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Autograph: Zürich StA, E II 346, 196 und 199; [Beilage:] 197f (Siegelfragment) Ungedruckt
Frölich erwiderte nichts auf Bullingers letzten, von dem Augsburger Reiter [...] überbrachten
Brief [nicht erhalten], weil er sehr beschäftigt und auch krank war. Aber selbst wenn er jetzt
antwortet, soll Bullinger sich nicht genötigt sehen zu überlegen, was und wie er wiederum an
Frölich schreiben soll; sie beide sind ja im Glauben an Christus und im gegenseitigen Verständnis
verbunden. —Dass Bullinger die Geschenke [der Augsburger]ablehnt, stimmt Frölich
traurig, zumal er nicht weiß, wie er Bullinger sonst danken könnte. — Frölichs Gattin [Anna,
geb. Lochner] hat sich sehr über das Geschenk mit dem David-[Motiv] von Bullingers Frau
[Anna, geb. Adlischwyler] gefreut. — Aus einem Brief aus Regensburg vom [8. Februar]
erfährt man, dass das [Zweite Regensburger Religions]gespräch begonnen habe. Jedoch gleichen
die Verhandlungen geradezu den eleusinischen Mysterien, da die Beschlüsse der Teilnehmer
geheim bleiben müssen und alles versiegelt dem Regensburger Rat zu übergeben ist.Briefe_Vol_16-146 arpa
Philipp Melanchthon ist nicht nach Regensburg gekommen. Somit hat "Bucephalus"[Bucer]
den ersten Rang inne; Frölich nennt Bucer so, weil dieser ihn als "Hippograph" tituliert hat.
— [Johannes] Haller ist nicht mit der ihm gebührenden Ehre [in Augsburg] aufgenommen
worden; er hat Feinde. Auch Frölich hat wegen dieser Berufung einiges auszustehen. [Wolfgang
Musculus]und [Bucer]zeigten ihn bei Kurfürst [Johann Friedrich] von Sachsen und bei
Landgraf [Philipp von Hessen] an. Bucer versucht nun, sich in Augsburg einzuladen und
schrieb deshalb an einige [Augsburger] Ratsherren und Prediger: "Ich höre, dass es Streit
zwischen Euch gibt. Warum zieht Ihr nicht Gelehrte heran, die sich in der Nähe befinden?"
Die Augsburger aber [verstopfen sich ihre Ohren] wie einst die Gefährten des Odysseus!
—Haller, seine Gattin [Elsbeth, geb. Kambli] und [Töchterchen Agnes] werden erwartet. Der
Augsburger Rat wird Hallers Reisekosten übernehmen. —Der [Zürcher] Rat hätte dem Augsburger
Diener [...]nicht vier Kronen schenken sollen, stand dieser doch in Augsburger, nicht
in Zürcher Diensten. —Einige sind der Meinung, dass Luther mit dem beigelegten Büchlein
["Contra asinos Parisienses Lovaniensesque"?] seine Kritik gegen die Löwener [Theologen]
verbessert hat. Es ist nicht bekannt, dass er erneut etwas gegen die Zürcher herausgegeben
hätte. An der Frankfurter [Frühjahrs]messe wird man wohl darüber Bescheid erhalten. — Wie
Frölich die Gefahr, der er [kürzlich]plötzlich ausgesetzt war, deutet, weiß Haller vermutlich.
Gott ermahnt ihn damit zu einem besseren Leben. — Frölich dachte, bereits auf die Frage
geantwortet zu haben, ob Bullinger seinen Lukaskommentar nur dem [Alt]bürgermeister Hans
Welser oder auch dem [Alt]bürgermeister Jakob Herbrot widmen solle. Er ist der Meinung, es
wäre besser, wenn der Kommentar nur einem der beiden gewidmet würde. Welser stammt aus
einem alten Patriziergeschlecht, und Frölich sah mit eigenen Augen 400 Jahre alte Urkunden
von dessen Urahnen. [Herbrot]dagegen, ein Neuling, kommt aus dem Volk. Welser hat bessere
Manieren und zeigt mehr Eifer für das Evangelium; er hat auch schon mehrere Jahre Erfahrung
in der Verwaltung des Gemeinwesens. Herbrot ist ziemlich scharfsinnig und redegewandt;
er wird wohl auch die Hauptrolle [in Augsburg] spielen, wenn er seinen Dünkel
[abgelegt haben wird]. Keiner von beiden hat studiert. Doch beherrscht Welser das Französische
und Italienische und ist weit herumgekommen. — Es ging das Gerücht um, dass die
Basler an einem Pfarrer [Niklaus Petri], der ein Kapitalverbrechen und einen Mord beging,
die Todesstrafe vollzogen hätten. Bullinger soll gelegentlich berichten. —Grüße an Bullingers
Familie, [Rudolf] Gwalther, [Konrad] Pellikan, [Konrad] Gessner, [Johannes] Fries, [Johannes]
Wolf [Theodor] Bibliander und an alle [Gelehrten] in Zürich, dem Hort der Musen
wie einst Athen. Grüße von Nikolaus [Müller gen.] Maier, Michael Keller, [Sixt] Birck und
Bernardino Ochino, der bereits Scholien zum Römerbrief ["Expositio Epistolae divi Pauli ad
Romanos de Italico in Latinum translata"] veröffentlicht hat. — [P.S.:] Das Regensburger
[Religions]gespräch ist in der Schwebe, weil die Buceraner sagen, dass die Gegner nicht
hinreichend gebildet sind und demzufolge ein Sieg ruhmlos wäre. Die Opponenten haben
nämlich keinen Sprachkundigen, und Bucer tönt ihnen mit Griechisch und Hebräisch in den
Ohren. —[Herzog]Ernst von Braunschweig-Lüneburg ist verstorben. Er war nach dem Landgrafen
[Philipp von Hessen]eine wichtige Stütze der [Protestanten]. —[Beilage:]Die Freundschaft
zwischen dem Zürcher und dem Augsburger Rat hat aufgrund der guten Aufnahme
Hallers in Augsburg neuen Schwung erhalten. Die Berufung Hallers hätte nicht gelegener
kommen können! Es herrscht nämlich vielerorts ein Mangel an frommen Gelehrten. Umso
dankbarer ist der Augsburger Rat für Haller, der mit großem Aufwand in Zürich ausgebildet
worden ist. Bullinger soll dies der Zürcher Obrigkeit mitteilen. — Frölich dankt für Bullingers
auf Deutsch verfassten Bericht über die Zürcher Kirche, den er an verschiedene Stellen weitergeleitet
hat. — Alle evangelischen Stände sind bereit, sich dem [Schmalkaldischen] Bund
wieder anzuschließen. Auch gibt es einen neuen Vertrag, der u.a. rechtliche Angelegenheiten
reguliert, zumal das [Reichs]kammergericht noch immer aufgehoben ist. Endgültig entschieden
werden soll [auf dem Schmalkaldischen Bundestag], der am 1. April in Worms stattfindet.
Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz und viele Stände, die noch keine Mitglieder waren, werden
daran teilnehmen. Sogar [Sebastian Heusenstamm,] der neue Bischof von Mainz, zeigt sich
[dem Bund]geneigt. Die vielen Intrigen der Gegner werden wohl wirkungslos bleiben. Wenn
die Deutschen Mut fassten, würde Gott ihnen viel gelingen lassen. — Kaiser [Karl V.] hatBriefe_Vol_16-147 arpa
6'000 Knechte angeworben. Einige Tausend Italiener ziehen von Mailand her [über die Alpen].
Sie sollen für den König von England [Heinrich VIII.] bestimmt sein, was aber nicht
recht glaubwürdig ist. In Schwaben wird man Vorsichtsmaßnahmen für den Kriegsfall treffen.
—Angeblich wird [Karl V.] über Straßburg, Ulm und Augsburg nach Regensburg reisen; ein
Umweg, der wohl auf einen besonderen Plan zurückzuführen ist, zumal [die Katholiken]nicht
gerne durch lutherische Städte ziehen. —Frölich empfiehlt sich den [Zürcher]Bürgermeistern
[Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab]und dem Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs].
—Sebastian Schertlin ist vor wenigen Tagen von Landgraf [Philipp] von Hessen zurückgekehrt.
Er erklärte sich bereit, Hans Wilpert Zoller und dessen Pferd ein Jahr lang zu ernähren. Für
Kleidung, Rüstung und Pferd muss Zoller aber selbst aufkommen. Im Falle eines Krieges wird
Schertlin zusehen, dass Zoller einberufen wird. Bleibt es aber friedlich, muss Zoller sich
danach selbst [um sein Fortkommen] kümmern. Schertlin sollte [finanziell] nicht zu sehr
belastet werden, doch wäre Frölich bereit nachzuhelfen. Zoller, den Frölich grüßen lässt, soll
nun entscheiden, ob er das Angebot annimmt.
S. in domino per Christum, vindicem 1 nostrum. Quod ad proximas tuas 2 cum equite Augustano 3 mihi transmissas nondum responderim, Henriche colendissime, partim occupationes, partim vero corporis imbecillitas in causa fuerunt. Nunc vero, utcunque responsurus, primum dico nulla prorsus vel sollicitudine vel captatione tibi opus esse, quid et qualiter ad me (qui etiam quantumvis praemeditatus plerumque exorbito) a scribas; contra vero tu reprehensibilia scribere nescias. Est praeterea adeo efficax inter nos glutinum, fides nimirum et religio Christi, ut nonnisi sincere et candide omnia invicem interpretemur; quamquam ingenue fatear nihil me negligentie vel offensionis in tuis literis unquam deprehendisse. Verum quam foede ego interdum labar, ipse mihi testis sum, cui neque industria neque tempus est exquisite scribendi. Scribo itaque tibi, mi suavissime Henriche, tanquam proprio meo pectori in charitate et fide solida, quae in nobis auctibus suis locupletet Christus, dives ille rex regum 4 in omnes. Amen.
Munusculi nostri repulsa b5 nonnihil tristiciae mihi peperit, maxime eo nomine, quod alium tibi gratificandi modum nesciam, nisi propensum in te nostrorum animum tanti faeceris, qui certe vix propensior et maior esse queat.
Uxor mea 6 xenium 7 coniugis tuae 8 ornatissimae letissima fronte accepit testaturque Davidem 9 illum perpetuum inter se et illam amicitiae nexum futurum.
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Disquirit non semel, sed iterum atque iterum, quomodo se gratam exhibeat; oro igitur, ut uxori tue gratias agas ingentes salutemque ei ex costa 10 mea dicas copiosissimam.
Scribitur 11 ex Ratisbona die Veneris proxime elapsa 12 colloquium, vaniloquium 13 potius, esse inchoatum. 14 Quod autem dicunt et colloquuntur misen homines, adeo arduum est, ut pro Eleusinis sacris 15 habeatur; nam nihil eorum verborum aut eliminari aut divulgari licet, sed chartis mandari oportet, quae tandem Ratisbonensi senatui consignatae debent custodie tradi. O stolidos et impios loquaculos, qui, si pro gloria dei et veritate decertarent, cur lucem fugerent 16 ? Philippus Melanchton Ratisbonam non venit. 17 Bucephalus ergo habiturus est primus; bucephalus dico, quoniam Butzerus scriptis suis 19 me ridiculose taxans hippographum vocat.
Hallerus eo, quo dignus est, honore hic acceptus non est; manent autem ipsum digna offitia, nos vero messis 21 suae agriculture. Ringuntur et disperiunt adversarii ad vocationem hanc; hinc etiam Laetus, frater tuus, nonnihil tolerat et patitur. Mures 22 enim et feles 23 ad principem electorem Saxoniae 24 et ad landgravium 25 usque me detulere. 26 Ego autem fucos illos constanti animo floccipendo 27 . Incredibile est dictu, quam vehementer mihi insidiantur homines isti. Bucerus totus in hoc est, quomodo sibi vocationem ex Ratisbona in nostram civitatem paret. Scribit quibusdam senatoribus et concionatoribus 28 mentem suam tam aperte, ut nihil queat apertius, nisi diceret se libenter hanc nostram civitatem velle invisere. Ponit enim haec verba: ||196v. "Audio simultates esse inter vos. 29 Quare non consulitis et accersitis doctos, qui non longe absunt?" Nos vero Ulisseos acturi sumus sotios 30 , donec syrenae cantus cessaverit.
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Hallerum ardenti desyderio expectamus, nec dubito, quin adventum suum cum uxore 31 et familia 32 maturaturus sit. 33 Senatus porro noster sibi persuasum habet Hallerum neque literas neque aliam amplius vocationem expectare, sed sarcinis et reticulis suis curatis recta huc advolaturum. De impensis et sumptibus itineris ei hic respondebitur.
Nimium profecto est, quod senatus vester liberalissimus famulum Augustanum 34 4 coronatis donarit. Qua enim fronte potuit is tantum a vobis accipere, qui in nostro, non vestro fuit tum offitio? At ita oportuit nos liberalitate vinci et obrui.
Quod Lutherus libello suo, flabello potius dixerim, in Lovanienses denigravit 35 , videtur apud nonnullos libello adnexo 36 parumper dealbicasse 37 . Faecit in hoc aliquid, non tamen sine more suo. Nihil dum audivi, quod contra vos denuo aediderit; 38 docebunt tamen nundine Franckofurdiane 39 aliquid. Malim autem craedere ipsum labra compressurum, quam ineptias plures effutiturum esse.
Quomodo ego ipse casum et periculum meum inopinate perpessum interpretatus sim, 40 Hallerus, ni fallor, novit. Scio equidem patrem illum caelestem vitae meae aemendationem hac ratione urgere, cuius gratiam et misericordiam tu mecum exnixe 41 implorabis, ne in impietatem me labi sinat. Enimvero non est, quod quaeram, in quo peccem; imo, si fateor me esse peccatum ipsum, 42 minime erro. Deo autem misericordi oviculas suas ad caulas reducenti 43 gloria imperpetuum! Amen.
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Putabam mentem tibi c meam iampridem significatam esse, Ioanni Welsero ne soli, an lacobo Herproto consulibus coniunctim, Lucam tuum 44 dedicare consultum sit. In quo consulere nescio. Hoc autem scio, institutum tuum plus arrisurum, si alteri quam utrique opus tuum inscripseris, idque hoc unico argumento, quod fere universae hominum nature quaedam zelotipia 45 , praesertim in rebus ad gloriam et honorem spectantibus, insit. Welserus patritii ordinis et generis vetustissimi consul est, cuius abathavorum 46 consulum in hac urbe literas ante 400 annos aeditas, illesas et fide dignas, oculis meis vidi; alter vero ex plebe et novellus est. Welserus humanitate, pietate et fervore in evangelium Christi antecellit et iam pluribus annis in administratione reipublicae versatur; alter vir est satis perspicax, facundus et plausibilis, qui, si modestiam pro fastu commutaverit, 47 praecipuas partes olim hic habiturus est. Neuter callet literas. Welserus tamen Gallice et Italice lingue peritissimus earumque atque aliarum regionum perlustrator, et per hoc civilior est. Summa consules et antesignani nostri sunt, etc.
Increbuit hodie hic rumor, utinam vanus, Basilienses de quodam precipuo ecclesiae ibidem ministro 48 propter d homicidium et huic praecedens capitale crimen 49 suplicium sumpsisse. Quod tibi de hoc constiterit, olim mihi significabis.
||199r. Vale, decus meum, et salutem ex me dicito primum domui tuae pientissime, deinde Gvalthero, corculo meo, Pellicano, Gesnero, Frisio, Wolfio, 50 Bibliandro et toti denique musarum domicilio Tiguri non minus quam olim Athenis florenti. D. Nicolaus Maier, 51 Michael Cellarius, 52 Bernhardinus Ochinus, qui iam scholia in epistolam ad Rhomanos edidit, 53 et Betuleius te amicissime salutant. Vale iterum atque iterum. 12. februarii 1546.
[Ohne Unterschrift.]
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[P.S.:] Colloquium Ratisbonense suspensum est ob eam causam, ut Buzeriani dicunt, quod adversarii non satis instructi adsint (nullum habeant in linguis peritum, Buzerus autem Grecis et Hebreis literis papistarum ora obstruat) e , quod, si hostes inarmati sunt, victoria sequetur ingloriosior. Sunt lemures utrinque.
Princeps Ernestus a Brunschvig et Lunenburg 55 , vir pius et fortissimus, in domino obdormivit non sine ingenti nostrorum merore, quia post landgravium secunda hominum spes erat.
[Adresse auf f. 199v.:] Amplissimo viro domino Henricho Bullingero, Tigurinae ecclesiae anthistiti augustissimo, domino et fratri optimo. Z[uric]h f. ||197r [Beilage:]
Ich vernimme, das ain löblicher magistrat Zurch ab dem, das herr Johann Haller hie wol angesehen unnd uffgenumen worden, ain besonnder wolgefallen trage unnd dahere auch zu vertreulicher, guter freundschafft zwuschen ine unnd meinen herren fruchtbarliche erneurung beschehen. Demselben nach sollt ir wissen unnd gewieß sein, das der stat Augspurg kaum mehr het zu dieser zeit gediennt werden dann eben mit willfarung unnd zulassung bemelts herrn Hallers; unnd können meine herren, auch meniglich verstenndiger, solche bewißne gutthat wol erwegen unnd erkennen. Dann uber, das ernannter herr Haller, ain gebornner Zurcher, mit viel cossten bis dahere zu seinen nutzbarn jarn erzogen unnd underhalden worden, synnd die kirchen an manchen ortten an gotseligen 56 gelerten leuten ganntz ploß, unnd mögen dieselben mit kainem geldt bekomen werden, darumb ine 57 meine herren, hierinn hoch unnd wol gediennt ze sein, billich erkennen. Ich will auch, so lanng mir gott diesen stat 58 vergönnt, darab sein, das es inn kain vergessenhait gestellt werden solle. Das mögt ir meinen herrn von Zurch wol vermelden.
Eurn ratsamen, trewen unnd vernunfftigen bericht 59 , mir in teutscher sprach ubersenndt g , hab ich an gebuerliche ort gelanngen lassen guter zuversicht, e
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versicht, die verhoffte frucht soll daraus inn kurtz erscheinen. Sag euch deshalb hohen, freundtlichen unnd bruederlichen dannckh. Es will ye von nöten sein, das yederman, wer orn hab, höre, 60 wer augen hab, sehe, 61 wache unnd nit inn tag schlaffe 62 ; dann die sach ist unnser.
Alle evangelische stennde haben sich wider in den bundt 63 zu kumen bewilligt. Ist auch schon ain newe ainigungsnotul 64 begriffen, darein auch der zeitlich frieden unnd recht (weil das chamergericht yetzt uffgehaben ist)65 verleibt 66 Unnd ist zu enntlichem bschluß berürter bundtnus uff den ersten aprilis gen Wormbs tag angesetzt, 67 dahin pfaltzgraf Friderich, churfürst 68 unnd ettlich viel stennde, die vor nit inn dieser ainigung gewesen, 69 auch kumen unnd enntlichen schliessen 70 werden. So erzaigt sich der neue bischof zu Menntz 71 auch freundtlich unnd leidlich. Die gegenpractic 72 ||197v. sind wol groß, werden aber nit helffen. Innsonnderhait wurdt nit hindern, was sonnder personen von stetten unnd höfen ganntz aigennutzige ding hierinn suchen; das ist der feder nit zu vertrawen. Wenn wir Teutschen unnser alte hertzen unnd hand herfür suchten 73 unnd die mittel, die unns von gott yetzt inn die hennd wachssen, prauchten, so wurd gott grosse ding durch unns thun. Sein will geschehe 74 nach seiner ere.
Die kay. mt. 75 nimbt 6'000 knecht an, unnd sollen ettlich tausent Italianer von Mailannd heraus kumen unnter dem schein, solch volkh dem kunig von Engelland 76 zuzesennden. Ich kan aber derselben rechnung nit machen 77
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noch viel minder trawen. Die unnsern werden hie oben inn Schwaben mit reutteren, etc., ain klaine fursehung 78 thun, ob 79 sich der schertz 80 anfahen wöllt, das man dannocht dargegen gefasst were.
Man sagt, ist aber bei mir ganntz ungewiß, die kay. mt. werd irn wege uff Straßburg, Ulme unnd Augspurg nach Regenspurg nemen. Das must durch besonndere vorberaittung 81 , ich sag nit verretterei, zugeen; dann der wege ist weitt umb. So zeucht man aus besonnder gnad unnd gunnst nit gern inn die lutherischen stett. Solanng unns aber gott der vatter allso unnter seiner ruten unnd forcht hellt, hat er unns lieb unnd ist unns hailsam. 82
Wöllennd mein gebiettennden, gunnstigen herrn burgermaistern 83 , dem herren statschreiber 84 unnd allen mir wolwöllennden mein ganntz willig diennst ansagen.
Herr Sebastian Schertlin ist vor wenig tag von meim genedigen herren Lanndgraven zu Hessen 85 wider hiehere kumen. Den hab ich von wegen Hanns Hilpert Zollers angesprochen 86 unnd so viel bei ime erlanngt: Wiewol er on das mit viel dienern, pferden unnd rossen beladen, das er doch ernannten Zoller mit futter unnd mal 87 uff ain pferd unnd ain leib 88 der erlichen freundschafft unnd mir zu gefallen ain jare ungefärlich underhalten will. Claidung, harnisch, roß unnd anndern cossten werde er ime selbs schaffen. 89 Truge sich dann krieg zue, wolle er, herr Schertlin, ime verhoffenlich bevelch, diennst unnd besölldung auch erlanngen. Da aber fried plieb, het er sich dannocht hie unnd inn dieser art umbzesehen unnd kundschafft zu machen. Metuuntur hic sumptus et expensae; ego autem prospitiam, ne Schertlerus etiam multum gravetur. Darauff mag nun mein guter freund Zoller sein gelegenhait bedencken. Da ich der erlichen ||198r. freundschafft, ime und allen Zurchern könnt diennen, wollt ichs thun, ob es mich gleich geldt unnd muhe cosstet. Sagt ime, Hilperten, mein willig diennst.