Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2495]

Georg Frölich
an Bullinger
[Augsburg],
11. Juli 1546

Autograph: Zürich StA, E II 345, 341 (Siegelspur) Ungedruckt

Frölich dankt für Bullingers Brief vom 1. Juli [nicht erhalten] und für die erwiesene Unterstützung. Die [schmalkaldischen Bundesmitglieder]haben etwa 40 Fähnlein, darunter auch viele Eidgenossen. Frölich fürchtet aber, dass sowohl deren Rückberufung durch ihre Obrigkeiten als auch ihre hohen Lohnansprüche schlimme Folgen haben könnten. Der Zürcher Obrigkeit wurden alle Informationen über den Krieg mitgeteilt. Die 40 Fähnlein gehören zu Württemberg, Augsburg, Ulm und anderen [schwäbischen] Städten. Die wenige Kavallerie soll durch den in 14 Tagen in [Schwaben]vorgesehenen Anschluss an die starken Truppen des Kurfürsten [Johann Friedrich von Sachsen] und Landgrafen [Philipp von Hessen] verstärkt werden. Dann wird man gegen den Feind [Karl V.] ziehen. [Die Schmalkaldener] haben gestern unter Oberst Sebastian Schertlin und Fähnrich Hans Wilpert Zoller die zum Augsburger Bischof [Otto Truchsess von Waldburg]gehörende Stadt Füssen eingenommen, nachdem die dort liegenden Feinde in der Nacht zuvor in Richtung Regensburg geflohen waren. Mehr kann Frölich wegen seiner vielen Arbeit nicht schreiben. Grüße an die Bürgermeister [Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab], den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs] und an die Gelehrten.

Allergelibtister herr unnd bruder, eur schryben von 1. julii 1 ist mir wol zukumen. Bedannckh mich eur vielfeltigen sorg, vlyß unnd muehe inn diesem

62 treiben daß widerspil: wirken dagegen.
63 Die Pensionenempfänger; s. dazu HBBW V 48, Anm. 13.
64 wie die olygarchae gsellen sind: was für Kerle die Oligarchen sind.
65 Mehrere Mitglieder der Zürcher Familie Rüttimann könnten hier in Frage kommen. Eventuell ist hier der Sattler Hans Rüttimann, der 1542 mit dem Zürcher Bürgerrecht geehrt wurde, gemeint: s. Erhard Dürsteler, Zürcher Geschlechterbuch, Bd. 6 (Zürich ZB, Ms E 21), S. 344.; Johann Friedrich Meiß, Lexicon geographico ... urbis et agri Tigurini, Bd. V (Zürich ZB, Ms E 57), S. 434.
66 Die oben genannten Personen werden mit weiteren Zürchern in Hallers Brief vom 24. August 1546 namentlich erwähnt; s. Nr. 2548,56-60.
67 so.
68 Unbekannter Brief. Vermutlich eine Antwort auf Theodor Brands Schreiben an den Rat von Zürich, 7. Juli 1546 (Zürich StA A 227/1, Nr. 74), wo der Durchzug der unten erwähnten 800 Soldaten angekündigt wurde und die Zürcher gebeten wurden, sich rasch bei den anderen Eidgenossen zu erkundigen, ob man diese Söldner durch die Schweiz ziehen lassen soll oder nicht.
69 gegen Süden.
70 Heinrich VIII.
71 Siehe dazu auch Gast, Tagebuch 282f mit Anm. 45.
72 Hans Rych von Rapperswil; s. Nr. 2496, 1-15.
73 Botenlohn.
74 Nachricht.
1 Nicht erhalten.


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christlichen werckh 2 zum hochsten. Unns wurdt auch sollichs alles wol erschiessen 3 .

Wir 4 haben anfanngs umb volkh (auch nit unpillich 5 ) gesorgt. Unns wurdt aber, ab 6 gott will, daran nit manglen. Wir haben nahend bei 40 fenndl guts volkhs, darunnder viel, viel Aidtgnossen seyen. Unnd lauffen noch täglichs viel zu. Besorg nur, es möcht des abforderns der herschafften 7 unnd auch irer grossen söld halber 8 ain unlusst 9 doruß werden. Man wurdt sich aber gebuerlich gegen ine halten. Eurn herrn Zurch ist alle gelegenhait 10 dieses kriegs, so viel furganngen unnd vor augen, geschriben. 11 12

Von den 40 fenndl knechten sollt ir verstohn, das Wirtenberg, Augspurg unnd Ulme alle sampt a (neben anndern oberlendischen 13 stetten) a so viel haben. Des raisigen zeugs 14 ist noch wenig, aber der churfürst 15 unnd landgraf 16 werden mechtig starckh unnd, ab gott will, noch inn 14 tagen inn unnsern lannden sein, 17 hosti ipsi perfido, 18 ubiubi inventus fuerit, contra b ituri.

Unnser kriegsfolkh, daruber herr Sebastian Schertlin oberster unnd Hanns Wilperg Zoller fendrich 19 ist, hat an gesstert 20 ain stettlin des bischofs von Augspurg 21 , Fiessen 22 genannt, sampt dem schloß eingenumen. Synnd die feynnde bis inn 7'000 starkh darinn gelegen, sich aber nit geweret, sonnder inn der nacht (ehe unnd die unnser an sie kumen) C darvon inn das Bairnland geflohen, uff Regenspurg zu. 23

Ditsmals vor viel geschefften nit mehr, dann 24 die gnad unnd crafft des herrn stee unns bei. Dem sei allain lobe, ere und preiß inn ewikait. Amen. 25

a-a Am Rande nachgetragen. —
b In der Vorlage cotra. —
C Klammern ergänzt.
2 Gemeint sind die Vorkehrungen der Protestanten zum Schutz gegen die kaiserlichen Rüstungen.
3 nützen.
4 Die deutschen Protestanten bzw. der Schmalkaldische Bund.
5 unangebracht.
6
7 Frölich scheint merkwürdigerweise schon informiert gewesen zu sein, dass die Obrigkeiten der eidgenössischen Kantone (hier als "herschafften" bezeichnet) die Schweizer Söldner, die sich in deutschen Sold begeben hatten, zurückforderten; s. dazu Nr. 2492 und Anm. 25.
8 Vgl. Nr. 2489,26-30.
9 Zerwürfnis, Ärger.
10 alle gelegenhait: die ganze Lage.
11 Mit dem Brief des Augsburger Rats an
den Zürcher Rat vom 10. Juli 1546 (Zürich StA, A 202/1, Nr. 13), dem wahrscheinlich ein weiteres Blatt mit der Nachricht der Besetzung von Füssen (aaO, Nr. 14) beigefügt war.
12 Fähnlein.
13 Gemeint ist Oberschwaben.
14 raisig zeug: Kavallerie. 15 Johann Friedrich I. von Sachsen.
16 Philipp von Hessen.
17 Vgl. Nr. 2489,13.
18 Gemeint ist Karl V.
19 Siehe dazu schon Nr. 2467,23f.
20 Richtig ist aber Freitag, der 9. Juli.
21 Kardinal Otto Truchsess von Waldburg.
22 Füssen (Lkr. Ostallgäu, Bayern).
23 Vgl. dazu Nr. 2499 und Anm. 10.
24 als dass.
25 Vgl. Apk 5, 131.


Briefe_Vol_17-177arpa

Gruesst mir die herrn burgermaister 26 , statschryber 27 unnd die herrn gelerten vlyssig. 11. iulii 1546.

Georg Froelich, Letus genant, eur bruder im herrn.

[Adresse auf f. 342v. d :] Herrn Hennrichen Bullinger, vorgeern 28 im wortt des herrn, Zurch, etc., zu handen. Zurch.