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Autograph: Zürich StA, E II 342, 127 (Siegelabdruck) Ungedruckt
Bezüglich des Eids [beim Bündnisschwur] haben [die Zürcher] ihre [Bürger]gelehrt, nur bei
Gott und nicht bei den Heiligen zu schwören, denn Gott ist das höchste Gut, wie es auch im
Hebräerbrief steht. Setzte man die Heiligen dazu, würde man den reinen, rechten Glauben
verleugnen. So wollte etwa auch Polykarp nicht bei [der Göttin]Fortuna oder der Fortuna des
Kaisers schwören, wie Eusebius schreibt. — Die [Zürcher] haben deshalb eine Gesandtschaft
zu den [katholischen Innerschweizer Orten]geschickt und diesen mitgeteilt, sie wollen allein
bei Gott schwören; wollten die [katholischen Orte] die Heiligen hinzusetzen, so sei es ihnen
gestattet. Die [Zürcher] aber wollen dies nicht und sind der Meinung, dass der [Zweite Kappeler]
Landfriede ihnen dies gestatte. Nach Beratung sind nun die Fünf Orte [in Zürich] mit
ihrer Antwort eingetroffen; zur Stunde beruft man [den Großen Rat] ein, und Bullinger weiß
nicht, wie es ausgehen wird. Die [Innerschweizer Orte] sind den [protestantischen] Städten
unfreundlich gesinnt; man darf ihnen nicht vertrauen. Vielleicht wird man doch eine Lösung
finden wie zur Zeit Ahabs und Josaphats. — Dies als Antwort auf Myconius' Brief [Nr. 2129],
und zwar auf Deutsch, falls Myconius es zuverlässigen Freunden mitteilen möchte. —Bullinger
schickt die Schrift [,,De vita monachorum"] des Italieners [Lelio Capilupi].Briefe_Vol_15_273 arpa
Gnad und frid.
Des eyds halben habend wir die unsern also gelert und lerends noch also, das sy den eyd by gott atem und nitt by den heiligen gaben sollend und ouch thun. Ursach: Der eid ist ein bezügen uff das aller höchst des menschen, Hebrae. 6 [16]. Was nun das höchst des menschen ist, darby thut er den eyd. So nun gott alein unser höchsts gilt ist, sol der eyd by gott atem beschehen. Die heiligen nahen gott setzen, ist, die geschöppfft verglichen dem schöppffer: das thut kein rächt glöubiger. Demnach habend wir gebott und verbott in gottes wort uußgetruckt 1 , das wir by gott atem und nitt by den heiligen schwerrind 2 , Deut. 6 [13]. 10 [20]; Josue 23 a [7]; Psal. 16 [4]; 3 Iere. 4 [2]. 5 [7]; Sopho. 1 [5], etc. Zu letst ist der eid ouch ein anrufen und beckantnus des namen gottes, dann die form lut: "Das wil ich styff und stet halten, etc., das mir gott also halss", oder: "Also bitt ich, das mir gott also halss." Agitur ergo de eo, quem confiteamur auxilium, servatorem et spem nostram. 4 Wir bezügend uns uff den, der unser huss ist, und begäbend uns in desse straaff, der straaffen mag. Nun aber ist das ein fürnemmer artickel des gloubens, das atem gott der sye, der schirmpt und strafft; 5 die heiligen darzu setzen, ist je 6 des reinen, rächten gloubens verlougnen. Noluit Polycarpus 7 iurare Fortunam vel per Fortunam caesaris, ut est apud Eusebium lib. 5, 8 usw.
Dorumb habend die unseren 9 ire botten hinyn in die Länder 10 gesandt für 11 die rat, 12 das mm herren nitt anders schwerren wollind, dann by gott. Wollind sy 13 die heiligen darzu setzen, das lassind sy 14 beschehen; sy wollind aber den eyd anders nitt gaben noch thon; achtend, der lantfrid 15 gab es zu, etc. Daruff habend sy 16 ein verdanck genommen 17 . Und hütt, alls ich das
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schryb, lüt man in die burger 18 , und sind die V ort 19 hie, ire antworten zu gäbend; 20 mag nitt wüssen, was es werden wil. Man acht wol, sy hattend ouch gern, das man ire houptlüt 21 begnadete 22 ; mag nitt wüssen, was beschicht 23 . . Die lut sind den stetten eben unfrüntlich, und wer sich uff jr huss vil vertraust, der länet uff das rhor Aegypti 24 Filicht wirt sich die sach mitt der zyt schicken wie mitt Achab und Iosaphat 25 . Gott wolle es alles zu gutem siner kylchen schicken.
Haec habui, quae paucis ad tua 26 respondere volui, et Germanice quidem, si velis ea communicare fidis amicis; sed hic vicissim iuditio opus est.
Mitto Vergilianum centonem cuiusdam Itali 27 , etc.
Vale.
Tiguri, 20. aprilis anno 1545.
H. Bullingerus.
[Adresse auf der Rückseite:] Praestantissimo viro d. Osvaldo Myconio, domino et fratri colendo. Basel.