Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2138]

Philipp von Hessen an
die [Pfarrer und Lehrer] von Zürich
[Kassel,
16. April 1545]

Entwurf von Kanzleihand: a Marburg, Hessisches Staatsarchiv, 3 (PA) 1797, 36r.—37v. Ungedruckt

Philipp von Hessen hat den Brief [der Zürcher] vom 12. März [Nr. 2103] zusammen mit den drei Exemplaren [des "Warhafften Bekanntnuß"]empfangen. Er hört nur sehr ungern über den neu entbrannten Streit zwischen Luther und den [Zürchern]. Die Bücher der [Zürcher] sind [in der Landgrafschaft Hessen] nicht verboten. Philipp hat sogar das zugesandte Buch gelesen. Im Grunde haben die [Zürcher] und Luther gar nicht so verschiedene Positionen. Demzufolge wurde der Streit wohl von Leuten gestiftet, die eine Eintracht zwischen den beiden [Parteien] nicht gerne sehen würden. Der Streit muss beigelegt werden, damit die Feinde des Evangeliums nicht Grund zur Freude haben. Zwei der zugesandten Exemplare werden an Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz von Sachsen weitergeleitet. Philipp wollte dies [den Zürchern], denen er gewogen ist, anzeigen.

a Wohl von der Hand von Simon Bing, dem Kammersekretär der Geheimen Kanzlei Philipps von Hessen; s. Georg Mentz, Handschriften der Reformationszeit, Bonn 1902 Tabulae in usum scholarum 5, Nr. 32; sowie Bings Brief an Bullinger vom 21. November 1546 (Zürich StA, E 11363, 3.1).
1 Der Brief beantwortet (s. unten Z. 3f) denjenigen der Zürcher Pfarrer und Lehrer an Philipp von Hessen vom 12. März 1545 (oben Nr. 2103). Auf Letzterem wurde von einem hessischen Kanzlisten vermerkt, dass die Angelegenheit am 16. April 1545 erledigt wurde; s. oben Nr. 2103, Anm. 1. Zum Abfassungsort s. unten Anm. 19.


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Philips, von gots gnaden landgrave zu Hessenn, etc.

Unnsern gnedigen grus zuvor. Hoch unnd wolgelerten, auch ersamen, lieben, besondern, ewer schreiben, wuchs datirt ist des 12ten tags im mertzen, haben wir sampt den dreien darbei gewesenen buchlein 3 entpfangen, seines inhalts verlesen, unnd in warheit den span unnd zwyetracht zwuschen euch und doctor Marthin Luthern zum teil aus den ursachen, di jr in ewerm schreiben selbst vermeidet, unnd auch aus andern meren bewegnußen 4 vast 5 ungern gehort, und mocht uns kaumpt was beschwerlicher zu horen vorkommen, ||36v. dan das di ding, wilch erstmal b still gewessen, zu so viler leutt anstos unnd ergernus wider 6 herfür gescharret werdenn.

Was aber betrift ewere bucher, haben wir di in unsern landen nicht verbotten, 7 auch ewer itzigs 8 außgangenes buchlein mit vleis verlesen, unnd nach unserm iuditio und urteil, so seit jr und doctor Luther mit ewern opinionen 9 im grund nit so weith als in den wortten voneinander. Dan Luther bekennet, das Christus im sacrament oder eusserlichenn zeichen nit dermassen wi stro im sack sei 10 .

Derwegen wir schir 11 dafur 12 es achten mussen, als ob villeicht etwo sonst leut seien, di euch ||37r. aneinander verhetzenn unnd ewere vergleichung 13 nit gern vernemen. Wolten darumb nichts liebers sehenn, dan das diese so schedliche ding beigelegt unnd den vianden 14 des evangelii dadurch di thur irer freiden 15 nit weitter zu so grossem anstos unnd ergernus viler guthertzigen eroffnet wurde.

Wollen auch nit underlassen, den c hochgepornnen fursten, hern Johansfridrichen d churfürstenth 16 und hern Mauritzenn, 17 beiden f hertzogen zu

b Von erstmal bis zu so von einer anderen Hand über gestrichenem so woll beigelegt, zu so.
c den korrigiert aus dem.
d Johansfridrichen churfursten, und hern am Rande nachgetragen.
e Danach gestrichenes hertzogen zu Sachsen.
f beiden neben der Zeile nachgetragen.
2 Oben Nr.2103.
3 Das "Warhaffte Bekanntnuß" (s. oben Nr. 2061, Anm. 9), von dem die Zürcher drei Exemplare mit ihrem Brief dem Landgrafen zukommen ließen, je eines für Philipp von Hessen, Kurfürst Johann Friedrich I. und Herzog Moritz von Sachsen; s. oben Nr. 2103, 34-39. 52-59.
4 Beweggründen.
5 sehr.
6 wieder.
7 Anspielung auf die in ihrem Brief geäußerte Bitte der Zürcher; s. Nr. 2103, 40-46.
— Im Gegensatz zu Philipp lehnte Johann Friedrich I. von Sachsen die Bitte der Zürcher ab: Die Zürcher Bücher seien bereits verboten, da Zürich die Wittenberger Konkordie von 1536 nicht unterschrieben hatte; s. Johann Friedrichs Brief an Philipp von Hessen, 26. April 1545 (Pollet, Bucer I 240). Siehe auch Gregor Brück an Johann Friedrich, 24. April 1545 (CR V 741); und unten Nr. 2228, 5f.
8 jetzt.
9 Meinungen.
10 In der Tat eine Aussage Luthers; s. oben Nr. 2079, Anm. 21.
11 eigentlich.
12 stattdessen.
13 Beilegung des Streits.
14 Feinden. — Die Form "fiant" ("viand") ist althochdeutsch; s. SI I 846.
15 Freude.
16 Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen.
17 Herzog Moritz von Sachsen.


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Sachssen, etc., unnsern g frundlichen lieben vettern, brudern h , sohn und gevatter, 18 ewerer buchlein auch zwei i zu schickenn unnd ire k libten frundlich zu l bitten, di m zuverlesen. 19

Wuchs wir euch gnediger meinung uf bemelter 20 ewer schreiben hinwider nitt wollen pergenn 21 denen wir mit gnaden gewogen sein.

Datum.

||37v Antwort an di Zuricher.