Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2489]

[Ambrosius Blarer
an Bullinger]
[Konstanz],
7. Juli 1546

Autograph: Zürich StA, E II 357, 179 (Siegelabdruck) [Beilage:]1 E II 357a, 685f Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 463-466, Nr. 1306

Blarer verdankt Bullingers Schreiben [Nr. 2483], das er seinem Bruder [Thomas] und seinem Cousin [Konrad Zwick]ebenfalls zu lesen gab. Er schickt erst jetzt Frölichs Brief [Nr. 2486] an Bullinger weiter. Frölich wird Bullinger wohl auch mitgeteilt haben, dass der Pfalzgraf [Friedrich] sich dem Kaiser [Karl V] als Vermittler angeboten habe, aber die Absicht hege, den [schmalkaldischen Verbündeten] im Kriegsfall beizustehen. Der Landgraf [Philipp von Hessen] wird demnächst nach Süddeutschland ziehen, um anzugreifen. Sachsen und die norddeutschen Städte besitzen viele Truppen und eine gute Kavallerie, denn viele Söldner wenden sich vom Kaiser ab, nachdem sie dessen Absichten erfahren haben. [Johann von] Naves bedauerte [den Protestanten]gegenüber, dass [Nicolas de Perrenot, Herr von]Granvelle, und die Pfaffen den Kaiser dermaßen aufgehetzt haben. Etliche Pfaffen und Kaiserliche sind mit der Lage unzufrieden. Viele Eidgenossen laufen ohne Einwilligung ihrer Obrigkeit nach [Deutschland] über. Man ist der Meinung, dass dies nicht gut ausgehen könnte. Zudem verlangen diese Söldner (unter denen sich viele Sechzehnjährige und einige unfähige Hauptleute befinden) eine recht hohe Besoldung. Man fürchtet ferner, dass sie dann, wenn man ihrer am dringendsten bedarf wie schon in der Vergangenheit von ihren Obrigkeiten abgerufen werden. Doch Gott wird wohl alles zum Besten schicken. Die Zürcher sollen weiter (beten]. Grüße von [Thomas Blarer und Konrad Zwick]. (P.S.:] Am Abend erhielt Blarer von [Heinrich] Herrlibergers Sohn [...]. dessen Mutter [...] in Zürich war, Bullingers Brief [Nr. 2484] vom 2. Juli. Dieser bedarf keiner Antwort, da die Gesandten [des Bundes] sich bald zur Tagsatzung nach Baden begeben und dort die Verschlagenheit des Kaisers offenlegen werden. Blarer verdankt Bullingers Zeugnis [Nr. 2487]für [Konrad]Hofherr und hofft auch, dass dieser sich bessern werde. Blarer ist sich noch unschlüssig, ob er Hofherr aus Zürich (wo die Teuerung noch spürbarer als in Konstanz sein soll) abrufen soll oder nicht. Er würde nicht weniger als Bullinger schreiben, wenn ihm so viele Boten wie diesem zur Verfügung stünden! Dieser Zustand könnte sich aber noch ändern. Dann wird Bullinger selbst feststellen, dass er sich vergeblich gerühmt hat! [Beilage:] Die Lindauer nehmen [jetzt] weder Soldaten noch Hauptleute aus der Eidgenossenschaft auf Die 800 Söldner, die bereits angeworben wurden und für den Sammelpunkt Kempten bestimmt sind, benehmen sich gut. Die Nürnberger besuchen das Treffen [der Verbündeten] in Ulm nicht und haben dem Bund ihre Hilfe verweigert. Als man sie aufforderte, sich für die Munition zu verantworten, die sie dem Kaiser zuschickten, gaben sie vor, sie hätten diesem nur das geliefert, was er bei ihnen anfertigen ließ. Dies wird wohl ihrer ohnehin umstrittenen Regierung zum Verhängnis werden. In Regensburg soll sich ein kaiserlicher Rat [...] heimlich zu [Wilhelm von Neideck und Philipp Erer], den Gesandten des Herzogs Ulrich [von Württemberg], begeben und diesen mitgeteilt haben, dass der Herzog, dem er nur Gutes wolle, sich vor den [süddeutschen] Städten hüten

1 Die Zugehörigkeit dieser Beilage zum vorliegenden Brief geht aus Nr. 2496,6 1— 63. 67-69, hervor, zumal Blarer seinem Brief vom 9. Juli (Nr. 2492), der fast aus-
schließlich aus Nachrichten bestand, kaum noch ein weiteres Blatt mit Nachrichten beigelegt haben wird.


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solle, weil diese sich heimlich mit dem Kaiser verständigt hätten und ihn im Kriegsfall im Stich lassen würden. Die Gesandten meldeten dies sogleich ihrem Fürsten, der daraufhin unverzüglich eine Botschaft nach Ulm abfertigte und die Städte aufforderte, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Diese beteuerten dem Herzog ihre Aufrichtigkeit und ihr Vorhaben, ihn mit vollem Einsatz zu unterstützen. Der Kaiser unterlässt also keine List, um die Verbündeten gegeneinander misstrauisch zu machen. Doch gelingt ihm dies nicht. Eher verspielt er dabei das Vertrauen vieler. [Konrad Zwick] ist der Meinung, dass es noch nicht Zeit sei, seine Kriegsmaschine einzusetzen, zumal die Verbündeten gegenüber den Kaiserlichen stark genug seien und seine Erfindung den Verbündeten ohnehin nicht den Sieg verschaffen könnte, wenn Gott ihnen diesen nicht verleihen wollte. Zwick will also die Entdeckung für eine bessere Gelegenheit (die sich vielleicht schon während des bevorstehenden Krieges darbieten könnte) auf bewahren, falls durch ihren Einsatz Gottes Ehre besser zur Geltung käme. Die Urner haben den Verbündeten mitgeteilt, dass sie ihnen viele Söldner verschaffen könnten. Das Angebot muss aber überprüft werden. Täglich kommen nämlich mit Schiffen Menschen aus Uri [nach Meersburg] zum [Konstanzer]Bischof [Johann von Weeze]. Sollten dem Bischof vonseiten der katholischen Orte [Uri, Schwyz und Unterwalden] so viele Soldaten zuteilwerden wie den Verbündeten in den vergangenen Tagen, könnte er sich entschließen, Konstanz anzugreifen.

Alles gutz zuvor. Ich hab ewr a getreuw, sorgfeltig schreiben 2 meinem lieben bruder 3 und vettern 4 ze lesen geben. Sagend euch fleyssigen danck. Wellend der gepür nach handlen, was möglich, so vyl an inen ist.

Ich hab diß bygelegt schreiben von Leto 5 empfangen, euch aber nitt eh 6 schicken konnen. Achten, nichts dardurch versumpt sein, diewyl er nitt begert, euch söllichs by aignem botten zuzeschicken.

So achten ich, euch Laetum dasjhenig ouch yetz, das er mir geschriben, 7 wie die unsern 8 dis tag sich etwas undersuchen werden, wie der pfaltzgrauff 9 gesynnet, und das er sich gegen dem kaiser 10 ainen underhandler 11 hab angeworffen 12 ; sonst im fal der not welle er unß zuzüchen und bystendig sein. Gott bewar die unsern vor fauler täding 13 , und das sy kain böse richtung 14 annemen und allso dester grosser kost 15 verloren seye!

a Kaum lesbar. Ergänzt anhand der im 18. Jh. entstandenen Abschrift von Johann Jakob Simler (Zürich ZB, Ms S 61, 12).
2 Bullingers Brief vom 1. Juli (Nr. 2483); vgl. nämlich unten Z. 44f. In diesem Schreiben hatte Bullinger Auskunft über die Verpflichtungen der Zürcher Pfarrer im Falle einer Einberufung gegeben. Dem Schreiben lagen ferner wichtige, heute nicht mehr erhaltene Nachrichten aus Graubünden bei; s. Nr. 2484,6-8.
3 Thomas Blarer.
4 Konrad Zwick.
5 Georg Frölichs Brief an Bullinger vom 3. Juli (Nr. 2486). 6 eher.
7 Frölichs Brief an Blarer findet sich nicht in Blarer BW.
8 Die Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes.
9 Friedrich II. von der Pfalz. — In Frölichs Brief an Bullinger blieb er unerwähnt.
10 Karl V.
11 Vermittler.
12 das er sich gegen dem kaiser ainen underhandler hab angeworfen: dass er sich dem Kaiser gegenüber als Vermittler angeboten habe; s. Fischer I 285; vgl. auch unten Nr. 2496,33. — Zur durchaus wankelmütigen Haltung des Pfalzgrafen und zu dessen Vermittlungstätigkeit zwischen Kaiser und Protestanten s. Viglius van Zwichem 32-33, Anm. 5; Hasenclever, Kurpfalz 73-79. 97-100.
13 Verhandlung, Abmachung.
14 Übereinkunft; s. SI VI 476.
15 Aufwand.


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So zeucht der landtgrauff 16 dennechsten heruff 17 , den find ze suchen 18 . Sachsen und die niderlendischen 19 stett habend ain grosß volck by ainander, sonder 20 ouch ain treffelichen raissigen zeug 21 , dann vyl von dem kaisser urlob genommen, ja von im gefallen, 22 nachdem sy, was syn furnemen ist, berichtet, und den unsern zugefallen sind.

Der Navis 23 hat sich zu Regenspurg gegen den unsern entschuldiget und anzögt, das der Granvel 24 und die pfaffen den kaiser in diß spyl gefürt habind. 25 Es sind yetz vyl päpstischer und kaiserischer ubel zufriden. Sagend, der kaiser hab die sach nitt recht angefangen. Facht 26 inen an, hinder 27 dem handel ungehür sein. Der herr gott well seinen schräcken ye mehr und mehr in sy stossen, damitt inen hertz und mut empfall 28 und in aignen anschlegen gefangen und zu schanden werdind. 29 Amen. Amen.

Der Aidgnossen 30 louffend nun zu vyl zuwider 31 ir oberkait. Sorgend vyl, es werde nitt wol usschlachen 32 uß vyl ursachen. 33 So wellend sy groß söld haben, so doch warlich vyl ellends gefysels 34 under inen ist und vyl junger knaben von 16 und 17 jaren, die ouch ain monat nun 35 6 fl. haben wellen!

16 Philipp von Hessen.
17 nach Süddeutschland. — Vgl. oben Nr. 2486,19-21.
18 den find ze suchen: dem Feind entgegenzutreten.
19 norddeutschen. —Zu den in Norddeutschland getroffenen militärischen Vorkehrungen siehe die von Konstanz an Zürich am 28. Juli mitgeteilten Angaben in Zürich St.A.. A 177, Nr. 9. 16.
20 besonders.
21 raissigen zeug: Kavallerie; s. Fischer V 279.
22 So auch im Brief des Konstanzer Rates an den Zürcher Rat, 3. Juli 1546 (Zürich StA, A 205/1, Nr. 216).
23 Johann von Naves, Herr von Messancy.
24 Nicolas de Perrenot, Herr von Granvelle.
25 So auch im Brief der Zürcher Itelhans Thumysen (Zunftmeister zur Schmiden) und Johannes Haab (Bürgermeister des Baptistalrats) an den Rat zu Zürich, Baden, 12. Juli 1546: "Naveß klagt sich fast, die Pfaffen habind den Keiser ferffürtt. Vill bäpstler weltind gernn. der handel wer nie angefangenn" (Zürich StA, A 227/1, Nr. 78).
26 Es fängt.
27 bei, gegenüber.
28 Vgl. z.B. Ex 15, 14; Num 22, 3.
29 Ps 9, 16; 57 (VuIg. 56), 7.
30 Von denen sich damals viele teils für, teils gegen den Kaiser in Deutschland anwerben ließen; s. unten Z. 61-66 und Nr. 2492.
31 im Ungehorsam gegen.
32 wol usschlachen: gut ausgehen.
33 Schon am Tag der Niederschrift des vorliegenden Schreibens wusste Haab aus Baden zu berichten, dass die Fünf Orte, die von den eidgenössischen Reisläufern gehört hatten, verlangten, dass man ohne Verzug nach Konstanz und nach Lindau schreibe, um die Anwerbung eidgenössischer Söldner zu verbieten. Die Berner und die Zürcher versuchten vergebens, die Innerschweizer davon abzuhalten. Letztere aber beschlossen, selbst zu schreiben, zudem auch nach Feldkirch (im Rheintal), und verlangten dabei, dass man auch die Ihren davon abhalte, dem Kaiser zuzulaufen, "da sy dißmalß gesinnett, wäder demm bapst, keiser noch schmalkhaldischenn ire knecht ze lassen, sunder sich keinnßteils ze beladene" (Itelhans Thumysen und Johannes Haab an den Zürcher Rat, 7. Juli 1546, Zürich StA, A 227/1, Nr. 75); LA IV/Id 632 b. Siehe ferner Nr. 2493,9-12.
34 eilends gefysels: kraftloses Gesindel.
35 Hier als tadelnde Interjektion zu verstehen; s. Fischer IV 2084.


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Die anderen schlechten und nackenden knecht 36 8 fl.! Darnach ander vyl mehr. Sind ouch ettlich gar liederlich 37 hoptleut under inen Besorgt man sich allerlay und sonderlich, wann man ir am basten 38 dörffte 39 , das sy dann von den iren 40 abgefordert werdind, wie etwa mehr 41 beschechen. Wann sy aber mitt irer oberkait willen zogen werind und noch zugind, were es dest besser. A[ber]b der herr gott wirts wol mitt gnaden fügen. Bin wol getrost und ungezwyfelt, wann unser glich nienen 42 sovyl wären, wir wellten danecht 43 in diser guten sach nitt durchnider ligen 44 Hellfft unß aber, wie in thaind 45 , bitten und betten, 46 das der starck gott selbs den handel füren und zu bestem end bringen well. Thaind allweg 47 wie ewer bruch 48 . Wellend wir ouch thain. Wir werden die wunderbarlichen gottes macht mitt fröden sechen. 49 Der verlych, das wir unß von gantzem hertzen zu im c i[n]k[enn]d. 50

Es grütz[en]d [u]ch die [un]seren, [insonder min lieber Bruder und vetter Conrad Zwick. Den 7. iulii 1546]. c

[Ohne Unterschrift.]d

e Uff nacht ist mir erst ewer schrieben 51 durch den jungen des Herrlibergers sun 52 uberantwurt, des mutter 53 by euch gewesen, des datum den 2. iulii.

b Loch im Papier. Nur der obere Teil des b und der hintere Teil des r sind erhalten.
c-c Der untere Blattrand ist beschädigt und weist zudem Textverluste auf Die Ergänzungen erfolgten teilweise aus Simlers Abschrift.
d Laut Simlers Abschrift.
e-e Am linken Rand senkrecht nachgetragen.
36 schlechten und nackenden Knecht: unbewaffnete Reisläufer.
37 unfähige, gewissenlose.
38 meisten.
39 bedurfte.
40 den eidgenössischen Obrigkeiten. 41 etwa mehr: öfters.
42 nirgends.
43 dennoch. 44 durchnider ligen: unterliegen. 45 tut.
46 Vgl. Nr. 2478, Anm. 2.
47 stets.
48 Brauch.
49 Vgl. Jes 66, 14.
50 Vgl. Dtn 30, 2. 10; I Kön 8, 48; Jer 24, 7; Jo 2, 12.
51 Bullingers Brief vom 2. Juli (Nr. 2484).
52 In Nr. 2507,lf wird er als "Knabe" bezeichnet. Er muss aber mindestens fünfzehnjährig gewesen sein, da er, wie es Nr. 2518,6-8, annehmen lässt, eine Reise von Konstanz nach Zürich ohne seine Mutter unternehmen konnte. Laut Nr. 2507,1f, war der Vater im Juli 1546 bereits gestorben. Den Angaben unten zufolge
wohnte er 1546 mit seiner Mutter in Konstanz. Der hier erwähnte Junge ist wahrscheinlich Sohn des am 17. Juni 1521 in Konstanz nachgewiesenen "Heinrich Herrliberger von Zürich, Kleriker des Konstanzer Bistums" (s. Franziska Geiges-Heindl, Karl Mommsen und Martin Salzmann, Repertorium schweizergeschichtlicher Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 1, Bd. 1, Zürich 1982, S. 372, Nr. 2809). In: Steuerbücher der Stadt Konstanz, Bd. 3: 1540-1620, bearb. v. Peter Rüster, Konstanz 1966, S. 35, Nr. 214, sub anno 1547, ließ sich ferner ein Eintrag von "Hainrich Herlibergs witwe" finden. Der Vorname des Sohnes ist unbekannt. Da sich im Konstanzer Steuerbuch des Jahres 1550 kein Familienglied der Herrliberger mehr finden lässt, ist nicht auszuschließen, dass die Familie des aus Zürich stammenden Verstorbenen sich in Zürich niederließ, nachdem die Kaiserlichen Konstanz im August 1548 eingenommen hatten.
53 Unbekannt.


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Darff 54 kains verantwurtends 55 , dann die gsandten der unseren 56 werden yetz uff den tag zu Baden gnugsam und mitt warhait verantwurten 57 , das vom kayser f mitt unwarhait wurt furgeben 58 .e

|| 179v.g De Curione 59 lubenter recipio testimonium tuum, 60 et spero illum lubenter emendaturum vitia illa, quibus per hanc etatem obnoxius est. Propemodum in eo sum, ut huc revocem, quando valde quaeritur de annone caritate apud vos, quae apud nos quoque gravis est, sed tolerabilior tamen non paulo, quam istic esse affirmat.

n [Ego nunquam] committerem, [ut superior esses officio literarum], si tanta se mihi quanta tibi offerret [tabelliorum]h commoditas; quae tamen fieri potest, ut propediem maior mihi quam tibi contigat. Id si erit, plane intelliges, quam sis frustra adversum me gloriatus! 61

[Adresse:] Observando suo amico ac plusquam charissimo fratri d. Heinricho Bullingero. Tiguri. 62

[Beilage:]

||E II 357a 685 So wisst, das die von Lyndaw weder hoptleut noch knecht weyter ausß den Aidgnossen annemmen. Aber diejhenigen, so schon verruckter tagen angenomen und uff Kempten beschaiden 63 sind, halten sich gantz wol. Thaind alles jhenig, darzu sy beschaiden werden. Deren sind by 800. Sonst ist man aller ding wol verfasst 64 , und zucht 65 man zu hauffen 66 Kempten zu. 67

Die von Neurenberg 68 sind ouch uff den tag gen Ulm 69 erfordert. Habend aber den ze besuchen abgeschlagen und vyl ursachen irer geschefft furgewendt. Und alls man sy gefragt, wie sy es mainen, das sy dem kaiser munition und dergleychen zuschickind, habend sy geantwurt, das sy dem kaiser gar nichts des iren, sonder allain, was er selbs für pulver und anders by inen hab machen lassen, haben sy im nitt wellen vorhalten. Si habend aber daneben ouch unseren stenden die hilff abgeschlagen mitt anzög, sy wellind

f In der Vorlage lediglich ein k. —
g Die zwei folgenden Abschnitte wurden neben bzw. unter der Adresse angebracht, und zwar, ehe das Blatt für die Absendung gefaltet wurde.
h-h Rand beschädigt durch Papierverlust. Die Ergänzungen erfolgten aus Simlers Abschrift.
54 Es bedarf.
55 Antwort.
56 Siehe dazu Nr. 2486,36-38 und Anm. 30.
57 darlegen.
58 vorgegeben.
59 Konrad Hofherr.
60 Nr. 2487 vom 4. Juli 1546.
61 Spaßige Reaktion Blarers auf Bullingers Stichelei und Eigenlob in Nr. 2487,15f.
62 Vorliegender Brief wurde Konrad Hofherr anvertraut; s. Nr. 2492,1. Bullinger erhielt ihn am 11. Juli; s. Nr. 2496,30-32.
63 bestimmt, beordert.
64 versehen, gerüstet; s. SI I 1061.
65 zieht; s. Fischer VI/I 1179.
66 zu hauffen: zusammen; s. Fischer III 1240f.
67 Vgl. Nr. 2492.
68 Nürnberg.
69 Zur Tagung der oberländischen Städte des Schmalkaldischen Bundes in Ulm s. Nr. 2471, Anm. 14.


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mitt gottes hilff danecht by ir religion beharrlich blyben. 70 Staht druff 71 , diß handlung werde inen zu grossem nachtail raichen, dann ir regiment 72 steht 73 on das gar und gantz sorgklich. Ist ain lauter 74 tyrannis und muß on das bald brechen.

So wisst ouch im vertrauwen, das ain kaiserischer rath 75 zu Regenspurg sich zu hertzog Ulrichs 76 gesandten verfügt 78 und inen in gar grossem gehaim eroffnet hat: Nachdem 79 er hertzog Ulrichen alles guts gunne und sein schaden gern verhüten, well er inen nitt verhalten, das der kaiser und die stett ain haimlich practick 80 und verstand mitt ainander habind. Derhalb soll hertzog Ulrich den stetten nitt trauwen. Dann so es an ain treffen gon 81 , werde er kain bystand von inen haben, sonder müssen allso sampt ettlich anderen in der suppen 82 blyben stecken und grosses unfals gewarten 83 , mitt vyl anderen dergleychen worten. Sölichs habend die gesandten von stund an uff der post hinder sich irem fursten zugeschriben. Der hat ylends ain bottschafft gen Ulm 84 verordnet und die gesandten der stett zusamen beruffen und inen sölichs i lassen fürhalten mitt grossem ernst und beger, das sy sich ainmal 85 vernemen lassind, wes sy gesynnet seyen, damitt er wisse und nitt wäne 86 , wes er sich zu inen versechen solle 87 . ||686 Daruff die gesandten der stett geantwurt, das inn sölichs mitt unwarhait werde uffgelegt, und er söll sich gewisß und warlich nichts anders zu inen versechen, dann das sy lyb und leben, gut und blut auff das getrulichest zu im und andern iren ainungsverwandten fursten setzen wellen, mitt pitt, er welle fürohin sölichen ungegrundten, nichtigen reden kain glouben geben, dann ainmal gedenckind sy by irem vorhaben stantmütiklich ze belyben; anderst werde er kainswegs erfaren. 88

i In der Vorlage solichs.
70 Zur eigenständigen Haltung Nürnbergs, das sich dem Schmalkaldischen Bund nicht angeschlossen hatte, den Schmalkaldenern keine Unterstützung zukommen ließ und dem Kaiser sogar Pulver lieferte, s. Viglius van Zwichem 13, Anm. 16; PC IV/I 86; 180, Anm. 5; 204, Anm. 1; 212, Anm. 7; und die Antwort Nürnbergs vom 23. Juni auf das am 17. Juni verfasste Schreiben des Kaisers (s. dazu oben Nr. 2466, Anm. 4) in Karl V. BW II 501f.
71 Staht druff: Es ist zu erwarten; s. Fischer V 1695.
72 Hier: Regierung; s. Fischer V 240. 73 on das: ohnehin.
74 reine.
75 Unbekannt. —Siehe aber unten Anm. 88.
76 Herzog Ulrich von Württemberg.
77 Die württembergischen Gesandten auf dem Reichstag zu Regensburg waren Wilhelm von Neideck und Philipp Erer; s. Heyd, Ulrich von Württ. III 229.
78 begeben hat. 79 da.
80 haimlich practick: geheime Intrigen.
81 so es an ain treffen gon: wenn es zu einem Gefecht kommen sollte.
82 heiklen Lage; s. Fischer V 1963. — Zum gesamten Ausdruck s. Wander IV 977, Nr. 127.
83 erwarten.
84 Siehe oben Anm. 69.
85 ein für allemal; s. Fischer II 268.
86 mutmaßen müsse; s. Fischer Viii 411.
87 wes er sich zu inen versechen solle: was er von ihnen zu erwarten habe.
88 Diese Nachricht ist unverbürgt und wohl


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Allso wirt kain arglistikait underlassen, wie die unseren trent 89 oder dahin bracht mochten werden, das sy ain missvertrauwen in ainander satzten. Aber gott hab lob, ders alles umkert, das dardurch dem kaiser und den seinen nichts trauwt und unser part verursacht wirt, dest ernstlicher zusamen ze setzen. Gott verlich uns, das wir unser beste hilf und stercke uff in setzind.

Min h[ertzlich] l[ieberj vetter achtet noch nitt, die rechten zeyt sein, das er sein rüstung an den tag geb, 90 diewyl man sonst dermassen und so gantz wol und starck verfasset seye, allso das ouch menschlich davon ze reden 91 die unseren nitt geringer dann der widertail sind oder vyllicht ouch stercker. Will gott nun nitt syg geben, so wurde das ander alles ouch nitt helffen. Will er dann syg geben, ouch durch gewonliche mittel der leut, so sind derselbigen ouch genug. Es wirt on zwyfel noch etwan 92 in ander weg 93 die not eraischen 94 , das diß kriegsrüstung iren brauch forderen wirt, da 95 gottes lob und pryß baß 96 gespurt mag werden. Möchte sich vyllicht ouch in diser kriegsübung noch die sach dermassen zutragen, das man, was möglich und menschlich, neben göttlichem bystand suchen müsse.

Es haben ettlich von Uri ouch iren dienst angebotten und gesagt von vyl knechten, die sy wissen, 97 aber es will uffsechens bruchen 98 . Es kummend teglich yetz von Uri leut zu unserm bischoff 99 mit gempsen 100 , etc. Waist man nitt, was die anschleg 101 sind. Soltind so vyl knecht usß den Lendern 102 etwan hinn ubernacht 103 sein, wie diß nechstvergangen necht gewesen der anderen 104 und sollten die hoptleut args im synn haben und mitt dem bischoff laichen 105 , möchte er ouch lycht 106 etw[lar]j107 haben und ain lerman

j Textverlust durch Papierverlust am rechten Rand. Bei Simler: etwas.
falsch. — Vielmehr sandte der Kaiser in der zweiten Hälfte Juni seinen Rat, Hans Walther von Hürnheim, zum Herzog, um zu versuchen, diesen an sich zu ziehen; s. Herd, Ulrich von Württ. III 335-338.
89 getrennt.
90 Zur Kriegsmaschine (,,Kriegskunst"), die Zwick 1544 entwickelt hatte, s. HBBW XIV 15 und Anm. 4; XV 27f und Anm. 133-141.
91 menschlich davon ze reden: menschlich gesehen.
92 irgendwann.
93 Art und Weise; s. Fischer VI/1 534f.
94 erfordern; s. Fischer II 785.
95 wenn.
96 besser.
97 Eine List; s. nämlich Nr. 2485,32-34.
98 uffsechens bruchen: Wachsamkeit erfordern.
99 Johann von Weeze, der in Meersburg residierte.
100 Hier als Schiffe zu deuten; vgl. Fischer III 347; und unten Anm. 104.
101 Pläne; s. Fischer I 252.
102 aus den drei katholischen Orten Uri, Schwyz und Unterwalden; s. SI III 1298.
103 Binn ubernacht: nachts hinüber (über den See).
104 Gemeint sind die eidgenössischen Söldner, die den schmalkaldischen Verbündeten zuliefen und damals von den Lindauern mit Schiffen über den Rhein und den Bodensee befördert wurden; s. Itelhans Thumysen und Johannes Haab an den Zürcher Rat, 7. Juli 1546 (Zürich StA, A 227/1, Nr. 75) Vgl. aber EA IV/ld 632 g.
105 komplottieren; s. Fischer IV 928.
106 leicht.
107 jemanden (damit könnte ein Truppenführer gemeint sein).


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machen 108 , das unser statt in lyden keme. Das menschenkind kan vyl, 109 und ist dem find kains wegs ze trauwen. 110