Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1523]

Rudolf Gwalther an
Bullinger
Regensburg,
30. Mai 1541

Autograph: Zürich StA, E II 350, 493f (Siegel), [Beilage:] 439-441 Druck der Beilage: Leo Weisz, Schweizerquellen zur Geschichte des Regensbuger Reichstags 1541, in: ZSKG 28, 1934, S. 98-101

Ist seit dem 27. Mai zurück in Regensburg, wo er freundlich empfangen wurde; die mitgebrachten Briefe und Geschenke wurden mit Freude entgegengenommen und als Ausdruck der wachsenden Gemeinschaft mit den Schweizern geschätzt, nur [Martin] Frecht beklagte sich über eine ausgebliebene Antwort. Konnte dem Fürsten [Philipp von Hessen] den Brief [des Zürcher Rats]persönlich überreichen; der Fürst hat eine Antwort in Aussicht gestellt und ihm erlaubt, sich den hessischen Theologen anzuschließen, er lässt auch Gwalthers Pferd verköstigen und hat ihn über die Verhältnisse in Zürich befragt, wird aber wohl nicht mehr lange in Regensburg bleiben. Das Religionsgespräch ist beendet, und beide Seiten werden Kaiser [Karl V.] ihre Haltung darlegen, wobei kaum Hoffnung auf Erfolg besteht. [Johannes] Eck ist erkrankt. Herzog [Philipp] von Pommern ist angekommen; er gleicht in seiner Standhaftigkeit dem [hessischen] Fürsten. Sonst gibt es wenig Neues; die drei Kolloquenten der Gegenseite sollen wegen ihrer konzilianten Haltung angeblich exkommuniziert worden sein, über eine Unterredung zwischen dem Kaiser und [Philipp von Hessen] wird Gwalther Näheres erst noch erfahren, und über Herzog [Karl III.] von Savoyen hört man nichts mehr. Ist zuversichtlich, was die Sache betrifft, die in einem nach Winterthur gesandten Brief angesprochen wurde; hat die Klage von Erasmus [Schmid?] an Dionysius [Melander]weitergereicht und erwartet, dass sie dem Fürsten bald vorgetragen wird. Verweist auf die Beilage und stellt weitere Nachrichten in Aussicht. Gruße mehrerer Theologen, die auch selbst schreiben werden; [Philipp]Melanchthon plant wegen seiner verstauchten Hand eine Badekur. Aus der Donau wurden sechs ertränkte Spanier gezogen. Grüße. [Beilage:] Der Kaiser hat dem Kolloquium ein Buch zugrunde gelegt, das er von Gelehrten aus Spanien und andern Ländern erhalten haben soll. Bei den ersten Artikeln zur Anthropologie und Sündenlehre gab es keinen Streit. Der Artikel über die Rechtfertigung wurde neu geschrieben. Einige die Kirche betreffende Artikel waren unbestritten; die Frage der Autorität von Kirche und Konzilien wurde vertagt. Über die Sakramente im Allgemeinen, Ordination, Taufe und Firmung konnte man sich einigen. Einem von der Gegenseite vorgelegten Artikel, der sich für die Transsubstantiation und die Verehrung der Hostie aussprach, stellten die Protestanten eine eigene Verlautbarung gegenüber. Ebenso wandten sie sich gegen die Notwendigkeit der Aufzählung der Sünden bei der Beichte und erklärten Bußleistungen für nichtig. Noch weitere Artikel waren kontrovers, sodass die Protestanten auch hierzu Gegenvoten verfassten; am 28. Mai wurde das Gespräch beendet und alles dem Kaiser übergeben. [König] Ferdinand hat Ofen [Buda]fast sturmreif geschossen, doch türkische Truppen stehen schon bei Griechisch Weißenburg [Belgrad]. Papst [Paul III.] vertreibt mit Duldung des Kaisers die [Familie] Colonna aus Rom. Herzog [Wilhelm] von Jülich und Kleve hat [Jeanne d'Albret] geheiratet. Dem Kaiser wurden fünf Supplikationen gegen [Herzog Heinrich] von Braunschweig übergeben; sie betreffen die Mordbrenner, Heinrichs Bruder Wilhelm [von Braunschweig], Goslar, den Bischof von Hildesheim [Valentin von Tetleben] sowie die Beschlagnahmung von Transportgütern. Zu Himmelfahrt (26. Mai] ritten die Fürsten außer [Philipp] von Pommern und dem Landgrafen mit dem Kaiser zum Gottesdienst; wegen eines Rangstreits verließ Markgraf Georg von Brandenburg die Kirche. Am 23. Mai wurde auf die Herberge, in der die hessischen Theologen predigen, ein Brandanschlag verübt; am gleichen Tag trank sich der Hofmeister von Pfalzgraf Philipp [Bern von Hürnheim], ein Feind aller Lutheraner, zu Tode. Die Geistlichen von Regensburg haben Herzog Wilhelm von Bayern um Schutz und Schirm gebeten, doch dieser erklärte sich außerstande, ihnen zu helfen.


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Gratiam et pacem a domino.

Salvum et incolumem divina auxiliante gratia 27. maii a me Ratisbonam advenisse scias, pater colendissime, ubi priorem illam concionatorum erga me benevolentiam magis magisque auctam reperi, principis 1 quoque favorem nostrorum literis 2 magis excitatum. Primo vero omnium communes literas 3 legendas tradidi, quae ita placuerunt, ita animos omnium commoverunt, ut primo statim die per omnium fere nostrae religionis hominum manus distraherentur. Hoc enim unum est, quo omnes gaudent et exultant, quod nunc demum firmam inter se et Helvetios concordiam sperant, imo ceu iam confectam amplectuntur. Has itaque cum tantopere placere cernerem, illico eas, quae ad singulos scriptae erant, 4 subiunxi, quae eo magis placuerunt, quod privatae et propriae quodammodo singulorum viderentur. Placuerunt illis munera mirum in modum. Corvinus Zvinglii imaginem inaurari curavit illico. Idem et reliqui facturi sunt. Unus Frechtus, quod non rescripsisses, 5 conquerebatur; ego negotiorum multitudinem in causa fuisse affirmabam.

Illustrissimum principem Dionysio 6 comitante adii, literas ipsemet tradidi, quas summa gaudio et alacritate accepit et legit illico. Placuerunt haud dubie, quod etiam ex responsione eius brevi intelligetur; id enim sese facturum pollicitus est. 7 Me quoque concionatoribus adesse tamdiu iussit, quoad ipse comitiis intersit. Quin et equum suis impensis ali imperavit. Rogabat me de tua, Leonis 8 et Pellicani valetudine, de mutua Tigurinorum concordia, de Helvetiorum omnium unanimitate, de religione nostra, de spe vestra b de comitiis istis concepta c in , quibus breviter respondebam et succincte, nec displicuit ecclesiarum nostrarum ordo. Quid vero praeterea addiderit, aut certiore nuntio scribam aut in adventum meum reservabo. Non etenim diu me hic haerere posse arbitror. Sunt enim, qui intra mensem principem discessurum affirment. 9 Quid enim ageret, cum nec in d causis suis 10 iuditium

a 27. maii über der Zeile nachgetragen.
b Vor vestra gestrichenes co.
c Vor concepta zwei gestrichene Buchstaben.
d in über der Zeile nachgetragen.
1 Landgraf Philipp von Hessen.
2 In seinem Brief vom 21. Mai dankte der Zürcher Rat dem Fürsten für die freundliche Aufnahme Gwalthers, s. Marburg, Hessisches StA, Bestand 3 (PA), Nr. 1793, f. 40.
3 Die Zürcher Pfarrer sandten ein (nicht erhaltenes) gemeinsames Schreiben an die in Regensburg versammelten evangelischen Theologen; s. auch unten Nr. 1524, 2-8.
4 Auch diese Briefe sind verloren.
5 Frecht hatte Bullinger am 11. April aus Regensburg geschrieben; s. oben Nr. 1496.
6 Dionysius Melander.
7 Ein entsprechendes Schreiben des Landgrafen lässt sich nicht nachweisen. Vgl. auch unten Nr. 1532, 35f; 1534, 77-79.
8 Leo Jud.
9 Landgraf Philipp verließ Regensburg am 14. Juni, s. unten Nr. 1534, 3-5 mit Anm. 3.
10 Gemeint ist der Konflikt des Landgrafen mit Herzog Heinrich von Braunschweig.


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nec poenae adhibeantur, cum religionem vanis hominum consultationibus et illicitis dispensationibus conturbari videat?

Colloquio finis impositus est; 11 nunc utraeque partes scriptis imperatori 12 exhibitis sententiam suam exhibent. 13 Spes concordiae nulla aut minima est. Iam enim demum animos produnt, qui hactenus egregie pietatem simulaverunt.

Eckius febri graviter decumbit et Greek; 14 utinam et peste correptus decumberet!

Appulit paucis ante adventum meum diebus Pomeranorum dux 15 , vir e pius et fortis, qui ||494 solus illustrissimi principis nostri constantiam imitari videtur.

Praeterea nihil hic agitur a principibus aut scriptu aut f lectu dignum, quae res omnium bonorum animos multum angit. Sunt, qui dicant tres papisticae sectae collocutores 16 a papa excommunicatos esse, quod nimis multa nostris inter disputandum concesserint. Fuit hisce diebus cum imperatore princeps noster horas aliquot solus cum solo; 17 quid vero actum sit, adhuc ignoro, quamvis statim experturus sim. De Sabaudiae duce 18 rumor omnis iam conticuit; nescio, quid moliatur aut monstri alat 19 .

Quod literas Vitodurum ad me missas 20 attinet, spes bona est me omnia ea impetrare posse, quae inibi continentur, si modo eo res devenerit, quod tamen multi sperant. D. Erasmi causam 21 Dionysio obtuli, et quantum videre possum, brevi ad principem nostrum referetur; nam et alii multi sunt, qui g de eadem iniuria conqueruntur.

e Vor vir gestrichenes q.
f Vor aut mehrere gestrichene Buchstaben.
g qui korrigiert aus quae.
11 Nachdem man am 22. Mai die letzten Artikel des Regensburger Buches diskutiert hatte (s. MO IV 322f, Nr. 2241; zum Regensburger Buch auch unten Anm. 31 und 33), konnte am 24./25. Mai Bilanz gezogen werden (s. MO IV 335-338, Nr. 2248).
12 Kaiser Karl V.
13 Am 31. Mai wurde dem Kaiser die bereinigte Fassung des Regensburger Buches überreicht, zusammen mit einer Denkschrift der protestantischen Kollokutoren, worin diese ihre abweichende Haltung zu neun Artikeln darlegten (MO IV 348-376, Nr. 2254; vgl. Gwalthers Abschrift dieser und weiterer, nicht überreichter Artikel in Zürich StA, E II 448, 91r.-115v.). Die Gegenseite verzichtete auf eine eigene Darstellung ihrer Eucharistielehre; vgl. MO IV 383.
14 Johannes Eck erkrankte am 10. Mai an einem Fieber, angeblich nach heftigen Debatten und anschließendem Trinken, worauf er als Kolloquent ausfiel; vgl. MO IV 280. 291. 301. 583; IX 409.
15 Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast ritt am 11. Mai in Regensburg ein; s. Widmann 176.
16 Johannes Eck, Johannes Gropper und Julius Pflug.
17 Solche Gespräche fanden mehrfach statt, u. a. am 17. Mai (s. Lenz III 75-78) sowie am 1. Juni (s. Rommel II 433f; Lenz III 73; ARG IV 89).
18 Herzog Karl III. von Savoyen.
19 Adagia, 2,4, 98 (LB II 551).
20 Von einem Brief, der Gwalther offenbar nach Winterthur nachgesandt wurde, ist auch unten Nr. 1534, 58-70 die Rede.
21 Über die Angelegenheit, die vermutlich Erasmus Schmid betraf, ist weiter nichts bekannt (vgl. auch unten Nr. 1534,71-76).


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Reliqua omnia, quae hic certa sunt, Germanice descripta habes, 22 ut et nostris 23 communices. Si quid praeterea contigerit, brevi ad te scribam.

Salutant te quam humanissime d. Philippus Melanchton, d. Corvinus, Melander, Draco 24 et Pistorius, qui tuis literis, ne dubita, et humaniter et copiose respondebunt, quam primum possunt; 25 ea enim omnium est sententia, ut amore abs te vinci nolint. D. Philippus propter manum luxatam medicorum consilio intra triduum quatriduumve in thermas discessurus est. 26

Hisce diebus sex Hispani uno fune connexi a piscatoribus in Danubio reperti sunt, quorum duo oloserico toti amicti fuerunt.

Saluta nomine meo quam officiosissime d. quaestorem Werdmillerum 27 , d. Pellicanum, Theodorum 28 , Collinum, Ammianum et reliquos, imprimis vero matrem 29 et uxorem 30 tuam, honestissimas matronas, cum tota familia. Vale, colendissime pater, et me, ut facis, tibi commendatum habeas.

Ratisbonae, 3. calendas iunii 1541.

Tui observantissimus

Rod. Gvaltherus.

[Adresse auf S. 502:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, patri suo imprimis observando. Zürich.

|| 439 [Beilage:] Inn anfang deß colloquiums, so hie zu h Regenspurg verordnet ist, hatt k[aiserliche] m[aiesta]t den unsern ein buch 31 fürgelegt, welches (wie hertzog Friderich 32 sagt) iro maiestat von treffenlichen gelerten leuten auß Hispanien und anderen lendern entpfangen 33 und tuglich geacht zur zubereitung eines wegs der concordia in sachen unser religion betreffen. Derhalben hatt k. m. ann die unseren i gesonnen und begärt, solchs buch für

h Da u in Gwalthers deutscher Schrift für u und u (gelegentlich auch für ü) steht, wurde das Zeichen möglichst dem Lautwert entsprechend transkribiert.
i die unseren anstelle eines gestrichenen Wortes am Rande nachgetragen.
22 Siehe die Beilage, unten Z. 69-158.
23 D. h. dem Zürcher Rat.
24 Johannes Draconites.
25 Pistorius antwortete am 30. Mai (Nr. 1524), Melander am 13. Juni (Nr. 1532).
26 Melanchthon hatte sich die Handverletzung auf der Reise nach Regensburg zugezogen; die geplante Badekur scheint unterblieben zu sein. Vgl. MBW 2647. 2672. 2701. 2725 u. o.
27 Säckelmeister Jakob Werdmüller.
28 Theodor Bibliander.
29 Anna, geb. Wiederkehr.
30 Anna, geb. Adlischwyler.
31 Gemeint ist das Regensburger Buch (MO IV 190-238, Nr. 2207 [dazu auch Lenz III 31-72]; ARCEG VI 21-88, Nr. 2); vgl. Cornelis Augustijn, in: TRE XXVIII 432-437.
32 Pfalzgraf Friedrich II., einer der beiden Präsidenten des Religionsgesprächs.
33 Das Regensburger Buch war eine umgearbeitete Fassung des Wormser Buches (ADRG II/1 574-701, Nr. 225f; BucerDS IX/1 323-483, Nr. 7). Dieses war im Dezember 1540 auf Veranlassung von Granvelle in Geheimgesprächen zwischen Johannes Gropper und Gerard Veltwijck einerseits sowie Bucer und Capito andererseits als Verhandlungsgrundlage für den Reichstag erarbeitet worden. Als Autoren haben vor allem Gropper und Bucer zu gelten.


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die hand zunemmen, zuerwegen und irek meinung dartzu zusagen. Derhaib ist solchs buch für die hand genommen, und ist in ersten artiklen von der schöpfung deß menschens, von freyem willen, von ursach der sünde, von der erbsünd zwüschend den l parthyen kein streit gewäsen, ob wol Ecken 34 und den dry unsern das buch nitt gefallen, von wegen vil frembder und ungewonlicher beyreden 36 darein gebraucht.

Von der justification hatt das buch ein lang, weitleuffig geschwetz, 37 das nit allenthaib zusammen stimmet; darumb Eck, Philippus, Bucerus und Pistorius vomm buch gelaßen, und hatt man ettlich tag von der sach frey disputiert und ist entlich auff den gestelten artikel 38 kommen.

Darnach hatt man das buch wider läsen müßen inn volgenden artiklen von der kirchen, von der kirchen zeichen, nemlich von gottes wort; hatt man paßieren laßen, dann es sind generalia gewäsen, die nitt besonder zustreiten, dann sy inn irem wäsen selbs christlicher liebe nitt entgegen sind. Von der kirchen autoritet, daß die gemeinen 39 concilia nitt irren könnend, ist hefftig gestritten worden, und entlich nitt verglichen 40 , sind gegenschrifften von unser part ubergeben 41 und allso suspendiert 42 worden.

Was sacrament sye und von dem underscheid der sacramenten, welliche nottig, hatt man paßieren laßen. Vom ordinieren hatt auch nitt streit gehapt, doch allso, so die reformation der gemeinten kirchen 43 erfolget, wen und wie man ordinieren solt, wer darvon weiter zureden. Von der tauff ist nichts streitigs imm buch. Von der confirmation ist geantwurt, das, so man den catechismum hielt, wery solche m ceremonien dabey nitt hoch anzufechten.

Vom sacrament deß leibs und bluts Christi hatt der gegenteil der transsubstantiation 44 hart gestritten, habend ein artikel übergeben, 45 darwyder die unsern ein artikel ubergeben, 46 inn welchem ettlich stuck, ||440 nemmlich die

k ire anstelle eines gestrichenen Wortes über der Zeile nachgetragen.
l Vor den gestrichenes uns.
m Vor solche ein gestrichener Buchstabe.
34 Johannes Eck.
35 Melanchthon, Bucer und Pistorius.
36 Etwa im Sinne von: der Sache nicht dienende Ausführungen.
37 ARCEGVI30-44.
38 MO IV 198-201; ARCEG VI 52-54. —Zu den Einzelheiten s. Lexutt 236-260 sowie unten Nr. 1524, 53-64.
39 allgemeinen.
40 schließlich wurde keine Übereinstimmung erzielt.
41 MO IV 349-352, Nr. 2254, I; MBW 2685.
42 (die Diskussion) vertagt.
43 Nämlich der römischen (vgl. MO IV 422).
44 Im Sinne von: für die Transsubstantiationsiehre.
45 MO IV 261f, Nr. 2216.
46 Die Inhaltsangabe lässt vermuten, dass sich Gwalther auf das Schreiben der protestantischen Kollokutoren an Pfalzgraf Friedrich und Granvelle vom 10. Mai bezieht (s. MO IV 271-278, Nr. 2222f; MBW 2693; Abschrift Gwalthers: Zürich StA, E II 448, 98v.-100v.). Vgl. auch das (in dieser Form wohl erst auf den 2. Juni fertiggestellte) Votum gegen Art. 14 des Regensburger Buches (MO IV 352-354, Nr. 2254, II B; MBW 2694). Zu weiteren protestantischen Stellungnahmen, die Gwalther wohl nicht im Einzelnen bekannt waren, s. Neuser, Vorbereitung 210-232.


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transsubstantiation, die reservation 47 , die adoration und das umbtragen des sacraments angefochten.

Von der beicht und ertzellung der sünd ist vil herter gestritten worden, daß die ertzellung notig 48 . Item von der satisfaction. Dargegen habend die unsern ein artikel und bewärung 49 deß selbigen ubergeben, daß die ertzellung nitt notig und die satisfaction nichts sye. 50

Von der ee in gemein 51 ist nichts streitigs imm buch. Es ist aber daran gehenkt, was von eescheidung zubedenken; soll auff die reformation aufgehaben 52 .

Von der oelung ist gnugsam angetzeigt von den unsern, wo für es zuhalten. Aber man hatt darvon, so die reformation fürgieng, nitt hoch streyten wellen.

Von der kirchen regiment, von anrüffung und verdienst der heiligen, von dem opfer der meß, von privat meßen, von beiderley gestalt deß nachtmales, von der ee der priester und von disem allem ist zumm teil hefftig gestritten, zumm teil braucht auch das buch einer moderation 53 . Aber wie dem allem, so haben die unseren n drey artikel 54 dargegen gestelt und ist, nach dem die unsern in disciplina ecclesiastica vereiniget, 55 das colloquium beschloßen und auff den acht und zwentzigesten may all unser ding k. mt. ubergeben. 56 Was folgen wirt, so es für die stend kompt, weißt gott o .

Ferdinandus hatt Ofen mit 18'000 mann belegert und, wie man sagt, schier zumm sturm geschossen. 57 Aber der Türck 58 in der eil hatt zwen seiner waska 59 mitt 60'000 mannen zu errettung der statt hinaus geschikt, seind schon zu Kriegschen Weißenburg 60 ankommen. Werdent villicht bald erfaren, was gott darmitt schaffen wil.

Der bapst 61 verjagt allgemach auß Rom die Columneser, 62 dartzu der keyser durch die finger sicht 63 . Was das für ein end bekommen wirt, weißt gott.

n die unseren anstelle eines gestrichenen Wortes am Rande nachgetragen.
o Nach gott gestrichenes Fe.
47 Aufbewahrung der geweihten Hostie.
48 dass die Aufzählung der einzelnen Sünden nötig sei.
49 Beweis.
50 MO IV 354-367, Nr. 2254, II C und IIIf; MBW 2697f und 2706.
51 im Allgemeinen.
52 verschoben werden.
53 Im Sinne von: drückt sich moderat aus.
54 Die restlichen fünf(!) Gegenvoten bezogen sich auf die Artikel 19-22 des Regensburger Buches; s. MO IV 367-376, Nr. 2254, V-IX; MBW 2707-2711.
55 Vgl. unten Nr. 1524, 95-97.
56 Das Kolloquium endete am 28. Mai (vgl.
ebd., Z. 97f); die Übergabe der Schriften an den Kaiser erfolgte am 31. Mai (vgl. oben Anm. 13 sowie MO IV 383; PC II 187). Allerdings sprach Melanchthon schon am 29. Mai davon, dass man die Antwort des Kaisers erwarte (s. MO IV 347).
57 Trotz mehrerer Versuche gelang es den Truppen König Ferdinands nicht, Ofen (Buda) zu erobern; s. Bucholtz V 153-159.
58 Sultan Suleiman I.
59 Paschas (unten Nr. 1538, 95: "zwen türkisch wascha"; Vadian BW VI 33: "Duo [...]Turcici Waiwodae"; ARG IV 225: "drei türckisch Bassa"). Vgl. Bucholtz V 155.
60 Belgrad (Griechisch Weißenburg).
61 Paul III.
62 Mit dem Sieg der päpstlichen Truppen im "Salzkrieg" gegen Ascanio Colonna im


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Der hertzog von Gülich und Cieve haft sich verheurat mitt der königin von Navarren, 64 des königs aus Frankreich schwöster tochter 65 .

Man haft k. m. nun auff einen tag fünf träffenlicher supplication uber den von Braunschweig 66 überliveret. Die erst ist geschehn von allen unsern stenden inn gemein deß mordbrennens halben, 67 inn wellcher aller vergicht begriffen sind 68 so auff inn bekandt haben 69 , heid, gestorbne und läbende. Die ander ist geschehn von seinem eignen ||441 bruder, hertzog Wilhelmen 70 , so jetzunder sich allhie helt by dem churfürsten von Brandenburg 71 . Die dritt von der statt Goßlar. 72 Die vierdt von dem bischoff von Hildesheim 73 . Die fünfft von den stetten, so ire güter auff nidergeworffnen wägen 74 gehebt habend. 75 Ich sich 76 aber nach 77 wenig, das k. mt. darinn verhandle, sonder laßt inn 78 für und für by seiner k. mt. beleiben. Mai 1541 war die Macht der Colonna gebrochen; s. Pastor V 237-243.

63 Zur Redensart vgl. Röhrich II 444. — Der Kaiser bat vergeblich um milde Behandlung des ihm treu ergebenen Geschlechts; vgl. Pastor V 242.
64 Zur Hochzeit von Herzog Wilhelm und Jeanne d'Albret s. oben Nr. 1522, 7-10 mit Anm. 3.
65 Die Mutter der Braut war Margareta von Angoulême, die Schwester des französischen Königs Franz I.
66 Herzog Heinrich von Braunschweig.
67 Zur "Supplication an kaiserliche Maiestat der Mortbrenner halben" s. HBBW X, S. 204, Anm. 11 (zu ihrer Überreichung am 13. Mai vgl. ARG IV 67f; PC III 183).
68 die Geständnisse aller enthalten sind.
69 die Herzog Heinrich als Anstifter genannt haben.
70 Herzog Wilhelm von Braunschweig, gest. 1557, wurde von seinem älteren Bruder Heinrich über 12 Jahr lang gefangen gehalten, bis er im Primogeniturvertrag von 1535 gegen eine bescheidene Abfindung auf das väterliche Erbe verzichtete. Seine Bemühungen um eine Revision des aufgezwungenen Vertrags hieben erfolglos. 1541 wurde er Komtur der Johanniter-Kommende zu Mirow (Mecklenburg), wo er bis zu seinem Tod lebte. — Lit.: Dieter Matthes, Der braunschweigische Primogeniturvertrag von 1535 und die Gefangenschaft Herzog Wilhelms, in: Braunschweigisches Jahrbuch 47, 1966, S. 5-51. Die am 17. Mai 1541 überreichte Supplikation
von 13 Fürsten zu Gunsten Herzog Wilhelms ist gedruckt in: Friedrich Hortleder, Der Römischen Keyser- und Königlichen Maiesteten [...] Handlungen und Außschreiben [...] von den Ursachen des teutschen Kriegs E...], Bd. 2, Frankfurt a. M. 1617, S. 724-726; vgl. auch ARG IV 71.
71 Joachim II.
72 Entsprechende Eingaben waren am 2. und 9. April erfolgt; s. PC III 179 mit Anm. 5.
73 Valentin von Tetleben (Teutleben), geb. 1488/89 wahrscheinlich in Laucha an der Unstrut (Sachsen-Anhalt), gest. 1551, 1506 Kanoniker in Hildesheim, promovierte 1511 in Bologna zum Doktor beider Rechte. Vor allem während seiner Aufenthalte an der Kurie (ab 1519 im Dienst Albrechts von Mainz) erlangte er zahlreiche Pfründen. Ab 1522 war er Domizellar, ab 1532 Kapitular des Mainzer Domkapitels. 1537 wurde er zum Bischof von Hildesheim gewählt. Als solcher kämpfte er - unter anderem am Regensburger Reichstag - für die Restitution der in der Stiftsfehde verlorenen Gebiete; seine Klage gegen Herzog Heinrich wurde am 6. Mai eingereicht (s. ARG III 54). — Lit.: Valentin von Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530, hg. und eingeleitet von Herbert Grundmann, Gütersloh 1958. — SVRG 177, S. 9-45.
74 beschlagnahmten Wagen.
75 Vgl. ARG III 63f.
76 sehe.
77 noch.


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Amm tag der auffart 79 sind alle fürsten mitt dem keyßer zu der kirchen geritten, außgenommen der hertzog von Pommern und mein gnediger herr, der landgrave. Hatt sich auch under gemelten fürsten ein großer zweytracht deß p stands halben erherbt 80 allso daß , margrave Jörg von Brandenburg 81 wider hinaus gangen ist. 82

Auff den 23. tag may ist inn der herberg, so meines q gnedigen herren predicanten 83 inn predigend, 84 eingelegt fheür gefunden worden. 85 Gott sye lob, daß es zu größerem schaden mit kommen ist. Auff den selbigen tag haben die fürsten von Anhalt 86 ein bancquet gehalten, alle fürsten darzu geladen, under wellichen auch gesäßen ist deß pfaltzgraven Philipsen hoffmeister 87 (welcher all sein lebtag ein gotslesterer, verachter des worts und sauffer geweßt ist); hatt angehebt wider die luterischen zu r toben und wüten, und darzu nach seinem gebrauch gesoffen, zuletst heimgangen, sich wider gesetzt und so lang getrunken, daß man inn morgens frü zu dem grab getragen hatt.

Es habend auch die pfaffen von Regenspurg ann hertzog Wilhelm auß Baiern suppliciert, daß er sy beschützen und schirmen welly, wellichen er zu antwurt geben hatt, 88 er könne innen mit mer s helffen, dann es bedunke inn, die sach welle sant Veltin 89 haben etc. t

p Vor deß gestrichenes er.
q Vor meines mehrere gestrichene Buchstaben.
r Vor zu ein gestrichener Buchstabe.
s mer über der Zeile nachgetragen.
t Darunter von späterer Hand: (Gwalther).
78 Herzog Heinrich.
79 26. Mai.
80 verschärft.
81 Markgraf Georg der Fromme von Brandenburg-Ansbach.
82 Vgl. zu diesem Vorfall Widmann 177; ARG IV 80; MO IV 341f.
83 Corvinus, Draconites, Pistorius und Melander; vgl. oben Nr. 1496, Anm. 28.
84 Welches Haus gemeint ist, bleibt unklar. Der Landgraf wohnte an der Unteren Bachgasse 5; als Predigtstätte diente hier wohl die Hauskapelle (vgl. Karl Bauer, Regensburg. Aus Kunst-, Kultur- und Sittengeschichte, 4. Aufl., Regensburg 1988 [Nachdruck: Regensburg 1994], S. 176f). Nach dem Zeugnis des Chronisten Leonhart Widmann predigte Draconites im
Haus des Schultheißen (Ambros Ammann); vgl. Widmann 177.
85 Zum Fund einer Lunte s. a. ARG IV 79.
86 Wolfgang, Johann und Joachim von Anhalt; vgl. Gwalthers Verzeichnis der Teilnehmer des Reichstags, Zürich StA, E II 448, 75v.
87 Die Rede ist vom pfalz-neuburgischen Rat Bern (Beer) von Hürnheim (s. ARG IV 79). Anscheinend war er der (bisher nicht namentlich bekannte) Hofmeister des Burglengenfelder Landesteils (vgl. Michael Cramer-Fürtig, Landesherr und Landstände im Fürstentum Pfalz-Neuburg. Staatsbildung und Ständeorganisation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Diss. Regensburg 1992, München 1995. — Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte 100, S. 48, Anm. 11).
88 Ein entsprechender Schriftwechsel scheint nicht bekannt zu sein. Vgl. auch unten Nr. 1536.
89 Valentin, hier im Sinne von: Fallsucht. Zur Übertragung des Heiligennamens auf die Krankheit vgl. Röhrich V 1665f.