Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2415]

Gerhard thom Camph an
Bullinger
Osnabrück,
7. April 1546

Autograph: Zürich StA, E II 345, 314 (Siegelspur) Teilübersetzung: Friedrich Ritter, Der Tod Enno Cirksenas von Emden in Paris im Jahre 1545, in: Upstalsboom-Blätter für ostfriesische Geschichte und Heimatkunde 1, 1911/12, 31—33

Gerhard Westerburg überbrachte um den 11. November [1545]Bullingers Schreiben vom 1. August [nicht erhalten], aus dem Bullingers freundliche Gesinnung gegenüber thom Camph und den von ihm empfohlenen Brüdern [Gerhard Westerburg und Jan Maczynski] gut zum Ausdruck kommt. Solange thom Camph lebt, will er der Wahrheit und den [Zürchern] treu bleiben, auch wenn er deswegen unterdrückt würde. Gerhard Westerburg, der ebenfalls ein Verteidiger der Wahrheit und der [Zürcher] ist, hat deswegen schon manches erdulden müssen. [Johannes] a Lasco hat [am 23. Juni 1545]auf [Martin] Bucers langen Brief [vom 16. April 1545] über das Abendmahl geantwortet. Dies teilte a Lasco thom Camph brieflich mit. Gott möge [Bucer]verzeihen, zumal dieser sich in jener Lehrangelegenheit (um mit Paulus zu sprechen) wie vom Wind umhertreiben ließ. Nach Luthers Tod ist Besseres zu erwarten. Da Luther der Welt unerschrocken Gottes Gnade und Christus verkündigte, wird ihm Gott wohl verziehen haben, dass er auf dem Fundament, welches Christus ist, ein Strohdach anbrachte, indem er sich dabei von der goldenen Farbe des Strohs irreführen ließ. Es ist nun zu hoffen, dass mit Hilfe der Zürcher ein aus Gold verfertigtes Dach errichtet werden kann, das allen Angriffen standhalten wird. Soviel zu Bullingers Brief. Zu thom Camphs Reise, dessen Heimat [Friesland] und der [dortigen] Kirche sei Folgendes mitgeteilt: [Samuel], der Sohn von [Konrad] Pellikan, wird über die Reise nach [Friesland] berichtet haben. Er wurde von thom Camphs Bruder [Bernhard] bis nach Frankfurt begleitet und dort [Christoph Froschauer] anvertraut. Thom Camph seinerseits musste sich eilig nach Paris begeben, da man damals erfuhr, dass [Enno Cirksena von Emden], ein sehr guter Jugendfreund, in Paris gestorben wäre. Mit [Enno] war thom Camph nach Deutschland gereist; mit ihm hatte er auch eine Zeitlang in Straßburg gelebt. Als nun thom Camph mit einem unterwegs getroffenen Begleiter [...] nach Paris gelangte, erfuhr er, dass [Enno] vor sechs Wochen gestorben war. Seinen Kummer über den Verlust des tugendhaften und gebildeten Freundes kann er kaum beschreiben. [Enno] war mit den friesischen Grafen blutsverwandt und schon zum Stadtpräfekten von [Emden]bestimmt. Er war der einzige Sohn von [Gebbeke, geb. Verdeyne]. In Paris verharrte er bis zuletzt im Glauben an Christus und wollte auch nichts mit dem an sein Bett gerufenen Priester [...] zu tun haben. Als [Ennos]Kommilitone, Josua Wyttenbach von Biel, zu dem Sterbenden zurückkam, schickte er den Priester weg. Und als man [Enno]fragte, ob er im wahren Glauben verharren wolle, nickte er unentwegt (er konnte nämlich nicht mehr sprechen). Thom Camph, der acht Tage in Paris verbrachte, freundete sich mit Wyttenbach an, der Bullinger grüßen ließ. Wyttenbach war mit [Enno] von Straßburg aus nach Paris gereist. Vielleicht wird sich Bullinger an den Verstorbenen erinnern. Er hieß Enno und trug einen Bart. Zusammen mit dem Freiburger Lektor [Joachim]Mynsinger und [Wyttenbach] hatte er Bullinger in Zürich besucht. Von [Paris] aus kehrte thom Camph vor dem 11. November [1545] gut nach Hause zurück. Zwar erkrankte er danach an einem Fieber, ist aber jetzt wieder gesund. Man hat ihn schon einige Male in den Kirchendienst berufen. Doch jedes Mal schien es ihm, als wäre er dem ihm gemachten Angebot nicht gewachsen, und als rührte dieses nicht

1 Gerhard thom Camph war damals zu Besuch bei seinem Onkel Johannes Schröder Mellinckhus; s. unten Z. 109f.


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von Gott her. Sollte er aber einen mit Gottes Wort im Einklang stehenden Ruf erhalten, würde er es nicht versäumen, der Kirche zu dienen. Die [friesische] Kirche wird von allen Seiten heimgesucht; Kaiser [Karl V.]bedroht sie nämlich. Sogar die Obrigkeit [Frieslands]fürchtet den Kaiser so sehr, dass sie es nicht wagt, der Kirche zu Hilfe zu kommen. Unterdessen gedeihen die Sekten und die "Epikureer". A Lasco musste sein Amt als Superintendent niederlegen, weil er beim Magistrat nichts bewirken konnte und die Religion nicht dem Gespött aussetzen wollte. Doch solange er nicht vertrieben wird, wird er weiterhin als treuer Pfarrer in Emden wirken. Die Bischöfe von Münster [Franz von Waldeck]und von Köln [Hermann von Wied] bestehen auf ihrem [Reformations]vorhaben. [Hermann von Wied] wurde von Papst [Paul III.]bereits exkommuniziert, und vom Kaiser wird erwartet, dass er die Reichsacht über ihn verhängt. Und auch wenn der Koadjutor [Adolf von Schaumburg]alles tut, um [von Wied] zur Resignation zu bewegen, lässt dieser sich nicht einschüchtern und sucht vielmehr die Unterstützung aller Fürsten. Thom Camphs Onkel [Johannes Schröder Mellinckhus], Dekan von Osnabrück und Ratgeber von [Franz von Waldeck], lässt Bullinger grüßen. Er besitzt dessen Kommentare zu den [paulinischen und kanonischen]Briefen, zur Apostelgeschichte und zum Johannes[evangelium]. Grüße an [Anna, geb. Adlischwyler], an die ganze Familie und an die [Kollegen]. Thom Camph empfiehlt sich dem Gebet [der Zürcher].

Gratiam ac pacem in spiritu sancto nec non et vitae totius integritatem tibi opto, mi frater in Christo charissime, a deo patre et domino nostro lesu Christo, mediatore ac pontifice unico ad dexteram patris constituto, 2 cui laus et imperium in aevum. Amen. Redditae sunt mihi tuae literae, scriptae 1. augusti, 3 circa Martini 4 a d. doctore Gerardo Westenborch 5 , quae sane mihi gratissime erant, eo quod a viro doctissimo et fratre longe charissimo missae essent mihique animum tuum pium ac humanum non solum in me, sed et fratres 6 quoque a me commendatos declararunt; pro quibus officiis quantum tibi debeam, apud meinet melius reputo ac statuo, quam unquam verbis explicare potero aut etiam re ipsa declarare. Et si aliud nihil possum, animum gratum saltem erga te tuosque geram, quoad vixero dei gratia. Atqui si vobiscum beneficiis certare non possum, amore mutuo tamen me vinci non patiar; quem sane amorem tacere apud alios non possum, licet hoc nomine multis invisus ac suspectus reddor. Non pudet me vestri et veritatis, 7 cui adhaerebo deo volente, donec spiro ac spero 8 ; ac nobiscum manebit, 9 licet

2 1Tim 2, 5; Hebr 8, 1.
3 Nicht erhalten.
4 11. November 1545.
5 Gerhard Westerburg. Er traf am 22. Juli 1545 in Zürich ein (s. HBBW XV 402, Anm. 3), wohnte etwa 14 Tage lang bei Bullinger (s. HBBW XV 405, Anm. 12. 511,39) und reiste Anfang August nach Straßburg, wo er sich noch am 8. September befand (s. Abfassungsort von HBBW XV, Nr. 2238). Mitte September (s. Nr. 2419), auf jeden Fall am 12. Oktober (s. Abfassungsort von HBBW XV, Nr. 2266), war er in Bonn und ist wohl nicht lange danach weiter nach Norddeutschland
gereist, wo er um den 11. November 1545 Bullingers Brief an Gerhard thom Camph übergab. — Thom Camph seinerseits war zusammen mit Samuel Pellikan schon am 17. Juni 1545 aus Zürich via Straßburg nach Ostfriesland abgereist; s. HBBW XV 157, Anm. 1. 362, Anm. 1.
6 Gerhard Westerburg und Jan Maczynski, die Gerhard thom Camph am 12. Juli 1545 von Straßburg aus an Bullinger empfohlen hatte; s. HBBW XV, Nr. 2196.
7 Vgl. Röm 1, 16.
8 Siehe Otto 329f, Nr. 1681.
9 2Joh 1, 2.


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plurimi iam opprimere conentur a . Hunc animum erga vos meum aequi bonique in praesentiarum 10 consulas! D. doctor Gerardus Vestenborch egregius quoque praeco vestrarum laudium et veritatis est, multaque hoc nomine, ut scis b , pertulit.

Dominus a Lasco quam ubique constanter pro veritate certet, non facile credideris. Iam prolixissimae (ut mihi scribit)11 epistolae Buzeri 12 respondet 13 de negocio coenae dominicae. Dominus condonet illi inconstantiam, de qua scribis, in verbo domini. Paulus dicit non esse fluctuandum quovis vento doctrinae per astutiam hominum. 14 Dominus prohibeat scandala a suis electis! 15 Sed iam melius veritatem post mortem Lutheri 16 habituram spero, quae in hac parte premebatur Lutheri nimia authoritate atque praeiudicio; quam infirmitatem illi a Christo (quem studiose praedicavit ac mundo iterum revelavit) condonatum esse non dubito. Hic enim omnes conclusit sub peccatum, ut omnium misereatur, 18 et secundum Pauli doctrinam, qui fundamentum Christum reservaverit, illum licet stramen superaedificaverit, salvum nihilominus fore tamquam per ignem. 19 Hic igitur, cum non solum fundamentum Christum habuerit, sed etiam repurgaverit illud ac superstruxerit quoque aurum et argentum, procul dubio iam artissima Christi consuetudine fruitur. Ac interim spero quoque stramen illud, quo egregium aedificium ac structuram tegere voluit, colore auri deceptus putans aurum esse, die domini revelandum ac comburendum et reliquo opificio a vobis cooperariis eiusdem aedificii rursum imponendum aureum tectum, quod manebit contra omnes tentationes, ut aedificium integrum persistat nec denuo corruat tecti vitio. Haec ad tuam epistolam.

Porro de mea profectione, statu patriae ecclesiarumque apud nos necnon de condicione mearum rerum haec paucis habeas. Primo me salvum atque incolumem a vobis in patriam 20 rediisse, quemadmodum iter nostrum Pellicani filius 21 tibi melius enarrare quam ego perscribere potero. Cum vero a Pellicani filio, quem cum fratre 22 Francfordiam 23 remisi, discederem, recta,

a conentur korrigiert aus conantur. —
b In der Vorlage sis.
10 in praesentiarum: für die Folgezeit.
11 Mit einem nicht erhaltenen Brief; s. Jürgens, A Lasco 364, Nr. 539.
12 Bucers langen Brief vom 16. April (Pollet, Bucer I 222—234); s. HBBW XV 215 und Anm. 28.
13 Mit einem Brief vom 23. Juni 1545 (A Lasco, Opera II 591, Nr. 27); s. HBBW XV 433 und Anm. 9. 481 und Anm. 5. 492 und Anm. 4. 511 und Anm. 35; oben Nr. 2346 und Anm. 6; Nr. 2395 und Anm. 28.
14 Eph 4, 14.
15 Lk 17, 1.
16 Luther war am 18. Februar 1546 gestorben.
17 Röm 3, 9; 7, 14.
18 Röm 11, 32.
19 Hier und im Folgenden Bezug auf 1Kor 3, 11—15.
20 Friesland.
21 Samuel, Sohn Konrad Pellikans, der am 28. September 1545 nach Zürich zurückgekehrt war; s. HBBW XV 362, Anm. 1.
22 Bernhard (Berent) thom Camph d.J.: s. Ritter, Der Tod Enno Cirksenas ... (wie oben im Briefkopf), S. 31. — Aus der vorliegenden Briefstelle ist allerdings nicht mit Ritter zu schlussfolgern, dass Bernhard bis nach Zürich gereist wäre. Vielmehr wird er in Frankfurt den jungen Samuel dem Zürcher Drucker Christoph Froschauer anvertraut haben.


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quanta poteram festinatione, idque insperato in Galliam proficiscebar Luteciam versus. Nam ex c insperato ac incerto nuntio rumor afferebatur commilitonem, 24 civem atque vicinum meum charissimum, cum quo a puero operam literis dedi, quique una mecum in Germaniam profectus erat ac Argentinae convixerat, 25 mortuum esse Parisiis. 26 Ut igitur de amici integerrimi rebus cognoscerem, eo proficiscebar, atque posteaquam optimo comitatu, 27 quem in via offendi, Parisios pervenissem, cognovi optimum amicum ante 6 septimanas vita perfunctum esse. 28 Hinc quantus mihi dolor obortus sit, scribere non possum, partim patriae, partim d vero meo nomine. Praeterquam enim, quod mei unice studiosus erat et mihi in primis charus, doleo ob singulares virtutes, quae in illo elucebant, nobis, amicis ac patriae ereptum. Hic enim praeter eruditionem haeroico plane animo praeditus erat, ita ut singulare aliquid omnes de illo praedicerent; deinde veritatis ac bonorum virorum amator ac defensor, contra iniustitiae ac omnium adulatorum osor ac hostis. Hic igitur cum comitibus nostris sanguine coniunctus 29 esset iamque praeposituram nactus esset ac in praefectum nostrae urbis electus, 30 quid hunc ecclesiae ac patriae profuturum fuisse iudicares! Denique unicus matris suae 31 filius existebat. Non igitur frustra dolebam ac doleo adhuc, cum huius recordor et peccatorum nostrorum, quibus hoc meriti sumus. Gaudeo rursum ac summam hanc foelicitatem illi gratulor, quod fide in Christum vera ac digna confessione 32 homine christiano obierit vitamque ||314v. hanc fragilem et aerumnis plenam cum vita aeterna ac aeterna foelicitate commutarit. 33 Nam in fide Christi, quem optime cognoverat, usque in finem permansit nec monachos aut sacrificulos ullos accerciri 34 magno cum periculo noluit. Immo, cum iam sacrificulum 35 moribundo adducerent, ille se
c ex über der Zeile nachgetragen.
d In der Vorlage parim.
23 Samuel Pellikan musste in Frankfurt a. M. noch vor Abschluss der im September stattfindenden Buchmesse eintreffen; s. HBBW XV 471,6f.
24 Enno Cirksena von Emden.
25 In Straßburg hatte thom Camph sich von etwa Oktober 1543 an bis um den 8. November 1544, dem Datum von Bucers Empfehlungsbrief (HBBW XIV, Nr. 2031), aufgehalten; s. HBBW XIV 444,21—25.
26 Enno Cirksena war am 18. Juli 1545 in Paris gestorben; s. HBBW XIV 445, Anm. 8; XV 497,6—8. Zu seinem Grabstein auf dem Kirchhof von Saint-Séverin im Quartier Latin s. Pierre-Thomas-Nicolas Hurtaut und Pierre Magny, Dictionnaire historique de la ville de Paris et de ses environs, Bd. 2, Paris 1779, S. 342f.
27 Unbekannt.
28 Demnach wäre Gerhard thom Camph
Ende August/Anfang September 1545 in Paris angekommen. Am 31. August befand er sich allerdings erst in Groningen, etwa 700 km von Paris entfernt. Er war von Ennos Familie beauftragt worden, Näheres über die Todesumstände zu erfahren und die Habe des Verstorbenen aus Paris zu holen; s. HBBW XV 497,8—10, und den Abfassungsort des entsprechenden Briefes.
29 Einer von Ennos Vorfahren war Enno I. Cirksena, Graf von Ostfriesland; s. HBBW XV 497, Anm. 1.
30 Vgl. HBBW XV 497,4f.
31 Gebbeke, geb. Verdeyne; s. HBBW XV 497,7f.
32 Vgl. 1Tim 6, 13.
33 Vgl. Apg 14, 22.
34 = accersiri = arcessiri.
35 Unbekannt.


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ad parietem convertit; cumque commilitones, qui mentem eius optime norant, reverterentur, ablegato sacrificulo se rursum vertit ac rogantibus illis, num in fide vera, quam usque professus erat, persistere vellet, cum loqui non posset, annuit constantissime. Cuius rei Iosua Witenbach, Helvetius a Byell, 36 mihi testis erat, qui una cum illo Argentina Lutetiam profectus erat, una quoque cohabitavit ac morienti indivisus sotius adfuit; qui te plurimum salvere iubet. Egi cum eo in eodem hospitio per octo dies et mutuo ut fratres nos amare incoepimus. Amicum autem defunctum tu quoque, nisi excidit, nosces. Adfuit vobis una cum doctore Mynsingero, 37 lectore Fryburgensi, et alio 38 adhuc, brevi e antequam 39 ad vos accederem. luvenis erat barbatus Enno nomine.

Inde igitur deo duce salvus ac incolumis in patriam revertebar ante Martini. Interim febri laboravi, sed dei benevolentia pristinae sanitati restitutus sum. Valeo atque vivo in eodem statu quo antea. Vocatus semel atque iterum ad ecclesiae ministerium sum, sed cum illi me parem esse non iudico nec vocationem illam divinam esse ex verbo domini colligam, huic nondum obtemperavi. Non tamen deero ecclesiae, cum divinitus me ex verbo domini vocari intelligam. Tu deum patrem per lesum Christum pro me exores, ut suo spiritu mihi semper adesse velit et, quae in me pro sua bonitate incoepit, ea in me propter filium suum ad gloriam nominis sui, ecclesiae aedificationem perficere dignetur. 40

Ores quoque pro ecclesia nostra, ut dominus afflictae suae ecclesiae adesse velit. Petitur undique fluctibus. Caesar 41 nobis minatur. Nostri quoque, apud quos est summa rerum administratio, ita verentur caesarem, ut ecclesiae succurrere non audeant. 42 Interim crescunt sectae ac Epicurei, qui quoque satis negotii ecclesiae dei facessunt. Dominus Ioannes a Lasco muneri superattendentis renunciavit, 43 eo quod nihil apud magistratum efficere potuit, nec ille dei officium ludibrio voluit exponere neque fucos ac malos sub suo nomine ecclesiae praeesse pati potuit. Nihilominus fidelem agit pastorem ecclesiae Embdanae. Non deseret illam, donec se ab ecclesia deseri aut

e In der Vorlage brivi.
36 Josua Wyttenbach, damals wohl noch in französischem Dienst; s. Werner Bourquin, Josua Wyttenbach — Magdalena v. Luternau. Besitzer des Rebgutes Engelberg 1563—1597, in: Bielerseebuch 1958, S. 61. Seine Rückkehr aus Frankreich erfolgte kurz vor dem 30. März 1547; s. Johann Leopold Frey an Bullinger, 30. März 1547 (Zürich StA, E II 360, 433): "Redditus est nobis Josue noster semigallus".
37 Joachim Mynsinger (Münsinger) von Frundeck.
38 Wohl Wyttenbach; vgl. oben Z. 74. — Dementsprechend wäre HBBW XIV 339f,19—23 und Anm. 14, zu ergänzen.
39 Nämlich am 18. August 1544; s. HBBW XIV 445,47—50 und Anm. 11: XV 497.5f.
40 Vgl. Phil 1. 6.
41 Karl V.
42 Vgl. HBBW XV 216,85—102.
43 Vgl. Nr. 2390,4—11.


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expelli videat 44 quod dominus avertat! Corrigit, quae potest, relicto magistratu; nam iudicat deo magis obediendum quam hominibus. 45

Nova, quae scribam, nulla sunt nisi episcopum Monasteriensem 46 etiam ac episcopum Coloniensem 47 insistere proposito. 48 Episcopus Coloniensis iam a papa 49 excommunicatus est 50 et executio 51 caesari demandata. Coadiutor 52 agit, quae potest, ut resignet, sed ille nec resignare nec discedere, nisi expellatur, vult, ac interim operam omnium principum requirit. Dominus illi adsit et seni vitam proroget. Vos horum in vestris precibus publicis ac privatis memores sitis.

Salutat te unice avunculus meus, 53 decanus apud Osnaburgenses et consiliarius episcopi Monasteriensis, qui te optime ex libris tuis novit. Habet commentaria tua in omnes epistolas, 54 in Acta apostolica 55 ac Ioannem 56 . Salutes meo nomine uxorem tuam honestissimam 57 cum tota familia, cui bene esse cupio, deinde fratres omnes, qui me noverunt. Dominus Iesus vos omnes suae ecclesiae servet incolumes diu. Me, miserrimum peccatorem, vestris piis ac ardentibus precibus commenda. Ego vestri memor sum apud dominum. Tu me indignum amore prosequi non desistas. Ego vos amabo deo volente, donec vixero. Ignosce, si quid peccatum est, festinationi.

Osnaburgae, 7. aprilis anno a Christo nato 1546.

Gerardus zum Camph, tuus ex

animo amicus ac frater.

[Adresse auf f. 315v.:] Doctrina ac pietate praestanti viro d. Hinderico Bullingero, episcopo Tigurinae ecclesiae fidelissimo, suo amico ac fratri longe observandissimo.

44 Vgl. Nr. 2390,11—16.
45 Apg 5, 29.
46 Franz von Waldeck.
47 Hermann von Wied.
48 Nämlich, ihre Diözese zu reformieren.
49 Paul III.
50 Diese Nachricht ist etwas verfrüht; vgl. die Daten in Nr. 2384, Anm. 3. Doch wurde am 8. Januar 1546 die Suspensionsbulle des Papstes gegen den Dekan des Kölner Stiftes, Graf Heinrich von Stolberg, und gegen die ihm anhängenden Domkapitulare veröffentlicht; s. Varrentrapp 263; Mattausch 90.
51 Der Vollzug der Reichsacht; s. Nr. 2381 und Anm. 11.
52 Graf Adolf von Schaumburg.
53 Johannes Schröder Mellinckhus (Sartor), Bruder von Gerhard thom Camphs Mutter Stine. Von 1536 bis 1561 wirkte er als Dekan des Stiftes zu St. Johannes in Osnabrück
und des Alexanderstiftes zu Wildeshausen (Lkr. Oldenburg). Er war der Reformation zugeneigt. Nach der Vernichtung des Schmalkaldischen Bundes 1547 gehörte er zu den Landräten, denen Bischof Franz von Waldeck notgedrungen die Regierungsgeschäfte des Bistums Osnabrück übertragen musste. Er starb am 19. Mai 1561; s. Friedrich Ritter, Henricus Ubbius' Beschreibung von Ostfriesland vom Jahr 1530, in: Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 18, 1913, 134—137.
54 Bullingers Kommentare zu den paulinischen und kanonischen Briefen; s. HBBibl I 84—86; 91—93.
55 HBBibl I 43—45.
56 HBBibl I 153.
57 Anna, geb. Adlischwyler.