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Autograph: Zürich StA, E II 357, 179 (Siegelabdruck) [Beilage:]1 E II 357a, 685f Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 463-466, Nr. 1306
Blarer verdankt Bullingers Schreiben [Nr. 2483], das er seinem Bruder [Thomas] und seinem
Cousin [Konrad Zwick]ebenfalls zu lesen gab. —Er schickt erst jetzt Frölichs Brief [Nr. 2486]
an Bullinger weiter. — Frölich wird Bullinger wohl auch mitgeteilt haben, dass der Pfalzgraf
[Friedrich] sich dem Kaiser [Karl V] als Vermittler angeboten habe, aber die Absicht hege,
den [schmalkaldischen Verbündeten] im Kriegsfall beizustehen. — Der Landgraf [Philipp von
Hessen] wird demnächst nach Süddeutschland ziehen, um anzugreifen. Sachsen und die norddeutschen
Städte besitzen viele Truppen und eine gute Kavallerie, denn viele Söldner wenden
sich vom Kaiser ab, nachdem sie dessen Absichten erfahren haben. — [Johann von] Naves
bedauerte [den Protestanten]gegenüber, dass [Nicolas de Perrenot, Herr von]Granvelle, und
die Pfaffen den Kaiser dermaßen aufgehetzt haben. Etliche Pfaffen und Kaiserliche sind mit
der Lage unzufrieden. — Viele Eidgenossen laufen ohne Einwilligung ihrer Obrigkeit nach
[Deutschland] über. Man ist der Meinung, dass dies nicht gut ausgehen könnte. Zudem verlangen
diese Söldner (unter denen sich viele Sechzehnjährige und einige unfähige Hauptleute
befinden) eine recht hohe Besoldung. Man fürchtet ferner, dass sie dann, wenn man ihrer am
dringendsten bedarf wie schon in der Vergangenheit von ihren Obrigkeiten abgerufen werden.
Doch Gott wird wohl alles zum Besten schicken. Die Zürcher sollen weiter (beten]. — Grüße
von [Thomas Blarer und Konrad Zwick]. —(P.S.:] Am Abend erhielt Blarer von [Heinrich]
Herrlibergers Sohn [...]. dessen Mutter [...] in Zürich war, Bullingers Brief [Nr. 2484] vom 2.
Juli. Dieser bedarf keiner Antwort, da die Gesandten [des Bundes] sich bald zur Tagsatzung
nach Baden begeben und dort die Verschlagenheit des Kaisers offenlegen werden. — Blarer
verdankt Bullingers Zeugnis [Nr. 2487]für [Konrad]Hofherr und hofft auch, dass dieser sich
bessern werde. Blarer ist sich noch unschlüssig, ob er Hofherr aus Zürich (wo die Teuerung
noch spürbarer als in Konstanz sein soll) abrufen soll oder nicht. —Er würde nicht weniger als
Bullinger schreiben, wenn ihm so viele Boten wie diesem zur Verfügung stünden! Dieser
Zustand könnte sich aber noch ändern. Dann wird Bullinger selbst feststellen, dass er sich
vergeblich gerühmt hat! — [Beilage:] Die Lindauer nehmen [jetzt] weder Soldaten noch
Hauptleute aus der Eidgenossenschaft auf Die 800 Söldner, die bereits angeworben wurden
und für den Sammelpunkt Kempten bestimmt sind, benehmen sich gut. — Die Nürnberger
besuchen das Treffen [der Verbündeten] in Ulm nicht und haben dem Bund ihre Hilfe verweigert.
Als man sie aufforderte, sich für die Munition zu verantworten, die sie dem Kaiser
zuschickten, gaben sie vor, sie hätten diesem nur das geliefert, was er bei ihnen anfertigen
ließ. Dies wird wohl ihrer ohnehin umstrittenen Regierung zum Verhängnis werden. — In
Regensburg soll sich ein kaiserlicher Rat [...] heimlich zu [Wilhelm von Neideck und Philipp
Erer], den Gesandten des Herzogs Ulrich [von Württemberg], begeben und diesen mitgeteilt
haben, dass der Herzog, dem er nur Gutes wolle, sich vor den [süddeutschen] Städten hütenBriefe_Vol_17-153 arpa
solle, weil diese sich heimlich mit dem Kaiser verständigt hätten und ihn im Kriegsfall im Stich
lassen würden. Die Gesandten meldeten dies sogleich ihrem Fürsten, der daraufhin unverzüglich
eine Botschaft nach Ulm abfertigte und die Städte aufforderte, ihm die ganze Wahrheit zu
sagen. Diese beteuerten dem Herzog ihre Aufrichtigkeit und ihr Vorhaben, ihn mit vollem
Einsatz zu unterstützen. —Der Kaiser unterlässt also keine List, um die Verbündeten gegeneinander
misstrauisch zu machen. Doch gelingt ihm dies nicht. Eher verspielt er dabei das Vertrauen
vieler. —[Konrad Zwick] ist der Meinung, dass es noch nicht Zeit sei, seine Kriegsmaschine
einzusetzen, zumal die Verbündeten gegenüber den Kaiserlichen stark genug seien
und seine Erfindung den Verbündeten ohnehin nicht den Sieg verschaffen könnte, wenn Gott
ihnen diesen nicht verleihen wollte. Zwick will also die Entdeckung für eine bessere Gelegenheit
(die sich vielleicht schon während des bevorstehenden Krieges darbieten könnte) auf bewahren,
falls durch ihren Einsatz Gottes Ehre besser zur Geltung käme. — Die Urner haben
den Verbündeten mitgeteilt, dass sie ihnen viele Söldner verschaffen könnten. Das Angebot
muss aber überprüft werden. Täglich kommen nämlich mit Schiffen Menschen aus Uri [nach
Meersburg] zum [Konstanzer]Bischof [Johann von Weeze]. Sollten dem Bischof vonseiten der
katholischen Orte [Uri, Schwyz und Unterwalden] so viele Soldaten zuteilwerden wie den
Verbündeten in den vergangenen Tagen, könnte er sich entschließen, Konstanz anzugreifen.
Alles gutz zuvor. Ich hab ewr a getreuw, sorgfeltig schreiben 2 meinem lieben bruder 3 und vettern 4 ze lesen geben. Sagend euch fleyssigen danck. Wellend der gepür nach handlen, was möglich, so vyl an inen ist.
Ich hab diß bygelegt schreiben von Leto 5 empfangen, euch aber nitt eh 6 schicken konnen. Achten, nichts dardurch versumpt sein, diewyl er nitt begert, euch söllichs by aignem botten zuzeschicken.
So achten ich, euch Laetum dasjhenig ouch yetz, das er mir geschriben, 7 wie die unsern 8 dis tag sich etwas undersuchen werden, wie der pfaltzgrauff 9 gesynnet, und das er sich gegen dem kaiser 10 ainen underhandler 11 hab angeworffen 12 ; sonst im fal der not welle er unß zuzüchen und bystendig sein. Gott bewar die unsern vor fauler täding 13 , und das sy kain böse richtung 14 annemen und allso dester grosser kost 15 verloren seye!
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So zeucht der landtgrauff 16 dennechsten heruff 17 , den find ze suchen 18 . Sachsen und die niderlendischen 19 stett habend ain grosß volck by ainander, sonder 20 ouch ain treffelichen raissigen zeug 21 , dann vyl von dem kaisser urlob genommen, ja von im gefallen, 22 nachdem sy, was syn furnemen ist, berichtet, und den unsern zugefallen sind.
Der Navis 23 hat sich zu Regenspurg gegen den unsern entschuldiget und anzögt, das der Granvel 24 und die pfaffen den kaiser in diß spyl gefürt habind. 25 Es sind yetz vyl päpstischer und kaiserischer ubel zufriden. Sagend, der kaiser hab die sach nitt recht angefangen. Facht 26 inen an, hinder 27 dem handel ungehür sein. Der herr gott well seinen schräcken ye mehr und mehr in sy stossen, damitt inen hertz und mut empfall 28 und in aignen anschlegen gefangen und zu schanden werdind. 29 Amen. Amen.
Der Aidgnossen 30 louffend nun zu vyl zuwider 31 ir oberkait. Sorgend vyl, es werde nitt wol usschlachen 32 uß vyl ursachen. 33 So wellend sy groß söld haben, so doch warlich vyl ellends gefysels 34 under inen ist und vyl junger knaben von 16 und 17 jaren, die ouch ain monat nun 35 6 fl. haben wellen!
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Die anderen schlechten und nackenden knecht 36 8 fl.! Darnach ander vyl mehr. Sind ouch ettlich gar liederlich 37 hoptleut under inen Besorgt man sich allerlay und sonderlich, wann man ir am basten 38 dörffte 39 , das sy dann von den iren 40 abgefordert werdind, wie etwa mehr 41 beschechen. Wann sy aber mitt irer oberkait willen zogen werind und noch zugind, were es dest besser. A[ber]b der herr gott wirts wol mitt gnaden fügen. Bin wol getrost und ungezwyfelt, wann unser glich nienen 42 sovyl wären, wir wellten danecht 43 in diser guten sach nitt durchnider ligen 44 Hellfft unß aber, wie in thaind 45 , bitten und betten, 46 das der starck gott selbs den handel füren und zu bestem end bringen well. Thaind allweg 47 wie ewer bruch 48 . Wellend wir ouch thain. Wir werden die wunderbarlichen gottes macht mitt fröden sechen. 49 Der verlych, das wir unß von gantzem hertzen zu im c i[n]k[enn]d. 50
Es grütz[en]d [u]ch die [un]seren, [insonder min lieber Bruder und vetter Conrad Zwick. Den 7. iulii 1546]. c
[Ohne Unterschrift.]d
e Uff nacht ist mir erst ewer schrieben 51 durch den jungen des Herrlibergers sun 52 uberantwurt, des mutter 53 by euch gewesen, des datum den 2. iulii.
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Darff 54 kains verantwurtends 55 , dann die gsandten der unseren 56 werden yetz uff den tag zu Baden gnugsam und mitt warhait verantwurten 57 , das vom kayser f mitt unwarhait wurt furgeben 58 .e
|| 179v.g De Curione 59 lubenter recipio testimonium tuum, 60 et spero illum lubenter emendaturum vitia illa, quibus per hanc etatem obnoxius est. Propemodum in eo sum, ut huc revocem, quando valde quaeritur de annone caritate apud vos, quae apud nos quoque gravis est, sed tolerabilior tamen non paulo, quam istic esse affirmat.
n [Ego nunquam] committerem, [ut superior esses officio literarum], si tanta se mihi quanta tibi offerret [tabelliorum]h commoditas; quae tamen fieri potest, ut propediem maior mihi quam tibi contigat. Id si erit, plane intelliges, quam sis frustra adversum me gloriatus! 61
[Adresse:] Observando suo amico ac plusquam charissimo fratri d. Heinricho Bullingero. Tiguri. 62
[Beilage:]
||E II 357a 685 So wisst, das die von Lyndaw weder hoptleut noch knecht weyter ausß den Aidgnossen annemmen. Aber diejhenigen, so schon verruckter tagen angenomen und uff Kempten beschaiden 63 sind, halten sich gantz wol. Thaind alles jhenig, darzu sy beschaiden werden. Deren sind by 800. Sonst ist man aller ding wol verfasst 64 , und zucht 65 man zu hauffen 66 Kempten zu. 67
Die von Neurenberg 68 sind ouch uff den tag gen Ulm 69 erfordert. Habend aber den ze besuchen abgeschlagen und vyl ursachen irer geschefft furgewendt. Und alls man sy gefragt, wie sy es mainen, das sy dem kaiser munition und dergleychen zuschickind, habend sy geantwurt, das sy dem kaiser gar nichts des iren, sonder allain, was er selbs für pulver und anders by inen hab machen lassen, haben sy im nitt wellen vorhalten. Si habend aber daneben ouch unseren stenden die hilff abgeschlagen mitt anzög, sy wellind
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mitt gottes hilff danecht by ir religion beharrlich blyben. 70 Staht druff 71 , diß handlung werde inen zu grossem nachtail raichen, dann ir regiment 72 steht 73 on das gar und gantz sorgklich. Ist ain lauter 74 tyrannis und muß on das bald brechen.
So wisst ouch im vertrauwen, das ain kaiserischer rath 75 zu Regenspurg sich zu hertzog Ulrichs 76 gesandten verfügt 78 und inen in gar grossem gehaim eroffnet hat: Nachdem 79 er hertzog Ulrichen alles guts gunne und sein schaden gern verhüten, well er inen nitt verhalten, das der kaiser und die stett ain haimlich practick 80 und verstand mitt ainander habind. Derhalb soll hertzog Ulrich den stetten nitt trauwen. Dann so es an ain treffen gon 81 , werde er kain bystand von inen haben, sonder müssen allso sampt ettlich anderen in der suppen 82 blyben stecken und grosses unfals gewarten 83 , mitt vyl anderen dergleychen worten. Sölichs habend die gesandten von stund an uff der post hinder sich irem fursten zugeschriben. Der hat ylends ain bottschafft gen Ulm 84 verordnet und die gesandten der stett zusamen beruffen und inen sölichs i lassen fürhalten mitt grossem ernst und beger, das sy sich ainmal 85 vernemen lassind, wes sy gesynnet seyen, damitt er wisse und nitt wäne 86 , wes er sich zu inen versechen solle 87 . ||686 Daruff die gesandten der stett geantwurt, das inn sölichs mitt unwarhait werde uffgelegt, und er söll sich gewisß und warlich nichts anders zu inen versechen, dann das sy lyb und leben, gut und blut auff das getrulichest zu im und andern iren ainungsverwandten fursten setzen wellen, mitt pitt, er welle fürohin sölichen ungegrundten, nichtigen reden kain glouben geben, dann ainmal gedenckind sy by irem vorhaben stantmütiklich ze belyben; anderst werde er kainswegs erfaren. 88
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Allso wirt kain arglistikait underlassen, wie die unseren trent 89 oder dahin bracht mochten werden, das sy ain missvertrauwen in ainander satzten. Aber gott hab lob, ders alles umkert, das dardurch dem kaiser und den seinen nichts trauwt und unser part verursacht wirt, dest ernstlicher zusamen ze setzen. Gott verlich uns, das wir unser beste hilf und stercke uff in setzind.
Min h[ertzlich] l[ieberj vetter achtet noch nitt, die rechten zeyt sein, das er sein rüstung an den tag geb, 90 diewyl man sonst dermassen und so gantz wol und starck verfasset seye, allso das ouch menschlich davon ze reden 91 die unseren nitt geringer dann der widertail sind oder vyllicht ouch stercker. Will gott nun nitt syg geben, so wurde das ander alles ouch nitt helffen. Will er dann syg geben, ouch durch gewonliche mittel der leut, so sind derselbigen ouch genug. Es wirt on zwyfel noch etwan 92 in ander weg 93 die not eraischen 94 , das diß kriegsrüstung iren brauch forderen wirt, da 95 gottes lob und pryß baß 96 gespurt mag werden. Möchte sich vyllicht ouch in diser kriegsübung noch die sach dermassen zutragen, das man, was möglich und menschlich, neben göttlichem bystand suchen müsse.
Es haben ettlich von Uri ouch iren dienst angebotten und gesagt von vyl knechten, die sy wissen, 97 aber es will uffsechens bruchen 98 . Es kummend teglich yetz von Uri leut zu unserm bischoff 99 mit gempsen 100 , etc. Waist man nitt, was die anschleg 101 sind. Soltind so vyl knecht usß den Lendern 102 etwan hinn ubernacht 103 sein, wie diß nechstvergangen necht gewesen der anderen 104 und sollten die hoptleut args im synn haben und mitt dem bischoff laichen 105 , möchte er ouch lycht 106 etw[lar]j107 haben und ain lerman
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machen 108 , das unser statt in lyden keme. Das menschenkind kan vyl, 109 und ist dem find kains wegs ze trauwen. 110