übergeben, der nach wie vor neutral ist. Der Herzog hat dort eine Besatzung von 1'000 Mann aufgestellt. Trifft er Spanier oder Kriegsvolk auf Raubzügen an, geht er auf kaiserlichen Befehl hart gegen diese vor. [12]Am 28. September ist [Sebastian]Schertlin etwas Unerhörtes zugestoßen. Als er um ein Uhr nachts aufstand (um auf Wache zu gehen) und seine Rüstung anlegte, während seine Knechte die Pferde holten, kam einer, gekleidet wie einer seiner Knechte, und stach mit der Hellebardenklinge auf ihn ein. Schertlin konnte zwar ausweichen, wurde aber am Hals geritzt. Der Angreifer versuchte es erneut. Schertlin schrie aber so laut, dass er ihn in die Flucht schlug. Dabei stolperte der Angreifer über ein Zeltseil und wurde gefangen. Nach einigen Tagen wurde er unter Folter befragt, geköpft und gevierteilt. Er heißt Pantaleon Leibrock [richtig: Ebner] und kommt aus Lindau. Seinem Geständnis zufolge hat ihm der Amtmann Wolfgang [Kantz] von Bregenz 3'000 Kronen für den Mord versprochen. Gott hat das auf wunderbare Weise verhindert! [13] Keller, der auch im Lager war, kam zufällig dazu, als ein Eidgenosse aus den drei katholischen Orten hätte gehängt werden sollen (obwohl der Streit geschlichtet war). Keller erlangte Gnade für ihn. [14] Am 1. Oktober brach der Kaiser in Richtung des drei Meilen von Donauwörth entfernten Nördlingen auf Er hatte vor, diese Stadt zu erobern und dann nach Württemberg zu ziehen. Doch die [Schmalkaldener]forderten die Nördlinger zur Standhaftigkeit auf bis sie ihnen zu Hilfe kämen. Als der Kaiser sah, dass sie ihm zuvorgekommen waren, stellte er sich bei Wemding auf eine Anhöhe. [15]Am 4. Oktober haben die [Schmalkaldener]


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das gesamte, überaus motivierte Heer in Schlachtordnung postiert und verharrten fünf Stunden lang in dieser Stellung, da sie vermeinten, der Kaiser wolle angreifen. Doch als dieser das riesige Heer sah, zog er sich zurück. [16] Am 5. Oktober kam es zu heftigen Scharmützeln, bei denen bis zu 80 Kaiserliche getötet wurden. Auf [schmalkaldischer] Seite wurde [Prinz]Albrecht von Braunschweig-[Grubenhagen] durch eine Wange gestochen. Die beiden Heere liegen ganz dicht beieinander. [17]Die [Augsburger]Ratsherren nehmen das [schmalkaldische] Heer in Schutz und sagen, es könne nicht anders handeln. Ob das stimmt, wird der Herr wissen! Gewiss ist, dass der Mensch eitel ist. Der Kaiser brennt ganze Dörfer ab. Dieser Tage konnte man ihm einige große Geschütze entwenden. [18]Haller weiß nicht, was die Eidgenossen bei der Klause [Ehrenberg] tun. Doch heißt es, dass deren Hauptleute die gesamte Eidgenossenschaft blamieren. Sie wollen alle reich werden. Wären sie doch nur zu Hause [geblieben]! Dann hätte man weiterhin die Sitten der Eidgenossen gelobt. Was Haller sich anhören muss, erzürnt ihn sehr. [19]Man vernimmt zudem, dass man in Dillingen, dem Bischofssitz [von Otto Truchsess von Waldburg], Geld und andere Wertgegenstände gefunden habe, die vermauert waren. Das Schloss zu Wolfenbüttel soll gleich zu Kriegsbeginn bis auf den Grund zerstört worden sein. [20]Haller hat [Hans Wilpert]Zoller wegen des Geredes über ihn brieflich ermahnt. Was aber dieser ihm zum Dank entgegnete, verschweigt Haller lieber. Wäre Zoller klug gewesen, hätte er sich anders benommen. [21] Die Pfarrkollegen aus Zürich kamen am 22. September in Augsburg an, wie Haller dies schon brieflich [HBBW XVII, Nr. 2596] mitteilte. Der Rat empfing sie in Ehren mit 12 Kannen Wein. Nachdem sie einen Tag in einer öffentlichen Herberge verbracht hatten, wohnten sie auf Anraten der Obrigkeit bei Haller. Dieser ermahnte sie, sich in den äußeren Dingen den Bräuchen der [Augsburger] Kirche anzupassen, eine reine Lehre zu vertreten und (was in Augsburg überaus geschätzt wird) ein beispielhaftes Leben zu führen. An der Lehre der drei ist nichts auszusetzen. Nur hat [Rudolf]Schwyzer in der letzten Predigt übermäßig scharf und unvorsichtig (wie einst [Konrad] Klauser in Isny) gegen die Sitten der reichen Augsburger gepredigt. Diese Rede hat viele verletzt, wobei noch mehr Leute Schwyzer weiter gegen die Reichen aufstacheln. Es mangelt diesem an Bescheidenheit. Zudem haben die Zürcher Pfarrer, obwohl Haller sie verköstigt, zusätzlich im öffentlichen Wirtshaus gegessen und getrunken und damit ihrem Ruf geschadet. Lorenz [Meyer] ist ein Dickkopf sonst gelehrt und fromm. Er hat aber einen scharfen Akzent [beim Predigen]. Ruman gefällt dem Augsburger Rat wegen seiner deutlichen Aussprache und der einfachen und klaren Art, mit der er in seinen Predigten sein Thema behandelt. [22]Am 29. September wurde in Hallers Haus ein Konvent abhalten, an dem den drei Pfarrern aus Zürich zehn Glaubensartikel vorgelegt wurden. Auch den Artikel über das Abendmahl nahmen sie an, obwohl dieser auf undeutliche Weise verfasst war ([Wolfgang] Musculus äußerte sich darüber so offen wie nie zuvor, indem er eine fleischliche Präsenz Christi im Abendmahl ablehnte und beteuerte, dass den Zeichen keinerlei Gnade innewohne, was einige Amtskollegen in Staunen versetzte, da er vor einem Jahr noch anders dachte; was auch auf Gutes für den Standpunkt der Zürcher und für die Kirchen Deutschlands hoffen lässt; wenn nur Hallers Bemühungen nicht durch die [drei neuen Pfarrer] zunichte gemacht werden!). Auf diese Weise also wurden sie in die Kirche Augsburgs aufgenommen. Der Rat bewilligte ihnen einen jährlichen Lohn von 200 Gulden unter der Bedingung, dass sie jetzt zwar in den Kirchen der Stadt arbeiteten, sich aber verpflichteten, eventuell auf dem Land zu dienen, sobald wieder Frieden herrscht. Sie wurden auch gebeten, jedoch ohne dass man sie dazu streng gezwungen hätte (genauso wie man dies schon im Falle Hallers tat), sich so gut wie möglich an die Augsburger Kirchenordnung zu halten. Anlässlich ihrer Rückreise nach Zürich zur Ordnung ihrer Angelegenheiten gab man ihnen (gemäß der in Bullingers Brief [nicht erhalten]geäußerten Bitte)30 Gulden für den Zürcher Rat mit, die ihnen vom Letzteren bei ihrer Reise nach Augsburg vorgestreckt worden waren. Jedem wurden zusätzlich 20 Gulden gegeben. Zudem erstatteten ihnen die Ratsherren alle Auslagen, die sie bei Haller und in der Herberge gemacht hatten. Sie sollen ihre Angelegenheiten in Zürich alsbald regeln und baldmöglichst nach Augsburg zurückkehren. [23] Dies als vertrauliche Mitteilung. Haller will den drei Kollegen nur Gutes, ansonsten würde er nicht wünschen, dass sie ihr Verhalten ändern. [24] Aus Basel kamen vor kurzem auch noch [Sebastian]Lepusculus und Hieronymus


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Gunz. Ihre Anstellung ist noch nicht geregelt. Mehr dazu später. [25] Gestern sollte ein Mann [...]hingerichtet werden. Da brach ein Feuer im "Gießhaus" aus und verursachte eine Explosion der dort gelagerten Munition. Der Schaden ist groß. Noch fünf Menschen werden vermisst. Die Hinrichtung wurde auf morgen vertagt. [26] Eben kommt die Nachricht, dass gestern erneut gekämpft wurde. Falls Haller vor dem Weggang der Pfarrer Näheres erfährt, wird er seinem Brief eine Beilage hinzufügen. [27] Die Zwietracht unter den Eidgenossen ist ganz gefährlich, besonders für die Vier protestantischen Orte. Was versprechen sich denn eigentlich [die Innerschweizer] von ihrer Wichtigtuerei, mit der sie meinen, Könige und Fürsten, ja Gott selbst einschüchtern zu können? Sie werden doch wohl nicht ihre Bündnisse mit den Franzosen kündigen! [28]Gott möge seine Herde treu erhalten. Er ist Ziel und Zweck. Ohne ihn scheitert man. Grüße von den Kollegen, von Lepusculus, Sixt [Birck], Keller, Bernardino [Ochino] und Musculus.

S. a deo patre per dominum nostrum lesum Christum. Tertio iam a te accepi literas 2 , ex quo fratres nostri 3 fuere mecum. Ad primas, quas ipsi attulerunt, 4 respondi proxime 5 , quas meas te accepisse ultimae tuae hodie 6 mihi redditae, b calendis octobris b a te datae, testantur, quibus, quid Neoburgi 7 actum sit, te ex meis intellexisse ostendis. Ad quas nihil habeo quod respondeam, nisi quod de d. Thomae Naogeorgi 8 negotio scribis. Contuli haec cum Cellario 9 et d. 10 Laeto , qui fideliter causam eius agunt. Detinuimus eum aliquot diebus apud Laugingen, 11 apud quendam optimum virum 12 , sed, quoniam non perpetuo illic tutus futurus erit, ad nos clam remigrabit. luvimus eum pecuniis, 13 ita ut satis bene sit instructus. Ago ergo tibi pro tua liberalitate maximas gratias. Equidem hoc vere deo gratum est, sibique praestitum imputabit, quicquid in huiusmodi contulerimus homines beneficii. 14 De conditione non opus est, ut nunc sis sollicitus. Iam enim agim[us]c , ut Kauffbüram ille veniat, 15 si quo pacto vel alios saltem pro ipso in urbe nostra conservare possimus.

bb In der Vorlage calendis septembris, wobei calendis über einem gestrichenen 27 tamen nachgetragen wurde und Haller dabei vergaß, auch die Monatsangabe zu korrigieren.
C Hier und unten Textverlust durch Papierverlust an den Rändern.
2 Keiner dieser drei Briefe ist erhalten.
3 Lorenz Meyer (alias Agricola), (Hans) Thoman Ruman und Rudolf Schwyzer d.Ä. die am 22. September in Augsburg eingetroffen waren; s. HBBW XVII 417,13f (mit Anm. 21); 492f, wo der nach Augsburg entsandte Schwyzer irrtümlich mit Schwyzer d.J. statt mit dessen Vater identifiziert wurde; s. Nr. 2613, Anm. 44.
4 Eine Anspielung auf diesen Brief findet sich in HBBW XVII 497,140, und unten Z. 198f.
5 Mit HBBW XVII, Nr. 2596 vom 22. September.
6 Am 6. Oktober; s. oben Anm. 1. — Frölich erhielt Bullingers Brief erst am Tag darauf; s. Nr. 2613,1f.
7 Neuburg ad. Donau, über dessen Einnahme Haller im seinem Brief Nr. 2596 berichtet hatte; HBBW XVII 493f,27-51.
8 Haller hatte nämlich in seinem Brief (Nr. 2596) den Fall Thomas Naogeorg angesprochen; s. HBBW XVII 495f,78-101
9 Michael Keller.
10 Georg Frölich.
11 Siehe dazu schon HBBW XVII 486f und Anm. 34; 496.
12 Unbekannt.
13 Siehe HBBW XVII 487, Anm. 35.
14 Vgl. Mt 25, 40.
15 Naogeorg wurde am 22. Oktober Pfarrer in Kaufbeuren; s. HBBW XVII 429, Anm. 64.


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Deinde quo[d] miraris, cuius ope Reinhardus 16 capitanei sit nactus gradum, hoc equidem ego miror, quamvis hunc ei sciam affuis[se]Pangratium Metellin 17 , qui fuit aliquando socius Wilhel[mi]d Arsent 18 in caede Galli studiosi Basiliensis, 19 qui 20 et nost[rae] apud Capellas interfuit cladi. Is eum 21 iuvit et hunc hon[o]rem misero illi, qui iam sine pecuniis, sine duce, ab omnibus despiciebatur capitaneis, a dominis nostris impetravit. Caeterum archigrammateus 22 mihi dixit pessime ipsum agere, ita ut vellem eum esse domi. Impudenter vult dominis nostris pecunias ultra morem extorquere. 23 Michel Hedinger 24 ist bi imm, weiß aber nitt, was solds oder stands er bi imm hatt. So ichs erfar, wil ich üchs wüßen laßen.

Tertio, quod in omnibus tuis literis copiam a me petis literarum et conquereris de calami mei silentio, gaudeo me mearum rationum locupletissimos habere testes, hos tres fratres nostros ad vos remeantes, 25 ne possis hoc vel negligentiae vel socordiae imputare meae.

Equidem mirum est in tanto apparatu bellico tantisque turbis et motibus totius Europae non ea geri, quae digna sunt, ut scribantur, curn tamen infensissimi exercitus vicini sint prorsus et tantumnon manibus mutuo se tangant! Et hoc etiam magis mira[n]dum, quod, cum uterque exercitus non longe a nobis absit, difficulter tamen possimus expiscari, quid agatur. Urbs enim ampla et, si quid novi ipsi infertur, statim per tot ora devolutus rumor tandem sicut fumus in in[a]ne resolvatur mendacium. Ad haec, etiamsi aliquando constans adveniat fama, mox tamen contrarium praedicetur.

|| 533v. Accedit, quod et in tanta urbe incertus sum, quinam vos sint petituri. De d. Peutingeri enim, de quibus tu scribis, filiis 26 ne verbum quidem seivimus,

d Wilhelmi aus illius korrigiert.
16 Jakob Reinhart; s. HBBW XVII 344 und Anm. 31; 497.
17 Pankraz Mötteli vom Rappenstein (enthauptet am 25. August 1554); s. Robert Durrer, Die Familie vom Rappenstein, genannt Mötteli, und ihre Beziehungen zur Schweiz, in: Der Geschichtsfreund 48, 1893, 270, Anm. 2.
18 Wilhelm Arsent, hingerichtet 1539; s. HBBW VII 307f, Anm. 5.
19 Der französische Edelmann Antoine de Rochefort (a Rupeforti), der, als er in Basel studierte, auf Veranlassung von Arsent Ende November 1537 in einen Hinterhalt gelockt und ermordet wurde - ein Mordanschlag, an dem Pankraz Mötteli beteiligt war; s. HBBW VII 307, Anm. 2; Henrich, Myconius, Nr. 482; Durrer aaO.
20 Zur Teilnahme von Pankraz Mötteli am Zweiten Kappeler Krieg (Oktober 1531) auf protestantischer Seite s. Durrer aaO; ASchweizerRef IV 408f, Nr. 1219.
21 Reinhart.
22 Georg Frölich.
23 Auch nach dem Krieg reklamierte Jakob Reinhart noch Geld für seinen Einsatz im Schmalkaldischen Krieg und beanspruchte dabei Bullingers Hilfe; s. Zürich StA, A 202/1, Nr. 26-29.
24 Bullingers Cousin Michael Hedinger; s. HBBW XVII Reg.
25 Vorliegender Brief wurde demzufolge den drei von Zürich nach Augsburg gesandten Pfarrern (s. oben Anm. 3) anvertraut, die sich anschickten heimzukehren, um ihre Familien nach Augsburg zu holen; s. HBBW XVII 417, Anm. 21. — Ihnen wurde ein auf Pergament verfasstes Schreiben des Augsburger Rats an den Zürcher Rat vom 8. Oktober mitgegeben (Zürich StA, A 202/1, Nr. 18), dem eine Beilage mit Nachrichten (aaO, Nr. 19b) hinzugefügt wurde. Sie verließen Augsburg am 9. Oktober; s. Nr. 2619,1f.


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neque ego neque dominus compater 27 Laetus. Hoc primum ex tuis rescientes ambo literis 28 .

Haec vero cum ita se habeant, sicut et harum rationum testes mei referent, non libenter vana et ementita ad te scribo, cum sciam te meas literas et dominis communicare consulibus 29 . Vera autem cum nullibi possim melius quam a d. Laeto expiscari, tot tamen tantisque excellentissimus ille vir in his turbis obruitur negotiis, ut non libenter maiora ei facessam e (adhaec pudet me secretiora senatus negotia ab ipso expiscari velle; accedit etiam tertium, quod, etiamsi ter quaterque eum querarn, vix semel mihi liceat ipsum invenire, et si invenero eum, invenio tamen ita occupatum, ut multoties re infecta ipsum relinquam) f , rogo ergo, hanc meam moram patientius feras. Nihil vos caelabo earum, quae vos desyderatis scire et scire refert, rerum. Annoto enim omnia, quae certa sunt, ne quid vos caelem. 30

In praesentiarum 31 haec habeo, quae Germanice scribam, ut aliis etiam possis communicare: Es sind vergangner tagen ob 32 Nüwenburg 33 hinuff 34 (welchs der keiser 35 ingnom on blutvergießen, 36 aber mitt großer schendung der wyber 37 ) g etlich scharmütz geschehen, h nitt on schaden h zu beiden theilen, doch die unseren allweg obglegen, inn welchen man dem keiser einen großen herren 38 gefangen und uß imm etlich des keisers radtschleg erfaren. Ist gschehen 25. septembris. 39 Darnach hatt der keiser derglichen thon, als

e In der Vorlage facessan.
f — Klammern ergänzt.
g Klammern ergänzt.
h-h Am Rande nachgetragen.
26 Claudius Pius Peutinger versuchte damals, seine Söhne in Basel oder Zürich unterzubringen, um ihnen während der Kriegszeit einen sicheren Studienaufenthalt zu gewähren; s. HBBW XVII, Nr. 2578 vom 11. September.
27 Georg Frölich wurde im Juli 1546 Pate von Hallers Söhnchen Johannes; s. HBBW XVII 92, Anm. 21; 271,33; 277,41; 376,5-15.
28 Gemeint sind Bullingers nicht mehr erhaltene Briefe an Frölich vom 30. September (s. Nr. 2613,1f) und an Haller vom 1. Oktober (s. oben Z. 3f).
29 Den Zürcher Ratsherren.
30 Dies wird am Beispiel des Briefes Nr. 2663 sehr gut illustriert.
31 in praesentiarum: für den Augenblick; s. Ludwig von Doederlein, Lateinische Synonyme und Etymologieen, Teil 1, Leipzig 1826, S. 144f.
32 bei.
B Neuburg ad. Donau.
34 südlich.
35 Karl V.
36 Am 19. September.
37 Vgl. HBBW XVII 493.
38 Wohl der unbekannte kaiserliche Bote, über den Heinrich Thomann in seinen Briefen an Zürich vom 28. September und 1. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 48 bzw. 56) berichtete. Er hatte 40 Briefe bei sich, aus denen man Details über das Lager und über das angebliche Vorhaben des Kaisers erfuhr, während des Winters sein Lager in Württemberg aufzuschlagen.
39 Siehe darüber HBBW XVII 516,7-10; Konstanz' Brief an Zürich vom 29. September (Zürich StA, A 177, Nr. 50) und die wohl mit diesem Brief abgesandte, undatierte Beilage (Zürich StA, A 177, Nr. 58), in der über ein Scharmützel des vorherigen Samstags (wohl der 25. September) berichtet wird, bei dem auch der Bruder eines dem Kaiser nahestehenden spanischen Beamten festgenommen wurde, der erzählte, dass der Kaiser "töttlich krank" sei.


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ob er durch das Peyerland uff Augspurg oder Landtspurg 40 zuziehen well, 41 und gebotten, das man sich daselbst hinuf mitt proviandt versech. Als nun die unseren vermeint, inn allda in dem zug zu betretten 42 , und deßhalb uff unsere syten der Tonaw gezogen sind, 43 hatt er den schwanck unnen für 44 über die Tünaw gnommen, der meinung, inen zu endtrünnen. Als nun die unseren selichs 45 gwar worden, habend si sich bi Werd 46 wider über die Tunaw gethon und uff inn zogen. Da hatt er sich in ein wald gelegt und den hinder imm her fellen 47 laßen, das unser züg imm nitt nach hatt können 48 . Jedoch hatt man so vil gearbeitet, das er auch uß dem wald hatt müßen endtrünnen und sich gen Marxheim an der Tünaw gelegert. 49

Darzwüschend habend die unseren mittel und weg gsucht, wie si imm abbruch thetind 50 , diewyl er sich zu keiner fäldschlacht begeben wil. Deßhalb man bi uns und imm gantzen Wirtenbergerland verbotten, das man kein win inn das Peyerland laß gan, damitt dem keiser nüt mög ins läger kommen; mitt welchem anschlag 51 man dem keiser den win also 534r. || vertürt hat, das ein maß 5 oder 6 batzen in sim lager hatt gulten. 52 So ist imm auch das sterben under sin volck kommen. Das nimpt imms mitt huffen hinweg. 53 Die Walchen 54 fliehend turmatim 55 darvon, also das der keiser hatt laßen gebüten zu Schwatz 56 und in der graffschafft Tirol, das, welche man betrette 57 , so hinin 58 ziehen wöllend, sölle man on alle gna[d] hencken. Selichs alles hatt man gute kuntschafft.

In unserem läger stat es wol, gott sye lob! Man hatt 203 fennli knecht zu fuß. Sind in 6 regimennt getheilt: 1. Churfürst; 59 2. Landtgraf; 60 3. Schertli; 61 4. Fryherr von Heidegg; 62 5. Graff von Oldenburg; 63 6. Graff Wilhelm von Fürstenberg. 64 In summa: Mentschlich zu reden, stat der handel wol. Gott

40 Landsberg am Lech (Bayern), 40 km südlich von Augsburg.
41 Ein Täuschungsmanöver; vgl. Nr. 2607, Anm. 31.
42 anzugreifen.
li Also südlich von Donauwörth, wo damals das Hauptheer der Schmalkaldener lagerte.
44 den schwanck unnen für: eine Wendung (s. SI IX 1998, unter 3b) in Richtung Norden.
45 solches.
46 Donauwörth.
47 fällen (um den Weg zu blockieren).
48 imm nitt nach hatt können: ihm nicht nachfolgen konnte.
49 Zu dieser Kampfhandlung vom 29. September s. Viglius van Zwichem 96 und 131f, Anm. 79.
50 abbruch thetind: schaden könnten.
51 Plan; List.
52 Vgl. Nr. 2607,16-18. — Wein und Bier wurden dem Wasser vorgezogen, weil dieses oft verunreinigt war.
53 Vgl. Nr. 2607,18f.
54 Italiener.
55 staffelweise. — Zur Desertion vgl. Nr. 2614,13-15, sowie HBBW XVII 489,91; 518,58-66; Thomann an Zürich, 27. September (Zürich StA, A 177, Nr. 47); Thomanns zweiter Brief vom 29. September (aaO, Nr. 53).
56 Schwaz im Tirol, auf der Route nach Italien via den Brennerpass.
57 aufgreife; erwische; s. SI XIV 1486.
58 hinein (nach Italien).
59 Johann Friedrich I. von Sachsen. 60 Philipp von Hessen. 61 Sebastian Schertlin.
62 Freiherr Johann von Heideck; vgl. HBBW XVII 255,39.
63 Christoph von Oldenburg.


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hans in siner hand. Der welle uns umb sines worts und warheit willen biston. Man halt streng gricht, henckt, köpfft, etc., aber deß unkruts ist vil gnug nüt dest minder.

Den 27. septembris sind etlich herolten vom küng uß Franckrych und Engelland inn deß keisers läger kommen. Sagt man, si habind imm abgsagt. Ich kan die recht eigenschafft nitt erfaren. Das ist aber gwüß, das ein frantzösischer herr, Stroze genannt, si recte memini, deß schwöster 70 der delphin 71 haben sol, der hatt den unseren uß befelch deß künigs 72 vil guts zugesagt, inen fürzüstrecken lüt und gut, doch mitt selchem intereße und zins, auch versatzung, das es den unseren nit glegen. Doch habend si imm fründtlich gedanckt und, so si etwas bedörffind, nitt usgschlagen. 73

Dem peyerischen fürsten 74 hatt man das stettlin Rein 75 wider zugestelt, doch mitt etlichem vorbehalt. Der fürst hatt 1'000 sins landvolks zu dem zusatz dahin glegt, streifft auch mitt etlichen pferden in dem landt, und wo er kriegßvolk finnt der Spanger 76 oder ander, so sich vom läger thünd gen 77 rauben, die rypt 78 er üch 79 auch uß befelch deß keisers. Halt sich noch alweg wie bishar neutralem 80 .

28. septembris ist dem herrnn Schertli ein seltzammer casus 81 zugestanden 82 . Als er in siner zäelt geschlaffen und umb 1 ur in der nacht ongfar uf

64 Laut Wagner, Fürstenberg 270f hatte sich Fürstenberg Ende September/Anfang Oktober nur für wenige Tage im Lager der Schmalkaldener befunden und - war danach auf sein Schloss Ortenberg (Schwarzwald) zurückgekehrt. Auch soll er keine Truppen erhalten haben. Siehe aber Nr. 2649,5-10.
65 Franz I.
66 Heinrich VIII.
67 Sie kamen vielmehr ins Lager der Schmalkaldener; s. Nr. 2607,26f.
68 Einzelheiten.
69 Piero Strozzi; s. schon HBBW XVII Reg.
70 Richtig: dessen Cousine, Katharina von Medici, seit 1533 die Gattin des Thronfolgers Frankreichs.
71 Der künftige König Heinrich II. von Frankreich.
72 Frankreichs.
73 Die Fürsten waren vielmehr mit dem in Aussicht gestellten Darlehen von 540'000 Kronen einverstanden: davon sollten 500'000 von Kaufleuten aus Lyon kommen und den Schmalkaldenern zu einem Zinssatz von 12% auf den 15. Oktober zur Verfügung gestellt werden (s. PC IV/1, 402, Anm. 4); bei den restlichen 40'000 Kronen handelte es sich um
die Summe, die Strozzi Franz I. geliehen hatte und die vom Letzteren nun wieder zurückerstattet werden sollte, damit Strozzi sie den Schmalkaldenern ohne Zins zur Verfügung stellen könne; s. PC IV/I 401-403, Nr. 378; 410f, Nr. 386; 412-414, Nr. 388; 419-421, Nr. 394; Roth, Augsburg III 447f.
74 Wilhelm IV. von Bayern.
75 Rain am Lech. — Siehe dazu schon Nr. 2605, Anm. 5.
76 Spanier. — Sie sowie italienische Söldner raubten damals die Bevölkerung Bayerns aus; s. HBBW XVII 494,52-60; 520f,108-114.
77 um zu; s. SI 11140.
78 plagt; vgl. SI VI 55.
79 euch. — Hier offenbar als trauliche Einschaltung in die Rede wie der Dativus commodi/incommodi; s. Grimm III 1191.
80 Zur listigen Haltung Wilhelms von Bayern s. HBBW XVII 101f, Anm. 4; Friedrich Roth, Bayern und Augsburg im schmalkaldischen Kriege und der "Ausgleich" zwischen ihnen nach demselben, in: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte 54, 1909, 367-369.
81 Unglück.
82 widerfahren.


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wellen, den harnasch anlegen und uff die wacht, sine trabanten 83 hingschickt, die pfer[d] zu reichen 84 , darzwüschend ist einer (wie siner trabanten einer bekleidet) i inn die zäll 85 kommen und mitt der halbarten gechlingen 86 uff inn gstochen. Als er sich nun gewennt, ist er dem stich j entwichen, doch sol er ein wenig amm hals geritzt sin. Daruff der ander etlich stich meer uff inn gethon. Doch hatt inn gott bhüt. Dann 87 als er geschruwen, ist der schelm erschrocken, hatt die halbarten 534v. || laßen fallen und durch die finstere hingelauffen, der Schertlin und sin trabanten imm nachgeylt. Ist inn 88 schier 89 engangen. Aber gott hatt inn gfelt 90 , das er über ein seil, wie die zälten hand k , gefallen ist, ergriffen, übel gschlagen, gfangen. Darnach ist er nach etlich tag erbätten 91 , köpfft und dannthin 92 geviertheilt. Heißt Panthaleon Lybrock 93 von Lindow. Hatt bekennt, das imm der amptman von Prägetz 94 Wolff N. 95 genannt, 3'000 kronen uff den mord verheißen hab. Gott aber hatt es wunderbarlich fürkommen 96

M. Michel Cellarius ist auch imm läger gsin 97 und ongfar 98 darzu kommen, das er ein Eidtgnoßen uß den Länderen 99 der über friden geschlagen, 100 vom strick erlößt hatt.

Am 1. 101 octobris ist der keiser uffbrochen und den nechsten 102 uff Nörlingen l (ist 3 myl von Tonawerd) l102 zu zogen, der meinung, zum wenigsten die statt zu eroberen, damitt er danndhin uff das Wirtenbergerland dester bas kommen möcht. 104 Die unseren aber sind imm stracks 105 nachzogen und den

i Klammern ergänzt.
k
l-l —j In der Vorlage schich. — hand Fehlt in der Vorlage. Am Rande nachgetragen. Klammern ergänzt.
83 Kriegsknechte.
84 holen.
85 Hier im Sinne seines Schlafraumes.
86 plötzlich; s. SI II 103 s.v. gächling.
87 Denn.
88 ihnen.
89 beinahe. 90 zu Falle gebracht.
91 wohl: unter Folter befragt (worden).
92 daraufhin.
93 Richtig: Ebner (Leibrock war vielleicht sein Beiname). — Zu dieser Begebenheit s. Nr. 2607,3-7. 94 Bregenz.
95 Wolfgang Kantz.
96 verhindert.
97 gewesen.
98 zufällig.
99 aus den drei katholischen Landorten Uri, Schwyz und Unterwalden; s. SI III 1298.
100 der über friden geschlagen: obwohl der Streit [in den der Verurteilte verwickelt gewesen war] geschlichtet war; s. SI I 1277.
101 Richtig: Am 2.; s. Nr. 2607, Anm. 31.
102 den nechsten: direkt (mit lokaler und gewiss auch mit temporaler Bedeutung); vgl. Fischer IV 1868 s.v. nach (Superlativ).
103 Richtig: etwa 30 km.
104 Eine ähnliche Meinung wird in Thomanns Brief an Zürich vom 28. September und 7. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 48 bzw. 70) und im Brief des Konstanzer Rates an Zürich vom 6. Oktober (aaO, Nr. 69) geäußert. Das Gerücht wurde wohl vom kaiserlichen Lager aus verbreitet. Vielmehr galt es damals, das Heer der Schmalkaldener aus seiner vorteilhaften Position in der Nähe von Donauwörth herauszulocken, um dann selbst diese Stellung einnehmen zu können; s. Schüz, Donaufeldzug 57.
105 sofort (nämlich am 3. Oktober, sobald sie von dem Abzug des Kaisers erfahren hatten).


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von Nördlingen enbotten, das si sich nitt ufgebind; si komind! Also hand si den keiser fürzogen 106 und vor imm gen Nördlingen kommen. Als der keiser selchs gsehen, hatt er sich bi Wendungen 107 uff einem berg gelägert.

Uff den 4. octobris habend die unseren den gantzen huffen inn ein schlachtordnung gstelt, nitt anders vermeint, dann der keiser wölt treffen 108 . Als aber der keiser ab dem berg die macht gesehen, hatt er die nuß nitt wellen beißen 109 . Die unseren sind 5 stund inn der schlachtordnung gstanden gantz beging zue schlahen. Man sagt wunder von den knechten, wie lustig 110 si syendt.

Am 5. m octobris hatt es ein hefftigen scharmutz gen 111 , daran si hefftig antroffen 112 , den keiserschen bis in 80 man, auch etlich namhafftig lüt, erlegt. Doch ists uff unserem theil auch nitt on schaden abgangen. Hertzog Albrecht von Brunschwig, so uff unser syten, ist durch den einen n baggen gestochen worden. 113 Si liggend auch uff hütt diß tags so nach an einanderen, daß si einander ins läger sehen mögind.

Was darus werden wil, weiß ich nitt. Vil lüten gfalts nüt. Die herren 114 endtschulgend unser volk 115 hefftig, das man nitt anders könn handlen. Ich beflichs dem herren, dann ich sich 116 wie ytel alle mentschliche wysheit und macht ist. 117 Der keiser brennt hefftig gantze dörffer ab. 118 Ist ein selcher jamer mitt armen lüten, das es gott billich erbarmen wirt. Man hatt imm

m 5 Von Haller
n aus 4 korrigiert. Über der Zeile nachgetragen.
106 überholt.
107 Wemding (Donau-Ries, Bayern), 18 km östlich von Nördlingen.
108 kämpfen. —Siehe dazu die Ausführungen in Nr. 2616,45-86.
109 Vgl. Wander III 1074, Nr. 59, und ähnliche Sprichwörter.
110 motiviert.
111 gegeben.
112 gegeneinander gekämpft (haben). —Siehe dazu Nr. 2616,87-100.
113 Prinz Albrecht von Braunschweig-Grubenhagen, Sohn von Philipp I. von Braunschweig-Grubenhagen, in den damaligen Quellen des Öfteren als Albrecht von Lüneburg bezeichnet. Er wurde am Abend des 5. Oktober schwer verwundet und starb um den 8. Oktober an seinen Verletzungen; s. Nr. 2616,90-92; Nr. 2618,9f und Anm. 12; Thomann an Zürich, 6. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 67); Konstanzer Rat an Zürich, 8. Oktober (aaO, Nr. 74); Lebensbeschreibung des berühmten Ritters Sebastian Schärtlins von Burtenbach, hg. v. [Christoph Siegmund von Holzschuher], Frankfurt aM/Leipzig 1777, S. 127 und Anm. c
(die dort angeführten Angaben zum Umstand des Todes erscheinen angesichts der hier möglich gewordenen genaueren Datierung dieses Ablebens unglaubwürdig).
114 Die Augsburger Ratsherren.
115 Heer.
116 sehe.
117 Vgl. 1 Kor 1, 19f; 2, 6.
118 So auch in dem oben in Anm. 104 und Anm. 113 erwähnten Brief Thomanns, in dessen Briefen vom 7. und 10. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 70, 76) und in den Briefen des Konstanzer Rats an Zürich vom 8., 11. und 14. Oktober (aaO, Nr. 74, 78, 83). Laut Thomanns Brief vom 10. Oktober hat der Kaiser am 8. Oktober im Lande des Grafen Ludwig XV. von Oettingen und dessen Sohnes Ludwig XVI. (der "Igel"), die dem Schmalkaldischen Bund angehörten, Dörfer abbrennen lassen. Laut dem Brief Konstanz' vom 11. Oktober sollen etwa 25 Dörfer in Brand gesteckt worden sein. Vgl. ferner Viglius van Zwichem 145, Anm. 11, sowie Paulus, Schertlin 72.


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auch diser tagen einen etliche große stuck büchsen abgerennt und abgewunnen. 119

Was die Eidtgnoßen an der Klus 120 handlind, ist mir unbewüsst 121 ||34r. , || dann das ich vernimm, das si hinleßlich 122 mitt iren sachen umbgangind. Die houptlüt 123 sind buben 124 . Wend all rych werden. 125 Machend damitt der gantzen Eidtgnoschafft ein bösen nammen. Ich welt, si werind all daheim, sos nitt anders wend 126 . Thund nüt dann einanderen selb Iam howen 127 , und dem fynd thund si nüt. Sonst lopte mans wol der zucht, trüw und eeren halb. Ich muß mengs 128 hören, da ich lieber welte mitt füßen inschlahen 129 .

Sonst hab ich uff diß mal nüt nüws, dann das man zu Tillingen 130 , da der bischoff 131 gseßen ist, etlich gält vermuret funden hatt mitt anderen kleinaten 132 ; weiß aber nitt, wie vil. Item das das schloß Wolffenbütel uff dem boden ußgerütet 133 und zerrißen ist glich in anfang diß kriegs. 134

Zollerum 135 per literas aliquando amice monui de his, quae de eo dicebantur, sed quam inde retulerim ab ipso gratiam, nolo dicere. Si saperet, aliter ageret.

Nunc de fratribus nostris. 136 Advenerunt 22. septembris, sicuti in prioribus significavi literis 137 . Senatus ipsos honorifice excepit 12 vini cantharis 138 . Unum tantum diem fuerunt in diversorio publico. Reliquum tempus egerunt mecum dominis ita consulentibus. Ego puto me meum erga ipsos praestitisse officium. Admonui, ut se nostrae in rebus externis accommodarent ecclesiae, et, qualiter hic populus sit ducendus, monui: doctrinae scilicet integritate, puritate synceritateque morum, quos supra modum observant nostri -qualiter quis vivat. In doctrina nihil in eis desydero, nisi quod Svitzerus

119 Zu den Begebenheiten, die sich zwischen dem 3. und 5. Oktober ereigneten, s. die Beilage zu Nr. 2616; und die höchst interessanten Berichte des mit dem Lager ziehenden Augenzeugen Thomann in seinen Briefen vom 3., 4., 5. und 6. Oktober, erhalten jeweils in Zürich StA, A 177, Nr. 62, 63f (Nr. 64 ist die Beilage zu Nr. 63), 66 und 67; Schüz, Donaufeldzug 61-68.
120 Klause Ehrenberg.
121 unbekannt.
122 fahrlässig.
123 der eidgenössischen Fähnlein bei Füssen; s. dazu Nr. 2606,63-67; Nr. 2610,45-57; Nr. 2618,12-23.
124 Spitzbuben, Bösewichte.
125 Vgl. schon HBBW XVII 497,131-135.
126 sos nitt anders wend: wenn sie (sich) nicht anders (benehmen) wollen.
127 Iam howen: lahm hauen (schlagen).
128 Manches.
129 mitt füßen inschlahen: (selbst) in den Krieg ziehen (in Anlehnung an Nr. 2619,36f).
130 Dillingen, das am 23. Juli von den Schmalkaldenern eingenommen wurde; s. HBBW XVII 268, Anm. 26.
131 Otto Truchsess von Waldburg, Bischof von Augsburg.
132 Wertgegenständen.
133 zerstört; vgl. SI VI 1810.
134 Siehe dazu schon HBBW XVII 255 und Anm. 54.
135 Der Zürcher Hans Wilpert Zoller d.J., der damals als Fähnrich im Dienste Sebastian Schertlins stand und einer Affäre mit einer Dirne bezichtigt wurde; s. HBBW XVII 377.
136 Die oben in Anm. 3 erwähnten Pfarrer aus Zürich.
137 Mit seinem Brief vom 22. September (HBBW XVII, Nr. 2596 —bes. S. 492,3f).
138 Kannen (Ablativ).


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139 ultima, quam habuit, concione supra modum acerbe invectus est et imprudenter quidem (sicut Clauserus Isnae) o140 in nostratium mores. Qua concione ut multos offendit, ita plurimos etiam, qui huiusmodi applaudunt rusticanis concionibus, erexit, ut illum ultra incitent erga ditiores. Vellem ipsum modestius egisse ab initio - quam virtutem valde in ipso desydero. Adhaec in dies fere publicum hospitium ingressi (praeter mensam meam) potarunt et epulati sunt. Hoc profecto magnam faciet authoritatis omnium nostrum iacturam. Laurentius 141 etiam homo capitosus est. Alioqui doctus et pius. p Exilem tamen sive nimis acutam habet pronunciationem p . Romanus 142 senatui nostro placuit propter pronunciationem et simplicem atque apertam thematum tractationem.

29. q septembris habuimus in aedibus meis conventum. Propositi ipsis articuli decem, ex quibus ille de coena domini, licet intricatus; receptus tamen est ab ipsis pio sensu (in quo articulo ita seipsum nobis aperuit Musculus 143 ut nunquam antehac, aperte negans et carnalem praesentiam, et nullam graham signis alligatam contendens, ita ut in stuporem versi sint aliqui ex fratribus scientes eum ante annum aliter sensisse r . Ita spero dominum deum partes nostras 144 non prorsus deserturum. Gott wett , das es in allen kilchen in Tütschland also stüende! Vellem ergo et anxie quaero, ne forte hii sua importunitate mihi destruant, quod ego hactenus modestia s , constantia et patientia multa aedificavi) t 145 Ita in gremium nostrum recepti. Tandem a senatu stipend[ium]u ||34v. ipsis decretum 200 fl. annuatim ea conditione, ut nunc in urbe serviant ecclesiis, sicuti ipsis a dominis fuerit iniunctum, donec pacata re ecclesias etiam instruant rurales. Tum, si forte ipsis 146 visum fuerit eos alio mittere et praeficere suae ditionis parochiis, ne hoc suscipere graventur. Petierunt etiam, ut obligarent se eis iuxta formam 147 quandam certam, qua caeteri omnes sunt obligati. Sed quia hoc ipsis erat adversum et molestum nec a me etiam fuerit illa obligatio exacta, etiam ipsis hoc liberum permissum est. Tandem, cum cuperent ad res suas disponendas Tigurum redire, 30 fl. a dominis Tigurinis ipsis mutuo datos eis reddiderunt (sicut in meis 148 , ut

o Dieses und das nächste Paar Klammern ergänzt.
p- p Am Rande nachgetragen.
q Auf der Zeile, vor gestrichenem In octobrem eingefügt.
r In der Vorlage sentisse. —
s Nach gestrichenem multa.
t — Klammern ergänzt.
u Textverlust durch Papierverlust.
139 Rudolf Schwyzer d.Ä.
140 Anspielung auf Konrad Klausers kurze, missglückte Erfahrung in Isny von Oktober 1545; s. HBBW XV 570f und Anm. 5; 591 f: 602. — Diese Stelle trägt zu einem neuen und besseren Verständnis dieser Angelegenheit bei, als die Briefe in HBBW XV es erlaubten.
141 Lorenz Meyer.
142 (Hans) Thoman Ruman. — Die hier von Haller verwendete Namensform "Romanus" scheint die Hypothese eines ursprünglichen
Familiennamens wie "Römer" zu begünstigen; s. dazu die Diskussion in HBBW XVII 418, Anm. 21.
143 Wolfgang Musculus.
144 wolle.
145 Vgl. Nr. 2640,46-53.
146 den Augsburger Ratsherren.
147 Die Augsburger Kirchenordnung; s. schon HBBW XV 651; 657f und Anm. 1; 675— 677; 691; 693; HBBW XVI 79; 83; 253.
148 In dem oben Z. 3 erwähnten, nicht erhaltenen Brief Bullingers.


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hoc impetrarem, rogasti literis) v singulisque 20 addiderunt fl., adhaec omnes, quos fecerunt sumptus vel mecum vel in hospitio, ipsi solverunt domini. Sic igitur instructos remittimus eos ad vos, 149 ea tamen conditione (hoc enim vehementer domini urgent), ut quamprimum rebus compositis huc remigrent et nobis succurrant laborantibus.

Haec in sinum tuum effundo, ne te lateret, quomodo se gesserint. Bene ipsis volo, et nisi bene vellem, nollem ipsos mores suos mutare; ne ergo me haec tibi scripsisse ipsis indicato. Ego profecto res eorum, quanta potui diligentia, promovi, sicut res ipsa testatur.

Interim, dum illi sunt nobiscum, veniunt etiam ex Basilaea Lepusculus 150 et Hieronymus Guntius 151 , quorum causa, quia serius venerunt, nondum est finita. Quid cum ipsis agatur, in postmodum etiam scribam.

Gester 152 hatt man ein 153 wellen richten. Und wie man zgricht gsessen ist, ist ein für 154 ufgangen in miner herren gießhus, da man fürwerch 155 macht, rasen 156 , kuglen, etc. Ist als 157 zersprützt 158 , großer schad gschehen. Desyderantur adhuc hodie 5 personae. Weißt man nitt, obs hinweg oder verbrunnen sind. Causae illius capitalis exequutio reservata est in crastinum.

Glich nachdem ich das gschriben, kumpt ein gschrei, das man gester aber 159 gscharmützt hab. Weiß doch den grund 160 noch nitt. Si comperero ante abitum eorum, wil ich noch ein brieffli drin stoßen. 161

Helvetiorum dissidium 162 est perniciosissimum, non tam ipsis quam nobis. Miror, quid miseri illi homines 163 tandem sibi promittant, quod reges et principes, imo deum ipsum sua conantur terrere grandiloquentia. 164 Arbitror

v Klammern ergänzt.
149 Siehe dazu oben Anm. 25.
150 Sebastian Lepusculus. Siehe dazu HBBW XVII 519 und Anm. 82. — Er wurde beauftragt, Leonhard Bächlin an der Barfüßerkirche beizustehen; s. Roth, Augsburg III 397. Mit Gunz verließ er Augsburg am 24. Oktober (mit einem Schreiben des Augsburger Rats für den Basler Rat vom 21. und Hallers Brief Nr. 2640; s. Nr. 2643,1f), um seine Familie aus Basel nach Augsburg zu holen. Am 14. November oder kurz darauf reiste er aus Basel mit Empfehlungsbriefen vom Basler Rat (13. November) und von Sebastian Münster (14. November) ab. Er wirkte in Augsburg bis Ende Juli 1548; s. Nr. 2640,55f; Roth, Augsburg III 422f. Anm. 59; 541; Gast, Tagebuch 291f, Anm. 59; AK VIII, S. XXXVIII zu Nr. 3442.
151 Zu Hieronymus Gunz s. HBBW XVII 519 und Anm. 83. — Er sollte schließlich nicht in Augsburg angestellt werden; s. Roth, Augsburg III 397; 422f, Anm. 59.
152 Am 5. Oktober. An diesem Tag ereignete sich nämlich die hier erwähnte Explosion des "Gießhauses"; s. Von Stetten, Augsburg 400.
153 Unbekannt.
154 Feuer.
155 Munitionen, Sprengkörper.
156 Lauffeuer; s. SI VI 1280.
157 alles.
158 explodiert.
159 erneut.
160 Genaueres.
161 Dazu kam es nicht.
162 Zu den damaligen Spannungen zwischen den protestantischen und den katholischen Orten s. HBBW XVII 29 und zuletzt Nr. 2605,15; Nr. 2606,46-48.
163 Gemeint sind die Behörden der Innerschweizer.
164 Anspielung auf das Gespräch zwischen den Innerschweizern und dem französischen Gesandten Antoine Morelet du Museau in Baden (s. Bullingers Berichte


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etiam tandem implendam eorum mensuram. 165 Si werdend dem Frantzosen 166 nitt liederlich 167 urlob gen.

Gott alles trosts 168 und fridens 169 welle sin herd trülich erhalten 170 durch Christum Iesum. Ille prora et puppis 171 est! Wo er den wagen selb nitt halt, so wirt all unser fart schelb gan. 172 Salutant te fratres, d. Lepusculus, d. Xystus 173 , Cellarius, Bernhardinus 174 et Musculus. Saluta tu eos, qui vobiscum sunt, fratres, diligentissime omnes meque ipsis commendato fideliter. Augustae Vindelicorum, anno salutis 1546.

Tui studiosissimus loan. Hallerus.

[Ohne Adresse.]175