Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1524]

Johannes Pistorius an
Bullinger
Regensburg,
30. Mai 1541

Autograph: Zürich StA, E II 350, 405-408 (Siegel) Ungedruckt 1

Hat sich über Bullingers Brief gefreut und die Mahnungen der Zürcher Pfarrer aufmerksam entgegengenommen; ihre Anteilnahme veranlasst ihn zum nachfolgenden Bericht. Kaiser Karl [V.] lehnte die von den Augsburgischen Konfessionsverwandten gewünschte Fortsetzung des Wormser Gesprächs ab und schlug vor, von ihm ausgewählte Delegierte sollten die Verhandlungen führen, ohne die Entscheidungen der Fürsten zu präjudizieren. Dem paritätischen Ausschuss gehörten Julius Pflug, Johannes Eck, Johannes Gropper, Philipp Melanchthon, Martin Bucer und Pistorius selbst an; zu Präsidenten wurden Pfalzgraf Friedrich und [Nicolas Perrenot, Herr von] Granvelle bestimmt, zu Beisitzern Graf [Dietrich IV.] von Manderscheid, Eberhard Rüdt [von Collenberg], die Kanzler von Kurpfalz, Sachsen und Hessen [Heinrich Hase, Franz Burchart und Johann Feige] sowie Jakob Sturm. Pfalzgraf Friedrich legte im Auftrag des Kaisers ein Buch vor, das den Verhandlungen zugrunde gelegt werden sollte; trotz dessen Mängeln konnten die protestantischen Kolloquenten das Gespräch darüber nicht verweigern, auch wenn sie lieber vom Augsburger Bekenntnis ausgegangen wären. Über die Lehre vom Menschen und von der Sünde gab es keinen Streit, doch der Rechtfertigungsartikel beruhte auf fragwürdigen Väterzitaten und war widersprüchlich, weshalb man sich vom vorgelegten Text abwandte; schließlich konnte man sich auf eine Formel über die Rechtfertigung aus dem Glauben einigen. Darauf musste mit der Diskussion des Buches fortgefahren werden; beim nächsten Artikel, der die Unfehlbarkeit der Konzilien behauptete, kam es zum Streit über die Autorität von Kirche und Konzilien, worauf die Protestanten ein Gegenvotum einlegten und die Diskussion vertagt wurde. Über die Lehre von den Sakramenten im Allgemeinen, etwa über deren Siebenzahl und unterschiedliche Notwendigkeit, wurde wenig gestritten, wohl aber über die Wandlung des Abendmahlsbrotes und dessen Verehrung; auch diese Frage wurde aufgeschoben. Heftig gestritten wurde über die Aufzählung der Sünden bei der Beichte und die Bußleistungen, weshalb die Protestanten ein ausführliches Gegenvotum vorlegten. Betreffend Firmung und Krankensalbung wurde auf die Apologie [des Augsburger Bekenntnisses] verwiesen. Über Papst, Bischöfe, Heilige, Messe, Priesterehe und kirchliche Ordnungen verfassten die Protestanten ebenfalls Gegenartikel; als bereits keine Hoffnung auf Einigung mehr bestand, besprach man noch den Artikel über die kirchliche Disziplin und bereitet nun einen Bericht an den Kaiser vor; das Gespräch endete am 28. Mai. Wie die Sache ausgehen wird, steht bei Gott; die Vermittlungsversuche von Weltweisen, die sich auf die Menschengebote der Väter und der Konzilien statt auf Gottes Wort stützen, schaden der Reinheit der Religion. Der Kaiser wendet sich wieder verstärkt dem papistischen Aberglauben zu; Pistorius will an Gottes Wort festhalten und bittet um Leitung durch den HI. Geist. Begrüßt Bullingers Entschluss, die Evangelien zu kommentieren, dankt für sein Geschenk und will sich nun noch vermehrt Gwalthers annehmen. Grüße.

Graciam a deo patre nostro per Christum in spiritu sancto.

Summa cum voluptate tuas a legi literas ad me perscriptas. 2 Arrectis auribus summaque cum reverentia percepi admonitionem tum amicam tum

a tuas verschrieben und über der Zeile wiederholt.
1 Vgl. jedoch Anm. b.
2 Gemeint ist ein an Pistorius persönlich gerichteter Brief; vgl. oben Nr. 1523, 10-12 mit Anm. 4.


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christianam, qua domini et fratres nostri observandissimi, Tigurinae ecclesiae ministri, una tecum nos omnes exhortati sunt, 3 ut sancte, ingenue, vere, perspicue, integre, libere et prudenter summi regis Christi causam Ratisbonae agamus et, cum Christi ministri simus, domini rationem inprimis habeamus, in omnibus consiliis et factis nostris verbum domini spectemus. Cum igitur intelligam vos pie de nobis esse sollicitos cupereque causam communem promotam atque orare pro nobis iam decertantibus, non potui non te certiorem reddere de omnibus iis, quae hactenus in causa religionis hic facta sunt. b

Initio conventus, postquam imperator Carolus exposuit se deliberationes institui velle de controversiis ecciesiasticis dirimendis, 4 coniuncti Augustanae confessioni petierunt pertexi disputationem Wormatiensem, 5 ut ex ea explicatione imperator et principes cognoscere possent, et quae res veniant in controversiam et qui sint fontes. Quomodo enim eligi verae sententiae a principibus possunt, nisi res hoc modo collatç et diserte c explicatae eis proponantur? Sed hoc consilio repudiato 6 imperator ostendit se paucos quosdam d delecturum esse, non ut sentenciae inter se pugnantes defenderentur, sed ut quaereretur e , quae dogmata conciliari possint. Ac ne quid periculi esset f ex hac deliberatione partibus, prefatus est se velle non teneri quenquam his deliberatis nec vim ea preiuditii habere, sed omnia rursus ad consilium principum referenda esse. Postulavit item, ut sibi permitteretur, quo g suo iuditio, quos vellet, deligeret. [...]h

Et testatus est imperator velle se inquiri veritatem, et in delectu hac usus est aequitate: Ex 1 pontifitiis tres delegit, lulium Pflug, Moguntinensem canonicum, d. Ioannem Eccium, d. Ioannem Gropperum Coloniensem; his

b Der folgende Bericht (Z 12-97) stimmt großenteils wörtlich mit jener "Historia Conventus Ratisponensis" überein, die Melanchthon am 24. Mai an Herzog Albrecht von Preußen sandte (gedruckt: MO IV 330-333, Nr. 2246 [MBW 2705]; vgl. auch MO IV 570-574, Nr. 2333 [MBW 2767], erster Teil). Abweichungen von Melanchthons Bericht (zit.: M) sind nachfolgend nur verzeichnet, sofern sie über Schreibvarianten und Wortumstellungen hinausgehen.
c In der Vorlage disertae.
d quosdam fehlt in M (vgl. aber MO IV 330, Anm. 2).
e M: quaererentur.
f Vor esset ein gestrichener Buchstabe.
g M: ut.
h Pistorius übergeht die kontroverse Diskussion des vom Kaiser vorgeschlagenen Verfahrens.
i-l M: Ex pontificiis tres legit, lulium, Eccium, Gropperum. His addit ex altera parte tres, Philippum, Bucerum, et Nidanum pastorem.
3 Zum kollektiven Schreiben der Zürcher Pfarrer an die in Regensburg versammelten Theologen vgl. ebd., Z. 5-8 mit Anm. 3.
4 Zur Proposition vom 5. Juni vgl. oben Nr. 1496, 61-64 mit Anm. 8; 1497, 41-44.
5 Das Wormser Religionsgespräch war gemäß kaiserlichem Befehl vom 15. Januar abrupt abgebrochen worden (vgl. oben Nr. 1459, Anm. 2). In ihrer am 9. April überreichten Antwort auf die Proposition des Kaisers (vgl. oben Nr. 1496, Anm. 10) baten die Protestanten um dessen Fortsetzung.
6 Am 11. April; vgl. MO IV 161f, Nr. 2184.


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addidit ex nostra parte d. Philippum Melanchtonem k , Martinum Bucerum et me. l Petitum est, ut addantur principes ceu gubernatores colloquii et aliqui auditores seu testes, ut acta recitari possent m fidelius tum imperatori tum aliis principibus. Delecti sunt gubernatores dux Fridericus Palatinus 7 et Granvellas n8 , adiuncti quoque o auditores comes de Manderschied 9 , Eberhardus Rode p10 Moguntinus q , cancellarius Palatini electoris r11 , cancellarius Saxonicus 12 , cancellarius Hessiacus Iacob Sturmius Argentinensi s .

Dux t Fridericus initio colloquii 14 adhortabatur nos delectos, ut sedatos et pios animos ad tantae causae deliberationem adferremus et dirimere controversias studeremus u/v narrans w , ipsi imperatori tot iam annos eam rem maxime x curae fuisse eoque multorum doctorum et bonorum explorasse sententias.

k Melanchtonem über der Zeile nachgetragen.
m M: possint.
n M: Granvelus.
o quoque fehlt in M.
p M: Eberardus Rhude.
q Moguntinus fehlt in M (vgl. aber MO IV 331, Anm. 15).
r electoris am Rande nachgetragen.
s Argentinensis fehlt in M.
t-v M: Initio congressus Dux Fridericus rursus adhortatur delectos, ut sedatos et pios animos ad tantam deliberationem adferant, et dirimere controversias studeant.
u studeremus in der Vorlage korrigiert aus studeamus.
w M: Narrat.
x Wohl als maxime zu lesen (M: maximae).
7 Pfalzgraf Friedrich II.
8 Nicolas Perrenot, Herr von Granvelle.
9 Graf Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden, gen. der Weise, 1481-1551, herrschte ab 1501 über ein nicht großes, aber wegen seiner Bergwerke bedeutendes Territorium. Der gebildete, erasmianisch geprägte Graf war kölnischer Rat und nahm im Auftrag von Erzbischof Hermann von Wied an zahlreichen Reichstagen teil. Daneben stand er auch im Dienst Kaiser Karis V. Dank seiner irenischen Haltung genoss er auch auf protestantischer Seite Vertrauen. — Lit.: Jean Rott, Politique rhénane entre Habsbourg et Valois: Le rôle du Comte Dietrich IV de Manderscheid-Schleiden (1501-1551),
in: ders., Investigationes historicae. Eglises et société au XVIe siècle. Gesammelte Aufsätze zur Kirchen- und Sozialgeschichte, hg. v. Marijn de Kroon und Marc Lienhard, Bd. II. — Société Savante d'Alsace et des Régions de l'Est, Collection "Grandes publications", Bd. XXXII, Straßburg 1986, S. 339-361.
10 Eberhard Rüdt von Collenberg (Rüd von Kollenberg) geb. um 1507, gest. 1567, stand spätestens 1525 im Dienst des Erzstiftes Mainz. 1531 wurde er Amtmann zu Gamburg und Tauberbischofsheim, 1533 wird er erstmals als kurmainzischer Vizedom zu Aschaffenburg erwähnt, und ab 1540 ist er als Hofmeister in Mainz bezeugt. In diesem Amt gelangte er zu hohem Ansehen und Einfluß. — Lit.: Walther Möller, Stamm-Tafeln westdeutscher Adels-Geschlechter im Mittelalter, Bd. 3, Darmstadt 1936, Tafel CXXXVII; Die Protokolle des Mainzer Domkapitels, Dritter Bd., hg. y. Fritz Herrmann, Darmstadt 1932 (Nachdruck: Darmstadt 1974), Reg.; PA, Reg. Für freundliche Auskünfte danken wir Frau Gabriele Enders, Eichenbühl (Kr. Miltenberg).
11 Heinrich Hase, kurpfälzischer Kanzleiverwalter.
12 Franz Burchart.
13 Johann Feige.
14 Am 27. April; vgl. oben Nr. 1510, Anm. 26.
15 Gemeint ist das Regensburger Buch; vgl. oben Nr. 1523, 70-76 mit Anm. 31 und 33.


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Cum igitur quidam exhibuerint ipsi scriptum 15 , quod propter moderationem aliorum consiliis durioribus antetulerit, velle imperatorem, ut nobis y delectis 406 || liber ille proponatur, qui quasi viam monstret ad dirimendas controversias. Liber est exhibitus aequissima conditione, ut, quae non probarentur nobis, dicere z et censuram addere liceret aa Et ab si autem nobis tribus, Philippo scilicet, Bucero et mihi tucius videbatur ac percurrere Augustanam confessionem 16 , tamen cum alii librum anteferrent et incivile videretur nolle inspicere scriptum quantumvis flexiloquum et fucosum (deflectit enim ille liber nimium a simplicitate scripturae ad moderationes humanas et compositiones obscuras), at ad propositum ab imperatore sine iniquis conditionibus, convenit, ut liber legeretur et ordine dicerentur sententiae.

Initia ae17 non habebant controversias de creatione et lapsu hominis, de causa peccati, de libero arbitrio, de vitio originis et concupiscentia in renatis. af De his locis nunc quidem rixae nullae fuerunt. Sequutus est locus de reconciliatione seu iustificatione hominis, de quo farrago illa neutra parte ag satisfaciebat et ah pleraque erant obscura, impropria et flexiloqua 18 (perpetuo enim autores huius scripti usi sunt dictis patrum, qui, uti scis, non solum sepissime male sentiunt propter temporum consuetudines praesentes tradiciones et opiniones durius defendendo, verum etiam plerumque non satis perspicue dicere potuerunt, quod volebant) ai . Quare alias videbatur ak recte dicere: "fide propter Christum iusti sumus", alias contra: "propter donatas virtutes iusti sumus", quemadmodum Thomas 19 aut Plato loqui solet al 20 . Seposito igitur libro de summa rei libere disputatum est et tandem ad formulam decursum, in qua recepta et explicata est sententia "fide propter Christum gratis iustificamur, non propter virtutes nostras". 21

Cum de hoc loco convenisset, redire ad librum iussi sumus. Lectus est locus sequens de ecclesia. Ut am facilius obtineri sequencia possent, insidiose addita est hypothesis communem consensum ecclesiae et synodos legittimas

y nobis fehlt in M.
z-aa M: dicere liceret, et censuram adderemus.
ab-ac M: Etsi autem tutius videbatur nonnullis ex delectis.
ad quantumvis flexiloquum bis at fehlt in M.
ae--af M: Initia non habebant controversias de conditione hominis, de lapsu, de libero arbitrio, de causa peccati, de vitio originis.
ag M:neutriparti.
ah M: et quia novas quasdam sententias continebat, et quod.
ai Die Klammerbemerkung fehlt in M.
ak M: ut alias videretur anstelle von Quare alias videbatur.
al M: ut Thomas seu ut Plato loquitur anstelle von quemadmodum Thomas aut Plato loqui solet.
am M: Hic ut.
an M: non errare anstelle von errare non posse.
16 BSLK 31-137.
17 Zu den Einzelheiten des Gesprächs vgl. auch den Bericht Rudolf Gwalthers, oben Nr. 1523, 69-120.
18 Vgl. oben Nr. 1523, 82f mit Anm. 37.
19 Thomas von Aquin.
20 Zur Vermischung von traditionellen und reformatorischen Elementen in der ursprünglichen Fassung des Rechtfertigungsartikels vgl. Lexutt 176-215.
21 Vgl. oben Nr. 1523, Anm. 38.


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errare non posse an . Hic magnum certamen ortum est de autoritate ecclesiae et conciliorum ao . Cumque per aliquot dies de hoc loco diligenter disputassemus ap , nos tres conscripsimus contrariam sentenciam. 22 Oblato hoc scripto iussi sumusa aq reiicere hanc ar partem in aliud tempus.

Postea as lectus locus est de sacramentis, in quo insidiose et tacite at numerum sacramentorum septenarium invexerunt autores libri illius, distinctione tamen quadam addita, quaedam scilicet esse necessaria, quaedam non necessaria, et quoniam hic locus generalia tantum contineret, non admodum pugnatum est. Cum autem ventum esset au ad coenam domini, rixae ortae sunt gravissimae de conversione substanciae panis, de repositione seu reservacione, de adoratione, de circumgestatione et an sacramenta extra actionem seu usum sint sacramenta. av Tandem aw reiecta est et hec disputacio a gubernatoribus colloquii ax in aliud tempus.

Postea acerrima contencio de re non magna sequuta est, videlicet ay , an in confessione, ut vocant, sit necessaria delictorum enumeratio, item de satisfactione castigatoria, an in occultis peccatis etiam sit necessaria az . Defendebaturba ab adversariis regnum ||407 tum confessionum tum satisfactionum bb vel propter autoritatem ordinis sacerdotum vel propter culinas monachorum. Quare a nobisi bc exhibita est contraria sententia copiose explicata.

Facta bd est et mentio in libro illo chrismatis in confirmacione et olei infirmorum; 24 verum iis in locis pacifice diximus nostram sententiam et ad Apologiarn 25 nostram nos retulimus. be

Ventum bf est ad locos de primatu papae, de potestate episcoporum, de invocatione et mentis sanctorum, de sacrifitio missae seu de oblatione in coena domini applicanda pro aliis, de missis privatis, de veraque specie, de coniugio presbyterorum bg , de statutis et ritibus ecclesiae. bh De quibus materiis

ao de autoritate ecclesiae et conciliorum fehlt in M.
ap-aq M: disputassemus, et pars delectorum scripsisset contrariam sententiam, iussi sumus.
ar Vor hanc gestrichenes in.
as-av M: Lectus est locus de Sacramentis, in quo cum ventum esset ad coenam Domini, rixae ortae sunt de conversione substantiae panis.
at tacite am Rande nachgetragen.
au esset korrigiert aus est.
aw Tandem fehlt in M.
ax a gubernatoribus colloquii fehlt in M.
ay videlicet fehlt in M.
az item de bis necessaria fehlt in M.
ba-bb M: Defendebatur regnum confessionum a nonnullis.
bc M: Sed ab aliis anstelle von Quare a nobis.
bd-be Von Facta bis retulimus am Rande nachgetragen; fehlt in M.
bf-bh M: Ventum est ad locos de potestate Episcoporum, de invocatione sanctorum, et de oblatione in coena Domini, seu de adplicatione Missae, ut vocant.
bg Vor presbyterorum gestrichenes ecclesiae.
22 Vgl. oben Nr. 1523, Anm. 41.
23 Vgl. oben Nr. 1523, Anm. 50.
24 Vgl. MO IV 216. 220 bzw. ARCEG VI 67f. 72.
25 Gemeint ist der entsprechende Abschnitt der Apologie des Augsburger Bekenntnisses (BSLK 293, 9-18).


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cum non potuerit inter nos sex delectos"convenire, rursus bk a nobis tribus exhibitç sunt contrariae sententiae bl . 26 Tandem igitur abiecta spe conciliationis reliquum libri, de disciplina ecciesiastica scilicet bm , percurrimus, et scriptum adornatur, in quo imperatori acta nostra referantur. bn27 Sicque finitum est colloquium nostrum 28. die maii.

Quid autem futurum sit, novit deus optimus maximus, cui causam non tam nostram quam suam simul cum nobis ipsis quottidie sedulis precibus commendamus per Christum orantes, ut nos ab iis impuris conciliationibus prorsus liberet. Video enim impossibile esse, ut non decedat aliquid puritati religionis, quandocunque in conventibus dissidium religionis talibus conciliationibus tollere conantur sapientes mundi, qui nunquam non a divino verbo et ordinatione apostolica ad legum humanarum inextricabile senticetum abducuntur, affixi scilicet dictis patrum et statutis conciliorum, quibus perpetuo mundum dementare conantur. Habes, quae hactenus in his comitiis peracta sunt.

Cesar superstitioni addictus eoque nostra libertate offensus nonnihil obliquis tum nos tum nostros status inspicere oculis incipit et sacra papistica frequentius rursus visitare. Verum vivit adhuc deus, 28 pater domini nostri Jesu Christi, et Christus sedens ad dexteram patris 29 regnat perpetuo, etiam in medio hostium suorum 30 . Huius verbo insistere, inherere et immori firmiter decrevi. Dominus largiatur spiritum suum mihi, qui gressus meos sic stabiliat, ne ullibi vacillans excidam, sed recta ingrediens confessioni Christi pure et pie in finem usque inheream. Amen.

Summo me affecisti gaudio, quod historiam evangelicam tuis illustrare commentariis decrevisti; 31 ignoras enim, quantis suspiriis hactenus ministri ecclesiarum nostrarum ea expetiverint, qui et mecum dominum orabunt sedulo, quo suo spiritu tibi tam fideliter in vinea domini laboranti bo32 adesse dignetur. Tu tantum pergito ecciesiam Christi tuis eximiis donis ornare et illustrare. Munusculum 33 tuum, pignus amicitiae nostrae, gratissimo excepi animo relaturus etiam gratias bp immortales, sicubi licuerit. Gvalterus alias mihi satis commendatus nunc erit commendatissimus, neque dubites me illum recepisse pristino et amore et loco.

bi sex delectos am Rande nachgetragen; inter nos sex delectos fehlt in M.
bk-bl M: rursus erunt contrariae sententiae exhibendae.
bm de disciplina ecciesiastica scilicet fehlt in M.
bn Damit endet Melanchthons Bericht.
bo tam fideliter bis laboranti am Rande nachgetragen.
bp Vor gratias gestrichenes gratas animo.
26 Vgl. oben Nr. 1523, Anm. 54.
27 Vgl. oben Nr. 1523, Anm. 56.
28 Vgl. Ps 18 (17 Vulg.), 47.
29 Vgl. das nizänische Glaubensbekenntnis (BSLK 26).
30 Vgl. Ps 110 (109 Vulg.), 2.
31 Bullinger begann mit der Arbeit an seinem Kommentar zum Matthäusevangelium (HBBibl I 144) laut eigenem Zeugnis am 7. August 1541; s. HBD 31, 23-25.
32 Vgl. Mt 20, 1-16.
33 Möglicherweise ein Zwingli-Bildnis; vgl. oben Nr. 1523, 12-14.


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His vale in domino Iesu quam foelicissime, 408 || amantissime Bulingere, una cum tota domo tua, atque Leonem Iudae, Gasparum Megandrum, Erasmum Fabritium 34 , Conradum Pellicanum, Theodorum Bibliandrum et reliquos Tigurinae ecclesiae ministros, dominos meos et fratres colendissimos, meo nomine salutato quam diligentissime.

Ex Ratispona, raptim, 30. die maii anno 1541.

Salutant vos omnes bq fratres et domini mei, d. Draconites, Dionisius Melander et Anthonius Corvinus.

Ioannes Pistorius Niddanus.

[Adresse darunter:] Clarissimo tum pietate tum eruditione viro d. Henrycho Bulingero, Tigurinae ecclesiae fidelissimo ministro, domino suo colendissimo.